
Glücklich gefinished …
14 Tage lang habe ich jetzt mein “raw vegan experiment” erlebt.
14 Tage, in denen ich viele neue Menschen kennenlernen durfte, viele neue Denkweisen erlebte, viele Tipps und Rezepte gemailt bekam und auch allgemein sehr viel gelernt habe.
Ob es die Wirkung der Folsäure aus Obst auf die Leber ist oder auch, wie gesund in so einer Ernährungssituation eine frische Avocado ist, dass man eine Kiwi besser mit Schale und braune Champignons besser roh isst, alles brachte mich ein Stück weiter.
Und wer geglaubt hat, ich falle sofort nach dem Ende des Experiments über das nächstgelegene Brötchen her, das es nicht schnell genug ins Körbchen geschafft hat, der irrt gewaltig.
Einzig eine Honigwaffel gönnte ich mir auf dem ersten Weg ins Büro am Morgen nach dem Experiment.
Das richtige Frühstück aber wird es wieder roh vegan geben, auch nach den fest definierten 14 Tagen.Ich schaue zurück und sage “Good Bye” zu einer Ernährungsart, die mich hin- und hergerissen hat.
Da gibt es Dinge, die ich wirklich vermisst habe: einen duftenden Jasmin-Tee beispielsweise, ungesüßt, natürlich, aber so wohlig von innen wärmend. In der Pfanne gebratene Pilze, die, mit etwas Limetten-Salz gewürzt, Dir schon aus der Küche entgegen duften. Ich habe aber auch mal einen gekühlten Energy-Drink vermisst, obwohl ich weiß, dass der Zucker darin vieles kaputt macht, was man sich auf einer anderen Seite mühsam an- oder abtrainiert hat.
Da gibt es aber auch Dinge, die einfach fantastisch waren: es hat sich ein Körpergefühl eingestellt, das ich so lange vermisst habe.
Du fühlst Dich leicht und frei, das Leben scheint sich aus der Körpermitte auf den ganzen Körper zu verteilen. Du fühlst Dich verantwortungsbewusst und gut, weil Du nur Nahrung zu Dir nimmst, die unverdächtig ist, dem menschlichen Körper zu schaden, Nahrung, die auch unsere Vorfahren so hätten zu sich nehmen können.
Laktoseintoleranz, Allergien gegen Weizen und Roggen, Aufnahme von Antibiotika und anderen Giftstoffen durch den Konsum von Eiern und anderen tierischen Produkten, viele der bekannten problematischen Körperreaktionen entfallen, Körperreaktionen, die im besten Falle “nur” Energie kosten, aber diesen Preis will ich nicht mehr bezahlen. Auch deshalb fühlst Du Dich frisch und vital, energiegeladen und frei. Und Du beteiligst Dich nicht mehr an der Ausbeutung der Tiere, trägst nichts bei zum Tierleid auf dieser Welt.
Ich schaue nach vorn und sage “Hello” zu einem Lebensentwurf, der mich schon immer fasziniert hat.
Der Lebensentwurf, der uns tagtäglich vom Mainstream der Gesellschaft vorgebetet wird, über die Medien transportiert und in jedem Supermarkt zu erleben, der kann es für mich jedenfalls nicht sein. Und als wäre diese Einsicht nicht schon genug, liefen gestern Abend auf ARTE, zweifellos kein Sender für die Vielen, gleich zwei Sendungen hintereinander, die beide diesen faszinierenden Lebensentwurf unterstreichen.
“Weniger ist mehr” und “Kein Müll” waren zwei Sendungen, die mal wieder klar machten, dass es einfach nicht genug sein kann, auf der ewigen Jagd nach Geld und Besitz zu sein und auch nicht, dass unser Verbrauch so riesig sein muss, dass unzählige Müllhalden noch Generationen später Zeugnis ablegen von unserem aktuellen Wahnsinn auf diesem Planeten, diesem Planeten, der aber dann der Rohstoffe, die mal in Hülle und Fülle vorhanden waren, beraubt sein wird.
Verantwortung und Nachhaltigkeit sind da Stichworte, die mir einfallen. Und da passt der unkonventionelle Lebensentwurf des Vegetariers, der ich ja schon viele Jahre lang bin, des Veganers und des Rohkost-Veganers hervorragend dazu. Da bin ich sicher gefordert, eine für mich passende Antwort zu finden.
Was hat sich körperlich bei mir getan?
Die erste Frage ist immer die nach der Fitness. Ich fühle mich da gut aufgestellt, schon deshalb, weil ich keine unnötigen Pfunde mit mir herumschleppen muss, na ja, zumindest nicht mehr so viele davon. Nun hatte ich ja spätestens nach dem Nepal-Darmvirus sowieso stark abgenommen, was mir aber vor allem sehr gut gefällt, ist, dass ich dort merklich Fett abbauen konnte, wo es am Schönsten ist: am “Schwimmring” über den Hüften, ganz sicher meiner Problemzone Nummer 1. Der totale Entzug von zusätzlichem Zucker und industriellen Fetten hat den Körper schon nach so kurzer Zeit dazu gezwungen, sich an meine Fettreserven heran zu machen. Und es hat funktioniert, prima.
Ob und wie ich im Moment läuferische Herausforderungen meistern kann, weiß ich nicht. Ich bin wenig gelaufen in den letzten Wochen, es war ein Regenerationsmonat. Mein Gefühl aber sagt mir, dass sich da gar nicht so viel verändert haben dürfte. Überprüfen werde ich das heute Abend beim Lauf in Sinzig. Mal sehen, wie es klappt, wieder einen Marathon zu traben.
Interessant ist für mich auch gewesen, zu beobachten, wie sich das Gewicht verändert hat. Obwohl die reine Zahl, die man auf die Waage bringt, nur wenig aussagt, weil ich die Trennung zwischen Fettanteil, Wasseranteil und Muskelanteil nicht vornehmen kann. Aber ich habe etwas Gewicht verloren, nicht allzu viel. Und ich glaube, dass ich dieses Gewicht vor allem aus den Problemzonen geschnitten habe. Ein nennenswerter Muskelabbau hat hoffentlich nicht stattgefunden – und falls doch, dann kann ich diesen Mangel im Oktober, dem Monat, in dem wieder intensiver gelaufen werden wird, leicht und schnell wieder ausgleichen.
Der Stuhl und der Stuhlgang, sicher kein wirklich appetitliches Thema, ist auch ein paar Zeilen wert.
Am Anfang und jetzt auch wieder am Ende der Experimentierzeit war der Stuhl weich und die gute Regel, dass man, idealerweise täglich um die gleiche Uhrzeit, ein Mal pro Tag seinen Stuhlgang haben sollte, konnte nicht eingehalten werden. Manchmal waren es drei Mal am Tag, die ich auf das “stille Örtchen” musste. Dabei waren die Konsistenz und Farbe ungewohnt, deutlich anders als bei der bisherigen Kost.
