New 60 K extreme – Mount Everest Extreme Ultra Marathon

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(Link zur Eventseite)

Schon seit Jahren war der „Mount Everest Marathon“ eines meiner Lauf-Lebensträume. Ich war in diesen Lauf schon verliebt, als ich von einer Mitte 50 Jahre alten Dame von der anderen Rheinseite gelesen habe, die ihn erfolgreich hinter sich gebracht hat. Langsam, aber immerhin.

Sie beschrieb in dem Presseartikel, dass sie mit einer Gruppe von 30 Läufern nach Kathmandu kam. Von diesen 30 Läufern haben es aber nur knapp über 20 überhaupt bis zum Basecamp 1 des Mount Everest, dem Start des Marathons, geschafft. Und nur 14 haben letztendlich das Ziel erreicht.
Manche hatte die Höhenkrankheit ereilt, andere hatten Probleme mit dem Magen. Diese Probleme mit dem Magen sind übrigens auch Ursache dafür, dass auch bei den Mount Everest Besteigern viele schon krank zu dieser Expedition aufbrechen.
Vernünftigerweise sollten diese Menschen gar nicht starten, weil das Wasser, das sie getrunken haben, belastet war, weil der Salat, der mit unsauberem Wasser gewaschen wurde, zu Brechreiz geführt hat oder weil schlicht das Fleisch oder die Eiscreme krank gemacht haben. Aber man startet dann doch, bei einer Mount Everest Besteigung, für die man alleine für das Permit schon 10.000 USD bezahlt hat und die weiteren Startkosten mit weiteren, mindestens den doppelten Kosten dieses Betrags, zu Buche schlugen, sowieso.

Den nächsten Kick bekam ich dann vorletztes Jahr, als wir mit Jeffrey Norris in Brugg/CH beim 24-Stunden Lauf waren und einer der anderen Guides just dort am höchsten Berg der Welt gewesen war. Er war hellauf begeistert, erzählte auch von dem gemütlichen zweiwöchigen Trecking vor dem Marathon und seine Begeisterung ließ meine Flamme für diesen Bewerb noch höher lodern.

2013 haben dann Julia und Jens Vieler für diesen Bewerb gemeldet und so dachte ich, dass dieses Jahr das richtige Jahr für diesen Trip sein müsste.
Und nun werde ich diesen Marathon doch nicht laufen …

map2013 ist das Jubiläumsjahr dieses Laufs, schon die sechzigste Austragung. Und zum Jubiläum schenkten die Veranstalter uns Teilnehmern eine Wahl, die eigentlich gar keine ist. So wird in diesem Jahr 2013 erstmals ein 60 Kilometer langer „60 K extreme“ Ultra angeboten und Du kannst kostenfrei den Startplatz für den Marathon gegen den beim Ultra eintauschen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich keine zwei Minuten gebraucht habe, um meine Wahl zu treffen.

Start dieses Laufs wird ebenfalls am 29. Mai, dem Tag der Erstbesteigung des Mount Everest, sein, am Basecamp 1 auf 5.364 Metern über dem Meeresspiegel, genauso wie beim Marathon, direkt beim berühmten Khumbu Icefall. Und das Ziel ist dann weit, weit drunten auf 3.720 Metern in Syangboche.
Klingt einfach, bis auf die Höhe, in der gelaufen wird?

Aber schon beim Marathon hast Du neben dem Gefälle auch große, steilere und längere Anstiege zu bewältigen und beim „60 K extreme“ kommt dann noch „the World’s highest uphill trail running section“ von Phortse auf 3.820 Metern bis Nha-La auf 4.440 Metern dazu.
Die gesamte Strecke geht über lange Gletscherwege, teilweise auf der historischen Route des Erstbesteigers Sir Edmund Hillary und seinem Sherpa Late Tenzing Norgay. Näher kann Geschichte kaum sein. Glücklicher kann ein Läufer kaum werden. Aber einfach wird das mit Sicherheit für keinen von uns.

