Schneller im Ziel oder einfach nur später müde?

rotebete
Ein halbes Jahr lang trinke ich jetzt jeden Tag ein Beutelchen fitRABBIT, dem Rote Bete – Getränk, das mehr Sauerstoff ins Blut bringen soll – Zeit für einen kleinen Rückblick. Was hat sich geändert? Immerhin verspricht fitRabbit ja eine geradezu wundersam positive Wirkung, vollkommen nebenwirkungsfrei und auch, Lance Armstrong und andere aufgepasst, völlig legal.

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Gibt es tatsächlich ein Doping aus der Natur?

Eines der Naturprodukte, denen eine leistungssteigernde Wirkung nachgesagt wird, ist die Rote Bete. Und da wollen manche Wissenschaftler bei Ausdauersportlern eine Leistungsverbesserung von durchschnittlich 16% gemessen haben, nachdem die Testpersonen regelmäßig einen halben Liter Rote Bete Saft getrunken hatten. Kann das stimmen oder stimmt hier vielleicht, dass man uns Deutschen alles verkaufen kann, wenn es nur ein Wissenschaftler tut?

Die Leistungsverbesserung durch die Rote Bete kommt vom Nitrat (NO3), das in Roter Bete in größerer Menge enthalten ist. Der Körper kann aus Nitrat in mehreren Schritten Stickstoffmonoxid (NO) gewinnen, welches eine gefäßerweiternde Wirkung hat. NO kann vom Körper aber auch aus der Aminosäure Arginin gewonnen werden, weswegen diese auch als „natürliches Viagra“ bezeichnet wird.
Dabei ist die gefäßerweiternde Wirkung von NO unter Wissenschaftlern weitgehend unstrittig, andere Schlussfolgerungen, die diese Wissenschaftler aus ihren Studien gezogen haben, sind es hingegen nicht.

Einige Wissenschaftler bezweifeln, dass durch die Einnahme von Roter Bete der Wirkungsgrad einer Bewegung verbessert werden könne oder dass der Sauerstoffverbrauch beim Sportler sinken würde.
Es ist halt wie bei allen Studien: Ergebnisse daraus stehen und fallen mit der Fragestellung am Anfang und es ist teilweise einfach, Verfahrens- oder Messfehler falsch zu deuten.
Dennoch überwiegt in der Wissenschaft eine Erklärung, warum die Rote Bete positiv wirken kann: NO hat, wie auch andere Studien gezeigt haben, einen Einfluss auf die Thermoregulation des Körpers und könnte einem Leistungsverlust bei ansteigender Körpertemperatur entgegen wirken. Länger, höher, weiter also und einfach später müde?

Mein Erfahrungsbericht

Als die Österreicher um Joe Voglsam herum die mögliche Wirkungsweise der roten Knolle erkannt und daraus eine praktikable Nahrungsergänzung produziert hatten, nahm ich Kontakt zu Joe auf. Ich war schon immer ein Rote Bete – Fan und oft, wenn ich alleine bin, besteht mein Mittagsmahl schlicht aus einem Glas eingelegter Roter Bete ohne irgend etwas dabei, direkt mit der Gabel aus dem Glas, herrlich und lecker. Ich habe über diese „Marotte“ schon im Oktober 2009 hier im BLOG auch schon mal einen Bericht geschrieben, also schon lange vor der Markteinführung von fitRabbit.
Bei Joe Voglsam’s Produkt fitRabbit handelt es sich sogar um ein Rote Bete Saftkonzetrat, das mit Zitronensaft und Guarana aufgepeppt wurde, Eine Art „gesundes Red Bull“?

Die Wirkstoffdichte von nur 80ml fitRabbit entspricht dabei in der Wirkstoffdichte sogar einem halben Liter von gewöhnlichem Rote Bete Saft aus dem Naturkostladen und die praktischen Einzelverpackungen mit Schraubverschluss machen Dir den Transport auf Reisen und auch die tägliche Einnahme einfach.
Ich habe die Packungen auch gelegentlich in einem der beiden Lauftreffs, die mich meist zu selten sehen, verteilt und ich habe dort sehr unterschiedliche Reaktionen erlebt. Der erste und wichtigste Punkt ist, ob der Tester den Geschmack von Rote Bete mag oder eher nicht.
Ich mag ihn, ich liebe ihn geradezu.

Aber einmal den Geschmack außenvorgelassen, spricht also grundsätzlich nichts gegen fitRabbit. Es ist ein natürliches Produkt, das nach biologischen Grundsätzen angebaut und verarbeitet wird. Es ist somit auch vollständig frei von verbotenen Dopingsubstanzen.
Über den Geschmack von konzentrierter Rote Bete kann man sicherlich streiten, gekühlt ist das Produkt aber auch für diejenigen gut trinkbar, bei denen der Geschmack von Roter Bete nicht weit ober auf der nach oben offen Geschmacksskala steht.
Ich jedoch trinke es stets zimmerwarm, eben weil ich den Geschmack mag. Die Empfehlung des Herstellers lautet übrigens, eine Packung fitRabbit etwa ein bis zwei Stunden vor dem Training oder dem Wettkampf einzunehmen. Aufgrund der vermeintlich regenerationsverbessernden Wirkung wird zudem eine tägliche Einnahme empfohlen.

Das tat ich dann auch an den letzten 180 Tagen. Natürlich verfüge ich nicht über eine einigermaßen wissenschaftliche Kontrollmöglichkeit, ich muss mich wie so viele andere hier einfach auf mein Gefühl verlassen.

Und tatsächlich fühlten sich die Laufeinheiten nach der Einnahme von fitRabbit deutlich entspannter an. Und trotz darmvirusbedingter DNFs glaube ich, dass fitRabbit auch einen Teil dazu getan hat, dass ich den „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ und auch das „250 Miles Thames Ring Race“ dieses Jahr nach jeweils einem Fehlversuch in der Vergangenheit endlich finishen konnte. Dabei interessiert es mich nicht allzu sehr, ob die Wirkung dabei hauptsächlich aus dem Kopf, dem Glauben, stammt oder wirklich aus dem Körper. Selbst ein Placebo, das wirkt, ist mir lieb, wenn es mir hilft, Ziele zu erreichen.
Auf jeden Fall ging ich stets mit einem guten Gefühl an den Start, seit ich die zusätzliche Wirkung des NO kenne.

Mein Fazit: Die Einnahme von fitRabbit hat sich bei mir bewährt und ich glaube auch an einen positiven Einfluss auf mein Leistungsverbesserungen im Zeitraum der letzten 180 Tage. Die Verträglichkeit des Produktes ist gut und mir schmeckt es sogar außerordentlich gut.
Gewöhnungsbedürftig für mich ist allerdings, dass sich der Urin nach der Einnahme deutlich rot färbt. Bisher hatte ich stets ein großes Augenmerk auf die Farbe meines Urins gelegt und daraus Hinweise auf meine Ernährung gezogen, das geht nun leider nicht mehr.
Aufgrund der positiven Trainingserfahrung werde ich aber ganz sicher fitRabbit und andere Rote Bete Varianten auch weiterhin einsetzen und deshalb färbe ich nach meinem Urin auch mein Shirt tiefrot …
FitRABBIT (8)_B

230 Kilometer und das Peter-Prinzip …

Das „The TRA 250 Miles Thames Ring Race“, dieses 400 Kilometer Nonstop-Rennen, sollte mir 2013 Klarheit verschaffen, ob ich überhaupt noch in der Lage bin, lange Distanzen zu meistern.

Dabei war früher alles so einfach:
Der TransAlpineRun 2008 (TAR), mein erster wirklich großer Lauf, klappte besser als gedacht und machte Lust auf mehr. Die drei UTMB-Punkte, die es für diesen Stagerun gab, mussten natürlich 2009 zum UTMB führen. Wie sagte damals Bernie Conradt kurz nach dem TAR zu mir: „Jetzt hast Du drei UTMB-Punkte, jetzt musst Du auch nach Chamonix!“
In der Vorbereitung des UTMB 2009 habe ich dann im Jahr 2009 meinen ersten 24-h Lauf gelaufen, damals in Delmenhorst, immerhin über 177,5 Kilometer. Ich wollte damals unbedingt zumindest einmal die Länge des UTMB nonstop hinter mich gebracht haben.
Ich lief die 350 Kilometer des SwissJuraMarathons in 7 Etappen von Genf nach Basel und zur Absicherung lief ich noch gegen den Rat der meisten Freunde zwei Wochen vor dem UTMB die 171 Kilometer des Kölnpfads in knapp unter 24 Stunden.
Alles war einfach und gut, Zweifel gab es nicht, nie.

Auch den UTMB selbst lief ich ich guten 41:52:33 Stunden deutlich leichter und besser als geplant. Ich konnte mir sogar eine längere Schlafpause in Trient in der zweiten Nacht gönnen – welch ein Luxus!

2010 kamen dann im Frühjahr die 230 Kilometer der TorTOUR de Ruhr, ich musste leiden und kam erst im späten Dunkel ins Ziel, aber ich konnte diesen Lauf finishen – wie eben alle anderen zuvor. Zweifel gab es immer noch nicht.

Und dann begann das „Peter-Prinzip“ (das „Peter-Prinzip auf Wikipedia), das Streben nach mehr, die Gier nach Dingen, für die ich vielleicht einfach nicht gemacht bin.
PPDas Scheitern beim PTL 2010 konnte ich im Wesentlichen noch den widrigen Umständen zuschreiben, dem Wetter beispielsweise. In diesem Jahr wurde an gleicher Stelle immerhin der UTMB wegen der Wetterkapriolen nach 32 Kilometern abgebrochen. Auch dem Team, als zweites Beispiel, insbesondere den Meinungsunterschieden zwischen dem kanadisch-deutschen Part Carsten Quell und mir, nachdem der englische Part, Bob Lovegrove, das Team verlassen wollte.
Wenn Du, Carsten, dies hier lesen solltest, dann nimm bitte meine Entschuldigung an und wisse, dass ich damals kopfmäßig einfach nicht in der Lage war, solch einen Lauf erfolgreich zu stemmen.

2011 scheiterte ich dann erst bei meinem ersten Antritt beim „The TRA 250 Miles Thames Ring Race“ – und das grandios. Ich hatte mir dort alles anders vorgestellt, ich war viel zu langsam und sehr müde und musste deshalb am CP 3 nach etwa drei Marathonlängen aussteigen.
Dann scheiterte ich 2011 auch noch beim 330 Kilometer Tor des Géants (TdG) nach knapp 200 absolvierten Kilometern. Ich war leer im Kopf, kam einfach keinen Berg mehr hinauf und beschloss, ab sofort nur noch zu weinen. Und das tat ich dann mehrere Tage lang.
100ZweifelUnd plötzlich waren sie da, die Zweifel. Und sie waren massiv und ständig präsent. Ist die Grenze von 230 Kilometern meine persönliche Leistungsgrenze?
Das einzige, was mich damals aufrecht hielt, waren der persönliche Bestwert von 189,6 Kilometer beim 24-h Lauf, wieder in Delmenhorst. Platz 5 von allen, Platz 1 der Altersklasse, das habe ich weder vorher noch nachher noch einmal erreicht.
Das war damals der Lauf meines Lebens. Ich lief und lief und lief …

2012 verkürzte ich dann meine erneute TorTOUR de Ruhr auf 100 Kilometer, ich scheiterte beim JUNUT, 2012 war ein wirklich fürchterliches Jahr für mich. Beim UTMB durfte ich wegen des Lospechs in der Lotterie auch nicht antreten, zum TdG habe ich mich erst gar nicht mehr getraut.

