The Hidden Run …

… hidden: verheimlicht, hintergründig, versteckt, verborgen, unsichtbar, heimlich, verdeckt. Es gibt viele deutsche Übersetzungen für dieses englische Wort, das mich so angezogen hat, als ich es zum ersten Mal las.
„Es gibt noch 30 Plätze für den HiddenRun!“ stand da auf meinem Twitter-Account. HiddenRun?

Und so googelte ich und surfte, bis ich die notwendigen Informationen zusammengetragen hatte. Der HiddenRun wird vom Orga-Team des Köln-Marathons ausgerichtet, fand nun zum neunten Mal statt und alles klingt nach einer interessanten und skurrilen Alternative zu den normalen Läufen, die mich meist nicht mehr wirklich motivieren.

Schon die Beschreibung des ersten HiddenRun klang gut und machte Lust auf „mehr“:

Der Ford Köln Marathon veranstaltete am 8. April 2006 gemeinsam mit Germanwings, dem Flughafen KölnBonn und Hauptausrüster PUMA den ersten Überraschungslauf auf „verbotener Strecke“. Weltrekord im ‚Speed Boarding‘.

Es begann mit einem Geheimnis und endete mit einem Weltrekord. Es durfte spekuliert werden. Es durfte geraten werden. Gelüftet wurde das Geheimnis aber erst auf der Fahrt zum Start des 1. Hiddenrun am 8. April 2006. Für 50 Läuferinnen und Läufer organisierten die Veranstalter des Ford Köln Marathon einen Lauf der besonderen Art, unvergesslich, unvergleichlich und nicht wiederholbar.

Nur an einem bestimmten Tag konnte sich die exklusive Gruppe für den „Lauf ins Ungewisse“ anmelden. Und die Plätze waren innerhalb kürzester Zeit vergeben. „Wir waren selbst überrascht über den enormen Zulauf“, sagt Dr. Michael Rosenbaum, Geschäftsführer bei der Köln Marathon GmbH, „man konnte förmlich zusehen, wie die Anmeldungen im Sekundenrhythmus eingingen. Leider mussten wir die Anzahl aufgrund der strengen Sicherheitsbestimmungen aber beschränken.“

Entsprechend motiviert kamen die „Hidden Runners“ zum vereinbarten Treffpunkt, von wo aus sie ein Bus der Kölner Verkehrsbetriebe zum Start am Köln-Bonner Flughafen transportierte. Nach Fototermin, gründlichem Sicherheits-Check und Weiterfahrt in einem Flughafenbus mit Security-Begleitung entlang eines Rundweges um das Flughafengelände ging es schließlich los. In zügigem Tempo machte sich die kleine Läufergruppe, digital festgehalten von drei Fotografen, auf die 10,3 Kilometer lange Strecke.

Im Ziel dann die nächste Überraschung: Freundliche Stewardessen und ein Airbus 319 der Günstig-Airline Germanwings erwarteten die vom Wind zersausten Sportlerinnen und Sportler mit einer Erfrischung. Doch wer geglaubt hatte, jetzt sei alles vorbei, der wurde schnell eines besseren belehrt: Es galt nämlich noch einen Weltrekord aufzustellen – und eine neue Disziplin, das „Speed Boarding“, zu kreieren. Anlaufen, einsteigen, hinsetzen, anschnallen, Karte hochhalten – in 44 Sekunden! „Ein Fall für Gottschalk“, glaubt Christof Müller, einer der Teilnehmer, der bei einer weiteren Optimierung des Weltrekordsversuchs gerne behilflich sein möchte. Genau wie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten HiddenRun, die im Anschluss an den Lauf noch vom Flughafen KölnBonn auf das eine oder andere kühle Kölsch samt Brezel eingeladen wurden und eine Überraschungstasche überreicht bekamen.

„Das war von Anfang an aufregend, geheimnisvoll und super organisiert“, so Christof Müller. „Von der Anmeldung über das Sicherheitsprocedere und natürlich den Lauf selbst bis hin zum Weltrekord – eine tolle Veranstaltung und ein echtes Lauferlebnis. Beim nächsten Mal wäre ich gerne wieder dabei. Und beim offiziellen Weltrekord natürlich auch!“

Der zweite HiddenRun führte dann ins streng geheime Testgelände von Ford in Lommel (Belgien). Bis zu 35%-ige Steigungen gab es beim Lauf, ein Berglauf-Wettbewerb und die Durchquerung des Hochgeschwindigkeitsovals, echte Highlights, die Du als Läufer sonst nicht erleben darfst.