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(Klicken, um den Film von Michele Ufer auf VIMEO zu sehen)

Überhaupt klingt alles an Streckenbeschreibung, das ich bisher gelesen habe, fantastisch. So führt die Strecke „durch einen Rhododendren Wald, einen Hain wilder Orchideen und die malerischsten Landschaften der Welt, die von den legendären Sherpas bewohnt werden“.
Ob ich da vor lauter Fotografieren wirklich noch zu Laufen kommen werde?
Ich denke oft an die beiden Kilimanjaro-Besteigungen, die ich hinter mir habe, „Aufwärmübungen“ eigentlich, weil Du es weder mit Eis noch mit echter Kälte zu tun hast. Die Besteigungen des Rinjani, des Cotopaxi und vor allem des Chimborazo hatten da schon mehr Leistungsbereitschaft abverlangt. Und dennoch war ich nach der Chimborazo-Besteigung ernüchtert. Bei diesem Trip am Gipfeltag starteten wir gegen 1 Uhr in der Nacht und waren erst gegen Mittag wieder im Lager, aber die Uhr stand danach nur auf für uns Läufer lächerlichen 12,5 Kilometern.

Wenn Du beim „Mount Everest Marathon“ zwischen 7 und 8 Stunden benötigst, dann bist Du schon bei den besten Europäern dabei, bis zu 12 Stunden sind dort keine Seltenheit. Noch 18 Kilometer mehr, eben diesen höchstgelegenen Anstieg hinauf und wieder hinunter, das wird schon zu Laufzeiten führen, die wir bei anderen 60 K Läufen nicht kennen.
Aber ich bin gewarnt und werde vorbereitet sein.

Bis zu meinem Abflug nach Kathmandu am 15. Mai ist ja noch ein wenig Zeit. Zeit für andere Läufe, für den RheinBurgenWeg-Lauf, den JUNUT, den „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ (als Einstimmung auf den „Berg der Berge“?) und vielleicht noch auf den einen oder anderen Lauf, zu dem ich kurzfristig nachmelden kann, wenn ich weiß, ob ich dafür Zeit haben werde.
Aber egal, wo ich vor dem 15. Mai sein werde, ein paar Gedanken sind immer schon auf dieser höchstgelegenen Laufstrecke der Welt.

Yamaste!

Alles Käse mit der Askese …

… oder was man tun muss, um völlig losgelöst zu feiern.

Es ist Donnerstag Abend, der letzte Abend, den wir als Wander-, Kletter- oder Bergsteigergruppe zusammen erleben dürfen. Es gibt viel zu feiern an diesem Abend. Nicht nur den Umstand, dass wir uns danach so wahrscheinlich nie wieder sehen werden, sondern auch das Besteigen einiger Berge.
Da war zuerst der Fuja Fuja mit 4.205 Höhenmetern als Einstieg, noch ein besserer Hügel, grasbewachsen und irgendwie so wie die Hügel der Voralpen, nur eben viel höher gelegen.
Außerdem war da noch der Pasochoa mit 4.199 Höhenmetern. technisch schon etwas anspruchsvoller, aber noch immer ein Akklimatisierungsberg.
Der nächste Grund zum Feiern war der Gipfel des Pichincha, des Hausbergs von Quito, der mit 4.794 Höhenmetern über der zweitgrößten Stadt von Ecuador thront. Und da waren auch noch der Corazón mit seinen 4.782 Höhenmetern und der Iliniza Norte, unser erster Fünftausender mit seinen 5.116 Höhenmetern.

Zwischen den beiden Highlights gab es auch noch die Besteigung des Carihuairazo, ebenfalls eines Fünftausenders mit 5.018 Höhenmetern. Dort haben wir auch das Abseilen geübt.

Die zwei Gipfelbesteigungen aber, die es aber wirklich zu feiern gab, waren die des Cotopaxi, eines aktiven Vulkans, der nicht nur zwei Meter höher ist als der Kilimanjaro, sondern auch viel schwerer zu besteigen. Bergwandern da rauf ist nicht, das war mir bei der Buchung aber nicht klar. Aber auf den vielleicht schönsten aktiven Vulkan der Welt zu steigen war ein so tolles Erlebnis, dass mir das zweite Highlight dieser Reise, die Besteigung des Chimborazo, gar nicht mehr so wichtig war.

