Am Wochenende gibt es original fränkischen Pfefferkarpfen …

Pfefferkarpfen mit Polenta – Muffins

Pfefferkarpfen:
Die Karpfenstücke mit Knoblauch einreiben, salzen und pfeffern und in eine feuerfeste Auflaufform legen, dazwischen die Erdäpfelscheiben, Zwiebel- und Paprikaringe und die Karottenstücke geben.
Das Ganze mit Wasser aufgießen, sodass die Filetstücke bedeckt sind. In weiterer Folge den Saft der Zitrone, einige Pfefferkörner, 1 EL Butter und den halben Suppenwürfel dazugeben.
Zum Schluß alles mit gehackten Kräutern bestreuen, mit Alufolie abdecken und ins Backrohr bei 200 Grad Celsius für 40 bis 50 Minuten geben.

Polenta – Muffins:
1/2 Liter Milch, 1/2 Liter Wasser, 3 Eckerlkäse und Salz zum Kochen bringen.
250 g Maisgrieß einrieseln lassen und ca. 10 Minuten auf kleiner Stufe quellen lassen, öfters umrühren. Danach gehackte Kräuter und 50 g Parmesan dazugeben und etwas stehen lassen.
Zwischenzeitlich ein Muffinsbackblech einfetten und mit Brösel ausstreuen, die Polentamasse dann einfüllen und bei ca. 200 Grad 20 bis 25 Minuten im Rohr backen.

Schwierigkeitsgrad: leicht
Personen: 4
Zubereitungszeit: 50 Minuten
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zutaten:
2 St Karpfenfilets in portionsgroße Stücke geschnitten, Salz, Pfeffer nach Geschmack
1/2 St Suppenwürfel, Knoblauch, 1 St Zwiebel (in Scheiben/Ringe geschnitten)
2-3 St kleinere Erdäpfel (in Scheiben geschnitten)
1 EL Butter, Saft einer Zitrone, gehackte Kräuter, Pfefferkörner
je 1 St roter Paprika, Karotte (geschnitten)


Du weißt ja vielleicht, dass ich ein gebürtiger Franke bin, ein Nürnberger, um genau zu sein. Ich weiß aber nicht, ob ich an einem Freitag geboren wurde, aber falls es ein Freitag gewesen sein sollte, dann gab es zu Mittag bestimmt eine typisch fränkische Spezialität: den fränkischen Pfefferkarpfen.

Als Baby hatte ich sicherlich auf den Pfefferkarpfen wenig Lust, wahrscheinlich war mir ein Gläschen mit Karottenmus oder Griesbrei lieber. Und am Wochenende, wenn es wieder fränkischen Pfefferkarpfen gibt, werde ich wohl auch nicht mitschlemmen, sondern einen vegetarischen Gemüseauflauf bevorzugen. Die fränkischen Pfefferkarpfen überlasse ich den 29 anderen Läufern und den 5 Helfern, sie werden sich das Essen durch fleißiges Laufen redlich verdient haben.

Wobei wir beim Laufen wären, beim Pfefferkarpfen-Lauf. Im Steppenhahn-Forum habe ich zuerst von diesem Lauf gelesen, als sich ein paar Läufer darüber gestritten haben, ob es nun der Pfefferkarpfen-Lauf oder der Pfefferkrapfen-Lauf sei. Als Franke war mir natürlich klar, dass es sich um den Fisch handeln musste, aber einen Krapfen (Berliner), gefüllt mit frischem scharfen Pfeffer, inspiriert auch sehr. Ich liebe ja bittere Schokolade, die mit Chili gefüllt ist, vielleicht wäre ich auch ein Fan dieser neuen Backspezialität?
Mitte der Woche erzählte mir dann mein lieber Laufkumpel Kurt Süsser, dass er am Wochenende beim Pfefferkarpfen-Lauf dabei wäre. Er war es auch, der mir die entsprechende Einladung besorgt und so mein Mitlaufen möglich gemacht hat.

