Ein halber RBW, ein ganzer RBW und nun noch eineinhalb davon …

Ostersamstag, 21 Uhr in Düren auf dem Annakirmesplatz.

Es war der Beginn des NEU, des regelmäßig von Stefan Vilvo initiierten und organisierten „Nord Eifel Ultra“, am Osterwochenende erstmals als Nachtausgabe durchgeführt. Eine kleine Truppe Laufwilliger hatte sich zusammen gefunden, um gemeinsam durch die kalte und verschneite Nacht zu laufen.
Schlafen, sagt man ja, wird im Allgemeinen häufig überbewertet.
Und ein Lauf über 56 K mit ein paar Höhenmetern ist ja für uns in der „Familie“ auch kein Grund, uns darauf langfristig vorzubereiten. Training, sagt man ja auch, wird ja ebenfalls im Allgemeinen überbewertet.
Ich meldete mich also erst am Donnerstagabend per eMail dort an. Aber Stefan, der mich ja noch vom NEU Anfang 2011 kannte, ist flexibel und freut sich über jeden, den seine Eltern als Versorger und Fahrer / Fahrerin des Begleitfahrzeugs verwöhnen dürfen.
Und der Lauf passte optimal zu meinen Vorstellungen der Vorbereitungen für diesen „April der Wahrheit“. Ich konnte mal wieder durch die Nacht laufen, was mir in näherer Zukunft des öfteren droht, die Strecke ist nicht allzu kurz und nicht allzu flach, Düren ist noch fast in der Nachbarschaft, alles perfekt.Wenn Du 56 Kilometer gemeinsam durch die Nacht läufst und einigermaßen in der „Familie“ vernetzt bist, dann kennst Du am Anfang zwar noch kaum einen, am Ende aber, wenn am nächsten Morgen die Nacht geht, dann sieht das ganz anders aus.
Dabei ist es ja auch recht hilfreich, wenn manche Mitläufer Dir durch Wimpel oder Buttons dezente Hinweise geben, wo sie denn her kommen. Der „Wat läuft?“ – Button von Tatjana war so ein Hinweis, ein idealer Einstieg in eine immer interessantere Kommunikation. Wer mit einem „Wat läuft?“ – Button rumläuft, dachte ich, und zudem Ultraläufer ist, der kann nicht verkehrt sein. Wie wahr.

Manche der Läufer sah ich schon bei der Schlammschlacht des „Ebberg brutal“ der Endorphinjunkies aus Dortmund, eine gesprächsreiche und nette Nacht unter Gleichgesinnten war also garantiert, schade war nur, dass auch die einmal endete. Ich wäre gerne noch ein paar Stunden länger gelaufen, bei idealen äußeren Bedingungen, leichtem Schneefall, durch Nebel getrübter Fernsicht und teils glitschigem Boden. Aber wer achtet denn auf solche Details, schon gar nicht nach der Strecke des „Ebberg brutal“, nach der selbst ein „StrongManRun“ oder ein „Braveheart Battle“ zum Muskelentlastungsprogramm zählen würden.
Einer der „NEU-linge“, wie Stefan Vilvo seine Gäste liebevoll nennt, Daniel, wurde auch spontan noch ein Nachrücker für den „3. RheinBurgenWeg-Lauf 2013“ (RBW).
Am Ende des NEU sagte ich dann zu den absolvierten 56 K mit knapp 2.000 HM, dass ich das jetzt jede Woche verdoppeln wolle.

