Stories That We Could Have Told …

AwzEs war am 07. Mai 2013 in der Bielefelder Universität bei einem Poetry Slam, einem Hörsaal Slam, wie er sich nannte.
Neben vielen anderen Slammern trat auch Julia Engelmann auf, die Schauspielerin, Poetry-Slammerin, die durch ihre Auftritte in der Soap „Alles was zählt“ nationale Bekannheit erreichte. Mit diesem Auftritt als Slammerin aber hat sie einen Meilenstein gesetzt, eine Art „Bibel für uns Normalbürger“ aufgestellt und gerade wir Ultraläufer, die wir gewöhnt sind, spektakulärere Dinge zu tun als viele andere Menschen unseres Alters, fühlen uns bei diesem Beitrag gut aufgehoben.

Wahrscheinlich hast Du das YouTube-Video, in dem ihr Slam-Beitrag dokumentiert wurde, schon gesehen, der Link wurde ja im Internet rasend schnell und tausendfach geteilt.

In ihrem Slam-Beitrag ruft Julia Engelmann zu einem bewussten Nutzen der Zeit auf, die wir auf diesem Planeten haben. Ihr Text bezieht sich dabei auf das Lied „One Day / Reckoning Song“ des israelischen Folk-Rock-Musikers Asaf Avidan.

Julia Engelmann beginnt mit:
„Eines Tages, Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können. …“
(Original: „Oh baby, we’ll be old and think of all the stories that we could have told. …“) und sie fährt später fort mit: „Einmal bin ich fast einen Marathon gelaufen,und hätte fast die Buddenbrooks gelesen und einmal wär ich beinahe bis die Wolken wieder lila waren noch wach gewesen, und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und gesehn, wir sind die Gleichen, und dann hätten wir uns fast gesagt, wie viel wir uns bedeuten.“
Zuletzt will ich sie noch aus ihrem Beitrag hiermit zitieren:
„Lass uns doch Geschichten schreiben, die wir später gern erzählen, lass uns nachts lange wach bleiben, aufs höchste Hausdach der Stadt steigen, lachend und vom Takt frei die allertollsten Lieder singen, lass uns Feste wie Konfetti schmeißen, sehn, wie sie zu Boden reisen und die gefallenen Feste feiern, bis die Wolken wieder lila sind und lass mal an uns selber glauben, ist mir egal, ob das verrückt ist, und wer genau guckt sieht, dass Mut auch bloß ein Anagramm von Glück ist.“

Den ganzen Beitrag siehst Du hier, er ist es wert, öfters angesehen zu werden, finde ich:

Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war ich tief bewegt. Und ich begann, nachzudenken.
Ich will am Ende meines Lebens glauben, ein guter Vater gewesen zu sein.
Und ein guter Vater ist für mich nicht zwangsläufig der, der immer zu Hause ist, sondern auch der, der seinen Kindern Vorbild sein will und sein kann und der etwas zu erzählen hat von seinem Leben.
Wir können keine Helden werden, aber wir können unser Leben so gestalten, dass wir etwas zu erzählen haben. Wir haben es in unserer eigenen Hand, Gestalter unseres eigenen Lebens zu sein. Wenn nicht wir selbst, wer dann?

Wir können einen Marathon laufen, wir dürfen die Buddenbrooks lesen und wir wollen wenigstens einmal so lange wach bleiben, bis die Wolken wieder lila werden, am liebsten beim Durchlaufen einer oder sogar mehrerer Nächte, wir dürfen und sollen uns demaskieren und zeigen, wer wir wirklich sind und dann erkennen, dass wir alle irgendwie gleich sind. Und nicht zuletzt sollten wir uns gegenseitig sagen, dass wir uns viel bedeuten, bevor es zu spät ist und das nicht mehr gesagt werden kann. Kennen wir das nicht alle, dass wir einem verstorbenen Verwandten, einer Oma beispielsweise, noch gerne etwas gesagt hätten, warum haben wir es nicht rechtzeitig getan?

Gute Väter haben mehr Gehirnzellen im Kopf als Zylinder im Auto, davon bin ich überzeugt. Und gute Väter versuchen, ihren Kindern mitzugeben, dass sie selbst auch, so sie einmal eigene Kinder haben werden, diesen wiederum gute Väter und Mütter sind und diesen Kindern auch Geschichten erzählen können, die sie erlebt haben. Und eben nicht die Geschichten, die sie fast erlebt hätten.

