The North Face UTMB 2012

Nach ein paar glücklichen Tagen im schönen Österreich kam ich nach Hause, sah auf meinen eMail Accout und staunte nicht schlecht.

Da war doch eine Mail von The North Face, immerhin Hauptsponsor des The North Face Ultra Trail du Mont Blanc 2012, in der ich gefragt wurde, ob ich ein wenig über die Vorbereitung ihres Läufers beim UTMB berichten wolle. Und ob ich dann während des UTMB weiter berichten wolle, direkt vor Ort.
Dabei sein in der Kulisse und das Event mal im Ganzen erleben. Grandios, wenn man schon nicht selbst mitlaufen kann. Hinter der Ziellinie stehen, um Fotos der Finisher zu machen, so wie damals Klaus Duwe die Fotos von mir gemacht hat. Menschen kennen lernen, die über unser Hobby berichten und Menschen kennen lernen, die sich für unser Hobby engagieren, die uns einkleiden, ernähren, die all ihr Wissen für uns verwenden, alles, damit wir solche Herausforderungen wie den UTMB meistern können.
Klar wollte ich das.

Aber nur unter bestimmten Bedingungen, selbstverständlich. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich keine Lobhudeleien mag, mich nicht kaufen lasse und nur etwas schreiben will, wenn es interessant für mich ist. Und hier war es für mich besonders interessant, zu erfahren, über wen ich da berichten sollte. Wen, fragte ich mich, soll ich da portraitieren? Mir fielen viele Namen ein, die „üblichen Verdächtigen“ waren darunter und auch ein paar Andere.
Keinesfalls wollte ich über jemanden berichten, der keiner „von uns“ ist.

Es sollte jemand sein, dachte ich mir, der wie wir ein Amateur ist. Professionals gibt es ja einige und viele Printmedien berichten mehr oder weniger gerne von ihnen. Ein Grund für mich, das nicht zu tun.
Es sollte idealerweise jemand sein, dachte ich mir, von dem ich schon vorher etwas weiß. Und wer mich kennt, der weiß auch, dass ich mir über viele Läufer, die mir über den Weg gelaufen sind, vieles merke, vor allem natürlich über die, die ich bei den ganz großen Events kennen lernen durfte.

Es brauchte drei Telefonate, bis wir zur Beantwortung dieser Frage kamen. Drei lange Telefonate an drei langen Tagen – und ich vermute, dass dann meine Fingernägel vor Spannung schon halb abgekaut waren.

In meinem Kopf rotierten immer die gleichen Fragen: Männlein oder Weiblein? Jung oder Alt? Aus meiner direkten Läuferfamilie oder eher nicht?

Und als hätte mich der Läufergott erhört, kam dann die Antwort, die mich dann sofort zur Zusage zu diesem Projekt bewegt hat: „Unser Läufer ist aus Jesenwang,“ sagte Nicole, meine Gesprächspartnerin. Aus Jesenwang? Ein Dörfchen mit nur wenigen Hundert Einwohnern, mutmaßlich nicht gespickt mit Ultraläufern. Das konnte dann also nur Heiko sein, Heiko Bahnmüller, mein Laufpartner vom TransAlpineRun 2008. Was für ein Zufal, was für eine Freudel!

„Kennst Du ihn?“ fragte Nicole überrascht und ich erzählte ihr kurz unsere gemeinsame Geschichte.

Ich habe Heiko durch das Veranstaltungsteam „Plan B“, durch Uta Albrecht, kennengelernt. Den TransAlpineRun zu laufen war damals, Anfang 2008, mein großer Traum gewesen. Einmal quer über die Alpen – zu Fuß, das ist etwas für die ganz Harten, dachte ich damals.
Aber der TAR ist nun mal ein Teamlauf und so ganz ohne Partner ist ein Team ziemlich klein, zu klein. Aus meinem kleinen Bekanntenkreis erhielt ich bestenfalls ein Schulterzucken auf die Frage, ob Interesse bestehen würde, diese 300 Kilometer mit mir im Team zu laufen. Mancher Zeigefinger fand sogar den Weg an die Schläfe des Gesprächspartners und die obligatorische Antwort war stets, dass man für solch gewaltige Entfernungen doch das Auto erfunden habe.

