„Er ist der Sehende und wir sind blind!“


Das letzte Wochenende begann eigentlich schon vor ein paar Monaten. Genau dann, als ich von Alexander von Uleniecki gebeten wurde, beim am 5. November beginnenden dreitägigen Mauerwegslauf in Berlin als Guide für den blinden Jeffrey Norris teilzunehmen. Alexander empfahl mir auch, schon vorher Jeffrey bei einem Lauf zu begleiten, damit wir im November diese Herausforderung gemeinsam bewältigen können.

Ich kannte Jeffrey damals schon vom Sehen und ich erinnerte mich sofort an den coolen Typ mit der Sonnenbrille, der mit ständig wechselnden Guides einschließlich des Geburtstagskindes und Veranstalters Bernd Nuß in Iserlohn den Geburtstagslauf „Rund um den Seilersee“ bestritt. Es war die Premiere des Laufs, der seither „Iserlohner Stadtwerke-Lauf“ heißt und fast eine Pflichtveranstaltung für TorTOURisten geworden ist. Bernd Nuß hat ihn damals als einmaliges Event anlässlich seines „runden“ 60. Geburtstags geplant, aber der immense Erfolg hat dafür gesorgt, dass Iserlohn ohne diesen Lauf ein wenig ärmer wäre.

Aber ich hatte noch nichts über Jeffrey gewusst.
Ich wusste nicht, dass Jeffrey mehr ist als „nur“ ein blinder Ultra-Läufer. Obwohl es schon eine großartige Sache ist, als blinder Läufer Ultra-Marathons zu laufen, ist Jeffrey mehr. Jeffrey ist ein Ausnahme-Athlet mit klaren Zielen. Diese Ziele haben ihn im vergangenen Jahr zum 8-Tage-Lauf in Monaco geführt, wo er an 6 Tagen die beachtliche Strecke von 392 km gelaufen ist.
Die Nürnberger Zeitung schrieb über ihn:
„Es gibt Menschen, die tun verrückte Dinge. Und es gibt Jeffrey Norris. Im Fürstentum Monaco hat der Nürnberger neulich 392 Kilometer in sechs Tagen zurückgelegt – zu Fuß. Einen wie Norris nennt man im Fachjargon Ultraläufer. Doch Norris ist anders als die anderen. Er kann nicht sehen.“

Und ich wusste nicht, dass Jeffrey für 2010 und 2011 unglaubliche Ziele hat. Ich wäre stolz und glücklich, ihn bei diesen Zielen unterstützen zu dürfen. So will er in Monaco seine Laufstrecke deutlich ausbauen, er will einen neuen 24-Stunden Rekord bei der Weltmeisterschaft in Brugg/CH erlaufen und er erzählt vom „Race across America“, vom IronMan in Regensburg und von einem Film, einem Roadmovie, in dem er gerne all das dokumentieren würde.
Jeffrey Norris ist einer der Menschen, die so anders sind als andere, sogar ganz anders als andere Ultraläufer, dass er beispielsweise oft mit dem letzten Bus in seinen Fitness-Club fährt, die Nacht über dort auf dem Laufband trainiert, um dann am nächsten Morgen mit dem ersten Bus wieder nach Hause zu fahren. „So brauche ich keinen Laufpartner und ich habe meine Ruhe,“ sagt Jeffrey gerne.

Wegen Alexander suchten wir also einen Marathon, der sich als erster gemeinsamer Lauf anbot. Und dann ging es plötzlich ganz schnell.
Jeffrey rief mich an, dass Joey Kelly einen Marathon mit ihm laufen wolle und dass er mich da gerne dabei hätte. Welche Ehre, dachte ich. Allerdings hat Jeffrey Joey falsch verstanden und so kam ich zu meiner Meldung für den Willinger Panorama-Marathon, den ich dann geschwänzt habe.

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(Klicken zum Vergrößern ...)