Interessant fand ich, dass die Menge, die ausgeschieden wurde, deutlich geringer war als früher, obwohl ich ja signifikant mehr gegessen habe als normal. Der verwertbare Anteil bei der Rohkost ist also offensichtlich erheblich höher als bei normaler vegetarischer Kost und mutmaßlich noch viel höher als bei der “Mainstream-Ernährung”. Vielleicht erklärt das den Umstand, dass man so mit erheblich weniger Kalorien auskommt als es die konventionellen Tabellen vorgeben.
Ich konnte sowieso nie wirklich die Frage beantworten, warum jemand, der dick ist und offensichtlich über Fettreserven verfügt, die ihn monatelang am Leben erhalten sollten, Hunger hat. Wozu legt der Körper denn Fettreserven an, wenn nicht für den Notfall? Aber wenn dieser dann eintritt, warum muss der Mensch dann dennoch etwas essen, weil die Fettreserven da nicht ausreichen? Dabei ist die Antwort so einfach: es sind die Nährstoffe, die im Essen enthalten sind, die fehlen.
Ein amerikanischer Ayurveda-Arzt, bei dem ich vor Jahren mal ayurvedische Anwendungen am schönen Starnberger See bekam, lebt beispielsweise von 800 – 900 kcal pro Tag. Und das seit Jahren und sehr glücklich. Er sagte mir, dass sein Geheimnis der Umstand wäre, viele Wildkräuter zu suchen und zu sammeln. Der Körper bräuchte ein gewisses Maß an Bitterstoffen und sei so lange hungrig, bis er diese bekäme. Gibst Du ihm die reichlich und früh, dann bist Du auch früh satt.
Ich glaube schon lange nicht mehr an die konventionelle Lehre vom Doofenspiel “Kalorienzählen”. Das ist ein Erklärungsmodell, das die komplizierte Wirklichkeit nur unzureichend und deutlich vereinfacht darstellt.
Es erklärt eben nicht den Umstand, dass ein Mensch in unterschiedlichen Situationen Kalorien unterschiedlich verwertet. Wenn Du beispielsweise eine Diät machst, dann lernt der Körper, mit weniger Kalorien auszukommen. Endet die Diät, vergisst der Körper aber das neu Gelernte nicht sofort. Das Resultat ist, dass Du mit der alten Menge an Nahrung noch dicker wirst, weil der Körper eben mehr rausholen kann aus jeder zugeführten Kalorie.
Oder andersherum: es gibt viele Menschen, die 4.000 kcal oder mehr täglich zu sich nehmen. 2.000 kcal – 3.000 kcal braucht der Mensch nach den gängigen Modellen pro Tag. Wenn Du nun die überschüssigen Kalorien nimmst und in eine daraus zu gewinnende Fettmenge umrechnest, dann müssten diese Menschen nicht nur dick sein, sondern auch permanent dicker werden. Das aber tun sie nicht, weil sich irgendwann ein neues Gleichgewicht auf hohem Niveau einstellt.
Nun suche ich mein neues Gleichgewicht auf niedrigerem Niveau.
Wie geht es für mich weiter?
Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Ich will auf jeden Fall sehr viel von diesen zwei Wochen beibehalten. Ein vollwertiges Rohkostfrühstück, eine Avocado als Snack zwischendurch, möglichst wenig Zucker in der Nahrung, das sind gute Dinge. Die Milch habe ich ja schon sehr lange aus meinem Leben eliminiert und auch weitgehend die anderen “Dairy Products”. Nur der Verzicht auf Käse wird mir schwer fallen, befürchte ich.
Auch den Konsum von Weizen- und Roggenprodukten hatte ich schon seit Jahren minimiert, ich hoffe, dass er durch die Erfahrungen der letzten Tage fast auf Null sinkt.
Wenn ich aber sehr viel Rohkost in meinen Speiseplan integrieren will, so will ich dann doch hin oder wieder Pilze braten, zusammen mit einem Stück Tofu. Ich will auch mit meiner Familie gemeinsam mal wieder schön warm zu Abend essen, auch wenn es vielleicht nicht die reine Lehre ist.
Aber essen ist eben mehr als nur Nahrungsaufnahme. Essen ist auch ein gesellschaftlicher Akt, etwas, das Menschen verbindet. Essen ist auch Kultur und sogar etwas Kunst.
Auch deshalb freue ich mich, dass ich mich nun frei entscheiden kann, ohne durch die Medien erzeugte Vorurteile gegen vegane oder roh vegane Kost, aber auch ohne messiastische Reue, wenn ich mich mal für etwas entscheide, was eigentlich nicht auf dem Speiseplan stehen sollte.
Für diese Freiheit und diese Erfahrung bin ich dankbar und ich werde es immer sein.
01. Oktober 2013, Tag 14 des Experiments:
Es ist der letzte Tag des Experiments. Was, jetzt schon? Zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. Es ist so viel passiert in der Zeit, ich war in Nürnberg, Augsburg, Forchheim, Braunschweig, Moers, also viel außer Haus, meine Schwiegermutter ist verstorben, etliche Gründe, das Experiment auszusetzen, zu verschieben oder abzubrechen. Ja, sage ich heute, es ist schwierig, sich außer Haus roh vegan zu ernähren. Schwierig, aber eben nicht unmöglich.
Es ist eine Frage des Willens, der Disziplin, aber wohl auch eine Frage, wie wichtig Dir der Erfahrungsgewinn ist. Mir war er wichtig, sehr wichtig. Und ich freue mich darauf, morgen früh eine Bilanz für mich zu ziehen.
Ich bin, obwohl ich wirklich nicht dick war, dünner geworden, ich fühle mich wohl und voller Energie. Ich freue mich auf den Start des 24-h Laufs in Sinzig morgen Abend um 18.00 Uhr, obwohl ich nur wenige Stunden laufen kann, aber es wird der erste lange Lauf sein seit dem UTMB. Die Blasen von damals sind alle trocken und die alte Haut verabschiedet sich zurzeit in Stücken. Ich bin irgendwie ganz der Alte. Und doch auch irgendwie ein ganz neuer Mensch.
Zum Frühstück schnitt ich mir zwei rote Spitzpaprika auf, eine Kiwi, eine Banane und dann, im Büro sitzend, aß ich noch eine kleine Tüte Nüsse. Wieder fühle ich mich etwas verklebt im Körperinneren, vielleicht eine leichte Erkältung? Beim Frühstück stand auch ein Ur-Kohlrabi auf dem Tisch, rotblau wie ein Rotkohlkopf. Aber ich hatte keine Lust auf das Schälen, den werde ich mir wohl zum Mittag gönnen.
Ich trank einen halben Liter frisch gepressten Orangensaft, allerdings nicht selbst gemacht, sondern für viel Geld aus der Kühlung geholt. „Nur leicht pasteurisiert“, sonst absolut rein. Nicht ideal, aber eine kleine Abkürzung zum Glück. Und während des TIppens trinke ich viel Wasser, wie immer.
Ich will nicht, dass das Experiment zu Ende geht, es ist ein guter Teil von mir geworden.