So geht es am Samstag 54 Kilometer lang als Gruppenlauf von Nürnberg-Schnepfenreuth Richtung Pommersfelden. Dort gibt es im Pommersfeldener Hotel „Grüner Baum“ für die Läufer und die Helfer eben diesen fränkischen Pfefferkarpfen. Und nach einer wahrscheinlich kurzen Nacht geht es dann am Sonntag wieder die 54 Kilometer zurück nach Nürnberg. Aber am Sonntag heißt es dann, sich zu sputen, damit ich mein Tennisspiel um 20 Uhr in Bad Neuenahr nicht verpasse.

Die ganz besondere Freude aber hatte ich heute, als die Teilnehmer-Liste per Mail erhielt. Außer dem Veranstalter Olaf Schmalfuß und Kurt Süsser sind weitere 27 Läuferinnen und Läufer dabei. Nicht alle Namen sagen mir etwas, aber auf manche freue ich mich ganz besonders.
Vor allem freue ich mich auf den lieben Gottfried „Gotti“ Oel, den ich 2009 beim SwissJuraMarathon kennen- und schätzen gelernt habe, lies dazu mal meinen Bericht „Vom ersten bis zum letzten Tag“. Wir werden sicher viel zu tratschen haben …

Klaus Neumann, der König der Ultra-Marathons, ist auch dabei. Ihn habe ich zuletzt beim Sondershausener „Unter-Tage-Marathon“ gesehen. Bewundernswert und rekordverdächtig sind seine 109 Ultra-Marathons im Jahr 2009, einfach sensationell.
Als Teilnehmer des „TransEurop-FootRace“ kamen alleine dadurch letztes Jahr 72 Ultras auf sein Konto und so beschloss er, in 2009 die 100 Ultras voll zu machen und da muss er sich wohl irgendwann ein wenig verzählt haben …
Ich erinnere mich bei Klaus auch seine Antwort auf meine erste Frage an ihn. Es war beim Eisweinlauf vor einigen Jahren und ich hatte eben erst erfahren, dass Klaus drei Mal Spartathlon und zwei Mal Badwater erfolgreich hinter sicht gebracht hat. Ich nannte das „cool!“ Klaus aber antwortete: „Nein, nicht cool. Das war heiß, extrem heiß!“

Den letzten Mitläufer, den ich erwähnen will, ist Alexander von Uleniecki aus Berlin. Mit ihm habe ich mich in den letzten Wochen ein paar Mal per Mail ausgetauscht, weil er der Ausrichter der „Berliner Mauerläufe“ ist. Ich bin sehr froh, ihn bei dieser Gelegenheit auch persönlich kennen zu lernen. Interessant ist es übrigens, die Teilnehmerliste der Mauerläufe anzusehen. Viele der Läuferinnen und Läufer des kommenden Wochenendes finden sich dort wieder. Ich bin also umgeben mit hervorragenden Läuferinnen und Läufern, Menschen mit viel Erfahrung und interessanten eigenen Geschichten.

Vielleicht erzähle ich an dieser Stelle die eine oder andere davon in den nächsten Wochen, aber nur, wenn die Läufer nicht so still sind wie die fränkischen Pfefferkarpfen, die am Samstag Abend bei den meisten von uns auf dem Speiseplan stehen.