Aber es war nicht das sauerländische „Ballermann-Städtchen“ Willingen, sondern das beschauliche westfälisch-oldenburgische Löningen, in dem Joey Kelly, Jeffrey Norris und ich unseren ersten gemeinsamen Marathon absolviert haben.
Der „Remmers Hasetal Marathon“ war schon immer weit oben auf meiner Wunschliste, spätestens, als dieser Marathon bei marathon4you.de zum viertschönsten Marathon in Deutschlands Norden gewählt wurde. Und Klaus Duwe, der auch 2010 wieder selbst am Start war, bezeichnet diesen Marathon als „Juwel im Norden“.
Jeffrey und ich hatten jeweils ein Zimmer im Huckelriederfeld Hof gebucht und schon die Webseite des Hofs deutete auf ein interessantes Fleckchen Erde hin. Und das ist es zweifellos. Frei lebende Schweine, Pferde und Kühe, ein Hofladen, in dem diese biologisch vernünftig aufwachsenden und lebenden Tiere nach der Schlachtung verkauft werden, Gästezimmer und ein friedvolles Gezirpe von Vögeln, ein Platz, an dem Du denkst, im Paradies zu sein.
Ein paar Kilometer vor Löningen gelegen, nahe einer wunderschönen alten Mühle liegt dieses weitläufige Gelände, das in dem Sonnenlicht des Wochenendes ganz besonders romantisch ist. Ein echter Tipp, wenn Du eine Nächtigung außerhalb der Stadtzentren in dieser Region suchst.


Für mich war der Huckelriederfeld Hof aber mehr. In meiner Münsteraner Zeit war ich in der FDP und bei den Jungen Liberalen aktiv und aus dieser Zeit kannte ich den Bundestagsabgeordneten Paul Friedhoff zumindest vom Sehen. Ihm gehört dieses Idyll, sein Sohn „ist der Bauer“, wie Paul Friedhoff mir sagte. Eine herzliche Familie, die sich liebevoll um Jeffrey und mich gekümmert hat und ein Paul Friedhoff, mit dem ich nicht nur über Jürgen W. Möllemann, seine Frau Carola Möllemann-Appelhoff und ihre Schwestern reden konnte, sondern der mir eine ganz aktuelle wissenschaftliche Betrachtung dieses umstrittenen Politikers zu lesen gab. Und gleich fühlte ich mich wieder jung, wie damals, als Anfang 20-jähriger.


Der Remmers Hasetal-Marathon verdankt seinen Namen zum einen der Hase, einem Flüsschen, an dem ein Teil der Marathonstrecke entlang geht und das auch dieser Region ihren Namen aufgedrückt hat und zum anderen der Firma Remmers, die seit einigen Jahren das Vakuum, das entstanden wäre, als der vorherige Hauptsponsor abgesprungen war, gefüllt hat. Und Remmers steckt nicht nur viel Geld und Zeit in diesen Lauf, sondern bringt auch die vielen Mitarbeiter der dortigen Zentrale dazu, zumindest am zeitgleich startenden Halbmarathon teilzunehmen.
Klaus Duwe schreibt dazu auf marathon4you.de (lies doch bitte seinen ganzen Bericht …) :

„Einer der wichtigsten Arbeitgeber ist die Firma Remmers. Dort werden unter dem Motto „Instandsetzen, schützen, erhalten“ Produkte für Bauten- und Holzschutz hergestellt und weltweit vertrieben. Seit ein paar Jahren greift man dem Marathon tat- und finanzkräftig  unter die Arme. Denn auch auf dem „platten Land“ ist ein solches Event ohne das Zutun von Sponsoren, Behörden, Vereinen und der Bevölkerung nicht zu stemmen. Hier in Löningen hat man auch als Außenstehender schnell das Gefühl, alle tun das Hand in Hand, gerne und vor allem mit Freude und Spaß.“

(Klicken zum Vergrößern!) Joey, Jeffrey und ich nach knapp 5 Stunden

Den Vortrag von Joey Kelly vor dem Lauf beschreibt Klaus Duwe in seinem Bericht ja wunderbar, ich will vielleicht noch ergänzen, dass das unermüdliche Veranstalter-Team und der Hauptsponsor einen wirklich guten Job gemacht haben und dass so ein Lauf entstanden ist, der es wert ist, in meinem Lauf-Lebenslauf die schöne Zahl 96 zu tragen.

