17. Oktober 2009, Entlastungstag für das Heilfasten und ein Marathon?
Geht denn das zusammen? Passt das?
Die meisten Marthonis haben ihre Rituale. Ich auch.
Meine wichtigsten Rituale vor einem langen Lauf sind:
– Kohlenhydrate zum Frühstück. Meine Frau sorgt immer dafür, dass frisch gekochte Nudeln oder frischer Reis zum Frühstück vorhanden sind. Idealerweise nehme ich dazu eine Tomatensauce, aber wenn es die nicht gibt, dann esse ich die Nudeln auch mal trocken. Eine kleine Anekdote zum Nudelfrühstück: beim 75km Lauf in Celje 2007 ging ich am Vorabend noch zu meiner privaten Pastaparty in ein italienisches Restaurant in dem Vorort von Celje, in dem meine Pension war. Es war preiswert und wirklich lecker. Als ich meine Teller aufgegessen hatte, bestellt ich eine zweite Portion der Spaghetti, aber ohne Sauce und in einem Doggybag. Der Kellner war verwundert, aber er tat, was ich wollte. Am nächsten Morgen war der Start schon um 7 Uhr und ich musste spätestens um 6 Uhr dort sein, weil ich noch nicht dazu gekommen war, meine Startnummer abzuholen. Irgendwann während der Stunde des Wartens aß ich dann meine Spaghetti vom Vorabend, ohne Gabel, einfach so aus der Hand.
– ein leerer Darm. Glücklicherweise kann ich mich so steuern, dass mein Körper mir bisher immer noch rechtzeitig zur Darmentleerung vor dem Lauf verholfen hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich mit vollem Darm starten und während des Laufs irgendwo anhalten müsste …
– die richtige Bekleidung. Für mich ist die Frage, was ich anziehe, vor allem, welche Farben ich anziehe, wichtiger als die Frage nach dem richtigen Training. Ich entscheide schon am Vorabend eines Laufs, welche Hose und welches Shirt ich trage, ob ich Wechselklamotten mitnehme oder nicht und wenn ja, welche das sind und wann ich welches Shirt anziehe. Ich lege mein Startband, die Uhr, den farblich passenden Buff und alles, was ich brauche, schon auf den Boden und die Verpflegung und die Wechselklamotten kommen in die Sporttasche. Das ist wichtig für mich, weil es mir Sicherheit gibt. In Hachenburg hatte ich mein Startband vergessen und ich konnte dort keines erwerben, das war schon eine kleine Hypothek für mich.
– viel trinken. Ich nehme immer einen halben Liter eines (per Unterlassungserklärung nicht genannt werden wollenden) Sportdrinks zu mir und dann noch eine ganze 1,5 Liter Flasche Volvic, die ich bis zum Start leere. Die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme halte ich für elementar wichtig, auch deshalb, weil ich nur ungern älter werde. Und Flüssigkeitsmangel lässt den Menschen schneller altern. Daher trinke ich, ob ich laufe oder nicht, stets sehr viel, vor allem natürlich stilles Wasser.
In Hachenburg musste ich nun auf ein paar Dinge verzichten. Das Startband war vergessen und zum Frühstück aß ich nur eine weiche reife Birne, nicht allzu viel Grundlage für einen, wie Achim Achilles es nennen würde, “gepflegten Dauerlauf”.
Aber meine Ziele waren sowieso bescheiden, ich wollte den Marathon nur traben und keinen Blick auf die Uhr werfen. Ich hatte in der Startliste gesehen, dann neben dem Vielläufer und Senior-Lauffreund Volker Berka auch zwei Lauffreundinnen dabei waren, die ich von einigen Gruppenläufen her schon kannte, nämlich die Birte aus Lübbeke und die Alexandra aus Wiesbaden. Um ganz sicher zu gehen, dass ich keine Ambitionen auf eine respektable Zeit habe, beschloss ich am Start, mit den beiden zu laufen.
Mit Birte redete ich auch über Lars Schläger, den UTMB und den TransAlpineRun. Lars hatte in der Bielefelder Zeitung gelesen, dass zwei Läufer, die beim TransAlpineRun 2009 gestartet waren, “die ersten Läufer aus der Region Bielefeld beim TransAlpineRun” waren – waren sie aber nicht. Lars und Hans bildeten schon 2008 ein Laufteam und Lars hat darüber die Zeitung informiert. Das Resultat war ein neuer Bericht, ein Interview und sogar ein Interview im WDR, der diese Geschichte aufgenommen und dokumentiert hat. Lustig, oder?
Nach der ersten Verpflegung gesellte sich eine neue Läuferin zu uns, Sonja aus Steinberg bei Dietzenbach, die mich sehr beeindruckt hat. Sie lief ihren 8. Marathon, aber alle Marathons wurden in 2009 gelaufen. Nicht schlecht ambitioniert, die Dame. Wenn ich da an mich denke und daran, wie lange die Abstände zwischen den langen Läufen bei mir am Anfang waren, dann denke ich, dass da eine neue Kandidatin für den “100er Marathon Club” heranwächst. Aber Vorsicht Sonja, höre immer auf Deinen Körper! Sonja und ich haben uns dann läuferisch ein wenig von Birte und Alexandra abgesetzt, weil wir so ins Gespräch vertieft waren, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie wir uns langsam davon geschlichen haben.
Später bekam ich dann ein unbekanntes Ziehen ins linke Bein und ich begann, die Kilometer runterwärts zu zählen. Und ich litt. In dieser Form und in dieser Situation wollte ich nicht den KiLL50 laufen, also muss bis dahin etwas geschehen.
Diese Woche geht wegen des Heilfastens wohl nur wenig, aber ich habe ja dann noch weitere 14 Tage Zeit, um wieder belastbarer zu sein. Gerne gebe ich zu, beim Hachenburger Marathon ein wenig “rumgememmt” zu haben, aber schimpfe nicht mit mir, das habe ich schon selbst erledigt.
Sonja und ich liefen auch gleichzeitig ins Ziel in der wunderschönen Hachenburger Altstadt. Dort lernte ich auch die beiden Töchter von Sonja kennen, die beide bei den Kinderläufen gestartet waren und die mir stolz ihre Startnummern gezeigt haben, die sich noch immer auf deren Shirts befunden haben. Es ging für mich gleich zurück zum Auto, um wieder schnell zu Hause zu sein.
Die Laufzeit waren 4:31:37 Stunden, ich glaube, das war mein langsamster Marathon außerhalb der echten Berge, aber er hat dennoch Spaß gemacht. Gelernt habe ich aber aus diesem Lauf, dass auch ein langsames Laufen anstrengend sein kann und auch weh tun kann – und trotzdem schön ist!