Der Mann, der bei uns Hans Esser war …

Am 1. Oktober 2012 feierte Günter Wallraff seinen 70. Geburtstag.
Aus diesem Anlass wurde sein Buch „Der Aufmacher – Der Mann, der bei BILD Hans Esser war“ neu aufgelegt und das endlich in einer unzensierten Version.
BILDDieses Buch schrieb bei der Ersterscheinung 1977 Presse- und Verlagsgeschichte und schlug wie eine Bombe ein. Es war Günter Wallraffs legendärer Bericht aus dem Innern der Bild-Zeitung, Wallraff beschreibt in diesem Buch, was er als Bild-Reporter „Hans Esser“ erlebte.
Und der Springer-Konzern schlug zurück, setzte Spitzel und Detektive auf ihn an, verleumdete Wallraff als »Lügner«, »Psychopathen« und »Untergrundkommunisten« – und klagte in mehr als einem Dutzend Verfahren gegen den »Aufmacher«. Obwohl der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht Wallraff am Ende in entscheidenden Punkten Recht gaben, blieben viele Passagen in dem Buch verboten.
Dass sich Wallraff damals auch mit Geldern von „ganz unten“ finanzieren ließ, also von der „Staatssicherheit“ der ehemaligen DDR, schmälert nicht seinen Erfolg. Das Buch war und bleibt ein Glanzstück des investigativen Journalismus und wir alle wünschten uns mehr davon.

„Der Mann, der bei uns Michael Esser war“ hätte auch meine Geschichte heißen können, eine Geschichte, die sich um Stolz und Erfolg, um Scheitern und Aufstehen dreht, eine Geschichte von guten Freunden und von drei Menschen, von denen einer noch ein wenig verrückter ist als der andere. Aber nun mal alles der Reihe nach …

Es begann mitten in der Nacht beim Einladungslauf von Martin Urlaub auf einem Teil des Westfalenwegs von Schwerte nach Hattingen. Ich konnte arbeitstechnisch bedingt erst ab der Tankstelle zur Gruppe stoßen, die den ersten Verpflegungspunkt bildete. Und dort hörte ich, dass das Team der „schleichenden EMUs“ beim PTL 2013 zerbrochen ist. Michael Esser hatte sich vor Wochen schon aus dem Team verabschiedet. Und alle wussten es, nur ich nicht.
Ich hatte noch einen Tag zuvor mit Uwe Hermann in einer anderen Sache telefoniert und keinen Ton davon erfahren, wahrscheinlich, weil er dachte, dass ich diese Situation sicher kennen würde.
2011 hatte ich mit Uwe Hermann, dem „U“ der „EMUs“ und Eric Tuerlings, dem „E“ der „EMUs“ ein Erkundungswochenende im Aostatal verbracht und wir hatten uns, welch ein Wunder, weder gegenseitig die Gabeln ins Fleisch gestochen noch sind wir uns danach aus dem Weg gegangen. Nein, es war ein fantastisches Wochenende, an das wir uns alle noch heute gerne erinnern. Zwar hatte es 2011 beim TdG dann für Eric und mich nicht zum Finish gereicht, Uwe aber erledigte das mit Bravour und Eric korrigierte dieses Scheitern in 2012 mit seinem Finish an gleicher Stelle. Nur ich blieb ein Gescheiterter.
Aber wenn Michael Esser, der das „M“ zu den „EMUs“ beisteuern sollte, nicht laufen kann, vielleicht kann ich dann der Michael Esser des PTL-Team der „schleichenden EMUs“ sein, dachte ich. Und dann diesen Wahnsinnslauf mit diesen tollen Jungs finishen, das wäre doch was!
Offiziell ummelden ging zwar nicht mehr, die Fristen dafür waren knapp verpasst. Aber es gibt ja immer noch ein Leben außerhalb von offiziellen Regeln und Regularien.