Nachdem Joey Kelly, Jeffrey Norris und ich nach 4:51:51 Stunden im Ziel ankamen, war meine persönliche Marathon-Party noch nicht zu Ende. Joey und ich hatten uns so geeinigt, dass Joey Jeffrey führt, anfangs durch die locker auf der linken Schulter aufgelegte Hand von Jeffrey und dann durch ein Band, das den Guide und den Läufer verbindet und so hatte ich den Part übernommen, für eine freie Strecke zu sorgen. Vor allem in der zweiten Runde, als die ganzen Halbmarathonis die Strecke verlassen hatten, war das eine leichte Aufgabe und es blieb viel Zeit für Gespräche, aus denen ich viel mitnehmen konnte.
Später sagte Joey über Jeffrey: „Er ist ausgesprochen gebildet und intelligent!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich selbst habe an Jeffrey besonders bewundert, dass er sich scheinbar mühelos alle Telefonnummern merken kann, die er genannt bekommt. „Das Gedächtnis ist mein Adressbuch,“ sagt Jeffrey dazu und so stehen wir Sehenden da und beobachten staunend, wie Jeffrey sein Leben organisiert hat.

Da ist beispielsweise die Uhr am Handgelenk, die zu jeder vollen Stunde automatisch die Uhrzeit sagt und auch immer dann, wenn Jeffrey auf ein bestimmte Taste drückt und da ist auch das Computerprogramm, das die Texte auf seinem Laptop, Webseitentexte wie auch eMail-Texte, vorliest. Und wenn Du Jeffrey nach den Nationen fragst, die in den einzelnen WM-Gruppen gespielt haben, dann sagt er Dir diese fehlerfrei auf. Das Gedächtnis ist offensichtlich auch sein Notizblock.


Wenn Du mit Jeffrey redest, dann erfährst Du vieles über seine Ziele. Aber Du hörst kein Jammern über seine Situation, obwohl Dritte an seiner Erblindung Schuld tragen, keine Vorwürfe, nichts in der Richtung. Jeffrey spricht immer in bunten und klaren Bildern und das macht es Dir leicht, zu verstehen, was Jeffrey Dir sagen will.
Und wenn Jeffrey von seinem großen Traum, einem Selbstfindungslauf „Bike and Run“ quer durch die USA, von Florida durch seinen Heimatstaat Texas bis nach Kalifornien erzählt, den er ganz entspannt und nicht als Wettkampf laufen und fahren will, dann siehst Du ihn in Gedanken auf dem neuen Renn-Tandem, im Singlet glücklich lächelnd unter der heißen amerikanischen Sonne.
„In jedem Bundesstaat will ich dann noch einen Marathon laufen,“ schwärmt er. Kein Wunder, dass es schon einen Filmproduzenten gibt, der sich für diese Geschichte interessiert.

Auf der anschließenden allgemeinen Marathon-Party auf dem Löninger Marktplatz war Joey Kelly auch für die Siegerehrung zuständig und dort, auf der Bühne über dem Marktplatz, sagte Joey Kelly den schönen Satz über Jeffrey Norris: „Er ist der Sehende und wir sind blind!“

Als Blinder fuhr ich dann mit Joey Kelly durch die Nacht, um ihn nach Hause zu bringen und in Gedanken verneige ich mich in Demut vor Jeffrey, der am letzten Wochenende ein wenig Licht in meine Gedanken gebracht hat.

Jeffrey, die Mauer in Berlin und ich …

Am 9. November 1989 hieß es : Die Mauer ist weg! Endlich!

Erbaut im Jahr 1961, kurz vor meiner Geburt, wurde sie nur 38 Jahre alt und dennoch hat kaum jemand um sie getrauert – und am 5., 6. und 7. November 2010, also rund 21 Jahre nach dem Fall der Mauer, findet auf dem Streifen, auf dem die Mauer stand, ein dreitägiger Ultra-Etappenlauf statt. Rund 160 Kilometer sind an drei aufeinander folgenden Tagen zu absolvieren. Organisiert von Alexander von Uleniecki treffen sich rund 40 Ultraläufer im kühlen Novemberwetter, um so der Mauer zu gedenken. Und auch, um den nächsten Mauerwegslauf vorzubereiten, der Mitte 2011, eine Woche nach dem 50. Jahrestag der Erbauung des „antifaschistischen Schutzwalls“, stattfinden wird.

Der Mauerwegslauf, dieser Etappenlauf ist für mich echtes Neuland, eine wirkliche Herausforderung.
Nicht, weil es so weit ist und auch nicht, weil in Berlin plötzlich die Alpen sprießen und es daher sehr steil ist.
Nein, es ist eine wirkliche Herausforderung, weil ich nicht alleine sein werde.