Uta gab mir dann drei eMail Adressen von potenziellen Laufpartnern und mit Zweien habe ich länger telefoniert. Der eine war der niederländische Importeur von Suunto Laufuhren. Ein wirklich netter Kerl. Und wer weiß, wie sehr ich Niederländer und ihren Humor schätze, der kann erahnen, dass er sofort in meiner engeren Wahl war. Am Ende habe ich mich dann aber doch gegen ihn entschieden, weil er mir einfach „zu gut“ erschien. Zu schnell, zu erfahren. Zudem hatte ich die Sorge, dass ihm die Platzierung des Teams auch für seine beruflichen Aspekte wichtiger war als mir.

Entschieden habe ich mich dann für Heiko. Zwar waren seine Marathonzeiten auch besser wie meine. Eine 3:11 stand da zu Buche (ich weiß, Heiko, dass mittlerweile aus Dir ein „unter drei Stunden – Läufer“ geworden ist). Außerdem war Heiko bis dahin niemals weiter als einen Marathon gelaufen und er hatte Sorge, bei längeren Etappen Probleme zu bekommen. Wenigstens ein kleiner Vorteil für mich.
Das dritte Argument für ihn war damals auch, dass er Pädagoge ist, ein unschätzbarer Vorteil, wenn es Dir mal schlecht geht. Und genau diese Eigenschaft habe ich immer an ihm geschätzt, vor allem am letzten Tag, als ich wegen muskulärer Probleme kaum mehr laufen, sondern nur noch tippeln konnte.

Nach etlichen Telefonaten trafen wir uns dann das erste Mal im „real life“ beim StrongManRun 2008 in Weeze. Er war mit seiner Bundeswehr-Sportgruppe dort und wir machten noch schnell mittels eines schnell aufgebauten Fotohintergrundes einige gemeinsame Fotos. Heiko hatte kurz zuvor ERIMA als unseren Sponsor gewinnen können und die Ware war Tags zuvor bei ihm in Jesenwang eingetroffen. „Team ERIMA Sportswear“ hießen wir also dann.

Nach dem TAR 2008 war der Marathon des Sables 2010 das nächste gemeinsame Highlight. Und nicht nur das. Wir lebten gemeinsam mit Achim Knacksterdt, Tilman Markert und Christian Bechtel eine Woche lang unter dem gleichen Berberzeltdach in der südmarokkanischen Wüste. Was war das schön damals!

Einen Tag nach dem Telefonat mit Nicole telefonierte ich mit Heiko und er erzählte mir, dass er sie gefragt hätte, ob ich mich dort bei der Agentur gemeldet hätte. „Nein,“ sagte sie, „das ist purer Zufall.“
Zufall ja, vielleicht auch Fügung, Schicksal? Auf jeden Fall ist es der Beginn von großartigen 10 Wochen, in denen ich regelmäßig über „Heikos Weg nach Chamonix“ berichten werde.
Veröffentlichen werde ich die Berichte dann aber nicht hier auf der allgemeinen Seite, sondern hier:
https://marathonundlaenger.wordpress.com/the-north-face-utmb/
Vielleicht gelingt es mir auch, die Beiträge hier und dort zu posten, aber das ist nicht versprochen.

Als versprochen aber gilt, dass Du Dir dort ein umfassendes Bild von Heiko und seinem Training für den The North Face UTMB 2012 machen kannst. Vergleiche die Erfahrungen vor dem Rennen und während des Rennens mit Deinen eigenen oder nimm die eine oder andere Information für Dich mit, falls Du diesen großen weißen Berg noch nicht umrundet haben solltest.
Für Deinen Start beim UTMB 2013. So viel Berg muss einfach sein, finde ich. Weil diesen Lauf zu finishen noch für jeden Läufer, den ich kenne, das Größte ist.

Bei dem UTMB 2013 werde ich dann auch wieder als Läufer dabei sein, einen sicheren Startplatz habe ich ja schon …

Es gibt Tage, an denen ich weinen könnte …

… heute ist beispielsweise so ein Tag gewesen.

Nicht, weil ich mit jedem Tag, der vergeht, nervöser werde und immer mehr unbeantwortete Fragen über den Marathon des Sables (MdS) finde.
Fragen, was ich in der Nacht trage, Fragen, welche Strümpfe, welche Armlinge und welche speziellen Wüstenteile ich wähle. Fragen, was ich an diesen sieben Tagen essen soll, worauf ich mich bette und ob das, was ich mir vorstelle, auch wirklich alles richtig ist und Fragen, ob ich das ganze Gewicht werde stemmen können.

Nein, ich hatte Tränen in den Augen wegen etwas anderem.

Auf FACEBOOK hat mich heute der große Achim Achilles von sich aus auf die Kontaktliste gefügt, das motiviert schon sehr. Aber sollte es mir Tränen der Freude und des Glücks in die Augen treiben?
Das nun auch wieder nicht, obwohl wir Läufer alle stets aufs Neue von seinen Geschichten erfreut werden. Wir alle kennen den „Klemmbrett-Karraß“, seine Frau Mona und seine Probleme mit dem Laufen, wo jede einzelne Geschichte aus unserem eigenen kleinen unwichtigen Läuferleben sein könnten. Und wir alle denken über Walker das, was Achim für uns vordenkt.

Nein, die Tränen in die Augen trieb mir ausgerechnet die freundliche Postbotin der Deutschen Post AG, die jeden Tag bei uns ins Büro kommt, um uns mit unserer Post zu versorgen. Und in dieser Post war etwas drin. Für mich. Für mich ganz allein.
Es war ein Buch des Verlages Groh „Ich drück dir fest die Daumen!“
Und an dem Buch hing noch etwas, ein kleines Kamel von NICI beauties:
Und ein Brief war dabei, ein Brief meines lieben Läuferfreundes Kurt Süsser, derjenige unter uns, der stets erst an die anderen Menschen denkt und erst danach an sich selbst.

Kurt ist auch derjenige, mit dem ich eigentlich diesen Wüstentrip geplant hatte. Und er hätte mich auch begleitet, wenn seine Frau nicht eine so schwere Lebensprüfung erlitten hätte, eine Lebensprüfung für beide, die auch Kurt mehr zu Hause hält als ihm lieb ist. An dieser Stelle schicke ich „gute Gefühle“ Richtung Ulm. Gute Besserung, Cherie!

„Viel Glück!“ steht handschriftlich im Buchdeckel innen.
Mit „Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg, …, großes Abenteuer, neue Eindrücke und Erlebnisse …“ beginnt der beiliegende Brief. „Das Kamel ist dafür, dass Du immer genügend zu trinken hast …,“ steht da weiterhin. Gerade das Trinken ist so wichtig und ein großer Teil meiner Sorgen, mit dem Kamel aber sollte es einfacher werden. Und Kurt weiter schreibt von einer Oase, damit ich immer einen Lichtblick in der Wüste hätte und auch wenn ich mit den Augen nur Sand sehen könnte, so würde meine Seele und meine Vorstellungskraft das sehen und spüren, was ich möchte. Wie lieb und wahr!

„Ich wollte so gern mit Dir zusammen laufen,“ schreibt Kurt und sagt, dass er mit mir gemeinsam diesen Lauf gemeistert hätte. Daran zweifle ich keine Sekunde, Kurt ist ein erfahrener Ultraläufer, dem ich meist nur hinterher schauen kann.
Zuletzt tat ich das beim Rennsteiglauf 2009 und auch beim Trans Alpine Run 2008 haben Kurt und sein Laufpartner Walter stets besser abgeschnitten als das „TEAM ERIMA SPORTSWEAR“, das aus Heiko und aus mir als Bremser bestand.

Mit den Worten „Ich werde … jeden Tag an Dich denken“ endet der Brief.

Lieber Kurt, ich werde das gleiche tun. Und ich werde das Kamel mit auf die große Reise nehmen, am Rucksack befestigen und bei jedem Schluck Wasser noch ein paar „gute Gedanken“ Richtung Deutschland schicken.

Danke für diese Tränen, Kurt, das hat mich heute stolz und glücklich gemacht.

Und erstens kommt es anders … und zweitens als man denkt!

Für den Braveheart Battle hatte ich in Münnerstadt ein Quartier gesucht und habe deshalb bei Google „Münnerfeld“ und „Übernachtung“ eingegeben. Ich bekam eine Liste von 5 Hotels, wobei ich eines davon anrief und sofort gebucht habe, weil der Preis stimmte. Als ich am Freitag Abend dort ankam und auf mein Zimmer geführt wurde, ging gerade die Türe zum Nachbarzimmer auf. Die Gäste neben mir waren auch Braveheart Battle – Reisende.

Die junge Dame, die aus dem Zimmer schaute, kam mir ein wenig bekannt vor, ihr Partner aber noch viel mehr. Es waren Michael Neumann und seine Freundin Susanne Holz, die zufällig im gleichen Café Hotel eingebucht waren wie ich.

Michael Neumann und Susanne organisieren Läufe wie den KiLL50, den HiLL50, den STUNT100 und in 2010 noch drei 100-Meiler wie den ESELSTREIBER oder den RUN2KILL, die Bestandteile des „German Sixpack“ sind, was aber nichts mit der gleichnamigen Portion Dosenbier zu tun hat. So kam ich zu einem netten Abendessen mit den beiden beim Münnerstädter Griechen „Taverne Dionnyos“. Und wieder habe ich begriffen, wie klein unsere Welt der Ultra-Läufer ist.

Michael Neumann im säuischen "Kampfdress". Er ist irgend etwas zwischen "Schweinchen Babe" und einem Ursaurier ...

Nach einer großen Flasche griechischen Wassers und einer riesigen Portion Bauernsalat für wirklich kleines Geld sind wir dann noch zusammen auf die Abendparty im Braveheart Battle – Zelt gegangen. Wir erlebten gleich das erste Hindernis des Braveheart Battle schon vor dem eigentlichen Lauf: die Bürgersteige waren hochgeklappt und genauso verhielt es sich mit der groß angekündigten Abendparty im Zelt. Zum Glück waren einige Vertreter der CABANAUTEN anwesend, die wenigstens ein wenig Stimmung verbreiteten. Ohne diese lustige Gruppe wäre das Zelt wohl leer gewesen. Ein Grund für mich, den Heimweg ins Hotel anzutreten.

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Susanne und Michael, bei dem wir uns über die halbe Ultra-Läuferwelt unterhalten haben, bin ich ins Startzelt gegangen, um meine Startunterlagen abzuholen. Völlig ungewohnt war, dass in dem großen Umschlag außer der Startnummer nur noch vier Büroklammern drinnen waren, keine Werbung, keine Pröbchen und auch keines der gefürchteten Gewinnspielchen. Und dann wurde die Zeit lange und ich war froh, dass die CABANAUTEN sich mit Sunblocker und Farbpigmenten eingerieben hatten, so war wenigstens etwas los im Zelt. Michael erstrahlte am Ende in einem neonrosa, das ihn zart und niedlich machte. Am liebsten hätte ich ihn „Babe“ genannt und ihm eine Zitronenscheibe in den Mund geschoben.

Später kamen dann mein TAR– und MdS– Laufkumpel Heiko Bahnmüller, der gleich mit einer ganzen Truppe seiner Luftwaffeneinheit erschienen ist, Bernie Conradt und seine hochschwangere Frau Sabine, der auch mit zwei Freunden da war, mein Lieblingsfotograf Klaus Duwe, den ich nicht erst seit dem fantastischen Foto im Ziel des UTMB in meine Abendgebete einschließe und ich hatte etliche nette Gespräche mit Läufern, die mir einiges über deren Laufleben erzählt haben.


Beim Start fehlte vieles.
Vor allem fehlten Starter. 596 Starter sind einfach nicht viel. Es fehlte aber auch Musik als Aufputschmittel. Es war ungewohnt ruhig und langweilig am Start und die Läuferkollegen hatten Glück, die entweder Freunde oder etwas zu lesen dabei hatten, am besten sogar beides.
Trotz der kleinen Schar an Läufern gab es keinen Massenstart, sondern es wurde in Gruppen gestartet, um nicht den Stau am ersten Hindernis zu haben, der vom StrongManRun her berühmt und berüchtigt ist. Ich startete mit Bernie und seinen Freunden ganz hinten und hatte auch vor, bei den Vieren zu bleiben. Aber schon beim ersten Hindernis, einer Flußdurchquerung, habe ich die Jungs nicht mehr gesehen und musste mich also alleine auf die lange Strecke wagen.

Nach dem ersten Hindernis kam die 6,5 Meter hohe Wand, vor der ich schon ein wenig Sorge hatte. Mir gingen immer Bilder durch den Kopf von Bundeswehr-Übungen, wo man sich an solchen Wänden hochziehen muss. Und das wäre überhaupt nicht mein Ding gewesen. Aber diese Wand war einfach, fast lächerlich einfach. Und schon nach zwei, drei Hindernissen habe ich den Lauf geistig als „gut gemeint“ abgehakt. Es war mir zu dieser Zeit einfach zu wenig anspruchsvoll und ich dachte, dieses Rennen schnell zu Ende zu bringen und dann zur Tagesordnung überzugehen.

Dass mich der erste Eindruck getäuscht hat, sei schon jetzt verraten.

Es ging zwei Kilometer weg von Münnerstadt und dann, nach einer erneuten Flußquerung, wieder zwei Kilometer zurück. Und dann kam die lange Schleife und die anspruchsvollen Hindernisse warteten auf uns.
Erwähnen will ich vor allem die selbst gebastelte Brücke aus labilen Holzscheiten, die es geschafft hat, mich in Wild-West-Manier abzuschütteln und so kam ich zu meinem Tauchgang und zu meinem Szenen-Applaus. Die Tauch-Einlage war nicht schlimm, eklig aber war es, aus diesem Wasser wieder heraus zu kommen. Danke an dieser Stelle dem Läuferkollegen, dessen helfende Hand dafür gesorgt hat, dass ich nicht auch jetzt noch in diesem Loch zubringen muss.


Auch die Hindernisreihe mit den Stromschlägen seien lobend erwähnt. Ich selbst bin dort zwar nicht geweckt worden, aber Heiko erzählte mir im Ziel, dass er ein paar Engelchen singen hörte, als er Kontakt mit den Schnüren hatte. Was streckt Heiko auch seinen Hintern so hoch?


Und auch die vier tiefen Löcher verdienen eine lobende Erwähnung. Da haben die Veranstalter-Jungs wohl lange gegraben, um so tiefe Löcher zu fabrizieren, deren Wände so steil und rutschig waren, dass ich im ersten Loch lange überlegt habe, wie ich da wohl wieder heraus komme. Nach vier dieser Übungen war ich wirklich gezeichnet, vor allem, weil diese Löcher ganz oben auf dem Berg waren. Und dieser Berg muss auch erwähnt werden.


Natürlich hatte ich im Vorfeld gelesen, dass es irgendwann 3,5 Kilometer bergauf gehen würde, aber dieses bergauf schien harmlos. Erst war es eine längere Straße, dann eine flach ansteigender Wiese, die aber sehr matschig war und dadurch Kraft gekostet hat. Und dann kam wieder ein Feldweg mit einem relativ wenig anspruchsvollen Hindernis, eine schmierige Strecke einen Bach entlang. Und dann musste wieder gerobbt werden, gerobbt bis zu ihm, zu dem Berg.
Im Braveheart Battle – Forum habe ich ein paar Kommentare gelesen, die sich diesen Berg weg gewünscht haben, ich liebte ihn. Beim StrongManRun haben wir stets angemerkt, dass die Laufpassagen zu kurz kamen. Und jetzt wollen wir es einfach und bequem haben?
Beim ToughGuy wiederum gab es das Hindernis „Slalom“, ein steiler Anstieg auf einen Hügel, der dann gleich wieder runter und wieder rauf gelaufen wird, insgesamt zehn Mal ein scharfer kurzer Anstieg, der die ToughGuys in zwei Lager teilte.
Die Läuferfraktion durfte weiterlaufen, die „Wenig-Läufer“ mussten eine Ereigniskarte ziehen, auf der stand: „Du hast Muskelkrämpfe in den Waden. Gehe nicht weiter, ziehe nicht auf Los. Du musst eine Runde aussetzen!“