Uwe und ich gingen also zum Boss des gesamten UTMB-Events, zu Jean-Claude, mit dem ich vor Jahren schon einmal beim Frühstück saß und ein paar Worte wechseln konnte. Wenig genug, dass er mich nicht mehr kannte, aber dennoch ausreichend, dass in seinem Hinterkopf eine Ahnung von Bekanntheit entstand. Er sagte sofort zu und wir änderten den Namen Michael Esser in Thomas Eller und änderten auch die Telefonnummern, die bei der Organisation für jeden Läufer hinterlegt waren.
Ob es an der Zustimmung von Jean-Claude lag, an der immens ähnlichen Namesgebung von Michael und mir oder ob es einfach ein Versehen war, dass ich mit der Einschreibung beim PTL nicht aus der Starterliste des UTMB gestrichen wurde, weiß ich nicht, es war jedenfalls so, dass ich auch weiterhin noch als UTMB-Starter geführt wurde.
Auf dem „Dossart“, der Startnummer, stand aber Michael Esser. Da war ein Neudruck in so kurzer Zeit nicht möglich, also war ich im Team der „schleichenden EMUs“ der Michael Esser und so ging es mit den beiden nach „ganz oben“.PTL

Der PTL, der „kleine Spaziergang des Léon“, startete am Montagabend um 22 Uhr. 91 Teams nahmen daran teil, die meisten als Dreierteams, manche aber auch nur als Zweierteams. Eine eher kleine Veranstaltung also, aber der Start war tatsächlich atemberaubend. Nicht nur, dass alle, wirklich alle Mitbewohner des „Deutschen Hauses“ in Chamonix da waren, um dem einzigen deutschen Team die Daumen zu drücken, wobei der nominelle Niederländer Eric wegen seiner langen Wohntradition in Deutschland der Einfachheit halber von uns eingebürgert wurde, was ja auch gewissermaßen zu Recht geschah, immerhin wollen meisten der wenigen Einwohner von Reichweiler, dass Eric deren Bürgermeister sein sollte. Eric hat mit seiner Arbeit dort und auch mit dem K-UT, dem Keufelskopf-Lauf, diesem Städtchen so viel Sympathie gebracht, dass Reichweiler nun zumindest in Trailrunnerkreisen eine Art Mekka des Traillaufens geworden ist, ein unübersehbarer Punkt auf der Trail-Landkarte, der vor Eric einfach nicht präsent war. Und wenn im kommenden Jahr beim K-UT auch noch die offizielle DUV-Meisterschaft im Traillaufen ausgetragen wird, dann erhebt sich Reichweiler noch höher über die unzähligen anderen Kleinstädte, deren Trails unbelaufen, unbeweint und unbezwungen im Dunkeln vor sich hin trauern.

Die ganze Stadt Chamonix war auf den Beinen, um die 91 Teams auf ihre lange Reise zu schicken, 91 Teams, von denen allerdings die meisten nicht ankommen würden, das war von Anfang an klar. 49 Teams schafften die ungefähr 288 Kilometer lange hochalpine Strecke, die „schleichenden EMUs“ aber waren nicht darunter. Schade, wirklich schade. Dieser Traum zerplatzte sehr früh wie eine Seifenblase, die gerade eben noch in großer Stärke regenbogenfarbig schimmerte und dann nach einem kleinen „Plopp“ in sich zusammen fällt.
Dass dieser Bewerb so viel Beachtung bei der dortigen Bevölkerung findet, hätte ich nicht gedacht und mir kamen schon die Tränen, als wir kilometerweit durch ein Spalier von Menschen gelaufen sind, die uns alle „courage“ gewünscht haben, die applaudierten, winkten und jubelten. Kinder hielten ihre Hände zum Abklatschen hin und manche der Zuschauer standen erst in der Fußgängerzone und sind dann schnell noch den Berg nach oben gelaufen, um uns erneut zu sehen, als wir nach einer Biegung dort ankamen.PTL