Bei dem Lauf wird es so sein wie im sonstigen Leben: ich werde an der kurzen Leine gehalten, dieses Mal aber nicht von meiner Gabi, sondern von einem Mann.
Von einem blinden Mann, von Jeffrey Norris, dem blinden Ultraläufer, der schon einige Weltrekorde aufgestellt hat.
Im Juni läuft er noch einen Marathon mit (nein, das wird noch nicht verraten …) zusammen, im November trage ich die Verantwortung dafür, dass Jeffrey gesund und wohlbehalten die 160 Kilometer bewältigt. Ich freue mich sehr darauf.

Der blinde Jeffrey Norris (r.), hier mit seinem Guide Christoph Kirchner

Was schreibt denn „Die Welt“ über Jeffrey:

Leichtathletik:
Ein blinder Marathonläufer bezwingt New York

Von Claudius Lüder, 30. Oktober 2009

Als Jeffrey Norris vor 17 Jahren nach seiner Erblindung zur Kur war, wollte er mit einer Wandergruppe gehen. Die Gruppe lehnte dies ab, weil es zu riskant gewesen wäre. Heute nimmt der 49-jährige Norris an vielen Langstreckenwettbewerben teil und bestreitet am Sonntag den New York Marathon.

Seine Leidenschaft fürs Laufen entdeckte Jeffrey Norris erst nach einem Schicksalsschlag. 1992 hatte er bei einem Unfall sein Augenlicht verloren – inzwischen bestreitet er Langstreckenwettbewerbe in Serie und stellt Weltrekorde auf, wie kürzlich bei einem Sechs-Tage-Rennen in Stockholm. Am Sonntag startet der gebürtige Amerikaner, der seit 1970 in Franken lebt, beim New York Marathon.

Sein Eintritt in die Welt der Ausdauersportler verlief gleichwohl nicht ohne Widerstände. „Als ich nach meiner Erblindung zur Kur war, wollte ich in der Wandergruppe mitgehen. Die aber lehnten das als zu riskant ab“, erinnert sich Norris. Dann die Wende: „Ein Läufer aus Berlin bekam das mit und fragte mich, ob ich mit ihm laufen wolle. So fing alles an.“

Vier Mitläufer, sogenannte Guides, werden Norris am Sonntag über die 42,195 Kilometer begleiten. Unter ihnen sind auch einer seiner langjährigen Laufpartner aus Nürnberg, Christoph Kirchner, und Günther Donath (51). Der Zufall brachte den blinden Norris und den Installateur zusammen: Aus eigenem Antrieb heraus wäre Donath nicht Guide und schon gar nicht Marathoni geworden: „Ich war mit einer Laufgruppe unterwegs als wir Jeffrey trafen, und er fragte, ob ihn jemand begleiten könne.“

So wenig Norris allein auf sich gestellt einen Marathon laufen könnte, so sehr sieht Donath umgekehrt in der läuferischen Verpflichtung für ihn auch eine Antriebsfeder, ohne die er die eine oder andere Stunde mehr auf dem Sofa verbringen würde. „Es ist also ein gewisser Druck dahinter um den inneren Schweinehund auch bei schlechtem Wetter zu überwinden“, sagt Donath. „Ich weiß, er ist auf mich angewiesen. Wenn ich nicht laufe, kann er es auch nicht, und ich schade gleich zwei Leuten.“

Guide zu sein, bedeutet eine große Verantwortung. Läufer wie Donath oder Kirchner müssen für Zwei denken und lenken und sich dabei nach der Geschwindigkeit ihres blinden Laufpartners richten, mit dem sie per Band – Norris bevorzugt lange Schnürsenkel mit zwei Schlaufen – verbunden sind. Donath: „Er bestimmt das Tempo, und ich sage ihm, wo es langgeht.“ Dabei muss der Guide sehr vorausschauend den Weg bestimmen. Schnelle Ausweichmanöver oder gar Sprünge über Unebenheiten sind im Doppelpack nicht möglich.

Tücken, die ein Sehender nicht sieht

Gefährlich wird es, wenn andere Läufer abrupt stehen bleiben oder Norris aus Unachtsamkeit angerempelt wird. Dennoch lehnt es der Franke aus Amerika ab, mit einer Armbinde zu laufen, die ihn als blinden Läufer kennzeichnet. „Ich habe das früher zwei, drei Mal gemacht, musste aber feststellen, dass es eigentlich genau das Gegenteil bewirkt: die anderen Läufer werden eher unachtsamer und unkonzentrierter“, sagt Norris.