Doch, ich will, dass das Experiment zu Ende geht, ich will mal wieder etwas Warmes zu mir nehmen.
Vor allem aber will ich nicht, dass ich mich entscheiden muss.
Kann das nicht jemand für mich übernehmen?
Zu Mittag schnitt ich mir eine Schlangengurke und ich schälte mir einige Ur-Möhren. Die schmecken so gut. Sie sind knackig im Biss, voll im Geschmack und mit dem typischen Querschnitt, orangener Kern und roter Außenring, sieht diese Ur-Möhre auch noch super aus.
Später am Nachmittag sind Gabi und ich noch durch die Weinberge spaziert und haben die Oktobersonne genossen. Anschließend besuchten wir in Dernau ein nettes und trendiges Restaurant. Ich bat um einen Salat und ich bekam eine Mischung, die mich weitgehend zufrieden stellte. Zu Hause schnippelte ich mir noch ein letztes Mal innerhalb der Zeit des Experiments 200 Gramm braune Champignons. Das war dann die letzte Nahrung innerhalb der angesagten Zeitspanne.
Ein wenig nervös bin ich schon, gespannt auf das, was ich morgen empfinden werde. Ich sah in der Küche eine offene Packung Honigwaffeln und auch einige Cookies und ich dachte ganz spontan, dass ich das ja morgen wieder essen dürfte. Ob ich es tue? Auf jeden Fall merke ich, dass sich mein Denken schon zu ändern beginnt, die Fixierung auf roh vegan scheint zu schwinden.
Morgen werde ich einen Strich ziehen unter die Ergebnisse des Experiments und dabei auch so wenig gut zu beschreibende Dinge wie den Stuhlgang in die Überlegungen einbeziehen. Die Veränderung des Kürpergewichts, die Entwicklung des dezenten Fettrings in der Hüfte, nach Aussage einer Teilnehmerin von „Wer wiird Millionär“ von vor einigen Wochen ein nicht zu änderndes Phänomen bei Männern, werde ich auch bedenken. Und ich werde die Ergebnisse hier auflisten, zudem auch auf der Hauptseite dieses Blogs.
Jetzt schon danke ich Dir herzlich für das Lesen meiner Gedanken und Erlebnisse, für Deine Unterstützung und für die vielen Kommentare, Hinweise und Vorschläge, die mich über so viele verschiedene Wege erreicht haben. Ich habe versucht, alle Hinweise und Vorschläge umzusetzen, viel wichtiger war für mich allerdings der Aspekt der Motivation. Diese Zeilen haben mich täglich enorm motiviert, das Vorhaben konsequent und punktgenau durchzuführen und nicht an irgendeinem Punkt in der Experimentezeit „fünf gerade sein zu lassen“. Deshalb aus ganzem Herzen: DANKE !30. September 2013, Tag 13 des Experiments:
Wieder ein Tag, an dem ich hauptsächlich auswärts essen muss. Das Frühstück mit viel Gemüse, Kohlrabi, Möhren, Paprika und Tomaten gab es noch zu Hause, dann fuhren wir nach Moers-Kapellen zur Beerdigung meiner Schwiegermutter. Sie war leider Mitte der vergangenen Woche verstorben, nicht überraschend, nicht ungewollt seitens meiner Schwiegermutter, dafür aber umso heftiger beweint.
Es ist schon komisch: Du weißt, dass solch ein Verlust im Leben ansteht, Du weißt, dass es besser ist für alle Seiten, Du denkst aber immer, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Und wenn dann Ungesagtes ungesagt bleiben muss, dann bedauerst Du doch, nicht vielleicht noch ein weiteres Mal einen Besuch abgestattet zu haben, um manches noch zu bereden, zu erfahren oder mitzuteilen.
Erst durch die Trauerrede erfuhr ich manches aus ihrem Leben, das mir in den über 29 Jahren als Schwiegersohn „in spe“ und Schwiegersohn verborgen geblieben war. Erst am Grab stehend konnte ich mich dann noch weinend bei ihr dafür bedanken, mir eine solch treue und liebevolle Partnerin geschenkt zu haben,
Ich hätte es früher schon sagen müssen. Viel früher.
Wir hatten in dem Restaurant, in dem das Abschluss-Zusammentreffen stattfand, schon vorab angerufen und auf meinen Wunsch nach einem Rohkostsalat hingewiesen. Wurst- und Käsebrötchen, Streuselkuchen und Kaffee sind dann doch nichts, wenn Du Dich zucker-, weizen-, roggen-, milch-, fleisch- und eierfrei ernähren willst.
Nach den Erfahrungen beim Braunschweiger Italiener hatte ich meine Bedenken und war mir sicherheitshalber vorab noch einen Gemüsekorb kaufen gewesen. Wieder unter anderem mit braunen Champignons, Nüssen und einem Smoothie. Aber ich wurde gleich zwei Mal positiv überrascht. Der „Dorfkrug“, in dem wohl seit 100 Jahren niemand mehr einen Rohkostsalat gegessen hatte, zauberte mir einen Salat, der perfekt war. Perfekt, aber vielleicht etwas klein.
Und so kam ich zur zweiten positiven Überraschung. Als ich nach einem weiteren Teller gefragt hatte, kam der zügig und ebenso aufwändig dekoriert innerhalb weniger Minuten. Ich glaube, dass dieser Tag als der „Gesundheitstag“ in das „kleine Geschichtsbuch des Dorfkrugs“ in Moers-Kapellen eingeht.
Die braunen Champignons die Nüsse und den Smoothie gönnte ich mir dennoch auf der späteren Rückfahrt nach Hause und zur späten Abendessen gab es wieder einen Rohkostsalat. Gabi, Milena und ihr Freund Sören aber saßen vor einer großen Schüssel besonders leckerer breiter Nudeln, dazu gab es eine Sauce mit Steinpilzen und Champignons. Gerne gestehe ich, hier gerne eine Ausnahme meiner aktuellen Essregel gemacht zu haben. Aber Experiment ist Experiment, als „keine Experimente“, wie Conny Adenauer gesagt haben würde.
Und weil sich auch manch andere Gewohnheit ausgebildet hat, schnitt ich mir noch vor dem Weg ins Schlafzimmer eine Avocado auf.
Wenn ich vier Dinge heraus heben sollte, die ich in diesen letzten Tagen für mich gelernt habe, dann sind es vor allem der Genuss von rohen braunen Champignons, das Auslöffeln einer schön reifen Avocado, das Essen einer Kiwi mit der Schale und das Lernen, wie einfach der Verzicht auf Süßigkeiten sein kann, wenn der Körper in die Situation versetzt wurde, nicht mehr zuckersüchtig zu sein. Alleine diese vier Erfahrungen waren dieses Experiment wert, finde ich.
29. September 2013, Tag 12 des Experiments:
Es ist wirklich nicht einfach, auswärts zu sein. Zum Glück hatte ich noch meinen Gemüsekorb.