Aber 2013 sollte alles anders werden, alles besser werden.
Mit dem JUNUT, den ich immerhin bis zum Finisherpunkt bei 172 Kilometern geschafft habe und eben vor allem mit dem „The TRA 250 Miles Thames Ring Race“. Dieses Mal musste es einfach klappen.

Ich konzentrierte mich und meine Vorbereitung vor allem auf diesen Lauf. Nach den 200 Kilometern in Indien beim Ultra India Race, den 119 Kilometern des TransGranCanaria und den 172 Kilometern des JUNUT 172 reparierte ich mein angeschlagenes Ego zuerst durch das Finish beim „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ und dann durch eine gute Platzierung beim 60 K Extreme Ultra vom Mount Everest Base Camp ausgehend.
Den Start bei meinem Traumlauf in Andorra über die 170 Kilometer in den hohen Bergen der Pyrenäen machte leider der nepalesische Darmvirus Giardia lamblia (Lamblien) zunichte, meine Sicherheit, gut vorbereitet zu sein, wurde dadurch aber nicht geschmälert.

Dass ich aus dem England-Lauf einen Spendenlauf gemacht habe und dass ich auch aus dem Läuferkreis so hervorragende und motivierende Reaktionen erfahren hatte, dass Webseiten wie soq.de oder meinestadt.de berichtet haben, dass die lokalen Zeitungen diesen Lauf nicht ignorierten, all das trug mich lange beim „The TRA 250 Miles Thames Ring Race“.

Bei manchem Kilometer sprach ich laut zum vermeintlich präsenten Kilometer-Paten: „Das ist Dein Kilometer. Vielen Dank für Deine Unterstützung!“
Das motivierte mich, es machte mich glücklich und glich auch den Mangel an neuen äußeren optischen Eindrücken beim Lauf aus.

Am Ende hat es dann funktioniert. Die 230 Kilometer-Grenze gibt es nicht mehr für mich. Aber die Gier nach mehr gibt es auch nicht mehr.
Es wird für mich kein „Projekt 500“ geben und keinen Frostskade 500.
Ich werde 2014 noch einmal die TorTOUR de Ruhr laufen, vielleicht einen oder zwei 24-h Läufe mit dem Ziel, näher an die 200-Kilometer-Marke heran zu laufen und im Spätsommer vielleicht ein schönes Bergevent.

Ansonsten werde ich einfach glücklich sein und wissen:
Du musst nicht wirklich wissen, wann das Peter-Prinzip für Dich erreicht ist!230

Hoka One One, One

Da war ein Stachel im Fleisch, tief drin, ein wenig schmerzhaft und der musste unbedingt raus. Geholt habe ich mir diesen Stachel in den Jahren 2009 und 2010, vor allem in 2009.
Damals war es mein erster Start beim „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ und ich wusste noch nicht, wie weh das treppab laufen tun kann!
Und so lief ich, viel zu schnell auf den ersten Runden, Runde um Runde, um nach 60 Runden einfach keine Lust mehr zu haben. Weil meine Gabi aber noch nicht aus dem Hotel zurück war, ließ ich mich erst noch massieren und lief dann noch eine Ehrenrunde, bis sie an die Strecke kam.
Mir ging es gut zu diesem Zeitpunkt, ich hatte allerdings die 60. Runde in einer Zeit bewältigt, die nicht mehr schlechter werden durfte, um noch eine Chance auf den „Gipfelsturm“ zu haben. Und daran hatte ich meine berechtigten Zweifel. Heute weiß ich, dass ich die letzten 40 Runden wohl kaum mehr in den noch verbliebenden 12 Stunden hätte abspulen können.

2010 versuchte ich es erneut. Halbherzig zwar und fast direkt nach dem „Marathon des Sables“. Die Fersen waren noch offen von den Riesenblasen des MdS, es war eine große Dummheit, dort überhaupt wieder zu starten.
Und das tat ich dann 2011 und 2012 auch nicht mehr.

Aber 2013, in dem Jahr, in dem ich vor allem Laufen will, musste es wieder sein. Niemals, dachte ich mir, kann ich diesen Stachel aus dem Fleisch ziehen, wenn ich es nicht 2013 schaffe, also schrieb ich mich ein. Und von da an wurde ich von Tag zu Tag nervöser.
Mit dem Ultra India Race und dem TransGranCanaria, mit dem NEU, dem RheinBurgenWeg-Lauf und dem JUNUT 172  hatte ich eine gute läuferische Grundlage geschaffen, Treppen gelaufen war ich aber – überhaupt nicht!
Noch 2009 war die lange Treppe in den Weinbergen, direkt hinter dem ALDI in Ahrweiler, mein bester Freund. 2013 blieb für dieses Training einfach keine Zeit. 14 Runden auf einer Treppe in Playa des Inglès im Februar gab es, immerhin. Aber sonst – nichts. Die große Leere.

Und wenn man sich unsicher fühlt, dann muss eben das Equipment helfen. Und da sorgte ich mich zuerst um die Schuhe. Ich wollte unbedingt mit neuen, gut gedämpften Tretern nach Radebeul fahren. Aber mit welchen?
Salomon und La Sportiva bauen die Schuhe nur in Kindergrößen, die Auswahl ist also beschränkt.
Aber wozu hat man Freunde? Wozu gibt es „den Dealer“ aus Wattenscheid?
Ein paar Gespräche vor dem RBW, eine Mail danach und ich hatte „my first HOKA“. Hoka One One Stinson EVO zum Ersten, Größe US 13,5, per Post zugestellt zwei Tage vor meiner Abreise nach Radebeul, perfekt abgepasst …Hoka

Ich will noch nichts über diesen Schuh sagen, wenn es bergab geht und Deine Füße stets im Schuh nach vorne drängen, die Zehen und oft auch die Zehennägel bei jedem Schritt bergab vorne im Schuh anstoßen, für die Abstiege auf der Treppe aber waren Hoka One One eine erstklassige Wahl. Es stimmt schon: irgendwie ist Hoka One One laufen wie fliegen!
Und so traute ich mich, diese Herausforderung anzugehen, um diesen Stachel endlich dem Fleisch entreissen zu können.