Optimal sei es, meint er, immer mindestens zwei Guides dabei zu haben: „Einer führt, und der andere kann zum Beispiel die Verpflegungsstellen ansteuern.“ Bei deutschen Großveranstaltungen wie dem Berlin- oder Hamburg-Marathon hat ein sehbehinderter Läufer meistens einen Startplatz für seinen Guide frei. In den USA, wo die gesamte Behinderten-Sportszene noch mehr integriert ist, haben Blinde sogar drei Startplätze für Guides zur Verfügung. Nur dadurch ist es einem blinden Läufer auch möglich, Spitzenzeiten zu laufen.

Darum geht es in New York aber weder Jeffrey Norris noch seinen Guides. Günther Donath etwa ist bislang fünf Marathons gelaufen, davon einen alleine. Ein Highlight war es für ihn nicht. Donath sagt: „Ich laufe lieber mit dem Jeffrey an der Leine. Dann können wir uns unterhalten, Witzchen erzählen und einfach das Laufen genießen.“

Ich habe Jeffrey zum ersten Mal beim ersten 24-Stunden-Lauf rund um den Seilersee bei Iserlohn gesehen. Schon damals dachte ich, dass ich, wenn ich die Gelegenheit bekomme, auch irgendwann einmal den Sparringspartner, den Guide, den führenden Freund für Jeffrey geben will.

Jetzt, wo es kurz davor ist, sage ich: DANKE JEFFREY für dieses Vertrauen, das wird ein schönes Wochenende im November!

Am Wochenende gibt es original fränkischen Pfefferkarpfen …

Pfefferkarpfen mit Polenta – Muffins

Pfefferkarpfen:
Die Karpfenstücke mit Knoblauch einreiben, salzen und pfeffern und in eine feuerfeste Auflaufform legen, dazwischen die Erdäpfelscheiben, Zwiebel- und Paprikaringe und die Karottenstücke geben.
Das Ganze mit Wasser aufgießen, sodass die Filetstücke bedeckt sind. In weiterer Folge den Saft der Zitrone, einige Pfefferkörner, 1 EL Butter und den halben Suppenwürfel dazugeben.
Zum Schluß alles mit gehackten Kräutern bestreuen, mit Alufolie abdecken und ins Backrohr bei 200 Grad Celsius für 40 bis 50 Minuten geben.

Polenta – Muffins:
1/2 Liter Milch, 1/2 Liter Wasser, 3 Eckerlkäse und Salz zum Kochen bringen.
250 g Maisgrieß einrieseln lassen und ca. 10 Minuten auf kleiner Stufe quellen lassen, öfters umrühren. Danach gehackte Kräuter und 50 g Parmesan dazugeben und etwas stehen lassen.
Zwischenzeitlich ein Muffinsbackblech einfetten und mit Brösel ausstreuen, die Polentamasse dann einfüllen und bei ca. 200 Grad 20 bis 25 Minuten im Rohr backen.

Schwierigkeitsgrad: leicht
Personen: 4
Zubereitungszeit: 50 Minuten
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zutaten:
2 St Karpfenfilets in portionsgroße Stücke geschnitten, Salz, Pfeffer nach Geschmack
1/2 St Suppenwürfel, Knoblauch, 1 St Zwiebel (in Scheiben/Ringe geschnitten)
2-3 St kleinere Erdäpfel (in Scheiben geschnitten)
1 EL Butter, Saft einer Zitrone, gehackte Kräuter, Pfefferkörner
je 1 St roter Paprika, Karotte (geschnitten)


Du weißt ja vielleicht, dass ich ein gebürtiger Franke bin, ein Nürnberger, um genau zu sein. Ich weiß aber nicht, ob ich an einem Freitag geboren wurde, aber falls es ein Freitag gewesen sein sollte, dann gab es zu Mittag bestimmt eine typisch fränkische Spezialität: den fränkischen Pfefferkarpfen.

Als Baby hatte ich sicherlich auf den Pfefferkarpfen wenig Lust, wahrscheinlich war mir ein Gläschen mit Karottenmus oder Griesbrei lieber. Und am Wochenende, wenn es wieder fränkischen Pfefferkarpfen gibt, werde ich wohl auch nicht mitschlemmen, sondern einen vegetarischen Gemüseauflauf bevorzugen. Die fränkischen Pfefferkarpfen überlasse ich den 29 anderen Läufern und den 5 Helfern, sie werden sich das Essen durch fleißiges Laufen redlich verdient haben.

