Jedes Event braucht einen „running gag“.
Beim berühmten „Dinner for One“, wo „Miss Sophie“ ihren 90. Geburtstag feiert, stolpert James, der Butler, stets über den Kopf des ausgelegten Tigerfells am Boden, als zusätzliche Pointe läuft er jedoch einmal zu seinem eigenen Erstaunen daran vorbei, stolpert dann aber auf dem Rückweg. „The same procedure as last year, Miss Sophie?“ Natürlich, sagen wir …
Was wäre „Dinner for One“ ohne dieses Stolpern?
John Cleese kündigt regelmäßig und in allen Folgen den jeweils nächsten Sketch in „Monty Python’s Flying Circus“ mit den selben Worten an: „Und nun zu etwas völlig anderem!“
Und die Asterix-Leser unter uns sind „running gags“ gewohnt. Was wäre ein Asterix-Heft ohne ein versenktes Piratenschiff? Was wäre das Festbankett am Ende jeder Geschichte ohne einen gefesselten Troubadix? Und welche Asterix-Folge kommt ohne den meist plumpen und durchschaubaren Versuch von Obelix aus, wenigstens in dieser Folge einmal auch etwas vom Zaubertrank abzubekommen? Ob geringfügig als Ägypter verkleidet oder einfach in der Reihe der Anstehenden, am Ende heißt es doch: „Die spinnen, die Römer!“
Der „running gag“ von Zelt 85 durfte auch keinen Tag fehlen. Er geht zurück auf die Geschichte, die Christian Bechtel am ersten Tag im Biwak erzählt hat, noch vor der ersten Etappe. Er erzählte davon, als er einem Freund das erste Mal vom „Marathon des Sables“ (MdS) berichtet hat. Natürlich hatte der Freund Fragen.
„Wie lange ist denn der Lauf?“
„Wo schlaft ihr?“
„Was gibt es zu essen?“
Der Freund war sehr erstaunt, dass es keinen Catering-Service in der Wüste gibt und dass auch kein Pizza-Man vor Ort ist. Aber eine wichtige Frage ließ ihm keine Ruhe, als er, um Zustimmung bettelnd, Christian fragte: „Aber das Gepäck, das wird Euch von Station zu Station gebracht, oder?“
Christian antwortete ihm, dass das nicht vorgesehen sei und dass wir unser Gepäck und die gesamte Nahrung für die Woche auf dem Rücken tragen müssen. Daraufhin entrüstete sich dieser Freund voller Überzeugung mit den Worten: „Das ist aber wirklich schlecht organisiert!“
„Schlecht organisiert!“ wurde also unser „running gag“. Ob wir Wasser holen mussten oder Feuer gemacht haben, ob wir zum Material-Check anstehen mussten oder wenn die Dünen mal wieder nicht mit bequem zu laufenden Holzbalken ausgelegt waren, stets kommentierten wir alles und jedes mit den Worten: „Das ist aber schlecht organisiert!“
Und wir lachten, über den „running gag“, über uns, über die Situation. Wir lachten viel und herzlich und wenn mir in vielen Jahren noch etwas in Erinnerung bleiben wird vom „25. Marathon des Sables“, dann wird es der Gedanke an die Phrase „Schlecht organisiert!“ sein – und an die lustige Stimmung im Zelt 85, an das, was uns, Achim, Christian, Heiko, Tilman und mich, unter diesem Zeltstoff verbunden hat.