Das Frühstück im „Frühlings-Hotel Braunschweig“, das sich direkt im Stadtzentrum befindet, war fantastisch. Ein Frühstück, wie es sich der Deutsche immer erträumt. Ich aber räumte nur das Gemüsefeld leer, das jedoch deutlich verbessert werden könnte. Zwar gab es vier verschiedene Sorten von Paprika, gelb, orange, rot und grün, daneben lagen aber nur noch Radieschen und Tomaten. Wasser gab es reichlich und als zweiten Gang sicherte ich mir noch etwas Obst, das in deutlich größerer Auswahl zur Verfügung stand.
Offensichtlich bekommt man den Durchschnitts-Frühstücker in Deutschland mal zu etwas Melone oder Ananas am Morgen, der Griff in die Gemüseauswahl aber bleibt Wirrköpfen und Extrem-Essern vorbehalten, so scheint es zumindest.
Ansonsten habe ich wohl bei den anderen Gästen Bedauern ausgelöst. Und die unbeantwortete Frage, warum sich jemand angesichts von Joghurt, Müsli, Brot in verschiedensten Formen, Lachs, Forelle und was sonst auch noch immer, mit etwas Gemüse, etwas Obst und reichlich Wasser zufrieden gibt.
In der Mittagspause, die wir angesichts der kürzeren Ladenöffnungszeit am Sonntag etwas später und nur 30 Minuten lang hielten, griff ich zur bewährten Salatbar und wieder gab es ein Wässerchen dazu.
Wenn Du in einem Möbelhaus-Restaurant bist und den Menschen auf die Teller schaust, dann siehst Du vor allem eines: Fleisch. Fleisch in allen Sorten, vorwiegend aber Schnitzel. Und Pommes frites. Süßen, fettigen Kuchen, Kaffee, bis der Arzt kommt und viel blutroten Ketchup. Das bildet dann eine perfekte Disharmonie zu „raw vegan living“.
Während der Arbeit aß ich stets Nüsse, gelegentlich eine Mandarine, die ich erst zwischen zwei Kunden schälen und dann später zwischen zwei anderen Kunden verzehren konnte.
Ein Apfel und eine Birne nahm ich während der Rückfahrt zu mir und so war der Gemüse- und Obstkorb fast leer, als ich am Sonntag spät zu Hause war. Vor dem Einschlafen gab es wieder eine Avocado.
28. September 2013, Tag 11 des Experiments:
Ich schreibe diese Zeilen drei Tage später, also aus der Erinnerung heraus. Ich musste früh aufstehen, auf 3:30 Uhr hatte ich den Wecker gestellt. Während der langen Fahrt nach Braunschweig und auch den ganzen Arbeitstag im Möbelhaus lang ernährte ich mich von dem Gemüsekorb, den ich am Tag zuvor gekauft hatte. Der Inhalt war das Übliche, Dinge die man schnell und auch während der Arbeit essen kann: Nüsse, insgesamt nahm ich am Samstag und am folgenden Sonntag 400 Gramm Cashew-Nüsse zu mir, Mandarinen, Kiwis, Spitzpaprika, Äpfel, braune Champignons, die ich so sehr lieben gelernt habe.
In der Mittagspause holte ich mir einen Salat aus der Salatbar, es war das Einzige, was für mich dort essbar und vor allem steuerbar war. Ein großes Glas Wasser orderte ich mir dazu.
Am Abend ging ich dann in der Braunschweiger Innenstadt zu einem schönen Italiener. Milena bestellte sich Ravioli mit Steinpilzen, ich bat um einen Rohkostsalat. Wir besprachen einzeln, was drauf darf und was nicht. Immer wieder fragte der Küchenchef, ob es auch Paprika sein dürften, Salat, Möhren und so weiter. Kulant, freundlich, erstaunlich.
Gebracht hat er mir dann den Rohkostsalat mit enorm vielen Schinkenstreifen, ich glaube, er hat das doch nicht so richtig verstanden. Aber er war wieder kulant und freundlich, er nahm den Teller zurück und war kurz darauf mit einem perfekten Rohkostsalateteller wieder bei mir. Dazu gab es mir Milena gemeinsam eine große Flasche Wasser. Sicherlich kein Riesenbon am Samstagabend für das Restaurant, wir aber waren zufrieden und ich gönnte mir später noch eine Avocado vor dem Einschlafen.
27. September 2013, Tag 10 des Experiments:
Schon wieder hatte ich keinen Hunger am Morgen und ich frühstückte erst gegen 11.30 Uhr etwas Obst. Aber nur sehr wenig, eine Kiwi, ein paar Träubchen, eine Banane, das war alles. Zu Mittag gab es wieder einen Rohkostsalat, wieder mit den
super leckeren Urmöhren. Die sind so geschmacksintensiv, unglaublich. Danach habe ich mir noch 200 Gramm dunkle Champignons geschnitten und einen Smoothie getrunken.
Als kleine Vorausschau auf morgen: ich werde schon um 3:45 Uhr aufstehen und spätestens um 4:30 Uhr erst nach Rüthen, dann nach Braunschweig fahren. Wiegen wird wahrscheinlich nicht drin sein, sicherlich nicht am Sonntag. Und weil ich viel arbeiten muss und dort, wo ich bin, wahrscheinlich kein Internet-Empfang für mich ist, werde ich wohl weder hier noch auf Facebook etwas posten können. Aber am Samstagabend im Hotel wird es sicherlich WLAN geben.


Das Experiment läuft jetzt schon so lange und das Ende am Dienstagabend ist absehbar. Es ist aber nicht so, dass ich mich darauf freue, ganz im Gegenteil. Ich weiß, dass eine Entscheidung von mir verlangt wird und das fällt mir doch sehr schwer. Aktuell bin ich überwiegend sicher, dass ich zumindest vegan verlängere, mir aber wieder etwas Warmes gönnen werde. So richtig vermissen tue ich das warme Essen eigentlich nicht, nicht sehr. Aber das Tee trinken, das vermisse ich schon ein wenig, immerhin habe ich mir ja vor einem Jahr einen wunderschönen Samowar dafür geleistet …
26. September 2013, Tag 9 des Experiments:
Ich weiß, dass das, was ich esse, recht einfach ist. Ich weiß auch, dass es tolle roh vegane Rezepte gibt, eine kleine Auswahl an Fotos, wie das aussehen kann, siehst Du hier auf tumblr: http://www.tumblr.com/tagged/raw-vegan
Ich will das aber im Moment nicht haben. Ich will dieses Experiment nicht als kulinarische Reise erleben, sondern eher als die komplette Reduzierung dieses Teils des Lebens auf das Notwendige. Falls ich das Experiment ausdehen sollte, werde ich sicherlich auch kulinarische Verbesserungen einführen, sonst wird es einfach zu langweilig. Aber im Moment bin ich glücklich, wenn ich mit ein Stück eines Champignons abschneide und esse.
Natürlich wusste ich, dass man Champignons auch roh essen kann, bestimmt habe ich das auch mal auf einem Salat gesehen. Aber ich wusste es nicht bewusst. Mir wurde es erst wirklich bewusst, als ich im Nürnberger „Chesmu“ den Rohkostsalat mit so vielen leckeren Champignons bekommen habe. Und dass gerade die braunen so lecker schmecken! Fest in der Konsistenz, alleine das zu erleben, war die bisherige Reise wert.
Interessieren würde mich natürlich auch, wie es da mit anderen Pilzen steht. Kann man die, soll man die, auch einfach roh essen? Muss man aufpassen wegen der Schadstoffbelastung der Pilze? Wählt man lieber Zuchtpilze oder Wildpilze?
Heute will ich mein Frühstück erst spät einnehmen. Noch habe ich keinen Hunger. Und ich will nicht nur deshalb etwas essen, weil es „Zeit“ dafür ist. Gestern Abend hatte ich so viele Gedanken ans Essen, heute überhaupt nicht. Und ich fühle, dass sich mein Körper täglich anders anfühlt.
Ich will das mal so beschreiben: früher spürte ich im Wesentlichen meine Körpermitte. Die spielt im Moment kaum eine Rolle, dafür spüre ich meinen Oberkörper mehr, er ist einfach präsenter. Ich weiß gar nicht, ob ich wieder zurück will zu Kohlenhydraten und zuckerbasierter Kost.




Apropos „zuckerbasierter Kost“: ich bin angesprochen worden, wie ich meinen Zuckerhaushalt hinbekomme und ob ich mich schwach fühlen würde. Ich will hier mal einen Eindruck korrigieren. Wenn ich vom Entzug von Zucker spreche, dann meine ich nicht den in der Nahrung, vor allem im Obst, natürlicherweise enthaltenen Zucker. Ich meine den zusätzlichen, durch Getränke, Süßigkeiten und gezuckerte Speisen zugeführten Zucker. Zucker ist ja heute in fast allen industriell hergestellten Nahrungsmitteln vorhanden. Im Müsli in atemberaubender Höhe, in Backwaren, vom Brot bis zum Plunderhörnchen, Konserven werden häufig gezuckert, damit sie besser schmecken, weil wir ja alle süchtig gemacht wurden, aber auch, weil Zucker konserviert.
Mein lieber Freund, den ich so gerne zitiere, der Heilpraktiker René Gräber, hat zwei interessante Artikel zum Thema „Zucker“ geschrieben. Diese sind unbedingt lesenswert.
Da ist der erste Artikel:
http://www.gesund-heilfasten.de/diaet/blog/warum-wir-mehr-essen-als-wir-sollten/
Da ist der zweite Artikel:
http://www.gesund-heilfasten.de/blog/zucker-noch-giftigere-wahrheiten/
Ich freue mich auf Tag 9 der zuckerreduzierten Kost …
Um 12.00 Uhr gab es so etwas wie ein spätes Frühstück. Ich habe dafür eine Ananas geholt, die ich mit meiner Tochter geteilt habe, eine große Pflaume dazu, 200 Gramm braune Bio-Champignons (habe ich irgendwo schon mal geschrieben, wie lecker rohe Champignons sind?) und zwei Kiwis. Und jetzt nasche ich noch eine Tüte Cashew-Nüsse, während ich im Büro weiter arbeite.
Beim Einkauf zuvor habe ich auch noch ein paar Rispentomaten geholt, eine große Dolde weißer Trauben, einen Smoothie für heute Abend und noch eine weitere Tüte Nüsse mit Beeren. Viel gesehen im Wagen hat man nicht, eben die Ananas, die Pflaumen, die Trauben, die Champignons, die Cashews, die Tomaten, die Trauben, den Smoothie und die anderen Nüsse, aber der Kassenzettel war doch relativ hoch. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich energiereiche Lebensmittel durchsetzen. Sie sind in der Relation deutlich günstiger, der „Sättigungs-Faktor“ ist höher. Ich kann mir vorstellen, dass der „Thilo mit dem Sarazenenschwert“ damals, noch als Berliner Senator, seine Rechnung zu den Lebenshaltungskosten einer Familie nicht mit hochwertigen Bio-Produkten gemacht hatte. Gesunde Lebensmittel waren da wohl nicht vorgesehen.
War das nicht auch der Titel seines umstrittenen Buches: „Deutschland schafft Bio-Produkte ab“ … ?
Bella Italia
Heute Abend gab es etwas richtig Leckeres. „Bella Italia“ im Hause Eller! Spaghetti mit Tomatensauce, sehr lecker.
Wir haben ja während des Experiments zwei neue Geräte angeschafft. Einen Blender/Mixer, nicht nur für die Smoothies und eine Spaghetti-Maschine.
Und so sahen die Spaghettis aus, erst ohne, dann mit der Tomatensauce:
Spaghettis? Ist das Experiment vorbei?
Mitnichten, Du siehst ja, dass diese Spaghettis keine Nudeln sind, sondern aus Zucchini bestehen. Und so sieht die Maschine aus:
Es war also mein erster Schritt hin zu mehr Geschmack bei der Rohkost. Mal sehen, was da noch alles kommt.
25. September 2013, Tag 8 des Experiments:
Eine Woche ist nun vorbei. Das Gewicht hat sich im gewünschten Bereich stabilisiert, ich nehme nicht mehr weiter ab. Ich fühle mich wohl. Da ist kein Drücken in der Körpermitte, diese typische, von kohlehydrathaltigen Speisen gekannte Schwere im Magen, alles ist wunderbar. Aber dennoch fehlt mir etwas. Das gemeinsame Frühstück, millionenfach durch die Rama-Werbung in unsere Gehirne gepresst, der üppig gedeckte Tisch mit Dutzenden von Alternativen, fest und flüssig. Statt desses schneide ich mir eine Spitzpaprika nach der anderen auf und pule die Kerne aus den Stücken, während ich das hier schreibe. Dass aber Spitzpaprikas so geschmackvoll sein können!
Eigentlich braucht man gar nicht so viele verschiedene Sachen zum Frühstück. Oder besser formuliert: vielleicht sollte man gar nicht so viele verschiedene Sachen zum Frühstück essen. Und auch nicht zum Mittagessen. Und am Abend auch nicht.
Tony Robbins sagt ja immer, dass auch Tiere nur eine Sache zu einer Zeit essen. Da gibt es bei Rehen keine „Beilagen“ zu dem, was gerade gegessen wird. Und wir verwirren unseren Körper mit einem „zu viel“ an Nahrung. Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße, alles zugleich. Die Idee der Trennkost versucht ja, dieses Problem ein wenig einzugrenzen und erlaubt von diesen drei Bereichen nur zwei zugleich. Weil der Körper nicht gleichzeitig Eiweiße und Kohlenhydrate verarbeiten kann.
Wozu diese Mehrfachbelastung führt, kennen wir alle. „Nach dem Essen sollst Du ruh’n oder Tausend Schritte tun“ heißt es da. Weil der Magen voll ist und man sich voll fühlt.
Voll müde, vor allem.