Beim dritten HiddenRun war die französische Hauptstadt Paris das Ziel der kleinen Läufertruppe.

In zwei Gruppen wurden die Läuferinnen und Läufer danach „auf die Straße geschickt“ – zu der vielleicht sportlichsten Sightseeing-Tour der Welt: Eiffelturm, Trocadéro, Arc de Triomphe, Champs Elyssées, vorbei an den Nobelboutiquen der Avenue George V, zur Place de la Concorde, durch die Tuilerien und den Louvre und im Eilschritt über die Seine, zur Universität und zum Fototermin vor Notre Dame. Eine kleine unfreiwillige Walkeinlage zwang die athletischen Reisenden – bezeichnenderweise am Invalidendom, wo Rennen verboten ist – dann aber doch zu einer „aktiven Regenerationsphase“ bei stark vermindertem Tempo. Im Schlusssprint erreichten die erschöpften aber glücklichen „HiddenRunners“ wieder den wartenden Bus am Eiffelturm.

Am Centre Pompidou, wo sich die Gruppe schließlich in öffentlichen Duschen wieder stadtfein machen wollte, war man angesichts der plötzlichen Übermacht an verschwitzten Leibern offensichtlich verwirrt. Aber schließlich konnten doch noch alle die direkten Folgen der körperlichen Anstrengung loswerden und sich vor dem Rückflug im Germanwings-Flieger im Restaurant „Le Marathon“ im berühmten Quartier Latin stärken.

Und so ging es weiter, zur „Piazza Metallica“, dem Start und Zielpunkt im Landschaftspark Duisburg Nord, wo fünf der Teilnehmer sich sogar im Hochseilgarten aus schwindelerregender Höhe abseilen durften, anschließend ging es durch die Innenstadt von Brüssel und der 6. HiddenRun führte die Läufer nach Luxembourg zum „verstoppte Laaf“, wo es unter anderem auch durch den genau 980 Meter langen alten Atomschutztunnel ging, der das Pfaffenthal mit dem Petrustal verbindet, 65 Meter unter der Erde liegend.
Danach folgten 21 Kilometer „Vienna SightJOGGING“ und eine Stadtrundfahrt durch die beeindruckende österreichische Metropole Wien, die vielleicht zu Recht meine Lieblingsstadt in Mitteleuropa ist.
Der letzte HiddenRun, von dem ich lesen konnte, fand am Bodensee statt. Der Flug nach Friedrichshafen, der Bus nach Lindau, ein kleiner Aufwärmlauf über die Deutsch-Österreichische Grenze und dann der eigentliche Start an der Pfänder Talstation in Bregenz. Es folgte ein Berglauf mit 700 Höhenmetern, der ganz oben einen atemberaubenden Blick auf das Bergpanorama und den Bodensee bot. Danach ging es weitere 12 Laufkilometer durch eine herrliche Landschaft Richtung Rucksteig bei Möggers, eine abschließende warme Dusche, gefolgt von einem anschließenden Sonnenbad auf einer Bergwiese und ein Mittagessen in der seit 124 Jahren dort ansässigen Käserei Bantel.
Dieser 8. HiddenRun war wohl der beste Lauf auf geheimer Strecke überhaupt, ein echter Urlaubstag voller Highlights.
Und alle bisherigen HiddenRuns zählten zwischen 50 und 65 Teilnehmern, eine kleine und überschaubare Gruppe.

Bei diesen Beschreibungen der letzten HiddenRuns erwachsen natürlich Erwartungen. Und diese Erwartungen waren auch der Grund dafür, dass ich sofort buchte und die 99 EUR für den 9. HiddenRun überwies. „Da musst Du dabei sein,“ dachte ich mir. Es war eine grobe Fehleinschätzung, wie sich zeigen sollte.

Nach Wien, Brüssel, Paris und Luxembourg nun also: Nümbrecht.
Nach Atomtunnel, Hochgeschwindigkeitsoval und Berglauf nun also: Schnitzeljagd.