Natürlich lief ich nicht alleine. „You never walk alone“, in der Ultralauf-Familie schon gar nicht. Dieter Ladegast war da, mit dem ich erst eine Woche vorher mit dem JUNUT gemeinsame Veranstaltung teilen durfte. Er lief dort 101 Kilometer, ich ja 172,7 Kilometer. Sein Freund und Dauerbegleiter Hartmut Lindner war ebenfalls da. Auch er lief eine Woche zuvor noch beim JUNUT mit, er allerdings gönnte sich die gesamten 230 Kilometer des Jurasteigs.
Beide liefen ein grandioses Rennen, lagen lange hinter mir, um mir dann zu zeigen, dass es eine bessere Renneinteilung gibt wie die, die ich gewählt hatte. Vielleicht aber lag das aber auch nur an der Kiste alkoholfreien Weizenbiers, die die beiden während der 24-stündigen Veranstaltung geleert haben.

Und da waren auch Kristina Tille und Andreas Geyer, mit denen ich nicht nur zwei Wochen zuvor den RheinBurgenWeg-Lauf bestritten hatte, sondern die auch bei dem schwierigen Parcours des TransGranCanaria dabei waren. Beim TransGranCanaria 2012 liefen die beiden mich noch in Grund und Boden, 2013 überholte ich beide schon kurz hinter Garanon.
Weil aber jedes Rennen anders ist, hat Tini beim Treppenmarathon mit dem Streckenrekord für Frauen gezeigt, welche läuferische Klasse sie verkörpert, Andy musste schon in der Nacht mit Magenproblemen ausscheiden. Das aber hatte auch etwas Gutes: bei der Siegerehrung gab es wunderschöne Fotos von beiden.
Liebe kann doch wirklich sehr schön sein …
TiniAuch Matthias Becker aus dem badischen Biberach im Kinzigtal war da. Auf ihn freute ich mich deshalb besonders, weil ich ihn schon lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. Und in dieser langen Zeit ist vieles passiert. Matthias wurde zum zweiten Mal Vater, er lief den Deutschlandlauf ein zweites Mal und er stoppte auch beim Treppenmaraton erst, als nach 116 Runden die 24 Stunden fast abgelaufen waren.
Nee, das wäre gar nichts für mich. Nicht eine einzige Runde mehr als die geforderten 100 Runden, Überstunden schieben ist in meinem Plan nicht angelegt.

Ingolf Löhne war auch da und er konnte die 100 Runden noch kurz vor Toreschluss finishen. Er brauchte nicht einmal den kleinen „Pufferzuschlag“, den Du dann bekommst, wenn Du vor dem Ende der 24 Stunden 99 Runden geschafft hast und auf Deiner 100. Runde bist. Diese darf dann, entgegen den üblichen 24-h Läufen, noch zu Ende gelaufen werden. Brauchte er aber nicht, alles prima.

Als der Lauf am Samstag um 16 Uhr begann war die Wettergöttin mit uns. Es war nicht kalt, aber eben auch nicht warm. Und es war trocken, ein richtig gutes Läuferwetter eben. Auch die Nacht war perfekt, nicht allzu kalt. Beim NEU hatte es noch geschneit in der Nacht, beim RheinBurgenWeg-Lauf eine Woche später froren wir bei Temperaturen um den Nullpunkt, beim JUNUT sah vieles schon besser aus. In Radebeul aber waren die Nachttemperaturen optimal für uns.
Das aber änderte sich schon am frühen Sonntagvormittag. Die Sonne brannte auf die Strecke und machte uns Stunde um Stunde das Laufen schwerer. Ein derber Sonnenbrand im Gesicht sorgte dann ein paar Tage lang bei mir dafür, dass sich ständig Hautpartien im Stirn- und Gesichtsbereich verabschiedeten.
IMG_5166Was treibt einen Menschen an, sich bei solch einem Rennen einzuschreiben?
Dieser Lauf ist wirklich nicht für normale Läufer gemacht. Schon die nackten Zahlen beeindrucken:

39.700 Stufen aufwärts
39.700 Stufen abwärts
8.848 positive Höhenmeter
84,4 km Laufdistanz
24 Stunden Maximalzeit

Ich wusste ja, dass es schon einige aus unserer Ultralauf-Familie gibt, deren Namen in ein Messingschild graviert ist, das auf dem „Gipfelkreuz“ festgeschraubt wurde. Ich betrat also kein „Neuland“, ich wusste aber, dass es die größten Probleme durch das zu schnelle Herunterspringen auf den Treppen gibt. Und das hat sich mehr als bewahrheitet. Nach vielleicht 20 Stunden gab es Läufer, die die Stufen nur noch rückwärts hinunter gehen konnten, ich sah schmerzverzerrte Gesichter und Teilnehmer, die so leer waren, dass ihnen nur noch die Aufgabe übrig blieb.
Messing
60 Starter im „Alleingang“, wie die Einzelläufer heißen, standen auf der Liste, nur 58 davon sind auch tatsächlich gestartet. 28 davon haben die 100 Runden geschafft, 2 Frauen, 26 Männer. Und manche von denen, die es deutlich nicht geschafft haben, erzählten mir, dass sie vor allem schlecht durch die Nacht kamen.
Ein weiterer Grund, ein Stoßgebet nach oben zu richten. Wie richtig war es doch, das „eine Nacht durchmachen“ zu trainieren, beim NEU, beim RBW, beim JUNUT.

Interessant war für mich am Ende schon, dass jeder Teilnehmer andere Probleme hatte. Ich zum Beispiel kam die Treppe nicht mehr rauf. Treppab tippelte ich fast noch wie zu Beginn leichtfüßig hinab und ließ vor allem die „Problemkinder“ locker hinter mir. Bei dem Asphaltstück, ca. 150 Meter leicht bergab, kam jeder noch einigermaßen klar, diese Passage zurück aber zeigte schon deutlich den körperlichen Zustand der einzelnen Läufer. Und dann, treppauf, gab ich den in dieser Runde gewonnenen Vorsprung auch gleich wieder ab.
Aber es ging tatsächlich bergauf fast nichts mehr bei mir.
Irgendwann half mit dann ein Plättchen Traubenzucker, aber die gute hochgerechnete Zeit, die ich noch lange erträumte, schwand zusehends. Irgendwann war es mir zum Beispiel nicht mehr möglich, die Lücke zu Dieter und Hartmut zu schließen, die sich aufgetan hatte, nachdem die beiden irgendwann die Runde Rückstand, die sie hatten, aufgeholt hatten und mich überholten.
Und die Lücke wuchs und wuchs und wurde zu einer Runde Vorsprung, zu zwei Runden, zu drei …

In dieser Phase änderte ich meine Ziele deutlich nach unten und wollte nur noch finishen. Und ich begann zu rechnen. Mal blieben mir noch 17 1/2 Minuten pro Runde, das wurde dann auf 18 Minuten ausgebaut und so richtig beruhigt und sicher, dass ich es packen würde, war ich, als ich rechnerisch noch 20 Minuten für jede weitere Runde gehabt hätte. So viel konnte einfach nicht mehr schief gehen, dass ich so lange gebraucht hätte.

Treppenmarathon 2013 fotografiert von Mirko Leffler_1Aber ohne drei Motivatoren hätte ich mich wohl nicht so willensstark gezeigt. Der erste Motivator war das stets gefüllte Weizenbierglas, das Dieters Frau immer hielt, kombiniert mit Dieters Aussage, ich könne ruhig mal aus seinem Glas trinken. Ich tat es drei Mal – und jedesmal löste das alkoholfreie Weizenbier einen kleinen Schub in mir aus. Auf seine Weise war „Maisel`s Weisse alkoholfrei“ schon etwas wirklich Gutes.

Der zweite Motivator war der ewig positive Mirko Leffler. Ich freue mich sowieso immer, wenn ich ihn sehe, was aber nicht allzu häufig vorkommt. Das nächste Mal wird das wohl beim „Borderland Ultra“ sein, einen Tag nach unserer Landung aus Nepal. Und dass ich ihn und auch Ulf Kühne vorhin nicht erwähnt habe, lag einfach daran, dass die beiden in sogenannten „Dreier-Seilschaften“, also in Dreierteams, liefen. Und da hatte ich vorab nicht auf die Teilnehmerlisten gesehen und beim Start war Mirko auch noch nicht da, die Dreier-Seilschaften starten ja deutlich später. Mirko war natürlich viel schneller als ich, er warf mir aber immer, wenn er an der Reihe war, zu laufen, einen hochgereckten Daumen und ein aufmunterndes „Du packst das!“ zu.
Bei so viel Zuversicht konnte ich gar nicht anders, als diese Erwartungshaltung zu erfüllen.

Der dritte Motivator war, wie sollte es anders sein, meine Gabi, die, außer in der Zeit der Bettruhe im Hotel, eifrig an der Seite ausgeharrt hatte. Hin und wieder hatte sie die Kamera gezückt, um Fotos zu schießen, hin und wieder hielt sie mir aber auch ein Schälchen mit frischem Obst, ein Becher mit Getränken oder ein Tellerchen Nudeln mit Tomatensauce hin, damit ich nicht die Laufstrecke verlassen musste, um mich im Zelt zu bedienen.
Das kostet ja alles Zeit und bringt mich aus dem Trott. Dann lieber mit dem Tellerchen Nudeln langsam gehend essen. Die wenigen Ausschläge in den Rundenzeiten nach unten sind Belege für diese Essensrunden.
Treppenmarathon 2013 fotografiert von Mirko Leffler_2Und dann irgendwann, nein, nicht irgendwann, sondern nach echten 99 und gefühlten 150 Runden, kommen dann Deine beiden letzten Runde. Ich sah auf die Uhr und bemerkte, dass ich wenigstens noch unter der 23-Stunden-Marke abschließen könnte, also mussten die beiden Runden etwas schneller gelaufen werden. Zur Sicherheit.
Am Ende hätte ich sogar noch mehr als fünf Minuten langsamer sein können und hätte immer noch eine „22“ vorne gehabt. Immerhin.
Anfangs war es sowieso nur mein Ziel gewesen, diesen Stachel der Vergangenheit aus dem Körper zu ziehen, das Ding zu finishen und keinen Moment an Resultate oder Zeiten zu denken. Im Laufe des Rennens änderte sich das dann aber hin und auch wieder her.

Und wie glücklich ich mit diesem Resultat bin, belegen auch meine vielen Tränen, die sich bereits in der letzten Runde unaufhörlich über die Wangen ergossen, dann wieder mal aufhörten, neu kamen und richtig stark wurden, nachdem ich die Ziellinie endgültig und letztmalig überschritt.
Um es mit Steve Martin in „Reichtum ist keine Schande“ zu sagen: Jetzt ist mein Name auch auf einem Messingplättchen auf dem Gipfelkreuz.
„Jetzt bin ich wer!“
Reichtum

Nur eineinhalb RBW’s …

Warum es dort nicht zwei RBWs wurden, sondern nur eineinhalb davon, davon erzähle ich das nächste Mal …“ schrieb ich am 17. April. Jetzt haben wir schon den Wonnemonat Mai und ich bin vielleicht der Letzte, der über den JUNUT berichtet.
Und wenn man schon der Letzte ist, dann sind viele Dinge schon bekannt.
Ich verzichte also darauf, den großartigen Jin als Sieger zu portraitieren und die einzelnen Streckenabschnitte detailliert zu beschreiben. Das ist sowieso nie meine Stärke gewesen.