Der NEU war also ein halber RBW. Aus 56 K dort sollten also 110 K beim RBW werden und aus knapp 2.000 HM sollten ca. 4.000 HM werden. Und dann war er auch schon da, er erste schwierige Lauf im „April der Wahrheit“.
Schon die Tage zuvor waren recht hektisch, obwohl ich außer etwas Facebook-Arbeit mich im Wesentlichen nur um den 1. Verpflegungspunkt zu kümmern hatte. Aber auch das war schon viel für mich, aber wozu hat man denn Freunde? HHZwei Engel flogen also vom Himmel herunter, Engel in Form von Helmut Hanner und Annett Gottschling, beides Sportler, er sogar RBW-erfahren. Die beiden boten sich an, den VP1 mit Leben zu erfüllen, den Läufern dort die Brote zu schmieren, die Schnürsenkel zu binden und eben alles dafür zu tun, dass die 34 Läufer, die wir in drei Gruppen (schnell, schneller, noch schneller) eingeteilt hatten, müde in den VP 1 kamen, ihn aber allesamt vergnügt, gestärkt und neu motiviert verließen.
Die beiden haben einen Sonderapplaus verdient und die Gespräche mit Helmut vor dem Event haben mich oft sehr bewegt, weil ich einen Menschen entdeckt habe, der alles andere als grobgliedrig strukturiert ist, klare und gute Werte vertritt und mit dem es einfach Spaß macht, zu reden.
Aber als „Kölscher“ aus der schönsten Stadt der Welt war das ja eigentlich klar. RBWZwei Übernachtungsgäste hatte ich am Freitagabend vor dem Event, Rolli und Stefan. Und ich war Strohwitwer. Ich kann zwar einigermaßen kochen, aber „für Publikum“ hatte ich es noch nicht gemacht. Ich entschied mich getreu dem, dass man ja eine „Pasta-Party“ vor dem Lauf machen sollte – auf Reis mit einer scharfen vegetarischen Tomatensauce, auf Spiegelei und auf angebratenen Tofu.
Später dachte ich mir, ich hätte besser noch gestückelte Paprika zum Tofu dazu geben sollen … beim nächsten Mal wird auch da alles anders.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, duschte, kümmerte mich um mich und die Laufvorbereitung, machte Tee für drei vorbereitete Teekannen, natürlich ungesüßt, „Spanischer Caluna“ Tee, Orange – Traube, fruchtig und leicht süßlich. Dann weckte ich die Rolli und Stefan, wir fuhren nach Koblenz zum Hauptbahnhof und warteten auf die Ankunft des ersten Zuges, die beiden gönnten sich dort ein Frühstück, ich vergaß zu essen. Später dann, in etwa bei km 30, erinnerte mich mein Magen daran, dass ich doch besser etwas gegessen hätte.

Ich liebe beim RBW die drei Verpflegungspunkte, allen voran natürlich den mittleren, den zweiten VP, der sich auf Schloss Rheinfels befindet. Was die Gourmet-Köche des Restaurants Schloss Rheinfels da immer wieder zaubern ist fantastisch. Purer Luxus, da will man am liebsten gar nicht wieder weg!
„Wohlfühlhotel Nr. 1“ heißt es verdientermaßen dort, aber wir können unsere müden Körper dort nicht zu Bette legen, von dort aus geht es wieder weiter in die Nacht hinein. RheinfelsWir laufen den RheinBurgenWeg ja seit drei Jahren in jeweils drei unterschiedlich schnellen Gruppen und es ist meiner Langsamkeit zu verdanken, dass ich stets die größte Gruppe leiten darf, die sich 22 Stunden Zeit für diese 110 K nehmen will. 2003 haben wir es im Wesentlichen in 20 Stunden geschafft, aber auch die beiden schnelleren Gruppen hielten sich nicht ganz an den Zeitplan.

Nach ein paar Minuten Dösen in der Sporthalle in Bingen und nach einer heißen und erfrischenden Dusche fuhren wir alle wieder an den Rhein zum Frühstück. Das war ja auch so weit, ein Kilometer, mindestens. Ultraläufern, die gerade 110 K hinter sich gebracht haben, ist das definitiv nicht zuzumuten.
Fast alle der 34 Läuferinnen und Läufer kamen mit zum Frühstück und es gab neben den Urkunden auch als Medaillen die originalen gelben Zubringerschilder zum RBW, aufgehängt an einem bordeauxroten Band, ganz edel.
Für die Urkunden und die Medaillen ist bei uns stets Axel verantwortlich, der da auch sein ganzes Herzblut hinein gibt. Die Urkunden tragen sogar die Startfotos der drei Gruppen! Gut, dass Axel wie die Läufer auch nicht an Schlaf in der Nacht denkt.
Schlafen wird im Allgemeinen ja auch überbewertet.
Dieser Lauf wäre ohne ihn gar nicht denkbar.