Ich weiß nicht, ob es die Legalisierung von Marihuana in Köln war, die die Planer so abstürzen ließ oder einfach die plumpe Gier nach Geld, aber das, was da angeboten wurde, grenzte schon deutlich an das, was landläufig „Frechheit“ genannt wird.
Aus einer kleinen und persönlichen Truppen wurde ein vier Busse starkter Tross von 160 Läufern, die, in zehn Gruppen aufgeteilt, zur Hälfte im Süden und zur Hälfte im Norden Nümbrechts ausgesetzt wurden.
Die einzelnen Gruppen erhielten jeweils eine Beschreibung, wie wir sie als Achtjährige bei unseren Schnitzeljagd-Abenden bekommen hatten. Anhand dieser Wegbeschreibungen mussten wir den Weg zum Ziel finden. Um das Erlebnis aber abzurunden und auch, um unseren Verstand etwas zu beleben, wurden je Team insgesamt 7 Fragen gestellt, die an 7 unterschiedlichen Punkten beantwortet werden mussten.

Die Wegbeschreibung war dabei durchaus verwirrend. Wer kommt denn schon darauf, dass er nach links abbiegen muss, wenn da steht: „Nach 360 Metern biegst Du dahin ab, wo der Daumen rechts ist.“
Und auch die Fragen waren kompliziert und überaus knifflig. Ohne genaue Ortskenntnisse von Nümbrecht und der näheren Umgebung würdest Du wohl nie diese Frage beantworten können: „Bei mir bekommst Du kein Geld, dennoch bin ich eine …. !“
Bemerkst Du, wie wichtig ein gut ausgebildeter einheimischer Guide gewesen wäre?

Zum Glück allerdings liefen wir in den 2 Stunden und 15 Minuten, auf den 14 langen Kilometern durch die kühle Nümbrechter Nacht immer wieder auf den gleichen Wegen, um einen Golfplatz herum, kreuz und quer durch den Wald und weil die anderen vier Gruppen, die ebenfalls im Süden Nümbrechts ausgesetzt wurden, nur wenige Meter nach uns frei gelassen wurden, trafst Du oder sahst Du im Minutentakt wenigstens eine der anderen Gruppen. Wenn Du permanent auf den gleichen Wegen unterwegs bist und alle Kopflichter tragen, dann begreift man spätestens nach einer Stunde, dass die sich bewegende Kette von fünfzehn Kopflichtern wahrscheinlich auch dieses Mal keine Gruppe nachtblinder Rehkitze mit Stirnlampen, sondern eben wieder Läufer sind. Und wenn die stehen bleiben, dann weißt Du, wo das nächste Zwischenziel ist, bei dem Du die schwierige Frage nach der Nummer des Golflochs beantworten musst, das sich neben diesem Zwischenziel verbirgt.

Um es kurz zu machen: wenn Du 160 Menschen in vier Busse steckst, sie in die Metropole Nümbrecht karrst, sie zwei Stunden auf langweiligen Feldwegen unterwegs sein lässt, dann ist das für die Erwartungshaltung, die erzeugt wurde, eindeutig zu wenig. Dafür muss dann schon eine der anderen Bedeutungen des englischen Wortes „hidden“ herhalten: verborgen.
Dieser 9. HiddenRun hat es verdient, verborgen zu bleiben und wenn die Macher des Laufs aus ihrer Trance wieder aufwachen, dann werden sie es sicher auch so sehen.

Dass diese Nacht für mich dennoch nicht zum vollkommenen Frust-Erlebnis wurde, dafür sorgte Klaus Adelmann. Ich traf ihn zufällig vor dem vierten Bus und blieb an seiner Seite bis zum Ende der Veranstaltung. Klaus ist nicht nur ein total netter Kerl und ein unermüdlicher Marathoni, er gibt auch den „RunME.de Laufkalender“ im Internet heraus, zudem ist er einer der Blogger des Frubiase SPORT Blogs, in dem auch meine Lauffreunde Hauke König und Volker Schillings schreiben, in dem Thomas Ehmke und Carsten A. Mattejiet bloggenderweise unterwegs sind und dessen Macher dankenswerterweise und überaus erfolgreich die Promotion für „Haukes irren Lauf“ von Dresden nach Hamburg übernommen haben.