Dass unser Team und unsere Situation von Anfang an unter keinem guten Stern stand sei aber auch erwähnt. Kaum waren wir aus Chamonix heraus und verschwanden im Wald, wollte ich die Stirnlampe anschalten, aber nichts tat sich. Später tauschte ich dann die Batterien aus, weil ich dachte, dass sich diese entladen hätten, wieder tat sich nichts. Die zweite Stirnlampe hatte ich im Auto gelassen und dafür lieber eine LED Stablampe mitgenommen, ideal zum Leuchten und Suchen, aber in Verbindung mit Treckingstöcken war das keine gute Alternative.
Am Ende lösten wir das Problem mit einer Mischung aus der Verwendung der Stablampe, teilweise bin ich in Erics Lichtkegel gelaufen und irgendwann habe ich Erics Ersatz-Stirnlampe bekommen. Dafür ist man ja ein Team, aber meine Sorgen wuchsen.
Sie wuchsen auch, weil Eric einige fatale Sätze sagte. Ob er das nur zu unserer Motivation tat oder wirklich daran glaubte, weiß ich nicht, ich jedenfalls empfand manches als unpassend und unüberlegt. Der Satz, der mich am meisten irritierte, war dabei dieser: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, hier nicht zu finishen!“
Ich konnte das schon. Und als Eric dann vorschlug, wir sollten nicht auf die Schlusszeit Sonntag 14 Uhr zielen, sondern auf ein Finish am Samstagabend, da wurde mir richtig unwohl. Uwe würde ich so etwas zutrauen, bei Eric war ich mir da gar nicht sicher. Zwar ist er hartnäckig, konsequent und zäh, aber er ist, wie ich, eher langsam. Und bei mir fielen mir die vielen Tausend Höhenmeter ein, die ich in der Vorbereitung auf den UTMB 2013 nicht gemacht hatte.

Bedingt durch den Darmvirus aus Nepal war ja in Andorra statt nach 170 Kilometern schon nach 20 Kilometern Schluss, beim Pitztal Gletscher Event habe ich mich von der 95 Kilometer Distanz schon vor dem Event auf die Marathonstrecke zurückstufen lassen und beim Eiger Ultra Trail war schon nach 16 Kilometern Schluss, weil der Virus wieder zugeschlagen hatte. Und dann sollten wir beim PTL schnell sein?

Für die erste Nacht auf den Dienstag war Regen vorhergesagt, zu unserer großen Freude blieb es aber trocken. Und am Dienstag wurde es sogar warm, fast heiß. Erst als wir gegen 14 Uhr vom Berg herunter zum tiefsten Punkt des gesamten Parcours herunter gekommen waren, zu dem Punkt, an dem Eric im Vorfeld eines von insgesamt fünf Verstecken eingerichtet hatte, Verstecke, in denen sich eine 1,5 Liter Flasche Coca-Cola, TUC Kekse, M&M Snacks und Mars Riegel unf für Eric eine Flasche Bier finden ließen, begann es dann doch zu regnen und wir zogen die verschwitzten Sachen aus und die Regensachen an. Und nach einer kleinen Pause ging es weiter, von da an nur noch rauf.

War der Weg bis dahin sehr gewöhnungsbedürftig, da waren Klettersteige, die Dich langsam gemacht haben, auch, weil sich ständig Schlangen davor bildeten. Immerhin waren einige der Läufer eben keine Bergsteiger und hatten schlichtweg Angst. „Gelbe Nummernschilder“ eben, gewissermaßen, ohne den Niederländern zu nahe treten zu wollen. Und da waren auch Leitern, Spalten, über die gesprungen werden sollten und Steinpassagen, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Das Resulat für uns war, dass wir sage und schreibe 13 Stunden und 45 Minuten für unseren ersten von etwa sieben Marathons brauchten. Der Besenwagen beim Berlin-Marathon wäre da schon zwei Mal vorbei gefahren gewesen.