Und zuletzt gab es eben den Gipfelsturm auf den Chimborazo zu feiern, auf den „höchsten Berg der Welt“, zumindest vom Erdmittelpunkt aus gesehen. Und das Erlebnis, auf dem „höchsten Berg der Welt“ zu stehen, war wirklich eine Riesenparty wert.
8 Berge, davon zwei mit neuen Höhenrekorden für die meisten von uns, die vergangenen drei Wochen, die uns eng zusammen gebracht hatten, all das ließ uns alle Begrenzungen des Feierns vergessen, ließ uns ausgelassen feiern wie seit Jahren nicht mehr und es erhöhte dramatisch unseren Alkoholspiegel.
Und ich rauchte 7 Zigaretten. Nach so vielen Jahren wieder so ein Rückfall in alte Verhaltensweisen.
Aber an diesem Abend war es für mich OK, trotz der Aussicht auf den TransGranCanaria-Lauf nur eine Woche später.

Wir hatten uns schon sehr früh für den Ablauf des Abends entschieden. Auf Wunsch einiger Gruppenteilnehmer ging es zuerst in ein Steakhaus, wo es aber auch etwas Fleischloses für mich gab. Danach ging es in eine kubanische Bar, die wir schon am Anfang der Reise kennen gelernt hatten. Das Besondere an dieser Bar ist die Livemusik, die dort gespielt wird.
Das Beste aber waren die Gäste, also wir. Denn bis auf eine Dreiergruppe von Männern, einer aus Kuba, einer aus Deutschland und einer aus Kanada, waren nur noch zwei Paare da, die wir beide in unsere Tänze integriert haben. Außerdem haben wir den Bardamen keine Chance gelassen, uns auszuweichen, sich zu zieren.
Jeder durfte, jeder musste einfach dabei sein.

Und wir, das waren am Anfang der Reise außer mir noch 10 Personen, die mir in den drei Wochen ans Herz gewachsen waren.
Ein einzelnen waren das die Rosi, die als Bäuerin 140 Kühe zu melken hat, Mitglied im Vorstand des DAV, Sektion Kempten, ist, das Alphorn und die Posaune spielt und uns immer mit ihrer Fröhlichkeit angesteckt hat, Michael, der Trainer, der sich als der wohl beste Trommler unter Gottes Himmel entpuppt hat, Manuela und Martin aus dem südtiroler Brixen, unser Küken und der begnadete Tänzer, Hendrik, der in jeder Situation für einen Spruch gut war, Philipp aus dem schweizerischen Affoltern, der Bergspezialist, der mit dem Trainer als einziger schon den Aconcaqua bestiegen hat, Michaela, die Unermüdliche, die schon vor dem Frühstück stets eine private Sonderschicht eingelegt hat, Michael, der Sanfte, der sich von Deutschland aus liebevoll mit dem Verein Andenkinder e.V. um ecuadorianische Kinder kümmert und auf dem Hinweg nicht nur einen Laptop, sondern auch einen Koffer mit wichtigen Utensilien mitgebracht hat, die er seinen Korrespondenzpartnern übergeben hat und Andy, der „Bergfex“, der perfekt ausgestattet in dieses Abenteuer ging.

In Gedanken bei uns war noch Reinhard, der Professor von der Ostsee, dessen Bildung so groß war wie seine Herzenswärme, den aber leider eine so schwere Krankheit ereilt hat, dass er vorzeitig die Rückreise nach Deutschland antreten musste. Reinhard, diese Feier war auch für Dich, Danke für die Tage, in denen Du dabei warst, Danke, lieber Zimmergenosse!

Ausgesehen hat diese Wahnsinns-Feier dann beispielsweise so:


Und als wir dann das Trommeln teilweise selbst übernommen hatten, sah das Ganze dann so aus:

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Die wirklich gute Band spielte ohne Unterbrechung und mit steigender Begeisterung bis Mitternacht auf höchstem Niveau, immer wieder unsere Namen und unsere Herkunftsländer ins Mikrophon rufend, die ich ihnen auf einer Serviette geschrieben übergeben hatte.
Die Mojitos und die WodkaOrange kamen automatisch und wir alle hatten Spaß ohne Ende. Der Abend ging dann, bis das Lokal schließen musste. Danach haben wir im Hotel noch jeweils ein „grande Cerveza“ getrunken, mal wieder ein leckeres und großes „Pilsener“ aus Ecuador, und sind todmüde gegen 2 Uhr in unsere Bettchen gegangen, zumindest ich jedoch mit einem erheblich schlechten Gewissen.