Der Berg war hart im Anstieg, steil, so steil, dass ich mich in Schwäbisch Gmünd beim „Schwäbische Alb (Ultra-)Marathon“ wähnte. Und dann, endlich oben, kamen die Löcher, die mich vor so große Probleme stellten. Und wenn ich beim Aufstieg noch dachte, dass mich das Tempo machen beim Bergablaufen glücklich machen würde, dann sah ich mich mal wieder getäuscht. Es war steil, stramm durch den Wald, rutschig und glitschig, keine Chance, Zeit aufzuholen.
Es war ein Stück Laufstrecke in bester Trail-Manier und ich war glücklich. Endlich etwas für Läufer! Und ich wusste, dass es von jetzt an leicht werden würde, zumindest leichter, weil es tendenziell berab gehen würde, die Schleife noch zu Ende und dann noch einmal die 4 Kilometer lange Anfangsschleife, ein paar Hindernisse noch, die alles nicht allzu wild waren.

Aber der Berg hatte auch die Mitstreiter des Braveheart Battle getrennt. Nur wenige Läufer waren übrig geblieben, die mit mir noch laufen konnten, viele schalteten um auf das Gehen und sie verwandelten sich in Hindernisse, in Slalomstangen, die ich teilweise bedauert habe und denen ich versucht habe, mit ein paar motivierenden Worten Unterstützung zu geben.
Bei einem der letzten Hindernisse rief mir ein Passant zu: „Du siehst noch gut aus!“ Ich lachte und antwortete, dass ich jetzt, wo ich auf die 30 zugehen würde, mich richtig gut fühlen würde. Er traute wohl seinen Ohren nicht und stand mit offenem Mund da, nur die junge Lady neben ihm war schlagfertig und fragte zurück: „Zum wievielten Mal?“

Beim Überqueren der 6,5 Meter hohen Wand, die bei den ersten beiden Malen noch niedrig und wenig anspruchsvoll schien, hatte ich aber mehr Mühe und ich fragte mich, ob die Organisatoren in der Zwischenzeit noch ein paar Meter aufgestockt hatten. Beim vierten und letzten Überqueren merkte ich durch ein Ziehen im Oberschenkel, dass ich kurz vor dem Krampf war. Und das ist selten bei mir. Es spricht für die Organisatoren und dafür, dass ich die Strecke viel zu schnell in eine falsche Schublade gesteckt habe.

Die erste von insgesamt vier Überquerungen der 6,5 Meter hohen Wand. Und jedes Mal wurde sie höher ...

Es war schon ein gutes Stück Arbeit gewesen, zudem war die Strecke laut meinem GPS Protokoll 20,5 Kilometer lang, also rund zwei Kilometer länger wie ausgeschrieben. Mein Ziel, unter der Marke von 2:30 Stunden zu bleiben, habe ich aber dennoch erreicht. Meine Uhr blieb bei 2:27 Stunden stehen, mal sehen, ob sich das mit dem offiziellen Resultat deckt.
Ganz zum Schluss, nachdem ich erst die hart erarbeitete „Medal of Honor“ erhalten und dann ein Plastiktüte über den Kopf gestülpt bekommen habe, musste ich stoppen und eine nette Lady vom Roten Kreuz schob mir ein Thermometer ins linke Ohr, um meine Körpertemperatur zu messen. Es waren 33,6 Grad – und das war durchaus normal nach diesen Strapazen. Auf welche Temperaturen die Kollegen heruntergekommen waren, die erst zum Ende der Veranstaltung eintrudelten, will ich gar nicht wissen.