Es ging also nur noch rauf und das im ständigen und stärker werdenden Regen. Und Eric schwächelte sichtlich. Als ich ihm eine für mich wichtige und lieb gewordene Nachricht erzählen wollte, wollte er die gar nicht hören und verwies darauf, dass es ihm wirklich nicht gut gehen würde. Ähnliches hat er dann auch Uwe erzählt. Uns beiden hatte er aber nicht verraten, wo seine Probleme lagen, das erfuhren wir erst ganz am Ende, nach knapp 60 Kilometern, also unwesentliche 228 Kilometer vor der Ziellinie.
Erst ging es eine Schotterstraße herauf, dann einen steilen Waldtrail. Dann folgte ein Trail durch niederes Gebüsch, der teils waagrecht verlief, teilweise anstieg. Und irgendwann waren wir dann an einer etwa 150 Meter hohen und etliche Kilometer langen Steinwand, die man nur über einen Klettersteig bezwingen konnte.
Ich ging mit Uwe zügig herauf, wir beide sind schon seit Kindesbeinen an auf solchen Klettersteigen gewandert. Dafür muss ich heute wohl noch meine Eltern um Verzeihung bitten, weil ich die damaligen Bergtouren eher in die Schublade „Things, I hate to do“ gepackt hatte. Heute sind sie das Fundament für einige Bergläufe und das habe ich auf diesen 60 Kilometern des PTL wieder gemerkt.
Oben warteten wir auf Eric und stellten uns an einer Hütte unter, deren Dachüberstand so klein war, dass Du nur dann nicht nass wurdest, wenn Du stramm an der Hüttenwand standest. Beim späteren Umziehen, beim Anziehen der warmen Schicht, wurdest Du permanent nass, was aus der „trockenen, warmen Schicht“ eine klamme, kühle Schicht machte. Immerhin besser als die nasse, kalte Schicht, die wir uns im Dauerregen erlaufen haben und die uns enorm frieren ließ.
Stehen bleiben und warten ist halt doch nicht immer leicht.

Als Eric kam, zog er sich auch um und erzählte uns davon, dass er sich „einen Wolf gelaufen“ hatte – und das direkt zwischen den Pobacken. Hirschtalg hätte das verhindern können, dachte ich, aber es war nun mal geschehen. Und er cremte sich ein und hoffte, als John Wayne o-beinig den kleinen Rest der Reise bewältigen zu können. Die Diskussion, ob wir aussteigen sollten oder nicht, hatte aber schon begonnen. Eric hatte die Frage zuerst gestellt, ich hatte sie nur gedacht. Als Gast des Teams wollte und konnte ich sie nicht formulieren, aber da oben frierend hatte meine Motivation schon deutlich abgenommen.
Am Ende hatten wir uns jedoch darauf geeinigt, doch weiter zu laufen, aber es war viel Zeit vergangen, sehr viel Zeit. Und nach weiteren vielleicht 200 Metern musste Eric einräumen, dass es für ihn definitiv nicht weiter gehen konnte. Er bot Uwe und mir an, als Zweierteam weiter zu laufen, das wollte ich aber nicht. Uwe ist ein sehr guter Läufer und ich hätte mich ständig unter Druck gefühlt. Im Dreierteam mit Eric wusste ich, dass mal er, mal ich die Bremse waren, das verteilt den Druck und gibt Dir Motivation, wenn Du auf den anderen warten musst.
Außerdem glaubte ich nicht an Erics Aussage, dass da eine Straße nach unten existieren würde. Und ich hatte Recht. Wir suchten und fanden – nichts. Am Ende stiegen wir im Dunklen über den Klettersteig ab. Eric wurde von uns dann kurzerhand ausgebürgert, bekam sein gelbes Nummernschild zurück und verhielt sich dann auch so. Aus dem starken Bär war ein verunsicherter Läufer geworden, der sichtlich Angst vor jedem Schritt hatte. Uwe und ich waren froh, ihn dann irgendwann nach unten geschleust zu haben.

Wenn ich mir vorstelle, wir wären weitergelaufen, dann hätten wir den Tracker mitbekommen und Eric wäre unbemerkt vielleicht gestürzt und keiner hätte es gemerkt. Ich bin so froh, dass wir die Entscheidung so getroffen haben, wie wir sie getroffen haben, obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass Uwe mit der Situation stark hadern muss. Eric kann sich ja noch beim TdG den Frust von der Seele laufen und der Fehler der Organisation, mich beim UTMB nicht zu streichen, gab mir die Chance einer Revanche. Für Uwe, unseren besten Läufer allerdings, gab und gibt es keinen „Entfruster“.