Es war Ende August 2012, ich war für THE NORTH FACE reportierend als Blogger unterwegs und da traf ich den sichtlich geknickten Gerhard Börner. Sein Team beim PTL, dem kleinen Spaziergang des Léon, war auseinander gebrochen und dieser Umstand hat, gepaart mit Übermüdung und Weltschmerz, auch seinen Willen gebrochen, sich einem neuen Team anzuschließen und den Rest der Strecke mit den neuen Laufpartnern zu meistern.
Wir alle kennen zu gut, wie schnell der Wille weg sein kann, wenn aus der euphorischen Begeisterung Frust und Enttäuschung wird. Sich da wieder aufzurappeln ist so unendlich schwer, bei meiner eigenen Teilnahme am PTL 2010 war es ja ähnlich gewesen.
Gerhard stand nun da und fragte mich, ob ich denn beim JUNUT 2013 dabei wäre. Es würde auch eine Zeitverlängerung und wahrscheinlich auch kürzere Strecken geben … Die kürzeren Strecken haben mich nicht motiviert, die Zeitverlängerung jedoch schon, also sagte ich dort in Chamonix gerne zu.
JunutEigentlich wollte ich den JUNUT nach dem wenig glücklichen Verlauf 2012 nicht erneut angehen, zu gut erinnere ich mich daran, wie wir ständige Not mit den Cut-Off Zeiten hatten. War noch in der ersten Nacht ein einigermaßen großes Polster vorhanden, das ich unsinnigerweise dann schlafend in der Feuerwehrstation vergeudete, am folgenden Morgen und Tag wurde dann der Puffer jedoch klein und kleiner.
Am Ende bin ich in netter Begleitung auf Anraten von Gerhard einen Bogen den Fluss entlang gelaufen. Es sollte eine kleine Verkürzung sein, die vor allem Zeit einsparen sollte, damit wir sicher wieder auf Kurs kommen würden.

Den Fluss entlang gehen klingt dabei einfach, aber wir haben es tatsächlich geschafft, bei einer Gabelung den falschen Fluss zu nehmen und wir wären, wenn Max Schiefele uns nicht angerufen und von seinem Ausstieg berichtet hätte, wohl noch bis Tschechien falsch gelaufen.
Als Max anrief und fragte, wo wir denn wären, waren wir gerade beim Ortseingangschild eines kleinen Städtchens und diesen Ortsnamen nannte ich ihm.
„Das kann nicht sein!“ antwortete er darauf hin. Aber ich kann doch lesen!
Es konnte also doch sein und wir waren im falschen Tal und wir hätten keine Chance mehr gehabt, den nächsten Verpflegungspunkt innerhalb der gesetzten Zeit zu erreichen, also ließen wir uns von Max abholen und beerdigten Lauf und Ambitionen.
Für immer.

Und nun doch der JUNUT 2013? Versprochen ist versprochen, aber mein Fokus im April, in meinem „Monat der Wahrheit“, lag eindeutig auf dem „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“, den ich unbedingt schaffen wollte.
Einen Fehlversuch mit einem Ausstieg im Morgengrauen nach 61 Runden 2009 und eine vollkommen blöde Idee, nur 14 Tage nach dem Marathon des Sables 2010 dort mit wunden Füßen die Treppen zu laufen, hatte ich schon hinter mir. Und das Wissen, dass dieser Lauf vollkommen abgedreht und verrückt ist.
Aber die Namen der Finisher werden alle auf einer kleinen Messingplatte auf dem Gipfelkreuz verzeichnet – und da wollte ich drauf. Nein, ich musste da einfach drauf.
Und in die Vorbereitung für solch einen verrückten Lauf gehört auch, dass Du das Laufen durch die Nacht trainierst. Ich hatte das seit dem Herbst nicht mehr gemacht und fand, dass es eine gute Sache wäre, vier Wochenenden hintereinander einmal die Nacht zum Tag zu machen, erst eben beim NEU, dann verdoppelt beim RheinBurgenWeg-Lauf (RBW), dann beim JUNUT 230 und anschließend eben auf „der“ Treppe.
Junut3Für mich ist ein Lauf wie der JUNUT, der sich schon im zweiten Jahr seiner offiziellen Austragung zum echten Kultlauf entwickelt hat, schon deshalb fast ein „MUSS“, weil es die beste Gelegenheit ist, die anderen Familienmitglieder wieder zu sehen. Bei den ganz großen Events wie dem UTMB sind die zwar auch alle da, aber sie sind eingerahmt in viele Hundert oder viele Tausend anderer Läufer. Richtig heimelig wird es deshalb dort vor dem Start nur bedingt.
Bei den kleineren Kultläufen wie der TorTour de Ruhr (TTdR) oder eben dem JUNUT sind auch alle am Start, aber es ist gewissermaßen die Essenz der Ultraläufer, ein „großes Freundepaket mit Schleife“ gewissermaßen.

Und ich freue mich schon deshalb auf den JUNUT, weil ich natürlich auch einen Blick in die Teilnehmerliste geworfen hatte. Was wären diese Läufe, wenn man nur hinfahren würde, um zu laufen? Es sind doch gerade die Stunden vor dem Start, die diese Läufe zum Kultlauf erheben!
Nun aufzuzählen, auf wen ich mich besonders gefreut habe, wäre zu aufwändig und im Zweifel dann sicher unvollständig, es ist aber so, dass mir die 18 Stunden vor dem Start tatsächlich viel gegeben haben.
Nur in solch einem Kreis kann ich mein normales Leben komplett vergessen und für einige Tage oder Stunden nur Läufer sein. Und dann gibt es für mich keine Bindung mehr an das Büro oder das Unternehmen, nicht an die Heimat, die Familie oder das normale Lebensumfeld.
Dort bin ich Läufer, dort darf ich es sein.
Junut4
Was Gerhard Börner mit seiner Frau und seinem Team, das zum Gutteil aus Verwandten und Freunden besteht, da mittlerweile auf die Beine stellt ist mehr als beachtlich. Schon der Umstand, dass es eine eigene App für Android und iPhone dafür gibt, ist bemerkenswert! Und auch die Pastaparty am Vorabend des Starts ist vorbildlich. Nicht nur, dass Vegetarier auch dort etwas für sich finden, es gab drei verschiedene Nudeln und das mit verschiedenen Soßen, für mich eben mit einer hervorragenden Pestosauce, etliche wirklich leckere Salate dazu und das Ganze in einem räumlichen Umfeld, das fränkische Gemütlichkeit ausstrahlt.