Ich habe Klaus zum letzten Mal vor fast genau einem Jahr getroffen, beim Einlauf in die Stadt Baden-Baden am Ende des Eisweinlaufs von Offenburg nach Baden-Baden. Es ist immer schön, mit ihm zu reden. Er erzählt interessant und hat teilweise einen Blick hinter die Kulissen des Laufsports, der mich sehr interessiert. Und er ist auch ein Süddeutscher, der zurzeit zwischen Freiburg und Würzburg pendelt. Auch das verbindet.

Ob Klaus mit dem HiddenRun ähnlich unzufrieden war wie ich, weiß ich nicht, ich weiß aber, dass für ihn diese Nacht besonders kurz werden würde. Während ich, nachdem ich um 3.00 Uhr frühmorgens zu Hause war, lange ausschlafen konnte, musste er schon früh wieder raus, um einen Freund in Frankfurt abzuholen. Beide wollten dann nach Hahn, um schon am frühen Vormittag nach Palermo zu fliegen.
Der Marathon in Palermo wird die Erinnerungen von Klaus an diesen HiddenRun wahrscheinlich verblassen lassen. Und das ist auch gut so.

Oder dachten die Macher dieses Laufs, dass wir alle direkt danach nach Sizilien fliegen würden, um dort zu laufen? Vielleicht war das sogar ein Teil des Laufs, ich habe es nur leider nicht bemerkt und die Party zu früh verlassen …

Der Ford Köln Marathon veranstaltete am 8. April 2006 gemeinsam mit Germanwings, dem Flughafen KölnBonn und Hauptausrüster PUMA den ersten Überraschungslauf auf „verbotener Strecke“. Weltrekord im ‚Speed Boarding‘.

Köln, 10. April 2006. Es begann mit einem Geheimnis und endete mit einem Weltrekord. Es durfte spekuliert werden. Es durfte geraten werden. Gelüftet wurde das Geheimnis aber erst auf der Fahrt zum Start des 1. Hiddenrun am 8. April 2006. Für 50 Läuferinnen und Läufer organisierten die Veranstalter des Ford Köln Marathon einen Lauf der besonderen Art, unvergesslich, unvergleichlich und nicht wiederholbar.

Nur an einem bestimmten Tag konnte sich die exklusive Gruppe für den „Lauf ins Ungewisse“ anmelden. Und die Plätze waren innerhalb kürzester Zeit vergeben. „Wir waren selbst überrascht über den enormen Zulauf“, sagt Dr. Michael Rosenbaum, Geschäftsführer bei der Köln Marathon GmbH, „man konnte förmlich zusehen, wie die Anmeldungen im Sekundenrhythmus eingingen. Leider mussten wir die Anzahl aufgrund der strengen Sicherheitsbestimmungen aber beschränken.“

Entsprechend motiviert kamen die „Hidden Runners“ zum vereinbarten Treffpunkt, von wo aus sie ein Bus der Kölner Verkehrsbetriebe zum Start am Köln-Bonner Flughafen transportierte. Nach Fototermin, gründlichem Sicherheits-Check und Weiterfahrt in einem Flughafenbus mit Security-Begleitung entlang eines Rundweges um das Flughafengelände ging es schließlich los. In zügigem Tempo machte sich die kleine Läufergruppe, digital festgehalten von drei Fotografen, auf die 10,3 Kilometer lange Strecke.

Im Ziel dann die nächste Überraschung: Freundliche Stewardessen und ein Airbus 319 der Günstig-Airline Germanwings erwarteten die vom Wind zersausten Sportlerinnen und Sportler mit einer Erfrischung. Doch wer geglaubt hatte, jetzt sei alles vorbei, der wurde schnell eines besseren belehrt: Es galt nämlich noch einen Weltrekord aufzustellen – und eine neue Disziplin, das „Speed Boarding“, zu kreieren. Anlaufen, einsteigen, hinsetzen, anschnallen, Karte hochhalten – in 44 Sekunden! „Ein Fall für Gottschalk“, glaubt Christof Müller, einer der Teilnehmer, der bei einer weiteren Optimierung des Weltrekordsversuchs gerne behilflich sein möchte. Genau wie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten HiddenRun, die im Anschluss an den Lauf noch vom Flughafen KölnBonn auf das eine oder andere kühle Kölsch samt Brezel eingeladen wurden und eine Überraschungstasche überreicht bekamen.