Und dann wollte und sollte ich das noch einmal verdoppeln, denn dann kam er auch schon, der JUNUT, der Jurasteig. Warum es dort nicht zwei RBWs wurden, sondern nur eineinhalb davon, davon erzähle ich das nächste Mal …

Als Mainzelmännchen unterwegs …

Auf manche Marathonundlänger bereitet man sich lange vor, teilweise sogar sehr lange.
So steht meine Teilnahme an der TorTOUR de Ruhr (TTdR) schon seit Anfang 2011 fest, mehr als ein Jahr vor dem eigentlichen Event.
Aber manchmal geht es auch sehr schnell. Ohne große Vorbereitung, ohne großes Recherchieren, ohne große Vorfreude auf das, was da kommen wird. Und bei diesen Läufen finde ich dann besonders spannend, eben nichts über die Strecke zu wissen und über die Teilnehmer, die dort wohl laufen werden.

So eine Überraschungstüte war der Mainz Marathon am vergangenen Sonntag. An den Startplatz gekommen bin ich erst eine Woche zuvor, als Jan Mihrmeister, auch ein Bewohner des wunderbaren Facebook-Landes, dort gepostet hat, dass er seinen Startplatz vergeben will. In einem Punkt erfüllte ich seine Vorgabe nicht, aber sonst offensichlich schon. Und da hat es mich schon gefreut, dass Jan geschrieben hat, dass er so den Startplatz in guten Händen weiß. Oder in guten Füßen?
Vom Mainz Marathon habe ich schon oft und viel gehört. Es war nicht immer das Beste, zugegeben. Aber es war auch viel Gutes dabei.
Beim Projekt „Von Null auf 42“ vor einigen Jahren, damals, 2004, in dem Jahr, in dem ich auch das Laufen begonnen und meinen ersten Marathon hinter mich gebracht habe, bei dem Projekt des SWR, an dem auch ein Moderator von SWR3 teilgenommen hat (Michael Reufsteck), war der Mainz Marathon eine Etappe auf dem Weg zum angestrebten NewYork Marathon. Die etwas kräftig gebaute Läuferin in der Truppe, Anna Pal-Singh aus Hamburg, die damals immerhin 90 Kilogramm auf die Waage gebracht hatte und die zum Abschluss mit ihrem indischen Ehemann Hand in Hand nach rund 7 Stunden den NewYork Marathon finishen konnte, erlitt in der Hitze von Mainz nach dem Finish des Halbmarathons einen Kreislaufkollaps.

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Später scheiterte dann ein Versuch von mir, beim Mainz Marathon zu starten, schlichtweg daran, dass der Lauf mal wieder sehr schnell ausgebucht war. Das ist er eigentlich immer und das wiederum ist ein Zeichen dafür, dass es nicht so schlecht sein kann im Land der Mainzelmännchen.
Mein RBW-Mitorganisator Achim Knacksterdt wiederum erzählte mir mal, dass Mainz gut beraten wäre, statt des Marathons nur den Halbmarathon anzubieten, weil die zweite Laufrunde, die übrigens nicht exakt wie die erste Runde ist, nur sehr wenig genutzt wird. Fast ausnahmslos meldet man sich in Mainz zum Halbmarathon an, nicht zum Marathon. Und so erlebt man ungerne, dass Stände schon abgebaut werden, während Du noch in der zweiten Runde bist.
Dass die Zielverpflegung fast nur noch aus Bier bestand, zwar alkoholfrei, aber dennoch flüssig, das durfte ich live in Mainz erleben. In dieser Situation kam ich mir vor, als wäre ich derjenige, der, vom Besenwagen getrieben, als Letzter über die Ziellinie getrabt sei. Aber ganz ehrlich, ein oder zwei Läufer müssen doch noch hinter mir gewesen sein …