Meine Askese wurde an diesem Abend ad absurdum geführt, aber ich dachte mir, dass es an so ganz seltenen und wichtigen Tagen auch mal gut ist., die Disziplin im Essen und Trinken an der Garderobe abzugeben und wieder so zu sein wie in den Jugendjahren.

Aber ab jetzt wird wieder asketischer gelebt.

Zumindest bis zum TransGranCanaria-Lauf!

Von Bergen, Sonne, Gletschern … und vom totalen Glück!

… und vom TransGranCanaria – Lauf

Meine Nacht war um 4:00 Uhr zu Ende, dann weckte mich mein schlechtes Gewissen, das mir einflüsterte, dass heute mein letzter Bürotag ist. Mein letzter Bürotag vor dem Abflug nach Quito, um von dort aus den Chimborazo und den Cotopaxi zu besteigen. Und es gibt an diesem letzten Tag im Büro noch so viel zu tun, noch so viel zu organisieren …

Ich freue mich sehr auf die Anden,  gleichzeitig aber habe ich einige Sorgen und Fragen. Die meisten der konfusen nächtlichen Gedanken drehen sich dabei um die eiskalten Nächte in großer Höhe. Bin ich dafür ausreichend gewappnet? Nichts wäre schlimmer, als wegen der Kälte jede Nacht wach zu liegen.
Sollte ich mich jetzt, wo es auch in Deutschland so kalt ist, „zum Üben“ im Schlafsack in den Vorgarten legen?

Und ich träume schon: wenn alle Fasching oder Karneval feiern, dann stehe ich oben auf dem „höchsten Berg der Welt“, am Faschingsdienstag! In Deutschland tragen die Menschen dann rote Nasen vom Restalkohol, wir werden rote Nasen haben von der Kälte des Aufstiegs. Aber wir werden glücklich sein.
Und wir wissen, wer an diesem Morgen neben uns liegt oder steht. Nicht jedem der Karnevalsjecken ist das vergönnt.

Einen der anderen Teilnehmer habe ich schon im Internet recherchiert. Michael Fode, Unternehmer – Berater – Abenteurer … ich bin tief beeindruckt. Ihm wird der Trip weniger ausmachen als mir, immerhin war er schon auf dem Aconcaqua, dem höchsten Berg Südamerikas, dem Berg, dem zuerst mein bergsteigerisches Interesse galt. Und er hat aus diesem Aufstieg auf den südamerikanischen Teil der „Seven Summits“ eine Spendenaktion gemacht, bei der er unglaubliche 30.000 EUR für einen guten Zweck erzielt hat.
Es scheint mich vieles mit ihm zu verbinden und so bin ich sehr gespannt, was ich in diesen drei Wochen von ihm lernen kann.

Aber ich wäre kein Läufer, wenn ich nicht schon den nächsten großen Lauf im Focus hätte. Und der wird ein hartes Stück Arbeit sein, der TransGranCanaria (TGC). Begleitet von einer Vielzahl Facebook-Läufern, RheinBurgenWeg-Lauf-Matadoren oder anderer Menschen, die mein kleines Leben in den letzten Monaten und Jahren wärmer und herzlicher gemacht haben werde ich die 30 Stunden Laufzeit in dem Bewusstsein genießen, dass so etwas Schönes nur uns Läufern gegönnt ist.

Ob es Julia ist, Jens, Achim, Hans-Peter, Georg, Tanja, Kurt, Didi, Michi, Rolf oder einer der vielen anderen TGC-Starter: ich freue mich schon jetzt so sehr auf diese 123 Kilometer wie sich ein kleines Kind auf Weihnachten freut.

Diese 123 Kilometer werden etwas ganz Besonderes sein, Du läufst in Gegenden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es werden Gebiete dabei sein, die uns an den klassischen Regenwald erinnern, es gibt weite vulkanische Öden, es gibt Sand, Wasser und ganz sicher auch Sonne satt.
Wenn wir um Mitternacht starten, dann werden wir den Sand und den Strand nicht würdigen können, über den wir zu Beginn laufen, wenn es aber in die Berge hinauf geht, dann sollte sich der Himmel aufhellen. Es wird hart werden, aber es wird auch schön werden.