„Awaken the Giant within“, wecke den Giganten in Dir, heißt ein Buch von Tony Robbins. Und er erklärt, dass alles, was Du isst, das nicht verarbeitet werden kann, vom Körper eliminiert werden muss. Und das kostet im besten Falle unnötige Energie. Im schlimmsten Falle ist es schlichtweg Gift für den Körper. Auf manche „Leckerei“ verzichten macht also Sinn und ist nicht nur ein eigenens Askese-Programm.
Eine Woche ist nun vorbei, eine lange Zeit. Aber nur sehr wenig im Vergleich zu dem, was vor mir liegt, ob nun roh vegan, vegan oder „nur“ vegetarisch …
Gegessen habe ich vor allem Gemüse. Ich hatte am frühen Abend wahrscheinlich so etwas wie eine Hungerattacke. Ich habe etwas gegessen und direkt danach überlegt, was ich noch essen könnte. Man sagt ja, dass stark übergewichtige Menschen permanent ans Essen denken (müssen), ein wenig so fühlte ich mich gestern auch.
Aber je öfters ich eine Kiwi mit Schale esse, desto mehr frage ich mich, warum ich das all die Jahre nicht schon so gemacht habe. Ähnliches denke ich auch in Bezug auf die Avocado. Eine reife Avocado, ein Schnitt mittendurch, den harten, runden Kern herauslösen, auslöffeln, es gibt kaum einen besseren Snack.
Es sollte halbe Avocados direkt zum Auslöffeln an jeder Tankstelle geben, eben anstatt den zuckerhaltigen Grausamkeiten, die üblicherweise dort angeboten werden. Die Werbung dafür könnte lauten: „Avocados – der bessere Snack!“
Außer einer Avocado habe ich gestern wieder eine Gurke geschält und gegessen, ich aß eine Banane, mittlerweile schon sehr reif, eigentlich so, wie sie sein sollte, ein paar Nüsse, eine Tüte brauner Champignons vom „Bauer Wüst“ aus Meckenheim, einen Pfirsich und ich gönnte mir insgesamt zwei große 0,75 Liter Flaschen True Fruits Smoothies. Zu all dem natürlich viel, sehr viel Wasser. Wie es sich gehört.
24. September 2013, Tag 7 des Experiments:
Der siebte Tag des Experiments ist ein schwerer Tag. Nicht, weil ich leide, ganz im Gegenteil: mir geht es richtig gut. Das Gefühl, innerlich „verklebt“ zu sein, ist weg, der Sturm im Darm, der manchen Wind verursacht hat, ist vorbei und der Stuhl ist auch wieder so, wie er sein soll. Alles gut also. Warum dann schwer?
Nach dem zeitigen Aufstehen und Duschen schälte ich mir eine Gurke und schnippelte mir ein paar Tomaten. Mehr gab es nicht zum Frühstück. Ich musste früh das Haus verlassen, um meine Arbeit gut vorzubereiten. Es würde ein stressiger Tag werden, das war klar. Im Globus in Forchheim holte ich mir noch zwei Smoothies, ich hatte mein Wasser bei mir und ich hatte Arbeit bis 18.30 Uhr. In der kurzen Mittagspause saß ich im Auto und aß die Rispentomaten und noch ein paar Babykarotten.
Schwer war der Tag, weil da, wo ich war, Essen allgegenwärtig war. Im Hotel gab es aber nichts für mich, im Globus Restaurant gab es nichts für mich, nicht einmal für mich akzeptable Snacks gab es. So ein riesiger Verbrauchermarkt, aber vegan oder sogar roh vegan essen ist auswärts schwer.
Auch in den Tankstellen gibt es nichts akzeptables für den kleinen Hunger. Und auch der bisher übliche Griff in das Kühlregal, um einen „roten Bullen“ zu trinken, muss ausbleiben. Aber ich fühle mich entspannt und rundherum gut. Und das ist im Moment das Wichtigste.
Während der Heimfahrt habe ich zwei Kiwis gegessen. Zwei V-Schnitte oben und unten, einen Schnitt durch die Mitte. Wenn man Kiwis mit Schale isst, dann geht das auch schnell und einfach. Zu Hause dann, schon deutlich nach 22 Uhr, gab es einen Rohkost-Salat.
23. September 2013, Tag 6 des Experiments:
Heute kann ich auch den Hinweis auf die Avocados umsetzen. Nach einem reinen Tomatenfrühstück bin ich erst nach Augsburg gefahren, habe dort ein Stündchen gearbeitet und dann ging es zum Einkaufen. Zwei Avocados für heute Abend, Champignons, Rispentomaten, wieder eine Gurke, einige kleine, spitze Paprikas, dazu zwei „True Fruits“ Smoothies, ein paar Nüsse und Baby-Karotten für die Rückfahrt ins Frankenland, dieser Einkaufskorb sah gut aus.
Jetzt bin ich in der Nähe von Forchheim und gehe ein wenig Laufen.
Aber ich freue mich auf die Avocados am Abend. Im Restaurant werde ich wohl einen Rohkostsalat bekommen. Das Frühstück morgen aber wird dort wohl ausfallen, weil wohl kein Gemüse und auch sonst nur Äpfel und Mandarinen angeboten werden. Zum Glück bin ich auf „self support“ eingestellt, als Ultraläufer ist das ja keine ganz neue Situation.
Schade ist nur, dass ich beim Laufen keine Riegel mitnehmen darf.
Die Avocados wären wirklich lecker, zumindest eineinhalb davon. Irgendwann ging mir dann aber doch der intensive Geschmack dieser fetthaltigen Frucht auf die Nerven. Dennoch war es eine interessante Erfahrung, die ich schnell wiederholen will. Morgen bin ich ja sowieso in einem großen Verbrauchermarkt. Da werde ich die Mittagspause nutzen und Avocados kaufen, mehr nicht. Meine Papiertüte mit Gemüse ist ja noch recht voll. Und morgen am sehr späten Abend bin ich sowieso wieder zu Hause. Und dann geht es wieder auf die Waage, ich bin jetzt schon darauf gespannt.
22. September 2013, Tag 5 des Experiments:
Ein Tag auswärts ist schon eine essenstechnische Herausforderung. Das Frühstück im Nürnberger Hotel geht nicht und auch der Weg zu einem Stadtbäcker ist gestrichen. Aufgrund des Hinweises auf ein „zuviel“ an Fructose und die möglichen Probleme mit der Leber habe ich zum Frühstück und zum Mittagessen den Bestandteil reduziert und den Gemüseanteil erhöht.
Zu Mittag gab es also einen Bund Radieschen und eine Kiwi, zum Frühstück gab es eine Nektarine, einen Pfirsich, dazu einige Tomaten. Am Abend schnippelte ich mir im Hotelzimmer, jetzt in Gersthofen bei Augsburg, eine geschälte Gurke und drei rote Paprikaschoten. Und zur Nacht gab es wieder Nüssen, dieses Mal Cashews.