Mit so einer Startkarte auf falschem Namen ist das so eine Sache. Die Frist für die Ummeldung im Internet war schon längst abgelaufen, so blieb nur die Ummeldung am Samstag vor dem Lauf in Mainz in der Rheingold-Halle. Und dies musste noch vor 18 Uhr geschehen. Nun hatte ich um 14 Uhr noch ein Medenspiel meines Tennisvereins und da ist es so, dass Du auf hoher See und auf Außenplätzen beim Tennis einfach in Gottes Hand bist. Regenpausen können alles immens verschieben, so war mir das Risiko zu groß, nicht rechtzeitig vor dem Schluss der Anmeldung in Mainz sein zu können. Also entschied ich, zuerst am Morgen des Samstags nach Mainz zu fahren, die Ummeldung vorzunehmen, danach nach Rübenach, einem Stadtteil von Koblenz, zu fahren, dort Tennis zu spielen und danach der Einladung der Runningfreaks Melanie und Steffen Kohler Folge zu leisten, den Abend und die Nacht bei den beiden im schönen Ingelheim zu verbringen. Birger Jüchter und Raimund Slabon waren auch für den Abend angesagt, es versprach also, ein interessanter Läuferabend zu werden.

Wenn Du aber so etwas planst und postest, dann hast Du Dich schon verrechnet. Mit Steffen ist so etwas nicht zu machen. „Ökologischer Blödsinn“ und „Zeitverschwendung“ nannte er meine Überlegungen und er schlug vor, dass ich das Anmeldeschreiben einscannen sollte, eine Vollmacht dazu schreiben sollte und dann ging beides per Mail nach Ingelheim. Melanie und Steffen übernahmen dann die Anmeldung für mich. Was für eine tolle Lösung, ich hätte mich nie getraut, danach zu fragen!
Aber so sind sie halt, die Runningfreaks. Immer in Gedanken, wie sie Dir helfen können. Einfach gute Menschen. Gut, wie auch Steffens aktuelles Projekt, seine 230 Kilometer der TTdR zu Gunsten der Ingelheimer Platte in Kilometerhäppchen zu verkaufen.
Laufe und tue Gutes. Körperlich und psychisch für Dich und finanziell für Andere, die es nötig haben.
Danke Melanie, danke Steffen, das ist alles vorbildlich!

Es war ein wunderbarer Abend bei den Ingelheimern, auch wenn Birger und Raimund erst sehr spät dazu kamen. Wir genossen kannenweise Tee, aßen hervorragend, wobei es wie immer bei den Kohlers von Steffen gekocht wurde. Und wir redeten viel. Über die Ernährung und über das, was im Leben wichtig ist. Und dieses Wichtige entdeckten wir immer deutlicher in uns selbst und nicht mehr im alten Traum der Menschheit von Luxus, teuren Autos und Stehrümchen, dem Traum, der so viele Jahre meine Ersatzmotivation war. Das Buch, das ich als nächstes lesen werde, ist dabei auch ein Tipp von Steffen, aber dazu irgendwann einmal hier an dieser Stelle …