Ein Beleg dafür? Schau Dir doch auch mal die Laufstrecke in diesem YouTube Filmchen an:


Bis dahin werde ich wohl nicht mehr zum langen Laufen kommen, nicht in Equador und vielleicht auch nicht an den wenigen Tagen nach der Landung in Deutschland, bevor es wieder weiter geht Richtung Kanarische Inseln.
In der Gruppe ist der Zeitplan meist eng gestrickt und in der wenigen verfügbaren Zeit ist es oft, dem Gruppenzwang geschuldet, nicht möglich, wirklich für sich zu sein und laufen zu gehen. Dennoch glaube ich, dass mir die vielen Höhenmeter, die wir auf dem Weg zu den insgesamt 11 Gipfeln erklimmen, gut tun werden, dass mir die zusätzlichen roten Blutkörperchen, die sich durch die Akklimatisation bilden, noch einen Schub geben, wenn es auf die Berge Gran Canarias geht.
Eingentlich ist die Zeitspanne zwischen dem Verlassen der Höhe von Equador und dem Lauf auf Gran Canaria fast zu lang, länger als eine Woche, sagt man, hält sich die besondere Situation im Blut nicht, die Situation, die es Dir ermöglicht, mit wenig Sauerstoff klar zu kommen, weil dieser eben, dank der Vermehrung der roten Blutkörperchen, besser verwertet werden kann.
Vielleicht bleibt aber dennoch ein kleiner Rest dieser Höhenanpassung übrig …

Julia, Jens, Achim, Hans-Peter, Georg, Tanja, Kurt, Didi, Michi, Rolf und Ihr anderen TGC-Starter: ich freue mich auf Euch und wenn Ihr nicht zu schnell lauft, dann habe ich wahrscheinlich auch Einiges zu erzählen.

Von Bergen, Sonne, Gletschern … und vom totalen Glück!

6.310 Meter pure Freude …

Mensch, wie naiv kann ich doch sein. Bevor ich mich mit meinem aktuellen Projekt auseinander gesetzt habe, wusste ich natürlich, dass es in Südamerika ein Land gibt, das Ecuador heißt. Aber über die Herkunft des Namens nachdenken? Tue ich das bei Bolivien? Simón Bolívar wäre entsetzt, aber ich habe es nicht getan.
Aber jetzt, einen knappen Monat vor dem Abflug in die auf immerhin 2.850 Metern gelegene Hauptstadt von Ecuador, nach Quito, weiß ich, dass dieses kleine südamerikanische Land seinen Namen dem Äquator verdankt, ein Umstand, der zu allerlei Äquator-Denkmälern dort verholfen hat.


Es geht für mich also vom 06. Februar 2012 bis zum 24. Februar 2012 in diesen 15-Millionen-Einwohner-Staat, hauptsächlich, um die beiden wunderschönen Vulkane Cotopaxi (5.897 Meter) und Chimborazo (6.310 Meter) zu besteigen.
Aber vorher dienen die Aufstiege auf den Aussichtsberg Fuja Fuja (4.250 Meter), auf den Pasochoa (4.200 Meter), auf Quitos Hausberg, den Pichincha (4.794 Meter), auf den Corazon (4.782 Meter) und den meist eisfreien Iliniza Norte (5.116 Meter) der Höhenakklimatisation. Die Höhenkrankheit, die meist von jetzt auf gleich auftritt, muss unbedingt vermieden werden.

Am 16. Februar 2012 beginnt dann in aller Herrgottsfrühe der Gipfelsturm auf den Cotopaxi. Die letzten etwa 800 Höhenmeter müssen mit Steigeisen, Eispickel und Kletterseil bezwungen werden, für mich ein vollkommen neues Unterfangen. „Vier bis acht Stunden“ ist dabei die vage Zeitvorgabe für unsere Gruppe, dafür aber wird uns ein atemberaubender Blick in den 300 Meter tiefen Vulkankrater als Lohn für den Schweiß und die Mühen versprochen.