21. September 2013, Tag 4 des Experiments:
Ich muss sehr früh aufstehen, weil wir um 9.00 Uhr in Nürnberg sein müssen. Mir geht es nicht gut. Leichte Würgeanzeichen, kein Stuhlgang am Morgen, aber ein etwas höheres Gewicht als am Vortag, immerhin.
Ich fühle mich, als wäre ich innerlich verklebt.
Frühstück also erst später, gegen 10.45 Uhr. Mittlerweile sind alle Probleme weg, spätestens, als der Stuhlgang geklappt hat.
Ich setze mich ins Auto, schnipple mir eine Paprika, schneide eine Kiwi, wieder mit Schale, in Scheiben und gönne mir ein Dutzend Pflaumen. Später gibt es noch gehobelte Möhrchen.
Als es auf der Arbeit am Nachmittag ruhiger wird und Gabi dort alleine bleiben kann, gehe ich noch Obst, Gemüse, Nüssen, einen Smoothie und Wasser einkaufen, für meine nächsten Tage in Bayern.
Am Abend besuchen wir wieder meinen Lieblings-Vegetarier, das „CHESMU“ in der Nürnberger Johannisstraße. Dieses Mal habe ich einen Sonderwunsch, einen Rohkostsalat. kein Problem für die Küche, obwohl ein Gast, der einen Rohkostsalat bestellt und nur eine Flasche Wasser trinkt, keinen großen Umsatz bringt. Die Küche aber zeigt, dass sie flexibel ist und zaubert den besten Rohkostsalat, den ich bisher hatte. Den will ich unbedingt noch einmal haben …
Noch ein paar Nüsse und ab ins Bett.
20. September 2013, Tag 3 des Experiments:
Heute versuche ich mal, das Frühstück erst dann einzunehmen, wenn ich wirklich hungrig bin. Und weil ich im Moment, es ist kurz nach 9.00 Uhr, das noch nicht bin, habe ich heute noch nichts zu mir genommen. Nichts, außer Wasser, natürlich.
Trinken tue ich, trotz der „feuchten Nahrung“, die ja vornehmlich momentan aus Obst besteht, recht viel.
Gedanken mache ich mir über mein Gewicht. Das sinkt kontinuierlich von gut 81 kg am Starttag über Mitte 80 kg gestern auf knapp 80 kg heute. Wenn abnehmen tatsächlich so einfach ist, dann merke ich mir die „raw vegan“ Ernährung, falls ich mich nicht dauerhaft für sie entscheide, zumindest als hervorragenden Abnehmtipp.
Um 11.30 Uhr nahm ich mir dann mein Frühstück. Wieder ein großer Teller Obst. Ananas, Pflaumen, einige Melonenstücke, ein Pfirsich. Und auch noch einige Trauben über den Tag.
Zum Abendessen gab es einen Rohkostsalat mit „Umhören“ vom Biobauern, lecker. Ganz fest, zweifarbig, ich wusste gar nicht, dass es So etwas gibt.
In der Nacht nahm ich noch eine große Dolde Trauben, das war vielleicht ein Fehler.
19. September 2013, Tag 2 des Experiments:
Frühstück – Melonenschnitten, Pflaumen vom eigenen Baum, Bananen, Weintrauben, Kiwis, auf Anraten meines Sohnes Pascal teilweise mit Schale und frisch gepresster Orangensaft.
Heute arbeite ich außer Haus, deshalb habe ich mir Kohlrabi-Ecken mitgenommen. Ich werde mir auch noch den Rest der Nüsse von gestern einpacken.
Die Kohlrabi-Ecken waren also mein Mittagessen. Am Abend war ich erst eine Stunde laufen, wie immer bei uns im Apfelgebiet. Einer der Äpfel, wieder frisch vom Baum, musste dran glauben. Essen, atmen, reden und laufen zugleich ist gar nicht so einfach, dieser Apfel aber, saftig und leicht säuerlich, war das gelegentliche Husten wert.
Als Abendessen fiel ich dann über zwei Kiwis her, die ich, das war ein Tipp meines Sohnes, erneut mit Schale gegessen habe. Als er mir davon erzählte, schüttelte ich mich erst. Diese „haarigen, pelzigen Dinger“ (Robin Williams in „Mrs. Doubtfire“ über Männer) mit Schale essen? Aber die Vitamine stecken nun mal unter und in der Schale, also googelte ich ein wenig und ich war erstaunt, dass es zu diesem Thema einiges zu lesen gibt.
Zwei Pfirsiche, eine Banane und noch einigen Trauben. Als „Betthupferl“ gab es wieder eine Tüte Nüsse und irgendwann in der Nacht fielen mir die letzten Trauben zum Opfer.
Geschlafen habe ich heute Nacht sehr schlecht. Ich bin früh eingeschlafen, zwischen 23.00 Uhr und 2.00 Uhr aber ging gar nichts. Und ich hatte schlimme Träume. Es ist ja nur sehr selten bei mir der Fall, dass ich mich an meine Träume erinnere. Der von heute Nacht aber war schon einigermaßen eklig.

18. September 2013, Tag 1 des Experiments:
Frühstück – eine Schale Obst (Bananen, Nektarinen, Kiwis), lecker. Zum Naschen und gegen den Hunger ein Beeren-Nuss-Mix.
Gegen Mittag werde ich eine Stunden zum Schwimmen gehen und heute Abend will ich von 18.00 Uhr bis 19.00 Uhr mit der Laufgruppe des TV Altendorf-Ersdorf laufen gehen, um dem Muskelabbau entgegen zu wirken.
Als Mittagessen gab es einen Salat aus Gurken, Paprika, Tomaten und eben auch Salatblättern, mit einigen Sonnenblumenkernen.
Gegen den Hunger esse ich fast ständig Nüsse.
Am Abend aß ich noch zwei leckere Äpfel, die ich mir während des Laufs von den Bäumen gepflückt habe. Geschmacklich ist es schon ein Riesenunterschied, ob die Äpfel direkt vom Baum kommen oder ob sie erst Monate lang begast und gekühlt aufbewahrt wurden.

Der Vorschlag von Renate Künast, in öffentlichen Kantinen immer donnerstags einen „Veggie Day“„ einzuführen, hat schon einiges gebracht: die Wählerzustimmung sank dramatisch ab. Natürlich wollen wir alle die Umwelt schützen und uns ein kleines grünes ökologisches Etikettchen anheften. Natürlich kaufen wir im Bio-Laden und wir unterstützen Fair Trade Organisationen. Und wir sind gegen Atomstrom, was denn sonst?
Aber manche Dinge dürfen sich keinesfalls ändern: Hände weg vom Grillrost und Fuß drauf auf das Gaspedal!
Wer uns unser geliebtes Fleisch infrage stellt, der kündigt einseitig die menschliche Verbindung zu ihm auf, auch wenn es nur ein Vorschlag war, auch wenn es viele gute Gründe gegen unseren immensen Fleischkonsum gibt und auch, wenn natürlich auch am „Veggie Day“ jeder in der heimischen Küche ein Frikadellchen essen kann. Er muss dafür weder die Vorhänge zuziehen noch verschwörerisch die Türen zusperren.