„Das war von Anfang an aufregend, geheimnisvoll und super organisiert“, so Christof Müller. „Von der Anmeldung über das Sicherheitsprocedere und natürlich den Lauf selbst bis hin zum Weltrekord – eine tolle Veranstaltung und ein echtes Lauferlebnis. Beim nächsten Mal wäre ich gerne wieder dabei. Und beim offiziellen Weltrekord natürlich auch!“

„Wer sich nicht bewegt, der kann auch nichts bewegen!“

Der Baden-Badener Weihnachtsmarkt - auf der Skala der Weihnachtsmärkte sicherlich relativ weit oben zu finden!

Es ist 18 Uhr am Samstag Abend auf dem wunderschönen Baden-Badener Weihnachtsmarkt. Menschenmassen schieben sich durch die Gassen des Weihnachtsmarktes und der Duft von Glühwein lässt Weihnachten erahnen. In der Mitte des Weihnachtsmarktes befindet sich eine hell erleuchtete Muschel, eine Aula, eine Bühne und auf der sammeln sich neben R(ud)olf Mahlburg und seiner Frau Brigitte noch der Bürgermeister von Baden-Baden sowie Repräsentanten von der „Aktion Benny & Co.“, die muskelkranken Duchenne-Kindern hilft und andere Repräsentanten unterschiedlichster Organisationen.

Gerade sind wir als Laufgruppe mit weit über 100 Läufern in Baden-Baden eingelaufen und wir alle haben unseren Weckmann bekommen. Einen leckeren frischen Weckmann und ein Glas Glühwein oder Kinderpunsch für die Läufer und ein paar warme Worte der Repräsentanten für die Weihnachtsmarkt-Besucher. Worte darüber, dass wir die langen Weg von Offenburg bis nach Baden-Baden bewältigt und dabei viel Gutes für kranke Kinder getan haben, Worte über die soziale Aufgabe, der sich Brigitte und Rolf Mahlburg gestellt haben und Worte der Bewunderung für die vielen Läufer, die da unten vor der Bühne standen, allesamt glücklich und stolz, diese 65 Kilometer mit den 1.800 Höhenmetern bewältigt zu haben.

Mir persönlich hat dabei dieser Satz aus der Seele gesprochen: „Wer sich nicht bewegt, der kann auch nichts bewegen!“ Wie wahr, dachte ich am Samstag und ich erinnerte mich sofort an die vielen Laufkilometer, die ich seit dem April 2004 gelaufen bin, seit jenem läuferischen Startpunkt, an dem ich begonnen hatte, in meinem Leben etwas zu bewegen. Ich habe mich fortan bewegt und ich habe auch vieles in meiner Umgebung bewegt. So habe ich viele fantastische und bewunderswerte Läuferinnen und Läufer kennen und schätzen gelernt, ich habe noch nicht alles, aber einiges von dem unnötigen Fett weggebrannt, das sich als Schwimmring deutlich sichtbar abgesetzt und mich zu einem „Sitzsack“ gemacht hatte und das sich auch im ganzen Körper verteilt hat, in jeden einzelnen Muskelstrang.

Vor allem aber habe ich neue Prioritäten im Leben gesetzt und erkannt, dass ich nicht auf Dauer ohne einen einigermaßen fitten und gesunden Körper leben will. Und heute freue ich mich beim Duschen immer wie ein kleines Kind, wenn ich meine Waden sehe oder den Oberschenkel-Muskel, der, wenn er angespannt ist, so stark akzentuiert und fest ist, dass ich denke: „Yes, I can!“ Oder ich fasse eine Po-Backe an und merke, wie fest und muskulös diese geworden ist. Schon dafür hat sich das Laufen gelohnt!

Und auch bei meiner Einstellung zur Familie und zum Beruf hat sich etwas bewegt. Während ich früher ein extremer Workoholic war ist mir heute die Balance zwischen den beruflichen Notwendigkeiten und dem Recht der Familie auf Beachtung, Liebe und Gemeinsamkeit sehr wichtig geworden. Erhalten habe ich dafür das Gefühl, ein ganz besonderer Vater zu sein, von den Kindern geliebt und von der Familie verehrt und gebraucht.