Nach dem Klettersteig folgte der Trail durch das Gebüsch und den steilen Trail durch den Wald wollten wir durch einen langen Spaziergang auf der Straße umgehen. Das wiederum bedeutete 12 Kilometer kaum abfallende Straße und wir waren gegen 2.30 Uhr wieder im Dörfchen, das zwar einen Bahnhof, aber keinen Traffic mehr hatte. Kein Taxi, kein Bus, die Kirche abgeschlossen, die Parkbänke aber waren frei. Und sie wurden bei 12 Grad Temperatur unser Domizil.
Wir froren also kräftig, bis gegen 5.40 Uhr das Café eines einfachen Hotels öffnete und wir endlich wieder etwas Wärme erfuhren, eine heiße Schokolade trinken konnten und so warteten wir bis 7.40 Uhr auf den ersten Zug nach St. Gervais und dort dann auf den Zug nach Chamonix.

Mit leeren Händen, geknickt und gescheitert kamen wir dann dort an. Der Tracker, der ständig unsere Position verriet zeigte denen, die zwischen 14 Uhr am Dienstag und 2 Uhr am Mittwoch nicht auf unsere Position geschaut haben, an, dass wir uns scheinbar 12 Stunden lang nicht bewegt hätten. Am Ende waren also 75 Kilometer auf meiner Uhr verzeichnet und Eric, Uwe und ich waren müde und traurig.
Jetzt waren wir „ganz unten“.
Die restlichen vier Verstecke, die Eric an der Strecke eingerichtet hatte, sind wohl heute noch da. Wenn Du also mal die Strecke des PTL abläufst, dann schaue doch hinter jeden Stein – es könnte sich lohnen …

„Reise zu den Letzten ihrer Art“

Uwe Diekmann aus Köln-Rodenkirchen ist unser Steuerberater. Uwe Diekmann ist aber auch mein Freund. Und Uwe Diekmann und ich haben eine Verbindung, ein gemeinsames Hobby, gemeinsame Ideale.
Das Hobby von uns beiden ist Afrika, sind die Wüsten Afrikas, sind bizarre Landschaften, faszinierende Landschaften und spektakuläre Tieransammlungen freier und wild lebender Tiere. All das findest Du natürlich – in Afrika.


Uwe Diekmann als Experte für Steuertipps in einer Kolumne der BILD-Zeitung

Uwe Diekmann wird als Privatmann Ende diesen Jahres mit dem Jeep durch die Wüste Libyens fahren, oh ja, da wäre ich gerne dabei. Nicht unbedingt mit dem Jeep, lieber zu Fuß, wenn mir jemand Wasser und Unterkunft anbieten würde. Als Chef der Kölner Niederlassung und als Partner in der großen Steuerberatungsgruppe „GDS Gruppe“ aber versucht Uwe Diekmann, geschäftliche Aspekte mit denen seines Hobbys, unseres Hobbys, zu verbinden.

Regelmäßig lädt er daher einen ausgewählten Klienten- und Freundeskreis zu Vorträgen ein, die stets in der 7. Etage, in der obersten Etage des Kanzleigebäudes in Köln-Rodenkichen, stattfinden. Von dort aus hast Du einen herrlichen Blick auf die Stadt Köln und auf der dazugehörigen Dachterrasse direkt über diesen Räumlichkeiten, wo der Blick sogar noch ein wenig schöner ist wie vom Balkon eine Etage darunter, auf dieser Dachterrasse habe ich ihm zum ersten Mal in etwa den Verlauf des 171km langen KÖLNPFADS skizziert, eine Tage, bevor ich Mitte 2009 den KÖLNPFAD tatsächlich gelaufen bin.
Den Kreis am Horizont, den ich mit den Fingern damals gezogen habe, war schon riesengroß, aber auch beeindruckend.

Zu einem dieser Vorträge hat er einen Referenten eingeladen, der auch viel mit der Wüste zu tun hat, häufig und lange in Afrika war und für den wilde Tiere kein Schrecken, sondern eine Herausforderung sind. Wilde Tiere in der ganzen Welt sind seine Leidenschaft, im ewigen Eis genauso wie in der brütenden Hitze der Wüsten.
Der Referent war Förster in der Eifel, bis es ihn aus Deutschland heraus und ins ewige Eis hinein gezogen hat. Dort hat er seine ersten Meriten als Tier- und Landschaftsfilmer verdient und heute ist er ein gefragter Tierfilmer, dessen Reportagen häufig im ZDF und auch bei Arte zu sehen sind.
Ihn live erlebt zu haben, vor einer kleinen Gruppe von nicht einmal zwanzig geladenen Gästen, mit ihm über die Grenzen der Phantasie und die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit gesprochen zu haben, das war für mich ein wirklich dramatisches Erlebnis.