Wobei wir beim Laufen wären, beim Pfefferkarpfen-Lauf. Im Steppenhahn-Forum habe ich zuerst von diesem Lauf gelesen, als sich ein paar Läufer darüber gestritten haben, ob es nun der Pfefferkarpfen-Lauf oder der Pfefferkrapfen-Lauf sei. Als Franke war mir natürlich klar, dass es sich um den Fisch handeln musste, aber einen Krapfen (Berliner), gefüllt mit frischem scharfen Pfeffer, inspiriert auch sehr. Ich liebe ja bittere Schokolade, die mit Chili gefüllt ist, vielleicht wäre ich auch ein Fan dieser neuen Backspezialität?
Mitte der Woche erzählte mir dann mein lieber Laufkumpel Kurt Süsser, dass er am Wochenende beim Pfefferkarpfen-Lauf dabei wäre. Er war es auch, der mir die entsprechende Einladung besorgt und so mein Mitlaufen möglich gemacht hat.

So geht es am Samstag 54 Kilometer lang als Gruppenlauf von Nürnberg-Schnepfenreuth Richtung Pommersfelden. Dort gibt es im Pommersfeldener Hotel „Grüner Baum“ für die Läufer und die Helfer eben diesen fränkischen Pfefferkarpfen. Und nach einer wahrscheinlich kurzen Nacht geht es dann am Sonntag wieder die 54 Kilometer zurück nach Nürnberg. Aber am Sonntag heißt es dann, sich zu sputen, damit ich mein Tennisspiel um 20 Uhr in Bad Neuenahr nicht verpasse.

Die ganz besondere Freude aber hatte ich heute, als die Teilnehmer-Liste per Mail erhielt. Außer dem Veranstalter Olaf Schmalfuß und Kurt Süsser sind weitere 27 Läuferinnen und Läufer dabei. Nicht alle Namen sagen mir etwas, aber auf manche freue ich mich ganz besonders.
Vor allem freue ich mich auf den lieben Gottfried „Gotti“ Oel, den ich 2009 beim SwissJuraMarathon kennen- und schätzen gelernt habe, lies dazu mal meinen Bericht „Vom ersten bis zum letzten Tag“. Wir werden sicher viel zu tratschen haben …

Klaus Neumann, der König der Ultra-Marathons, ist auch dabei. Ihn habe ich zuletzt beim Sondershausener „Unter-Tage-Marathon“ gesehen. Bewundernswert und rekordverdächtig sind seine 109 Ultra-Marathons im Jahr 2009, einfach sensationell.
Als Teilnehmer des „TransEurop-FootRace“ kamen alleine dadurch letztes Jahr 72 Ultras auf sein Konto und so beschloss er, in 2009 die 100 Ultras voll zu machen und da muss er sich wohl irgendwann ein wenig verzählt haben …
Ich erinnere mich bei Klaus auch seine Antwort auf meine erste Frage an ihn. Es war beim Eisweinlauf vor einigen Jahren und ich hatte eben erst erfahren, dass Klaus drei Mal Spartathlon und zwei Mal Badwater erfolgreich hinter sicht gebracht hat. Ich nannte das „cool!“ Klaus aber antwortete: „Nein, nicht cool. Das war heiß, extrem heiß!“

Den letzten Mitläufer, den ich erwähnen will, ist Alexander von Uleniecki aus Berlin. Mit ihm habe ich mich in den letzten Wochen ein paar Mal per Mail ausgetauscht, weil er der Ausrichter der „Berliner Mauerläufe“ ist. Ich bin sehr froh, ihn bei dieser Gelegenheit auch persönlich kennen zu lernen. Interessant ist es übrigens, die Teilnehmerliste der Mauerläufe anzusehen. Viele der Läuferinnen und Läufer des kommenden Wochenendes finden sich dort wieder. Ich bin also umgeben mit hervorragenden Läuferinnen und Läufern, Menschen mit viel Erfahrung und interessanten eigenen Geschichten.

Vielleicht erzähle ich an dieser Stelle die eine oder andere davon in den nächsten Wochen, aber nur, wenn die Läufer nicht so still sind wie die fränkischen Pfefferkarpfen, die am Samstag Abend bei den meisten von uns auf dem Speiseplan stehen.