Vom ersten bis zum letzten Tag …

Schon auf der ersten Etappe habe ich Gottfried Oel begleitet.
Mein Ziel war es, am ersten Tag möglichst langsam und vorsichtig zu starten, schon, weil das Profil des Tages zum Rasen verleitet: fast 30 Kilometer flach, dann einen Anstieg von 1.000 Höhenmetern auf nur 10 Kilometer und anschließend wieder runter.
Gottfried erzählte mir auf der ersten Etappe seine Geschichte, die mich sehr bewegt hat. Er hatte sich im Februar des Jahres noch den Mittelfuß gebrochen und daher hatte er einen enormen Trainingsrückstand. „Eigentlich wollte ich den Start absagen, da ich aber keinen Ersatzstarter stellen konnte, wäre das gezahlte Geld nahezu weg gewesen!“ Also ging er dennoch an den Start. „Gotti“, wie seine Freunde ihn nennen, hat sich diesen Etappen-Lauf selbst zum 50. Geburtstag geschenkt, aber seine Verletztung ereilte ihn genau am Abend des Tages, an dem er am Mittag noch die Teilnahmegebühr überwiesen hatte. Welch ein Pech!
Ein wenig Laufpraxis hat es sich kurz vor dem SJM doch noch geholt. Als Brems- und Zugläufer für 4:30 Stunden beim Marathon in Regensburg konnte es zumindest sicher sein, dass diese Strecke für ihn wieder zu bewältigen war.

Kurz vor der dritten Versorgungsstelle musste Gottfried aber meinem hohen Gehtempo berauf Tribut zollen und er ließ sich ein wenig zurückfallen, während ich mir mit dem lustigen Detlev Schiller einen neuen Laufpartner gesucht habe, um den glitschigen Abstieg durch den Regen-Dauerguß zu bewältigen.

Auf der fünften Etappe lief Gottfried dann einen Kilometer vor dem Ziel auf mich auf. An diesem Tage bekam ich die schmerzhafte Muskelverhärtung im linken Oberschenkel, konnte nur noch tippeln und wurde vor allem bergab permanent überholt. Der gute Start am Tage war verloren, ich war frustriert und langsam. Aber Gotti und ich liefen gemeinsam ins Ziel, das war ein sehr schöner Moment, der mich mit dem Tag versöhnte.

Gotti

Am sechsten Tag aber lief ich erneut bis kurz vor der dritten Verpflegung mit Gottfried und Winfried aus Bremen und ich war froh, dass er bei mir war. Zwar halfen die Tapes auf dem Oberschenkel, dafür bekam ich noch eine äußerst schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung in der linken Fußfessel. Diese Sehnenscheidenentzündung machte ein schnelles Laufen scheinbar unmöglich und deshalb hatte ich keinerlei Ambitionen auf eine ordentliche Tagesplatzierung und wollte nur kurz vor dem Ablauf des Zeitlimits im Ziel sein. Bei der zweiten Versorgung sagte man uns, dass wir noch 45 Minuten vor der Cut-Off Zeit seien, als die dritte Versorgungsstelle aber nicht zeitlich planmäßig kam, wusste ich, dass es noch sehr, sehr eng werden würde. Also lies ich die beiden stehen, nahm eine Schmerztablette und zündete den Turbo, allen Schmerzen zum Trotz.
Ich erreichte die Ziellinie des Tages rund 3 1/2 Minuten vor dem Zeitlimit, aber Winfried und Gottfried hatten richtig Pech: sie verliefen sie kurz nach der letzten Versorgungsstelle, haben das aber sehr schnell bemerkt. Also liefen sie umgehend zurück. Aber leider waren die Bändel schon entfernt worden.
Das Plärren und Schreien der beiden erreichte im Wald aber niemanden. Winfried ist dann, von der Kraft der Verzweiflung ungewöhnlich animiert, Gottis Rufen und Blicken schnell weit enteilt und so stand Gottfried nun alleine da oben am Gratweg und hat sich langsam vorwärts getastet. Irgendwann fand er dann wieder den Höhenweg, dem er folgen konnte und hielt immer sorgenvoll Ausschau nach den den Bändel-Abnehmern und hoffte, dass die sich wieder einholen ließen.
Er rutschte über schlammig zertrampelte Almwiesen und versuchte sich am Streckenplan zu orientieren, getrieben von dem Glauben, es ginge nur noch 7km bergab. Er folgt dann der Einladung einer Straße, die ihn abwärts ins Aaretal führt. Wo das Etappenziel „Balsthal“ leigt, wusste er zu dieser Zeit noch nicht, dann trifft er unten, verzweifelt und freudig zugleich, drei kräftig gebaute Wanderer, mit denen er sich zu unterhalten versucht.
Gotti beschreibt später dieses Gespräch als „schwer, obwohl die drei durchaus Deutsch sprachen“. Eines versteht er aber schon: „Du bist drei Stunden von Balsthal entfernt. Gehst über’n Berg, bist da!“