Wir standen also unter der Bühne in Baden-Baden und erlebten, wie R(ud)olf Mahlburg  für seine Webseite „Laufend-helfen.de“ einen Scheck von insgesamt immerhin 3.500 EUR an drei Hilfsorganisationen verteilt, das meiste Geld geht dabei wie immer an die Duchenne-Forschung, getreu dem Motto: gesunde Muskeln für kranke Muskeln.

Es ist nicht vollständig das „doppelte Familientreffen“ geworden, das ich erwartet hatte, aber dafür kamen Menschen dazu, die mir bei der ersten Durchsicht der Teilnehmerliste gar nicht aufgefallen waren. Schon am Vorabend traf ich die meisten Lauffreunde bereits in Bühl, wo diese die Nacht verbringen sollten. Ich habe meinen Freund Achim Knacksterdt in Baden-Baden abgeholt und nach Bühl gebracht und dort angekommen, durfte ich herzlich so viele Läuferinnen und Läufer begrüßen, dass ich voller Stolz war und hoffte, dass dieser Abend nie vorbeigehen möge. Allen voran waren es natürlich Heidi Stöhr, die ich schon im Eingangsbereich traf und die „Geschwister Fürchterlich“, die ich herzen und knuddeln durfte, zudem waren es die badischen Lauffreunde Peter Wiedemann, Brigitte Mahlburg und Rolf Mahlburg.
Dann aber erinnerte ich mich an meinen zweitlängsten Lauf meines bisherigen Läuferlebens, an den KÖLNPFAD. Fast vergessen hatte ich die Situation, als Hans-Peter Gieraths und ich vielleicht bei km70 von hinten von einem Läufer eingeholt wurden, der ein aufrichtiges Interesse an unserem kleinen Laufwettbewerb hatte. Er fragte uns, was die Startnummern zu bedeuten hätten und danach, welcher Lauf das denn wäre. Er fragte uns weiter, wie weit wir bislang gekommen wären und welche Strecke noch zu bewältigen sei.
Er lief vielleicht zwei, drei Kilometer mit uns gemeinsam und erzählte uns, dass auch er „einmal einen Ultralauf wagen“ würde, aber nicht im Kölner Raum, sondern im Dezember bei seinem Bruder Andreas, der im Badischen leben würde.
Ich fragte ihn dann, welchen Lauf er denn meinen würde, ich würde die Ultras im Badischen fast alle kennen und er antwortete: „Ich laufe den Eisweinlauf!“

Der Eisweinlauf von Offenburg nach Baden-Baden, ein Gruppen- und ein Spendenlauf, 2009 zum achten Mal durchgeführt!


Jörg Benz, nicht verwandt mit dem Möbeldesigner, hat also einen Bruder im Badischen – und ich kannte diesen sogar von früheren Eiswein-Läufen! Und meine Eltern wohnen im Badischen und Jörg und ich treffen uns unvermittelt und zufällig irgendwo im Niemandslang zwischen Bergisch-Gladbach und Köln. Und Jörg Benz war am Freitag Abend auch in Bühl. Mit seinem Bruder Andreas, der aber wegen einer Erkältung nicht zu den Läufern, sondern „nur“ zum Supporter-Team gehörte.

Gefehlt hat leider die an der Archillessehne verletzte Wilma Vissers und auch Heinrich Dahmen konnte den Weg in den Süden nicht antreten, das war schade, weil ich gerne mit den beiden ein paar Erinnerungen geteilt hätte, dafür traf ich aber Henk Geilen und Joachim Siller, beide Namen sind mir in der langen Teilnehmerliste nicht aufgefallen.
Henk Geilen ist einer der ganz besonders erfahrenen Ultraläufer, mit dem ich etliche lange Läufe gemeinsam gelaufen bin, teilweise in Belgien oder Holland, aber eben auch im Badischen oder in der Eifel, ein echter Gewinn an Gefühl und Witz bei jedem Ultralauf und JoSi, Joachim Siller, ist auch seit Jahren für mich menschlich einer der ganz Großen unter den Ultraläufern. Als TransSwiss 2009 Finisher hat er auch allen Grund, stolz auf seine Läuferbiografie zu sein.