Der Carihuayrazo (5.018 Meter) ist dann ein weiterer hoher Gipfel, der unsere Höhenakklimatisation verstärken soll. Das ständige Auf und Ab bewirkt viel Gutes im Körper und deshalb bin ich mir sicher, dass ich am 21. Februar 2012 dann wirklich ganz oben auf dem Chimborazo stehen werde, immerhin 420 Höhenmeter höher als der Gipfel des Kilimanjaro und damit wird das für mich ein persönlicher Rekord sein.
420 Höhenmeter klingen dabei nicht viel, „ganz da oben“, dort, wo die Luft „dünn“ und mit nur wenig Sauerstoff versetzt ist, sind 420 Höhenmeter aber schon ganz schön viel.

Für den Aufstieg auf den Chimborazo, der gegen Mitternacht beginnt, sind „sieben bis zehn Stunden“ avisiert und ich freue mich schon auf den Ausblick auf den Cotopaxi, den Antisana bis zum Cayambe und auf die vielen weniger hohen Gipfel der „Cordillera Central“, der „Königskordilleren“, wie es auf deutsch heißt. Viele dieser Gipfel haben dabei eine Höhe, die den „weißen Riesen“, den MontBlanc, ehrfürchtig schamrot werden ließe  und die beiden höchsten Berge, der Cotopaxi und der Chimborazo, überragen den Uhuru Peak des Kilimanjaro-Massivs um ein paar Meter bzw. um diese 420 Höhenmeter, vor denen mir schon jetzt hier in Deutschland ordentlich Sorgenfalten auf die Stirn kommen.
Dabei ist der Chimborazo sogar der höchste Berg der Welt, unglaublich, oder?
Das gilt zwar nur, wenn man die Entfernung zum Erdmittelpunkt berücksichtigt, aber immerhin. Auf Grund der Situation, dass die Erde eben keine reine Kugel, sondern eher eine plattgedrückte Kugel ist, ist das Null-Niveau am Äquator weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als beispielsweise an den beiden Polen. Und so gleicht der Chimborazo die fehlenden rund 1.500 Höhenmeter gegenüber dem Mount Everest eben dadurch aus.

Meine Bergstiefel, die schon zwei Mal den Gipfel des Kilimanjaro gesehen haben, darf ich nicht für den Trip verwenden. Sie sind nicht steigeisentauglich. Schalenbergstiefel sollten es nach Möglichkeit sein, zumindest aber Schuhe, die höchsten Ansprüchen genügen. Höchste Ansprüche werden da auch an das Portemonnaie gestellt. Ob ich am Ende den Koflach Arctis Expe Schalenbergstiefel auswählen werde, der mit 339 EUR noch vergleichsweise günstig scheint?
Und auch zu meinem Schlafsack hat DIAMIR als Veranstalter freundlich „Njet“ zugeworfen, ein lächelndes „Nastrovje“ wäre mir lieber gewesen. Der Komfortbereich des Schlafsackes sollte auf -10 Grad konzipiert sein, die Grenztemperatur beträgt dann ca. -25 Grad!
Ich finde, es wird Zeit, diese Vulkankette zu überdachen und zu beheizen.

Ich bin froh, dass ich da ein passables und bezahlbares Auslaufmodell gefunden habe, denn die meisten Alternativen bewegen sich im Preisfeld ab 400 EUR auf der nach oben offenen Preisskala.
Ein Kletterhelm, ein Eispickel, die Steigeisen, ein Klettergurt – all das habe ich nicht und muss besorgt werden und nur die Steigeisen können schon 150 EUR kosten – ich war entsetzt, als ich das erste Mal danach gesurft habe. Aber mit der Zeit akklimatisiert man sich auch an die Höhe dieser Preise, vielleicht ein gutes Indiz, dass man sich auch schnell an die Höhe der Berge gewöhnen kann.

Dieser Trip ist in jedem Fall mein persönliches Life-Highlight, zumindest bisher, und meine absolute Wunschtour. Noch weiß ich nicht, wer sonst noch in der Gruppe sein wird. Schade ist es nur, dass unsere geschätzte Laufkollegin Nicole Kresse die gleiche Reise 9 1/2 Monate später machen wird.
Aber da Fremde ja bekanntlich Freunde sind, die man noch nicht kennt, bin ich sehr sicher, dass die Tage vom 06. Februar 2012 bis zum 24. Februar 2012 zu den schönsten gehören werden, die ich jemals verbringen durfte.

6.310 Meter pure Freude warten auf mich …

Fotos: Wikipedia