Andreas Kieling auf der Insel Rinca, einen Komodo-Waran filmend

Andreas Kieling (www.andreas-kieling.de) durchquerte Grönland zu Fuß, fuhr mit dem Mountainbike durch den Himalaya und er bereist seit mittlerweile 20 Jahren als vielfach preisgekrönter Dokumentarfilmer die ganze Welt.
Seine Filme werden weltweit über den „National Geographic Channel“ ausgestrahlt und uns Deutschen ist er unter anderem durch die ZDF-Serie „Terra X: Kieling – Expeditionen zu den Letzten ihrer Art“ bekannt.
Für den ARD Dreiteiler „Abenteuer Erde – Yukon River“ wurde er mit dem Panda Award, dem „Oscar des Tierfilms“, ausgezeichnet.

Andreas Kieling ist aber auch ein ausgesprochen sympathischer Typ, ein Erzähler, dem es wichtig ist, seine Zuhörer zu erreichen. Und das schafft er nicht nur mit seinen Worten, sondern vor allem auch mit seinen bewegten Bildern. Und von denen hatte er einige dabei und wir sahen eine Auswahl seiner Dokumentationen, angefangen von seinen Anfängen, in denen er noch still war vor der Kamera bis hin zu seinen heutigen Filmen, in denen er sich selbst häufig filmt und auch oft etwas in die Kamera spricht, um die jeweilige Szene zu beschreiben.

Durch Grönland, durch den Himalaya, zum Yukon River, alles Ziele, die uns Läufer ja auch besonders interessieren, mit dem Himalaya Marathon, dem Yukon Arctic Ultra und einigen Lauf-Veranstaltungen in Grönland gibt es ja viel Schönes für uns. Gerade wegen der kalten Gegenden zolle ich ihm höchsten Respekt, weil Hitze wohl leichter zu ertragen ist wie Kälte. Laufen will ich in Grönland und am kanadischen Yukon River aber trotzdem …

Mich friert schon beim Betrachten dieses Fotos ...

Erzählt hat Andreas Kieling auch davon, wie Tierfilme aus eigenen Sequenzen und zugekauften Sequenzen anderer Dokumentarfilmer zusammengestückelt werden. Er berichtete von einer regelrechten Börse für Tier- und Landschaftsfilm-Konserven und so wird der Druck, der auf den Abenteurern lastet, immer größer. Die Etats der Fernsehanstalten werden eher kleiner als größer und die Aufträge müssen heute in einer viel kürzeren Zeitspanne fertig sein wie früher.
In diesem Geschäft ist es also so wie überall anders auch: höher, schneller, weiter, billiger …

Einige Szenen, die er uns im Film vorgespielt oder in seinem Vortrag erzählt hat, findest Du auch in seinen Büchern, so auch die Filmsequenz, wo ein wütender Elefantenbulle auf Andreas Kieling zugerannt kam. Wir Zuschauer erschraken alle, aber Andreas Kieling blieb in dem Film einfach stehen und sah den Elefanten direkt an. Kurz vor ihm stoppten diese zwei Tonnen Fleisch, Knochen und Haut, um dann umzukehren und von dannen zu traben. „Das war nur ein Scheinangriff. Elefanten machen das meistens so,“ sagte Kieling. Es wäre ihm aber auch keine Möglichkeit mehr geblieben, bei einer Fehleinschätzung der Situation noch einen „Plan B“ umzusetzen.


Noch eine weitere Gemeinsamkeit verbindet mich mit Andreas Kieling. Wie mein Freund Andreas Klotz kümmert sich auch Andreas Kieling um die vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Diese seltenen Tiere sind uns allen so ähnlich, dass die Faszination, sie ansehen, fotografieren und bewundern zu dürfen, mit Händen greifbar ist.
Andreas Klotz hilft ja hier mit seinem Projekt www.mondberge.com, ich habe in diesem Blog schon darüber berichtet, Andreas Kieling hilft durch das Verbreiten wunderschöner Filme und durch die direkte finanzielle Unterstützung von Berggorilla-Projekten. Wenn ich Mitte Oktober mit Andreas Klotz und weiteren fünf fotografisch angehauchten Freunden auf den Kilimanjaro laufe, dann werden wir die Berggorillas leider nicht sehen können, sie leben rund 800 Kilometer weiter nördlich im ugandischen Ruwenzori-Gebirge. Aber vielleicht gelingen uns ja sehenswerte Foto- und Videoaufnahmen der Tiere und Pflanzen am Kibo-Massiv.