Mir jedenfalls ging es trotz der 33,6 Grad gut, kein Vergleich mit dem Zittern und dem Verschütten des warmen Kakaos beim ToughGuy. Welche Körpertemperatur ich damals im Ziel hatte, will ich besser auch gar nicht erst wissen. Oft ist es besser, wenn man nicht allzu viel weiß …


Am Ende sind aus 596 Startern 410 Bravehearts geworden, 186 Startern verbleibt die traurige Erkenntnis, dass auch vermeintlich kurze Läufe Dir alles, aber auch wirklich alles abverlangen können. Aber sind wir nicht genau dafür dort angetreten?

Fotos vom Lauf gibt es unter anderem hier: http://www.lauf-news.de/Bilder_Rockstar_Braveheart_Battle_2010.aspx

Bernie Conradt und seine Freunde nach dem Zieleinlauf im Zelt.

4 aus 5, 3 aus Rheinland-Pfalz

Was haben Achim Knacksterdt, Rafael Fuchsgruber, Andreas Gast, Karl Will und ich gemeinsam?

Richtig, wir alle leben nach dem Motto: „Von Zeit zu Zeit braucht der Mensch ein wenig Wüste!“
Wir alle wollen im April 2010 durch den Sand der marokkanischen Wüste traben, um den berühmten „Marathon des Sables“ zu bewältigen, den „härtesten Lauf der Welt“ (ein Titel, den sich der MdS wohl mit ein paar anderen Läufen teilt).

4 von uns 5 wohnen dabei aus dem Postleitzahlengebiet „5“, einer wohnt im Postleitzahlengebiet „6“, 3 von uns 5 sind dabei Bürger des Landes Rheinland-Pfalz, zwei sind Bürger des Landes Nordrhein-Westfalen. Und alle sind meine „Nachbarn“, also diejenigen, an die ich mich halten will, wenn ich Fragen zum MdS habe, zur Ausrüstung oder zur Reise-Abwicklung. Weil ich ja so ein grottenschlechter Leser bin und ständig Hilfe benötige.

Von heute an sind es nur noch 5 Monate bis zum Abflug und die Spannung steigt mit jedem Tag. Aber ich habe diese Woche von meinem Laufpartner des TransAlpineRuns 2008, Heiko, das erste Teil bekommen, welches ich für den MdS brauche: Gamaschen von RaidLight. In hellblau, eben für Jungs. Das ist doch ein Anfang, oder?

Wueste

Über 700 Dünen musst Du geh'n, 700 Mal die Dünen übersteh'n ...

DSF, heute 9.00 Uhr

Faszination Sport, Faszination Laufen, Faszination TransAlpineRun!

Heute um 9.00 habe ich mir auf DSF einen Bericht über den TransAlpineRun 2009 angesehen. Kaum mehr als ein Jahr ist es her, als ich den TAR mit meinem Laufpartner Heiko Bahnmüller hinter mich gebracht habe. Heiko hat diesen Lauf dieses Jahr gleich wiederholt, ich habe mich auf den SwissJuraMarathon eingerichtet, um noch mehr Kilometer in die Beine zu bekommen. Aber die Schönheit des Trails des TAR ist so faszinierend, dass ich mich am liebsten gleich wieder anmelden würde für den TransAlpineRun 2010!

DSF

Es hat keine fünf Minuten gedauert, bis ich wieder infiziert war. Infiziert vom Virus des Berglaufens, vom Virus des „grandiose Landschaften – Schauens“ und vom Virus der größeren Höhe. Und ich hoffe, dass dieser Virus ansteckend ist, weil es mein größter Traum wäre, diesen Lauf in vielleicht 5 Jahren auch mit meinem Sohn Pascal zu machen. Er wäre dann 20 Jahre alt und ich wäre 52 Lenze jung, zusammen also 72. Das passt noch für die Kategorie „MEN“. Mit Heiko musste ich in der Kategorie „MASTERS MEN“ starten, die Altersklasse für Läufer, die zusammen über 80 Jahre alt sind.

Mit Pascal in der Kategorie „MEN“ starten – wäre das nicht eine tolle Sache?