Am Samstag Morgen sprach mich dann Tilmann Markert an, ein Arzt aus Gaggenau, der als Nachrücker ebenfalls im April 2010 zum Marathon des Sables (MdS) nach Südmarokko reisen wird. Für Achim Knacksterdt und mich war das eine gute Gelegenheit, diesen neuen Mitstreiter kennen zu lernen. Während des Laufs entdeckte ich mit Freude auch Nicola Wahl, auch eine von denen, die mich in 2009 besonders oft begleitet haben. Sie war beim SwissJuraMarathon 2009 (SJM) genauso dabei wie beim UTMB 2009. Dass sie selbstverständlich beide Wettbewerbe erfolgreich gefinished hat, sei nur am Rande erwähnt.
Ganz besonders erinnere ich mich aber an den fünften Tag des SJM, an dem ich die schlimmsten Muskelbeschwerden bekam. Ich hatte bestimmt 30 Minuten Vorsprung auf Nicola herausgelaufen, bis die Oberschenkel verhärtet waren und die Sehnenscheidenentzündung in den Füßen mich zwang, bergab nur noch zu tippeln. Irgendwann dann stürmte von hinten Nicola an mir vorbei und sie ließ mich stehen wie eine Slalomstange und ich fühlte mich damals alt, krank und langsam.

Es gab noch viele andere, mit denen ich reden konnte, so beispielsweise Marco Köhler aus Rastatt, mit dem ich über unseren gemeinsamen Lauffreund Dirk Joos geredet habe, den wir beide sehr vermisst haben, so viele, dass der Artikel zu lange würde, wenn ich alle, die es verdient hätten, erwähnen würde.
Nur einen will ihc noch nennen, Klaus Adelmann aus Freiburg, der die Webseite www.runme.de betreibt. Klaus und ich haben in der Vergangenheit schon oft miteinander kommuniziert, live gegenübergestanden haben wir uns aber meines Wissens noch nicht. Klaus sprach mich erst ganz spät am Abend an, als wir von den Bergen aus kommend im Dunklen in Baden-Baden einliefen. Wir liefen eine Straße entlang, die gesäumt wurde von schönen und riesigen Häusern, die deutlich den Reichtum ihrer Besitzer zeigten. Nicht umsonst gilt Baden-Baden als eine der TOP 10 – Städte mit den meisten Millionären pro 1.000 Einwohner und diese Millionäre prägen mit deren Prunk den Charakter der Stadt.
Der Prunk der Häuser spiegelt sich dann auch wider in den öffentlichen Bauten wie dem Theater und in den hell erleuchteten edlen Restaurants und Hotels, die den Ruhm von Baden-Baden mitgeprägt haben.

Und so endete dort vor der Bühne des Weihnachtsmarktes in Baden-Baden ein langer und bestens organisierter Gruppenlauf, der EISWEINLAUF, der die über 100 Teilnehmer über 65 Kilometer und über die Höhen des Schwarzwaldes führte, ein Lauf, bei dem neben dem Wunsch, Gutes für kranke Kinder zu tun, auch die Gelegenheit geliebt wurde, mit vielen unterschiedlichen Menschen zu reden. Und wenn man diesen Lauf, der 2009 schon zum insgesamt 8. Mal durchgeführt wurde, wie ich schon zum vierten Mal absolviert, dann sind es die Gesichter der „Stammkunden“, die diesem Lauf seinen Charakter geben.
Und es sind Rolf Mahlburg, der mit großer Routine das Tempo vorgibt und Brigitte Mahlburg, die sich liebevoll um die hinteren Läufer kümmert, weil das Ziel des Laufs ist, alle Teilnehmer ins Ziel zu bringen und dafür zu sorgen, dass die Gruppe zusammen bleibt, die beiden prägen diesen Lauf mit ihrer Liebe zu den Menschen und ihrem großen Herz für alle Menschen, Läufer oder Nicht-Läufer, Kranke oder Gesunde.

Und wenn sich mehr als 100 Läufer mit Kopflichtern, Sicherheitswesten und Nikolausmützen in Baden-Baden durch den Kurgarten bewegen, dann stehen die Passanten still, salutieren, grüßen und freuen sich über dieses seltene Bild. Und sie begreifen den Sinn des Weihnachtsfestes, der guten Tat und der Bewegung und sie verstehen: „Wer sich nicht bewegt, der kann auch nichts bewegen!“