Der Mainz Marathon an sich war eigentlich ganz nett. Der Wettergott hat es richtig gut mit uns gemeint. Der Regen, den ich für den ganzen Lauf befürchtet hatte, endete fast direkt mit dem Startschuss und ganz am Ende kam sogar noch die Sonne heraus. Es war ideal kühl, nicht kalt, wirklich ein Wetter, das für das Laufen wie geschaffen war.
Ich lief die ersten Kilometer mit Melanie, Birger und mit Steffen. Wir begannen verhalten, aber das war auch der Enge auf der Laufstrecke geschuldet. Trotzdem liefen wir eine schlechte 6er Zeit, die sich dann in eine gute 6er Zeit gesteigert hatte.
Eigentlich waren Birger und ich vollkommen unmotiviert und nur in Trainingslaune, aber während so eines Laufs ändert sich dann doch manches. Birger vergass seine Rippenprellung und wir beide vergaßen unsere Zielzeitvorstellung von „um die 4:30 Stunden“. Irgendwann fielen die Runningfreaks etwas zurück, aber nur sehr wenig. Und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ja seit Mitte 2005 keinen City-Marathon mehr über vier Stunden abgeschlossen hatte. Sollte das nun in Mainz anders sein?
Aber ich hatte ja Ausreden genug. Ich lief ja nicht für mich, sondern in Begleitung. Und dann kannst Du schon manches auf diesen Umstand schieben.

Als Birger und ich die Halbmarathon-Zwischenzeit aber mit 2:00:30 Stunden erreichten – und das mit so einem langsamen Start, so lässig und locker – da klickte es bei mir im Oberstübchen und ich wusste, dass ich diesen Lauf nicht über vier Stunden absolvieren wollte. Und so schaffte ich es wahrscheinlich zum allerersten Mal, in der zweiten Hälfte schneller zu sein wie in der ersten. Aber am Ende musste ich dann doch ein wenig beißen. Birger ließ mich dann alleine laufen, allerdings ohne mehr als eine Minute auf mich zu verlieren. Und ich endete ganz kontrolliert deutlich unter der 4 Stunden – Marke. Alles war gut.

Da ich aber nach dem Marathon noch ein Tennis-Doppel in meiner Grafschafter Heimat zu bestreiten hatte, blieb keine Zeit zum Warten, keine Zeit zum Feiern. Es ging gleich zum Auto und sofort nach Hause. Beim Tennis angekommen konnte ich mich gerade noch umziehen, zum Duschen blieb keine Zeit mehr, es ging direkt auf den Platz. Die Einzel waren gerade alle durch, ich kam perfekt zum Start der Doppel. Dass ich mein Doppel mit einem meiner beiden Lieblingspartner nach einer 1:6 Klatsche im ersten Satz dann doch noch mit 6:2 im zweiten Satz und mit 10:7 im darauf folgenden Champions-Tiebreak gewinnen konnte, rundete den Tag positiv ab.

Nur mit einem bin ich ein wenig unzufrieden. Ich vergaß, in das Ingelheimer Gästebuch zu schreiben.
Und das will ich nun auf diesem Weg nachholen:

Liebe Melanie, lieber Steffen,

Wärme durchströmt Euer schönes Haus. Aber es ist nicht nur die Wärme der Heizung und der Sonnenstrahlen, die durch die Fenster scheinen, es ist auch die Wärme Eurer Herzen. Es ist für jeden Gast so angenehm, bei Euch zu sein, so angenehm, diese Wärme zu spüren. Und zu wissen, dass es diesen warmen Herd guter Gedanken in dieser Welt gibt. Danke, dass Ihr Euch so sehr um mich gekümmert habt. Danke, dass ich bei Euch sein durfte.

Der RheinBurgenWeg-Lauf – ein Vorbericht

Es geschah beim „Kleinen KOBOLT“ und es muss so nach 20 Stunden auf dem Rheinsteig gewesen sein. Achim und ich liefen im kalten Dezember die Strecke des Rheinsteigs auf und ab von Koblenz Richtung Bonn. Die eisige und dunkle Nacht war schon vorbei, wir waren also wach und bei Sinnen, als Achim mir erzählte, dass es auf der anderen Seite des Rheins auch eine Laufstrecke gäbe, die weit weniger bekannt, aber fast noch schöner sei als die des Rheinsteigs.
Auf der anderen Seite des Rheins?