Ich will ab August meinen Kindern und der Welt um mich herum eine weitere Geschichte erzählen können. Eine Geschichte, die aus meiner heutigen Sicht total verrückt ist.
Ich war zwei Mal auf dem Kilimanjaro/Tansania, ich war in Equador auf dem Cotopaxi und dem Chimborazo, immerhin auf 6.320 Metern über N.N., ich war auf dem Rinjani/Lombok, Indonesien und auf dem Auyan Tepui, wo der Angel Fall ist, der mit rund 1.000 Metern höchste Wasserfall der Welt, mitten im Venezuelanischen Regenwald.
Und jetzt will ich auf den Lenin Peak, auf 7.000 Meter über N.N.
Скайраннинг 2014Dabei will ich das erste Mal nicht auf den Berg wandern, hiken, bergsteigen, sondern ich will da hoch rennen, so weit das möglich ist. Es ist ein Rennen der russischen SkyRace-Serie, es findet am 29. Juli statt, startet auf 4.400 Metern über N.N. und endet kurz unter dem Gipfel auf einem Plateau auf exakt 7.000 Metern, endlich eine „7“ vorne … !
Dass ich dafür auf den wunderschönen Lauf im Pitztal verzichten muss, nehme ich dabei gerne in Kauf. Dass ich dafür lange Zeit weg sein werde, um mich vernünftig zu akklimatisieren, auch das nehme ich gerne an.

Julia Engelmann sagt in dem Slam-Beitrag:
„Lass uns jetzt schon Gutes säen, damit wir später Gutes ernten, … also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen.“
Wie wahr, finde ich. Sie spricht mir da aus dem Herzen, wie ich es selten erlebt habe.

Der Lenin Peak ist ist der höchste Berg der Transalai-Kette im nördlichen Teil des Pamir (Zentralasien). Mit 7.134 Metern über N.N. ist er hinter dem Pik Ismoil Somoni (früher: „Pik Stalin“ oder „Pik Kommunismus“, 7.495 Meter) der zweithöchste Gipfel des Pamir.
Lenin_peak_from_Sary-mogollogoUnd auf diesen Berg führt ein Schnelllaufrennen, das von AK-SAI Travel, Sovetskayastr. 65, 720005 Bischkek, Kirgisische Republik, http://www.ak-sai.com/ds/actions/52, durchgeführt wird.
AK-SAI Travel präsentiert sich vom 05.-09. März auf dem Stand 304 in der Halle 7.2A auf der ITB in Berlin. Wenn Du also Lust hast, da mehr Informationen zu erhalten, dann bist Du dort sicher sehr willkommen.sky-runner-series
Auf der Webseite http://www.ak-sai.com/en/mountaineering/run-up kannst Du die Details des Rennens nachlesen. Ich bin dort mit dem „2 – Program Osh – Osh full package“ dabei, ich fliege also nach Osh und nicht nach Bishkek, um die Reise ein wenig zu verkürzen.
Dort siehst Du auch die Voraussetzungen, die Leistungen und nahezu alles, was wichtig ist, zu wissen. Den Startzeitpunkt am 29. Juli allerdings habe ich noch nicht finden können, wohl aber die Schlusszeit. Um 15 Uhr am darauf folgenden Tag müssen die Teilnehmer wieder im Camp sein.

Ein guter Vater sein, das ist wirklich eine schwere Aufgabe. Geschichten zu erleben, die es wert sind, erzählt zu werden, ist auch nicht allzu leicht. Aber auch in diesem Punkt hat Julia Engelmann recht:
„… unsere Zeit, die geht vorbei, das wird sowieso passieren und bis dahin sind wir frei und es gibt nichts zu verlieren.“

Wem habe ich wegen dieser Reise zu danken? Natürlich in erster Linie meiner Frau Gabi, die für mich in Deutschland die Stellung hält, meinen Kindern, die wieder einmal eine längere Zeit auf mich verzichten müssen, aber auch Thomas Schmidtkonz, ohne dessen Unterstützung diese Reise nicht möglich gewesen wäre.
Alles über dieses Rennen findest Du dann im August auf auf Laufspass.com, natürlich.
Also los, schreiben wir diese Geschichte.

Edit: Nachlesen kannst Du diese Geschichte, Neuigkeiten darüber und das Tagebuch während des Aufstiegs und des eigentlichen Rennens hier:
https://marathonundlaenger.wordpress.com/lenin-peak-2014/
bg

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