Mein „Raw Vegan Experiment“

Veggie-DayDer Vorschlag von Renate Künast, in öffentlichen Kantinen immer donnerstags einen „Veggie Day“ einzuführen, hat schon einiges gebracht: die Wählerzustimmung sank dramatisch ab. Natürlich wollen wir alle die Umwelt schützen und uns ein kleines grünes ökologisches Etikettchen anheften. Natürlich kaufen wir im Bio-Laden und wir unterstützen Fair Trade Organisationen. Und wir sind gegen Atomstrom, was denn sonst?

Aber manche Dinge dürfen sich keinesfalls ändern: Hände weg vom Grillrost und Fuß drauf auf das Gaspedal!

Wer uns unser geliebtes Fleisch infrage stellt, der kündigt einseitig die menschliche Verbindung zu ihm auf, auch wenn es nur ein Vorschlag war, auch wenn es viele gute Gründe gegen unseren immensen Fleischkonsum gibt und auch, wenn natürlich auch am „Veggie Day“ jeder in der heimischen Küche ein Frikadellchen essen kann. Er muss dafür weder die Vorhänge zuziehen noch verschwörerisch die Türen zusperren.
Und wer unsere gelebte Freiheit auf den Straßen und Autobahnen beispielsweise durch die Forderung eines Tempolimits infrage stellt, der versündigt sich nicht nur am Industriestandort Deutschland, sondern er outet sich auch als Mitglied oder Sympathisant der Verbieter, der Regulierer, der Freiheitsbeschneider, der Apfelsaftschorlenbubis … weg damit!

Dass ich seit über 10 Jahren vegetarisch lebe, ist den meisten bekannt. Dass ich auch seit zwei Jahren auf Alkohol verzichte, vielleicht nicht.
Ich habe es mir da in meiner Nische bequem gemacht und finde, dass ich Alkohol nicht brauche, dass fleischlos leben schön sein kann und dass ich meinen Teil zur Schonung der Umwelt leiste. Aber dennoch quälen mich oft Gedanken, die mir den Schlaf rauben. Vorbilder, die schon lange so leben, wie ich es auch gerne tun würde, bringen mich auf diese Gedanken:
– Sollte ich von nur vegetarischer Kost auf vegane Kost umstellen?
– Was ist mit Rohkost, warum kochen wir unser Essen?
– Was ist, wenn ich die Idee veganer Kost und die ungekochter Kost zusammen bringe?

Vegane Rohkost, das hat doch was – raw vegan living!

RVP

Grafik dankend von raw-vegan (dot) tumblr (dot) com

Am Mittwoch, den 18. September 2013 starte ich deshalb ein auf 14 Tage angesetztes Experiment, einen Selbstversuch gewissermaßen. Ich werde von diesem Tage an bis einschließlich dem 2. Oktober 2013 ausschließlich vegane Rohkost zu mir nehmen, Gemüse, Obst und Nüsse und trinken werde ich ausschließlich Wasser, Säfte und Smoothies.
Und ich werde das, was ich zu mir nehme, was ich esse und trinke also, akribisch aufschreiben und dann mal sehen, was sich dann in meinem Leben geändert haben wird.
Zwei Wochen ohne Cookies, sonstigen Süßigkeiten, ohne Energydrinks und sonstigen Energieräubern. Zwei Wochen lang will ich der Industrie die Gelegenheit versagen, mich mit Geschmacksverstärkern, Zuckerzusätzen und wohlgestalteten Produktbildern zu verführen und auch, mich nach diesen Produkten süchtig zu machen. Nach zwei Wochen, denke ich mir, sollte der Kreislauf der Sucht durchbrochen sein.

Sucht? Ist da ein Junkie am Werk, der zitternd nach dem nächsten Schuss verlangt? Nein, natürlich nicht. Aber dass Zucker ein Suchtmacher ist, ist unbestritten. Zuckerkonsum führt zum Wunsch des Körpers nach mehr Zucker, der Geschmack ändert sich, ungezuckerte Speisen und Getränke werden nicht mehr als wohlschmeckend erlebt und der Säure-/Base Haushalt des Körpers kippt mehr in die saure Richtung als das beim Menschen früher der Fall war.
Oder anders formuliert: ist es ein Zufall, dass kaum einer eine bereits geöffnete Chipstüte halbvoll stehen lassen kann? Nein, ist es nicht. Hier und bei vielen anderen Produkten haben die Nahrungsmitteldesigner ganze Arbeit geleistet. Es ist eine Mischung aus dem Geruch, den Geschmacksverstärkern, dem Knackgefühl im Mund beim Essen, der Konsistenz der Ware beim Verzehr, alles ist nur auf ein Ziel ausgelegt: Du sollst gleich noch mal zugreifen, mehr essen, mehr konsumieren, mehr Geld ausgeben, mehr Fett ansetzen. Runter von den Trails, raus aus den Laufschuhen und rein in den Jogginganzug und rauf aufs Sofa!

Vielleicht aber passiert auch etwas ganz Anderes. Vielleicht halte ich dieses 14-Tage-Experiment ja gar nicht durch? Vielleicht erkenne ich am Ende, dass die Idee zwar gut, die Durchführung aber schlecht ist. Essen ist ja auch eine der am stärksten gruppenbildenden Elemente unseres Lebens, kaum abzusehen, was passieren würde, wenn Familien nicht mehr zusammen essen. Es gibt Kulturen auf dieser Welt, wo das so ist. Man isst nicht nach einem Zeitplan, sondern genau dann, wenn man Hunger hat. Und dann nicht, wenn man eben keinen Hunger mehr hat. Die thailändischen Garküchen auf den Straßen haben daher ihre Ursache.

Ich werde jedenfalls alles möglichst zeitnah und detailliert auf der dafür neu gebastelten Unterseite dieses Blogs https://marathonundlaenger.wordpress.com/raw-vegan-experiment/ dokumentieren.
Und ich freue mich, wenn Du daran Anteil nimmst, mich kritisierst, mich korrigierst, mich motivierst.
Salat