Thomas Eller – „THE ego show“ …

Ich leide bestimmt nicht unter einem verkümmertem Selbstbewusstsein. Zumindest nicht an den Sonnentagen im Leben. An den Regentagen jedoch passiert es mir dann auch sehr leicht, dass ich mich nutzlos, wertlos und ungeliebt fühle.

Aber eine „ego show“ veranstalten?

Für alle, die es noch nicht wussten:

Thomas Eller, liebevoll THE abgekürzt, ist in Nürnberg, in Franken aufgewachsen. Er ist Träger des Käthe-Kollwitz-Preises, verliehen im Jahr 2006, des Villa Romana Preises aus dem Jahr 2000 und des Karl Schmidt-Rottluff Stipendiums 1996.

Er ist ein echter Künstler, der in verschiedenen Werkgruppen wie „THE bounty“ oder „THE objectile“ komplexe Raumgebilde erzeugt, in denen sich dieselben Objekte, mehrfach zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen, auf verschiedenen Raumebenen hinter- und nebeneinander befinden.
Erst in der Wahrnehmung setzt der Betrachter die verschiedenen Objekte in einen sinnvollen zeitlichen Zusammenhang. Dadurch, dass der Betrachter auf die unterschiedlichen Raumebenen separat fokussiert, nimmt er die einzelnen Ebenen in einem zeitlichen Nacheinander wahr und setzt dadurch in seinem Kopf eine fast schon filmische Sequenz in den Gang. Es erscheint, als sähe man ein Objekt, wie es sich im Raum bewegt.
All das ist Thomas Eller.

Aber eine „ego show“ veranstalten?

Du ahnst es längst, ich schreibe nicht von mir. Obwohl ich auch in Nürnberg geboren bin, kaum drei Jahre älter bin als er, habe ich doch eine vollkommen andere, eine viel bescheidenere Biographie.
Aber THE, Thomas Eller aus Berlin, der von 2008 bis Mitte 2009 Geschäftsführer für den künstlerischen Bereich der Temporären Kunsthalle Berlin war, hat eine Vorzeige-Biographie. Und er hat ein neues Projekt: „THE ego show“ …

Thomas Eller: „THE ego show“

27.10.2010
Am 30. Oktober eröffnet der viel beachtete Ausstellungsraum, das Autocenter, die erste Einzelausstellung des Künstlers Thomas Eller in Berlin nach seiner Auszeichnung zum Käthe-Kollwitz-Preisträger der Akademie der Künste im Jahr 2006. Mit „THE ego show – Eine Gruppenausstellung“ zeigt Thomas Eller eine „Gruppenausstellung“, die einzig aus seinen eigenen Werken – Fotografien, Skulptografien, Anamorphosen, Zeichnungen und Lithografien etc. – besteht. 

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THE individuEller, 2007, RHO-print auf Aluminium, 666 Figuren, Größe variabel, © Thomas Eller

Nicht erst seitdem deutsche Finanzdienstleister intensive Werbekampagnen geschaltet haben, die zu gesundem Egoismus aufriefen („Mein Haus, mein Auto, mein Boot“, oder: „Unterm Strich zähl‘ ich“), stellt sich die Frage nach dem Erlebniskern von Personen und ihrem Weltzugang neu. Vergessen scheinen die poststrukturalistischen Theorien, die die Einheit unserer Selbste in Frage stellten und es wird uns suggeriert, dass wir zum Ego geronnene Images erzeugen müssten, um erfolgreich zu sein. Gegen diesen Kontext stellt Thomas Eller seine Ausstellung, die die unterschiedlichsten „Betriebstemperaturen“ visuellen Weltbezugs präsentiert.

Von einer überlebten Kontaktaufnahme mit einer Leitplanke einer deutschen Autobahn bei Tempo 210 km/h bis zu intimen (lithographischen) Körperabdrücken reicht die thematische Bandbreite der vorgestellten Kunstwerke. Zwischen Masse, Macht und Begehren spannt sich der Bogen der Ausstellung, die mögliche Intensitäten vorstellt und sich nicht unter den Zwang von Identifikationsstrategien stellt. Jenseits der Markenstrategien, nicht nur in der Praxis der zeitgenössischen Kunst, glaubt Thomas Eller an eine künstlerische Untersuchung unterschiedlicher Energien, die sich im Spannungsfeld zwischen menschlichen Körper und Geist entwickeln lassen. Die Verkörperung heterogener Erkenntnis- und Bedürfnisstrukturen innerhalb der Person bricht mit Identitätspolitiken aller Art. Der Ort, an dem sich diese Vielheit ausdrückt, ist das Selbst.

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THE closer 1, 2010, Kodak Endura, Diasec, 9 x 13 cm, © Thomas Eller

Der ironische Titel „THE ego show“ drückt die Distanz des Künstlers zu moralisch korrekten Identitätspolitiken einerseits und den nicht ernst gemeinten postmodernen Rollenspielen andererseits aus. Thomas Eller ist Künstler und lebt in Berlin und New York. Er ist Karl-Schmidt- Rottluff-Preisträger und war Stipendiat in der Villa Romana, Florenz.

Autocenter | Eldenaer Straße 34 a | 10247 Berlin
Eröffnung: Samstag, 30. Oktober 2010, 20 Uhr
Ausstellungsdauer: 29. Oktober – 13. November 2010
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung