
"Die Null muss stehen!" Mit diesem Ausspruch wurde Huub Stevens berühmt, holte als Trainer von Schalke 04 den Europapokal und er ist mein Vorbild für den Januar 2010!
Ich habe lange gebraucht, um Huub Stevens‘ Leitsatz für mich anzuwenden. Aber auch die, die länger brauchen, werden am Ende erfolgreich sein.
Zwar stimmt es, dass zwei geschäftliche Termine dazu kommen mussten, um dieses hervorragende Ergebnis zu erzielen. Erst war da das Jahrestreffen des Unternehmens, das am Vorabend des Senftenberger Hallenmarathons stattgefunden hat. Das dauerte fast bis Mitternacht und so war es nicht möglich, am nächsten Tag am Morgen in Senftenberg zu sein.
Und letzten Freitag musste ich in Heilbronn aushelfen und da war so viel los, dass ich erst so spät weggekommen bin, dass ich nur eine gute halbe Stunde des Dieter Nuhr – Programms „Nuhr die Ruhe“ in Sinzig erleben konnte.
Nach dem Programm ging es zwar gleich nach Hause, aber es war dennoch Mitternacht, bis ich ins Bettchen kam.
Am nächsten Morgen bin ich schon um 5.30 Uhr aufgestanden, um wenigstens noch die Dinge im Büro zu erledigen, die nicht aufschiebbar waren. Das waren ein paar Telefonate führen, das Erstellen eines digitalen Overlays für eine Samstag Abend Veranstaltung bei einer befreundeten Werbeagentur, das Lesen einiger eMails und das Einrichten eines WordPress-Blogs für das Schülerprojekt des Leistungskurses Erdkunde des Peter-Joerres-Gymnasiums in Bad Neuenahr, also für ein „OneWorld – OneFuture“ – Projekt in Tansania, wo die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse für drei Wochen auf dem Campus einer tansanischen Schule mit tansanischen Schülern gemeinsam leben und lernen wollen.
Dieses Blog heißt:
„Usambaraberge (www.usambaraberge.wordpress.com)“ und musste deshalb fertig werden, weil die Schüler gleich los ziehen wollten, um Sponsoren für das Projekt zu werben. Und da ist es ja nett, wenn man etwas zum Zeigen hat …
Ich merkte sehr schnell, dass ich mich zeitlich vollkommen verschätzt hatte und es war schon genau 7.30 Uhr, als ich auf die Uhr sah. Es war die spätest mögliche Zeit zum Losfahren zum RLT-Ultramarathon, weil ich die Startunterlagen in Rodgau bis spätestens 9.30 Uhr hätte abholen müssen. Und noch saß ich im Bademantel vor dem Rechner …
Ich hätte noch meine Sachen packen müssen, mich abkleben müssen, die Zehennägel wären noch zu schneiden gewesen und anziehen hätte ich mich wohl auch noch sollen.
Also beschloss ich, Huub Stevens Rat zu folgen und zumindest für diesen Januar festzulegen: „Die Null muss stehen!“
In 2010 will ich sowieso nicht so viele Wettkampf-Kilometer absolvieren wie in 2009, lieber konzentriere ich mich auf die wirklich langen und interessanten Läufe und bereite mich darauf gut vor. Gut vorbereiten bedeutet wiederum, dass die Grundlagenausdauer weiter trainiert werden muss. Ich habe in der letzten Zeit viel zu viele Läufe gemacht, aber auch viel zu wenige ruhige lange Trainingsläufe, die gezielt über die Pulsfrequenz gesteuert werden. Und weil Schnee wie Sand ist, wenngleich etwas kühler, dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, lange ruhig durch den Schnee der Voreifel zu laufen.
Ich entschied mich für eine insgesamt 35,5 Kilometer lange Runde von meinem bescheidenen Häuschen über Bad Neuenahr-Ahrweiler, Altenahr und Kalenborn wieder nach Hause. Es war keine gute Entscheidung. Ich hätte nicht gedacht, wie anstrengend ein Lauf durch den tiefen und frischen Schnee ist. Ich bin auf Wegen gelaufen, die noch jungfräulich vor mir lagen, kein Mensch, kein Auto, niemand hatte den Schnee plattgedrückt. Spätestens kurz vor Altenahr war ich physisch und pyschisch fertig und ich gönnte mir eine Trinkpause in der Shell-Tankstelle meines Lauffreundes Peter Schmitz in Altenahr, um ein wenig zu regenerieren. Aber danach ging es gleichzeitig relativ steil nach oben, in immer tieferen Schnee hinein und es wurde später und später. Ich machte mir Sorgen, weil ich keine Stirnlampe mitgenommen hatte und versuchte, während des Laufens ein paar Freunde zu erreichen, immer mit dem Ziel, meine Botschaft zu übermitteln.
Und diese Botschaft hieß: bitte mache mir einen Gefallen und hole mich in Kalenborn ab!
Aber ich habe niemanden erreicht. Kein Wunder in einer Gegend und einer Jahreszeit, in der man entweder laufen geht oder sich auf einer Karnevals-Veranstaltung betrinkt. Zu Hause jedenfalls war niemand. Also musste ich noch die letzten 12 Kilometer über Esch und Gelsdorf laufen, aber ich entschied mich, einen Teil der Strecke neben der Straße zu laufen, um die Füße nicht so hoch heben zu müssen. Es war kurz vor der Dämmerung, als ich wieder zu Hause war. Trotz allem habe ich diesen Lauf genossen und habe Teile davon am gestrigen Sonntag noch einmal mit meiner Frau Gabi wiederholt, garniert mit einer parallel laufenden anderen Strecke.
All das im sonntäglichen Sonnenschein und nach erneut frisch gefallenem Schnee. Es war fantastisch und wunderschön. Wir sind an Wanderern vorbei gelaufen, haben seltene Exemplare der Spezies „Nordic Walker“ überholt, haben uns vor rund einem Dutzend frei laufender Hunde gefürchtet und haben Kinder gesehen, die jeden Abhang genutzt haben, um Schlitten zu fahren. Ein Sonntag im Schnee …
Schade, dass wir alle nebenbei noch ein wenig arbeiten müssen, sonst würde ich während der ganzen Winterzeit auf den Hügeln um Kalenborn herum meinen Körper bewegen.
Wenn ich nun aber an die bis zu 72 Kilometer-Etappen durch die marokkanische Wüste denke, dann bekomme ich schon gewisse Hemmungen und Ängste. Eigentlich sollten mir 230 Kilometer an 7 Tagen nichts ausmachen, aber wenn es nur durch Dünen geht, dann kommt da noch einiges an zusätzlicher Schwierigkeit dazu, von der Hitze und dem wenigen Wasser abgesehen. Das Schnee-Lauftraining vom Wochenende aber sollte mir beim „Marathon des Sables“ (MdS) helfen und wenn ich dort an die verschneiten Hügel der Voreifel denke, dann wird vielleicht auch die Hitze ein klein wenig erträglicher sein.
Auf jeden Fall habe ich so einen Lauf-Monat hinter mich gebracht, der tatsächlich eine Null bei Wettkampfkilometern stehen hat. Klasse Leistung, TomWingo!
Huub Stevens wäre stolz auf mich!