So vertraut, so nah, so verwandt ... der Berggorilla Zentralafrikas

Eine Frage hat natürlich die Mehrzahl der Zuhörer interessiert, die Frage nach der Gefährlichkeit dieser Abenteuer. Gerade nach dem „Scheinangriff“ des Elefantenbullen schwebte diese Frage förmlich im Raum und insbesondere die Schlipsträger unter den Gästen waren entsprechend in Sorge, immerhin ist für viele der Weg in die Chefetagen der Großbanken das Gefährlichste, was sie in ihrem Leben tun.

Andreas Kieling beantwortete die Frage, indem er eine uralte und längst vernarbte Verletzung zeigte. Sie stammte vom bisher einzigen Unfall mit Tieren, den er je hatte. Ob er in der Wüste Afrikas oder im ewigen Eis Grönlands war, immer blieb er ohne nennenswerte Verletzungen, bis auf diese eine Wunde. Und die holte er sich – in der Eifel.
Ein wütender Keiler hatte sie ihm zugefügt und daran – und das ist kein Scherz – wäre er damals beinahe verblutet.

„NO ARMS, NO LEGS, NO WORRIES!“

Es war der 22. November 2009, der Sonntag direkt nach meinem Geburtstag, als es mal wieder mein Freund René Gräber war, der mich mit einem seiner vielen BLOG-Beiträge motivierte. Es war kurz vor dem harten Weihnachtsgeschäft und mitten in einer Zeit, in der ich mit meiner aktuellen Situation haderte – wieder mal.

Denn der Ultraläufer TomWingo ist ein Weichei. Im Geiste und im „real life“. Kaum ein Zipperlein lasse ich aus und gleich denke ich, dass ich den anderen Läufern gegenüber benachteiligt bin. Ob es meine „L5 Spondylose“ ist, die mir die Ausmusterung beim „Bund“ mit einer glatten „T5“ eingebracht hat und die mir hin und wieder nicht nur das Läuferleben schwer macht, oder ob es meine Fußnägel sind, die sich nach oben wölben und immer für Schmerzen und Sorgen gut sind, stets wünsche ich mir, meinen Körper partiell verändern zu können.

Und da kommt Nick Vujicic und sagt im dritten Teil der unten folgenden Videos: „Ich bin dankbar für meinen Körper und ich würde nichts an mir ändern, wenn ich es könnte!“ Und René Gräber schreibt, dazu, dass Schluss sein muss mit dem Gejammere, wir hätten ein schweres Leben.


Ich habe diese Gedanken von René Gräber schon am 2. Januar in meiner Liste guter Vorsätze (Weg damit!) für das Jahr 2010 übernommen und auch in einem der vielen Links auf den BLOG-Beitrag über Nick Vujicic hingewiesen. Bei der Vielzahl der Links in diesem Beitrag ist die gute Botschaft, die sich dahinter verborgen hat, bei den meisten aber untergegangen.

„Ich bin dankbar für meinen Körper und ich würde nichts an mir ändern, wenn ich es könnte!“ sagt Nick Vujicic – aber wer ist dieser Mann? Er ist Golfer, Surfer, Börsenspekulant und einer der Motivationsredner der Welt, der in der allerersten Reihe der Top-Speaker steht.
Er referiert in der ganzen Welt vor Hunderttausenden von begeisterten Menschen und er bringt dort seine Botschaft den Menschen nahe: Perpektiven, Visionen und Wahlmöglichkeiten („Perspective, visions and choices!“), das sind die Dinge, die uns ausmachen, die unsere Zukunft ausmachen.

Und was schreibt unser aller Lieblingszeitung, die „BILD“, am 1. August 2009 über ihn?

