Es gibt Tage, an denen ich weinen könnte …

… heute ist beispielsweise so ein Tag gewesen.

Nicht, weil ich mit jedem Tag, der vergeht, nervöser werde und immer mehr unbeantwortete Fragen über den Marathon des Sables (MdS) finde.
Fragen, was ich in der Nacht trage, Fragen, welche Strümpfe, welche Armlinge und welche speziellen Wüstenteile ich wähle. Fragen, was ich an diesen sieben Tagen essen soll, worauf ich mich bette und ob das, was ich mir vorstelle, auch wirklich alles richtig ist und Fragen, ob ich das ganze Gewicht werde stemmen können.

Nein, ich hatte Tränen in den Augen wegen etwas anderem.

Auf FACEBOOK hat mich heute der große Achim Achilles von sich aus auf die Kontaktliste gefügt, das motiviert schon sehr. Aber sollte es mir Tränen der Freude und des Glücks in die Augen treiben?
Das nun auch wieder nicht, obwohl wir Läufer alle stets aufs Neue von seinen Geschichten erfreut werden. Wir alle kennen den „Klemmbrett-Karraß“, seine Frau Mona und seine Probleme mit dem Laufen, wo jede einzelne Geschichte aus unserem eigenen kleinen unwichtigen Läuferleben sein könnten. Und wir alle denken über Walker das, was Achim für uns vordenkt.

Nein, die Tränen in die Augen trieb mir ausgerechnet die freundliche Postbotin der Deutschen Post AG, die jeden Tag bei uns ins Büro kommt, um uns mit unserer Post zu versorgen. Und in dieser Post war etwas drin. Für mich. Für mich ganz allein.
Es war ein Buch des Verlages Groh „Ich drück dir fest die Daumen!“
Und an dem Buch hing noch etwas, ein kleines Kamel von NICI beauties:
Und ein Brief war dabei, ein Brief meines lieben Läuferfreundes Kurt Süsser, derjenige unter uns, der stets erst an die anderen Menschen denkt und erst danach an sich selbst.

Kurt ist auch derjenige, mit dem ich eigentlich diesen Wüstentrip geplant hatte. Und er hätte mich auch begleitet, wenn seine Frau nicht eine so schwere Lebensprüfung erlitten hätte, eine Lebensprüfung für beide, die auch Kurt mehr zu Hause hält als ihm lieb ist. An dieser Stelle schicke ich „gute Gefühle“ Richtung Ulm. Gute Besserung, Cherie!

„Viel Glück!“ steht handschriftlich im Buchdeckel innen.
Mit „Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg, …, großes Abenteuer, neue Eindrücke und Erlebnisse …“ beginnt der beiliegende Brief. „Das Kamel ist dafür, dass Du immer genügend zu trinken hast …,“ steht da weiterhin. Gerade das Trinken ist so wichtig und ein großer Teil meiner Sorgen, mit dem Kamel aber sollte es einfacher werden. Und Kurt weiter schreibt von einer Oase, damit ich immer einen Lichtblick in der Wüste hätte und auch wenn ich mit den Augen nur Sand sehen könnte, so würde meine Seele und meine Vorstellungskraft das sehen und spüren, was ich möchte. Wie lieb und wahr!

„Ich wollte so gern mit Dir zusammen laufen,“ schreibt Kurt und sagt, dass er mit mir gemeinsam diesen Lauf gemeistert hätte. Daran zweifle ich keine Sekunde, Kurt ist ein erfahrener Ultraläufer, dem ich meist nur hinterher schauen kann.
Zuletzt tat ich das beim Rennsteiglauf 2009 und auch beim Trans Alpine Run 2008 haben Kurt und sein Laufpartner Walter stets besser abgeschnitten als das „TEAM ERIMA SPORTSWEAR“, das aus Heiko und aus mir als Bremser bestand.

Mit den Worten „Ich werde … jeden Tag an Dich denken“ endet der Brief.

Lieber Kurt, ich werde das gleiche tun. Und ich werde das Kamel mit auf die große Reise nehmen, am Rucksack befestigen und bei jedem Schluck Wasser noch ein paar „gute Gedanken“ Richtung Deutschland schicken.

Danke für diese Tränen, Kurt, das hat mich heute stolz und glücklich gemacht.