Das Starterpaket lässt auch keine Wünsche offen, beginnend mit einem wertvollen RaidLight Langarmshirt bis hin zu einem farbenfrohen Buff wird der Startnummer im Beutel nicht langweilig und einsam ist sie darin auch nicht.

Fränkische Gemütlichkeit gab es auch, als ich mit Guido Huwiler auf dem längsten Etappenstück unterwegs war. Es war recht warm und schwül und unser Getränkevorrat nahm besorgniserregend ab, also fragten wir eine Dame, die eifrig mit dem Unkraut im Vorgarten ihres großzügigen Hauses beschäftigt war, nach etwas Wasser.
Sie war enorm besorgt um uns, bat uns in die gute, perfekt aufgeräumte Stube, entschuldigte sich vielmals, dass sie nicht aufgeräumt hätte, obgleich es super sauber und sehr aufgeräumt aussah, nahm uns das schlechte Gewissen wegen der schmutzigen Schuhe und wir füllten zuerst nur das Wasser auf. Dann bot sie uns einen köstlichen Apfelsaft an, den wir zum Wasser mischten und auch direkt tranken und wenn ich ihr gesagt hätte, dass wir auch hungrig wären, dann hätte sie uns sicherlich auch noch einen „Stammen Max“ gemacht. Oder eine Pizza, ganz nach Belieben.
Bei ihr „einzukehren“ war ein kleines Highlight, eine Oase der Frische und der Freundlichkeit.
Vielen Dank auch von dieser Stelle aus dafür.
Junut2
Der Lauf selbst ist vor allem in der ersten Streckenhälfte interessant. Natürlich vermisse ich die großen Höhen, die weiten Ausblicke und das schroffe Gestein. Der fränkische Jura ist halt kein Tramuntana-Gebirge, kein Gran Canaria, er ist nicht die Alpen, aber es gibt doch das eine oder andere Kleinod, die eine oder andere wunderschöne Klamm, ein romantisches Schloss hier, eine tolle Waldpassage dort.
Später dann, wenn die Hügel niedriger werden, nehmen aber auch die Augenweiden ab, leider.
Das beginnt in etwa ab dem Kilometer 130 und das ist dann der Zeitpunkt, an dem ich darüber geschimpft habe, dass ein Weglein von der Straße ein wenig nach oben und dann wieder zur Straße zurück geführt wird, obwohl da so gar nichts zu sehen oder zu erleben war. Ich haderte und zeterte und war wohl meinem Laufpartner Wolfgang gegenüber ein, zum Glück einigermaßen gebändigtes, Rumpelstilzchen …
Und es ist auch der Zeitpunkt, an dem ich zu rechnen begann. Dass Gerhard uns Läufern die Möglichkeit anbot, bei 101 Kilometern und bei 172,7 Kilometern auszusteigen und dann in der 101er bzw. 172er Finisherliste geführt zu werden, ist eine tolle Sache. Es ist aber auch ein „süßes Gift“, wie ich das gelegentlich nenne. Und an diesem „süßen Gift“ habe ich mich schon vor dem JUNUT vier Mal verschluckt, zwei Mal beim Swiss Alpine, wo ich den Ausweich C42 genommen habe und auch zwei Mal beim Röntgenlauf, den ich dank der gebotenen Müglichkeit nach der Marathonstrecke verlassen habe.

Sicherlich hätte ich mich auch zum JUNUT 230 quälen können, immerhin hatte ich noch fast 20 Stunden Zeit für die fehlenden 60 Kilometer. Aber ich hatte eben die Lust verloren, meine Geschwindigkeit grenzte gegen Null und ich hatte ständig die Überlegung im Kopf, die mir sagte, dass bei 172,7 Kilometern aussteigen bedeutet, am Samstagabend im Hotelzimmer zu sein und dass ich dann am Sonntag frei hätte und regenerieren könnte.
Angesichts des Starts des „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ am darauf folgenden Samstagnachmittag war das schon eine verlockende Perspektive. Sechs Tage sind eben doch viel mehr als nur fünf Tage. Zudem kam, dass ich bei einer kompletten Beendigung des JUNUT 230 erst einmal hätte schlafen müssen und ich so mit der frei gewordenen Zeit wunderbar agieren konnte.

Am nächsten Tag, dem frühen Vormittag des Sonntag, war ich noch einmal beim Orga-Team in Dietfurt in der Turnhalle. Ich verabschiedete mich von allen, die noch oder schon da waren, ich konnte auch noch kurz den Sieger des Events, Jin Cao, herzen und drücken und ich bin mit einem guten Gefühl gefahren.

Der JUNUT ist und bleibt ein Kultlauf, bestens organisiert und als Event ein echtes Erlebnis.
Ob ich aber 2014 wieder an den Start gehen werde?
Man soll ja niemals „nie“ sagen …

New 60 K extreme – Mount Everest Extreme Ultra Marathon

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(Link zur Eventseite)

Schon seit Jahren war der „Mount Everest Marathon“ eines meiner Lauf-Lebensträume. Ich war in diesen Lauf schon verliebt, als ich von einer Mitte 50 Jahre alten Dame von der anderen Rheinseite gelesen habe, die ihn erfolgreich hinter sich gebracht hat. Langsam, aber immerhin.