Ich dachte kurz nach und fühlte mich wie eine Kuh, die, sich an den Stacheldrahtzaun drückend, sicher ist, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns grüner, saftiger und besser sein muss. „Und welche Strecke ist das?“ fragte ich Achim. „Der RheinBurgenWeg,“ antwortete er.
Nie gehört, dachte ich. Aber ich war auch interessiert und so beschlossen wir während der nächsten Laufstunden, dort einmal einen gemeinsamen Lauf zu organisieren.


Ein kleiner Lauf sollte es werden, nur für Freunde und Bekannte. Aber eben für Freunde und Bekannte, die sich schon als Ultraläufer ausgezeichnet haben, erfahrene Läufer, die in der Lage sind, die ersten 108 Kilometer dieses über 200 Kilometer langen RheinBurgenWegs zu bewältigen. Gespickt mit unzähligen Anstiegen wie der Rheinsteig, aber auf deutlich schmaleren Pfaden ist das eine echte Herausforderung.

Wir wollten keinen Wettkampf organisieren, zum einen, weil die Verpflegungsstände sonst so schwer zu besetzen wären (die Spreizung zwischen dem führenden Läufer und den Läufern am Ende der Gruppe könnte beim Zieleinlauf durchaus 10 oder sogar 12 Stunden betragen) und zum anderen, weil wir gerne mit dem einen oder anderen über das reden wollen, was uns alle bewegt: eben über das Laufen.
Also musste es ein Gruppenlauf werden und das bedeutet, dass alle Teilnehmer genug Disziplin haben müssen, um zu akzeptieren, dass die Langsamsten der Gruppe das Tempo bestimmen werden. Im Zweifel werde ich das sein.

Ich war Feuer und Flamme für die Idee dieses Laufs und machte dann sofort das, was ich besonders gerne tue: ich registrierte das BLOG zum RheinBurgenWeg-Lauf und eröffnete eine Gruppe „RheinBurgenWeg“ auf Facebook, also dort, wo sichviele Läufer tummeln. Ich muss gestehen, ein ausgesprochener Facebook-Fan geworden zu sein. Keine andere Community im großen Netz fasziniert mich ähnlich wie Facebook und das, obwohl ich früher viel mehr in anderen Communities unterwegs war und Facebook bald zwei Jahre nur „nebenher“ besucht habe.
Beide Dinge hatten großen Erfolg. Über die neu errichtete Gruppe bei Facebook lud ich etliche hervorragende Läufer zu diesem Event ein und auch der Traffic auf dem BLOG wuchs ständig an und hat heute Zahlen erreicht, die ich nicht zu hoffen gewagt hätte. Es ist ja nur ein BLOG über ein einziges Thema, ein einziges Event. Danke an dieser Stelle allen, die sich dort mal umgesehen haben.


Ich muss gestehen, am Anfang ein wenig zu viel „geguttenbergt“ zu haben und so musste ich das Logo nach einem freundlichen Hinweis der “Romantischer Rhein Tourismus GmbH”, Loreley-Besucherzentrum, 56346 St. Goarshausen noch einmal ändern. Aber ich hatte in dieser Vermarktungsfirma für den RheinBurgenWeg einen Verbündeten gefunden und uns wurden wunderschöne Fotos der Strecke überlassen inklusive einer Aufnahme der Wegebeschilderung, die dann zum Logo für diesen Lauf wurde.
Ohne diese Hilfe wäre vieles schwerer geworden, denn wo im Himmel nimmst Du mitten im Winter schöne Fotos einer Laufstrecke her?
Wir wurden von der “Romantischer Rhein Tourismus GmbH” freundlich beraten und unterstützt.
Im Grunde wollen wir ja alle das Gleiche: raus in die Natur, schöne Strecken kennen lernen und schöne Strecken laufen.

Für die Details des Laufs war im Wesentlichen Achim zuständig. Er legte die Eckpunkte fest wie die Positionierung der drei Verpflegungsstellen, den Starttag und ähnliche Dinge und dann, als es immer konkreter wurde, sind wir gemeinsam an einem Samstag an die Strecke gefahren, um vor Ort nachzusehen, worauf zu achten ist.
Es war ein kleines Desaster an dem Tag, weil die B9 vollkommen überschwemmt war und wir deshalb immer riesige Umwege fahren mussten, um von Ort zu Ort zu kommen, aber beim Anblick der vielen Burgen wusste ich: dieser Lauf wird richtig schön, wenn das Wetter einigermaßen mitspielt!

Achims Sorge war, dass wir viel zu viele Starter haben werden, meine Sorge ging in die ganz andere Richtung. Ich befürchtete, weitgehend alleine zu sein und bin heute rückblickend sehr dankbar, welch tolle Truppe wir für einen Gruppenlauf zusammen bekommen haben. Am Ende haben wir statt der geplanten 12 Mitläufer die Grenze auf 19 Mitläufer erhöht, insgesamt ist es aber noch eine Teilnehmerzahl, die überschaubar ist.

Achim war danach voll in seinem Element. Insgesamt fünf Mal machte er sich auf, eine der drei Teiletappen zu laufen. Drei Mal war er alleine unterwegs, ein Mal war er mit Tom Siener und ein Mal mit mir auf der Strecke, mit Tom Siener allerdings erheblich schneller und ambitionierter als mit mir.
Seine Berichte im BLOG haben mir zunehmend mehr Vorfreude auf dieses Event gemacht. Ich wurde mir aber auch klar, dass es bei weitem nicht so einfach sein würde, wie ich diese Strecke am Anfang eingeschätzt hätte.

Der nächste Punkt waren die drei Versorgungspunkte. Der dritte VP war schnell besetzt, die Mainzer „Bretzelwetzer“ Axel und Roman sowie Achims Frau Antje haben schnell ihre Unterstützung zugesagt. Meine Gabi, die eigentlich einen VP besetzen wollte, musste aber passen, weil ein wichtiger Geschäftstermin an diesem Wochenende angesetzt wurde. Eigentlich hätte ich da dabei sein sollen, aber sie macht das jetzt alleine und ich darf laufen gehen. Danke Gabi!

Der nächste VP, der eine Betreuung fand, war der VP1. Martina Irrgang hat sich mit dem Troisdorfer M.U.T. dieser Aufgabe angenommen, eigentlich, um dort mit uns und „ihrem“ Michael Irrgang gemeinsam etwas zu feiern. Leider wird Michael wohl entweder gar nicht mitlaufen können oder, so ist meine große Hoffnung, wenigstens vom Start eben bis zu diesem VP1 mitlaufen.

Tom Siener wiederum war es, der uns die Betreuung des VP2 vermittelt hat. Als Apotheker in Koblenz hat er einen Geschäftsfreund, der ihm den Kontakt zur Unternehmensleitung des Restaurants vom Schlosshotel der Burg Rheinfels vermittelt hat.
Und die dortige Belegschaft hat sich dann spontan bereit erklärt, die Betreuung des VP2 zu übernehmen. Mehr als Läufernahrung für Ultrasportler wollen wir ja nicht haben, Austern und Médoc-Rotwein wie beim Médoc-Marathon dürften es ja wahrlich nicht sein, immerhin werde wir dort erst die Hälfte der Strecke hinter uns haben.

Wir haben dann noch den Transport der Drop-Bags nach Bingen für diejenigen Läufer organisiert, die erst in Koblenz zu uns stoßen werden, Achim hat noch ein paar Informationsmails verschickt und jetzt bleibt uns nur noch, auf gutes Wetter zu hoffen.

Gutes Wetter? Wetter.de sagt dazu: es wird schön und einigermaßen trocken, nachts aber eher kalt.

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Temp. (°C)  -2° 12° -6° 12° 12° 12° 13°