Es waren da schon weit über 7 Stunden vergangen, das Zeitlimit kam immer näher. Gotti ist frustriert, fühlt sich allein gelassen und hätte jetzt gerne einen Mitläufer gehabt, der etwas Tröstendes sagt. Aber Winfried und ich waren ja schon weg, wahrscheinlich hätten wir alle zusammen bleiben sollen. So muss er sich in der Kunst des „inneren Dialogs“ üben, sich Mut machen und sich sagen: „Das ist OK so, wie es jetzt ist!“
Also wieder den Berg rauf, auf den Höhenweg, alles im Bewusstsein, das Zeitlimit unmöglich erreichen zu können.

Gotti erzählt mir danach: „Da es sowieso egal war, lohnt sich jetzt für mich der schöne Blick in die Landschaft – und die Juralandschaft versöhnt mich. Ich bin 6 Tage unterwegs, was habe ich alles nicht gesehen von dieser grandiosen, ins Herz gehenden Landschaft. Geheftet waren meine Augen ausschließlich auf den Weg vor mir, wie stelle ich die Füße zwischen die Wurzel und wie zwischen das weiße Kalkgestein, um nicht zu stürzen, um weiter voranzukommen. Paradox ist es schon – hier hätte ich mir 500 mal den Fuß brechen können, aber passiert ist es zu Hause auf der Teerstraße, nachts bergablaufend, ohne visuellen Kontakt mit dem Untergrund. Jetzt, aus dem Wald heraustretend, warten an der letzten Alm vor dem 7 km langen Abstiegsstück nach Balsthal die Bänder-Einsammler. Zwei Bänder, die sie vergessen haben, liefere ich noch mit Genugtuung bei ihnen ab, aber ansonsten überwiegt jetzt schon mein Gefühl der Dankbarkeit, die beiden wieder getroffen zu haben.“

Ich glaube, ich wäre richtig sauer gewesen. Aber Gotti? „Klar trug ich noch einen schweren Stein des Vorwurfes in mir, aber ich warf nicht damit, auch später nicht. Freundlich und milde werde ich von den beiden und einer weiteren Läuferin, die uns zu Hilfe kam, auf serpentinen Waldwegen nach Bahlstal begleitet. Ich kann noch bis ins Dorf laufen, dann bin ich aber auch völlig erschöpft. Nach 9 Stunden und 14 Minuten komme ich am Marktplatz in Balsthal an, diesmal als Letzter. Mir war es egal, immerhin wurde ich von Urs abschließend mit ungeduldiger Euphorie begrüßt.“

Winfried überzog mit 12 Minuten nur geringfügig, aber Gottfried entschied sich nach den Strapazen der sechsten Etappe dafür, dass er am letzten Etappentag nur noch in der 175km-Gruppe über die halbe Restdistanz starten würde. Mir hat das für ihn sehr leid getan, wahrscheinlich war es aber die richtige Entscheidung gewesen. Ein Zweifel jedoch verbleibt bei mir. Was wäre gewesen, wenn ich bei den beiden geblieben wäre?

Alles in allem war Gotti für mich einer der ehrlichsten Freunde geworden, stets freundlich und immer lächelnd. Er hat stets liebevoll von seinen zwei Töchtern Theresa und Sarah gesprochen und gezeigt, wie viel Herzblut in allem steckt, was er tut. Danke Gotti für die Begleitung und bis zum nächsten Mal!