Surfer ohne Arme und Beine

Dieser Mann macht allen Behinderten Mut

Er hat weder Arme noch Beine – trotzdem strotzt Nick Vujicic (26) vor Lebensmut. Er schwimmt, surft und spielt Golf. Als Motivationsredner hilft er Menschen auf der ganzen Welt. Doch das war nicht immer so: Als kleiner Junge versuchte er sich umzubringen, berichtet die britische Zeitung „Daily Mail“.
Nick Vujicic kam ohne Gliedmaßen zur Welt. Der Grund: ein seltener Gendefekt, Phokomelie. Als sein Vater den Jungen zum ersten Mal sah, musste er sich übergeben. Seine Mutter war so geschockt, dass es vier Monate dauerte, bis sie ihr Kind in den Arm nehmen konnte.
Nick Vujicic: „Meine Mutter war Krankenschwester und hat während der Schwangerschaft alles richtig gemacht, trotzdem gibt sie sich noch immer die Schuld.“
Doch die Eltern, strenggläubige Christen, liebten ihren Sohn abgöttisch: „Es war schwer für sie, doch von Anfang an taten sie alles, um mich unabhängig zu machen.“

Heute spielt der Mann Golf, schwimmt wie ein Fisch im Wasser und macht 360-Grad-Drehungen auf dem Surfbrett. Die Surfmeisterin Bethany Hamilton (19) brachte ihm auf Hawaii das Surfen bei.
Binnen 48 Stunden landete Vujicic auf dem Titel der „Surfer Magazins“. Vujicic: „Das hat noch niemand in der Geschichte des Surfens geschafft.“ Und: „Ich habe einen sehr niedrigen Schwerpunkt und daher eine sehr gute Balance.“ Hamilton selbst hatte mit zwölf Jahren einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen – ein Hai riss ihr den linken Arm ab.

• Nick Vujicic wächst in Melbourne (Australien) auf. Bereits mit 18 Monaten bringt ihm sein Vater das Schwimmen bei. Am Oberschenkelansatz hat er einen kleinen Fuß mit zwei Zehen: Er nennt ihn „Drumstick“ (Trommelstock). Damit kann er Fußball spielen und schreiben. Der junge Mann: „Im Wasser nutze ich ihn als Propeller.
• Zu Nicks Hilfsmitteln gehören eine umgebaute Dusche und ein spezieller Rollstuhl. Doch obwohl er vieles allein bewältigen kann, braucht Vujicic ein Team von Helfern. Seine Eltern unterstützen ihn, wo sie nur können.
• Mit sechs Jahren lernt er, mit seinem Fuß einen Computer zu bedienen. Er besucht eine normale Schule, wo er jedoch grausam gemobbt wird.
• Als Schüler ist er schließlich so verzweifelt, dass er sich das Leben nehmen will: Mit zehn Jahren versucht er sich in der Badewanne zu ertränken, doch der Versuch misslingt.

Sein Glaube, seine Familie und Freunde halfen Nick Vujicic, sich im Leben doch noch als Gewinner zu fühlen.

Heute hat er einen Studienabschluss als Finanzberater und spricht als Motivationsredner vor tausenden Menschen. 24 Länder hat er schon bereist und lebt jetzt in Los Angeles. 1990 erhielt er in Australien sogar die Auszeichnung „Young Citizen of the Year Award“ für seinen Mut und seine Ausdauer. Im Herbst 2009 erschien sein erstes Buch, Titel: „Keine Arme, keine Beine, keine Sorgen“.
Nick: „Ich habe mich entschieden, dankbar zu sein für das, was ich tun kann und nicht wütend zu sein über das, was ich nicht tun kann.“

Das Video in drei Teilen, das mich so bewegt hat (nimm Dir die Zeit, die drei Teile anzusehen und ihm gut zuzuhören, es lohnt sich wirklich!):

Teil 1:

Teil 2:

Teil 3:

Respekt, Nick, Respekt. Und jetzt will ich nicht mehr über mögliche Blasen beim „Marathon des Sables“ (MdS) oder über die Strapazen bei der „TorTOUR de Ruhr“ (TTdR) oder dem „La Petite Trotte à Léon“ (PTL) lamentieren, sondern das alles annehmen. In Demut.