Sie beschrieb in dem Presseartikel, dass sie mit einer Gruppe von 30 Läufern nach Kathmandu kam. Von diesen 30 Läufern haben es aber nur knapp über 20 überhaupt bis zum Basecamp 1 des Mount Everest, dem Start des Marathons, geschafft. Und nur 14 haben letztendlich das Ziel erreicht.
Manche hatte die Höhenkrankheit ereilt, andere hatten Probleme mit dem Magen. Diese Probleme mit dem Magen sind übrigens auch Ursache dafür, dass auch bei den Mount Everest Besteigern viele schon krank zu dieser Expedition aufbrechen.
Vernünftigerweise sollten diese Menschen gar nicht starten, weil das Wasser, das sie getrunken haben, belastet war, weil der Salat, der mit unsauberem Wasser gewaschen wurde, zu Brechreiz geführt hat oder weil schlicht das Fleisch oder die Eiscreme krank gemacht haben. Aber man startet dann doch, bei einer Mount Everest Besteigung, für die man alleine für das Permit schon 10.000 USD bezahlt hat und die weiteren Startkosten mit weiteren, mindestens den doppelten Kosten dieses Betrags, zu Buche schlugen, sowieso.

Den nächsten Kick bekam ich dann vorletztes Jahr, als wir mit Jeffrey Norris in Brugg/CH beim 24-Stunden Lauf waren und einer der anderen Guides just dort am höchsten Berg der Welt gewesen war. Er war hellauf begeistert, erzählte auch von dem gemütlichen zweiwöchigen Trecking vor dem Marathon und seine Begeisterung ließ meine Flamme für diesen Bewerb noch höher lodern.

2013 haben dann Julia und Jens Vieler für diesen Bewerb gemeldet und so dachte ich, dass dieses Jahr das richtige Jahr für diesen Trip sein müsste.
Und nun werde ich diesen Marathon doch nicht laufen …

map2013 ist das Jubiläumsjahr dieses Laufs, schon die sechzigste Austragung. Und zum Jubiläum schenkten die Veranstalter uns Teilnehmern eine Wahl, die eigentlich gar keine ist. So wird in diesem Jahr 2013 erstmals ein 60 Kilometer langer „60 K extreme“ Ultra angeboten und Du kannst kostenfrei den Startplatz für den Marathon gegen den beim Ultra eintauschen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich keine zwei Minuten gebraucht habe, um meine Wahl zu treffen.

Start dieses Laufs wird ebenfalls am 29. Mai, dem Tag der Erstbesteigung des Mount Everest, sein, am Basecamp 1 auf 5.364 Metern über dem Meeresspiegel, genauso wie beim Marathon, direkt beim berühmten Khumbu Icefall. Und das Ziel ist dann weit, weit drunten auf 3.720 Metern in Syangboche.
Klingt einfach, bis auf die Höhe, in der gelaufen wird?

Aber schon beim Marathon hast Du neben dem Gefälle auch große, steilere und längere Anstiege zu bewältigen und beim „60 K extreme“ kommt dann noch „the World’s highest uphill trail running section“ von Phortse auf 3.820 Metern bis Nha-La auf 4.440 Metern dazu.
Die gesamte Strecke geht über lange Gletscherwege, teilweise auf der historischen Route des Erstbesteigers Sir Edmund Hillary und seinem Sherpa Late Tenzing Norgay. Näher kann Geschichte kaum sein. Glücklicher kann ein Läufer kaum werden. Aber einfach wird das mit Sicherheit für keinen von uns.

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(Klicken, um den Film von Michele Ufer auf VIMEO zu sehen)

Überhaupt klingt alles an Streckenbeschreibung, das ich bisher gelesen habe, fantastisch. So führt die Strecke „durch einen Rhododendren Wald, einen Hain wilder Orchideen und die malerischsten Landschaften der Welt, die von den legendären Sherpas bewohnt werden“.
Ob ich da vor lauter Fotografieren wirklich noch zu Laufen kommen werde?
Ich denke oft an die beiden Kilimanjaro-Besteigungen, die ich hinter mir habe, „Aufwärmübungen“ eigentlich, weil Du es weder mit Eis noch mit echter Kälte zu tun hast. Die Besteigungen des Rinjani, des Cotopaxi und vor allem des Chimborazo hatten da schon mehr Leistungsbereitschaft abverlangt. Und dennoch war ich nach der Chimborazo-Besteigung ernüchtert. Bei diesem Trip am Gipfeltag starteten wir gegen 1 Uhr in der Nacht und waren erst gegen Mittag wieder im Lager, aber die Uhr stand danach nur auf für uns Läufer lächerlichen 12,5 Kilometern.

Wenn Du beim „Mount Everest Marathon“ zwischen 7 und 8 Stunden benötigst, dann bist Du schon bei den besten Europäern dabei, bis zu 12 Stunden sind dort keine Seltenheit. Noch 18 Kilometer mehr, eben diesen höchstgelegenen Anstieg hinauf und wieder hinunter, das wird schon zu Laufzeiten führen, die wir bei anderen 60 K Läufen nicht kennen.
Aber ich bin gewarnt und werde vorbereitet sein.

Bis zu meinem Abflug nach Kathmandu am 15. Mai ist ja noch ein wenig Zeit. Zeit für andere Läufe, für den RheinBurgenWeg-Lauf, den JUNUT, den „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ (als Einstimmung auf den „Berg der Berge“?) und vielleicht noch auf den einen oder anderen Lauf, zu dem ich kurzfristig nachmelden kann, wenn ich weiß, ob ich dafür Zeit haben werde.
Aber egal, wo ich vor dem 15. Mai sein werde, ein paar Gedanken sind immer schon auf dieser höchstgelegenen Laufstrecke der Welt.

Yamaste!