Und wer unsere gelebte Freiheit auf den Straßen und Autobahnen beispielsweise durch die Forderung eines Tempolimits infrage stellt, der versündigt sich nicht nur am Industriestandort Deutschland, sondern er outet sich auch als Mitglied oder Sympathisant der Verbieter, der Regulierer, der Freiheitsbeschneider, der Apfelsaftschorlenbubis … weg damit!
Dass ich seit über 10 Jahren vegetarisch lebe, ist den meisten bekannt. Dass ich auch seit zwei Jahren auf Alkohol verzichte, vielleicht nicht.
Ich habe es mir da in meiner Nische bequem gemacht und finde, dass ich Alkohol nicht brauche, dass fleischlos leben schön sein kann und dass ich meinen Teil zur Schonung der Umwelt leiste. Aber dennoch quälen mich oft Gedanken, die mir den Schlaf rauben. Vorbilder, die schon lange so leben, wie ich es auch gerne tun würde, bringen mich auf diese Gedanken:
– Sollte ich von nur vegetarischer Kost auf vegane Kost umstellen?
– Was ist mit Rohkost, warum kochen wir unser Essen?
– Was ist, wenn ich die Idee veganer Kost und die ungekochter Kost zusammen bringe?
Vegane Rohkost, das hat doch was – raw vegan living!

Am Mittwoch, den 18. September 2013 starte ich deshalb ein auf 14 Tage angesetztes Experiment, einen Selbstversuch gewissermaßen. Ich werde von diesem Tage an bis einschließlich dem 2. Oktober 2013 ausschließlich vegane Rohkost zu mir nehmen, Gemüse, Obst und Nüsse und trinken werde ich ausschließlich Wasser, Säfte und Smoothies.
Und ich werde das, was ich zu mir nehme, was ich esse und trinke also, akribisch aufschreiben und dann mal sehen, was sich dann in meinem Leben geändert haben wird.
Zwei Wochen ohne Cookies, sonstigen Süßigkeiten, ohne Energydrinks und sonstigen Energieräubern. Zwei Wochen lang will ich der Industrie die Gelegenheit versagen, mich mit Geschmacksverstärkern, Zuckerzusätzen und wohlgestalteten Produktbildern zu verführen und auch, mich nach diesen Produkten süchtig zu machen. Nach zwei Wochen, denke ich mir, sollte der Kreislauf der Sucht durchbrochen sein.
Sucht? Ist da ein Junkie am Werk, der zitternd nach dem nächsten Schuss verlangt? Nein, natürlich nicht. Aber dass Zucker ein Suchtmacher ist, ist unbestritten. Zuckerkonsum führt zum Wunsch des Körpers nach mehr Zucker, der Geschmack ändert sich, ungezuckerte Speisen und Getränke werden nicht mehr als wohlschmeckend erlebt und der Säure-/Base Haushalt des Körpers kippt mehr in die saure Richtung als das beim Menschen früher der Fall war.
Oder anders formuliert: ist es ein Zufall, dass kaum einer eine bereits geöffnete Chipstüte halbvoll stehen lassen kann? Nein, ist es nicht. Hier und bei vielen anderen Produkten haben die Nahrungsmitteldesigner ganze Arbeit geleistet. Es ist eine Mischung aus dem Geruch, den Geschmacksverstärkern, dem Knackgefühl im Mund beim Essen, der Konsistenz der Ware beim Verzehr, alles ist nur auf ein Ziel ausgelegt: Du sollst gleich noch mal zugreifen, mehr essen, mehr konsumieren, mehr Geld ausgeben, mehr Fett ansetzen. Runter von den Trails, raus aus den Laufschuhen und rein in den Jogginganzug und rauf aufs Sofa!
Vielleicht aber passiert auch etwas ganz Anderes. Vielleicht halte ich dieses 14-Tage-Experiment ja gar nicht durch? Vielleicht erkenne ich am Ende, dass die Idee zwar gut, die Durchführung aber schlecht ist. Essen ist ja auch eine der am stärksten gruppenbildenden Elemente unseres Lebens, kaum abzusehen, was passieren würde, wenn Familien nicht mehr zusammen essen. Es gibt Kulturen auf dieser Welt, wo das so ist. Man isst nicht nach einem Zeitplan, sondern genau dann, wenn man Hunger hat. Und dann nicht, wenn man eben keinen Hunger mehr hat. Die thailändischen Garküchen auf den Straßen haben daher ihre Ursache.

Ich werde jedenfalls alles hier auf dieser Unterseite dokumentieren, zeitnah und möglichst detailliert.
Und ich freue mich, wenn Du daran Anteil nimmst, mich kritisierst, mich korrigierst, mich motivierst.
Pingback: Mein “Raw Vegan Experiment” | TomWingo's Lauf BLOG
Du hast einen extrem hohen Anteil an Früchten, wenn ich das so lese. Früchte bedeuten viel Fructose bedeuten hohe Belastung für die Leber! Imho solltest du deinen Gemüse- und Fett-Anteil erhöhen (z.B. Avocados). Das sättigt und ist, denke ich, auch gesünder. Ich glaube, so wie du „Raw“ momentan betreibst, ist das eher ungesund.
Viel Erfolg weiterhin!
Philipp
Avocados sind ein guter Tipp. Ich habe aber schon den Gemüseanteil erhöht.
Gerne nehme ich Deinen Hinweis aber an und reduziere den Obstanteil weiter.
Gerade habe ich als Mittagessen einen Bund Radieschen gegessen und danach wieder eine Kiwi.
So. Jetzt bin ich erst wieder dazu gekommen, dein Experiment zu lesen… und schon ist es vorbei! Schade, dass ich es nicht geschafft habe kontinuierlich dabei zu bleiben. Denn ich fand deinen Selbstversuch hochspannend.
Schön, dass mein Tipp mit der Avocado Dir weitergeholfen hat. Ich selber könnte mir eine Raw-Vegane-Zeit für mich als eine Art „Kur“ vorstellen, sowohl für Körper als auch für Geist und Seele. Wie sich auch in deinen konsumkritischen Aussagen schön nachvollziehen lässt.
Langfristig glaube ich, wäre komplett Raw sogar ungesund (ich glaube bestimmte Fettsäuren, Spurenelemente, Stichwort B12, usw. lassen sich so nicht zuführen).
Aber wie dem auch sei: spannend zu lesen und durchaus eine Motivation, die eigene Ernährung immer wieder zu hinterfragen.
Danke für deinen ausführlichen Bericht.
Danke Philipp für Deinen Kommentar.
In der Tat ist die „Entdeckung der Avocado“ eins der Highlights in dieser Zeit gewesen.
Der Ausdruck „Kur“ zur Reinigung von Körger, Geist und Seele trifft die Erfahrungen sehr gut. Ich kam mir tatsächlich geläutert vor, fühlte mich anders als sonst im Leben und ich war auch enorm ruhig geworden.
Schön, dass Du mich begleitet und unterstützt hast!