Trail-Maniaks auf dem GR 20 oder „Vive la Corse!“

GR20Es war schon die Ausschreibung, die mich irgendwie zwischen Frieren und Freuen hievte, die in mir den Wunsch schürte, die Zeit bis Juni 2015 vorzuspulen und wegen der ich endlich einmal nach Korsika muss:

Der 5 Tage, 15 Highlights, 181,8 km und 12.000 Hm
Ein einzigartiges Abenteuer für 25 Trail Runner mit Erfahrung und dem richtigen Spirit.
Sentier de Grande Randonnée 20
wurde 1974 eröffnet und ist mittlerweile ein Klassiker. weltweit zählt er zu den schönsten Fernwanderwegen und ist aufgrund seiner alpinen
Wegführung der extremste in Europa. Und genau deshalb die perfekte Challenge für wahre TRAIL-MANIAX und ein echter guerilla run, denn zu 98 Prozent führt er durch den Parc Naturel Régional de Corse.
GR20Urlaubsparadise und Gebirge im Meer?
Für Pauschaltouristen stehen diese beiden Begriffe im krassen Gegensatz. Für uns jedoch ergeben sie zusammen einen absoluten Premium-Trail.
Wie schwer dieser selbst für einen Ausnahmeathleten wie Kilian Journet ist, zeigt seine Bestzeit von 32 Stunden und 54 Minuten. Das ist nicht einmal ein Schnitt von 5,5 km/h (im Vergleich dazu liegt seine UTMB Zeit bei 8,2 km/h).

Die besonderen Reize des GR20. 

Natürlich zehren sowohl die Höhenmeter in der Summe als auch die Wege über Blockgelände, Grate und entlang an seilversicherten Stellen an den physischen und psychischen Kräften. Deshalb, wenn bei einem Blick auf die Uhr nach einer Stunde nur zwei Kilometer stehen, ganz ruhig bleiben, Kilian Journet war auch nicht viel schneller.

Außerdem ist für uns nicht die Stoppuhr das entscheidende Kriterium, sondern die Schönheit dieses Laufs, die immer wieder phänomenalen Ausblicke auf noch mehr Gipfel und in der Ferne auf das Meer. Auch wenn wir uns fünf Tage als sportliches Ziel gesetzt haben, so sollte auch Zeit zum Genießen, Schauen und Fotografieren sein.

Der inov-8 guerilla run. 

Auf der einen Seite sind hierbei ein hohes Maß an Eigenverantwortung und entsprechende Erfahrungen im alpinen Ultrabereich gefordert, auf der anderen Seite wollen wir für die richtigen Leute das richtige Event mit der besonderen Note an persönlichem Herzblut und individuellem Service bieten. Und genau deshalb bist Du dabei. Wir freuen uns auf Dich und Deinen Spirit!
Gut zu wissen …

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Der Sportlehrer

Einen langen Lauf in den Bergen machen kann so schön sein. Du nimmst zwei, drei Tage Urlaub vorher, fährst frühzeitig zur Akklimatisation in die Höhen der Alpen, Du studierst den Lauf so intensiv, dass Du die Lage jedes Verpflegungspunktes im Schlaf aufsagen kannst, genau weißt, wo und wie lange die einzelnen Anstiege sind und auf welche Cut-Off Zeiten Du zu achten hast.
Du lädst Dir den GPX-Track für Deinen Garmin herunter, druckst Karten aus, laminierst sie, druckst die Höhenprofile aus, um alle wichtigen Informationen trotzdem noch einmal am Körper zu haben, wenn es dann wirklich los geht.
Und dann isst Du am Vorabend ordentlich, schläfst ausgiebig und bist bestens präpariert, wenn dann endlich der Startschuss fällt.

Es geht aber auch anders ...

Das habe ich nun bei meinen beiden letzten Läufen bewiesen. Beim Ticino-Trail beschloss ich am Freitag vor dem Start, dass ich es doch irgendwie in die schöne Schweiz schaffen könnte. Wichtig war nur, dass ich um 6.30 Uhr am Start sein musste, um mich noch schnell nachmelden zu können. Einzig meinem Lauffreund Achim Knacksterdt erzählte ich von meinem Spontan-Plan und hielt ihn per SMS auf dem Laufenden.
Mein Plan war, spätabends in Airolo zu sein, mir noch schnell ein Hotelzimmer zu nehmen und dann in der Frühe zu packen, nachzumelden und zu frühstücken. Kein schlechter Plan, fand ich.
Aber jeder Plan ist eben nur Theorie und so schreibt das Leben oft Geschichten, die Du eigentlich gar nicht erzählen willst.

Ich wählte einen DACIA Logan vom Hof als Transportmittel. Zugegeben, ein Abblendlicht war schon ein paar Wochen defekt, das wusste ich, ansonsten war aber alles in Ordnung damit. Die Klimaanlage funktioniert, das Auto fährt sparsam auf LPG und Musik ist auch drin. Alles im Plan also.
Ich war ungefähr 100 Kilometer vor dem Gotthard-Tunnel, als es dunkel zu werden begann. Und auch dunkel blieb. Ich brauchte zwar eine kleine Weile, um zu merken, dass nun auch das zweite Abblendlicht ausgefallen war, aber je dunkler es wurde, desto mehr wurde mir klar, dass ich so unmöglich noch bis Airolo fahren kann. Etwa 40 Kilometer vor dem Gotthard-Tunnel fand ich dann ein Hotel, das noch ein Zimmerchen für mich frei hatte und wo auch die Küche noch offen hatte.
Der Beilagensalat, für den man eine Lupe brauchte und die Nudeln mit Gemüse, die zwar nicht auf der Karte standen, die man mir aber anbot, waren lecker, allerdings auch sehr, sehr teuer. Ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben schon jemals ein so teures vegetarisches Gericht bekommen habe. Und definitiv auch kein so mengenmäßig kleines …
Aber es musste ja sein, dass ich dort blieb und so kann ich nicht sagen, welch üppiges Frühstücksbuffet mir dort entgangen ist, als ich um 5.30 Uhr, als es endlich so hell wurde, dass ich ohne allzu große Angst weiterfahren konnte, Richtung Gotthard-Tunnel aufbrach.
Nur 40 Kilometerchen bis dorthin, noch vor 6 Uhr dort – und dennoch gab es schon eine Blockabfertigung. Und die Zeit lief herunter, erbarmungslos. Und ich wurde nervöser und nervöser, hektischer und hektischer …

Ich simste Achim, dass ich wohl nur den Semi Trail machen kann. Kaum geschlafen, noch nicht vorbereitet, wahrscheinlich zu spät ankommend …
Aber dann ging es doch irgendwann durch den Tunnel und ich war dann gegen 6.45 Uhr am Ziel. Achim wartete schon auf mich und ich erzählte ihm erst einmal meine blöde Licht-Geschichte. Ich schrieb mich schnell ein und war dankbar, dass ich das trotz meiner Verspätung noch tun durfte. Und dann bin ich in den Frühstücksraum des Hotels gegangen, in dem die meisten unserer Familienmitglieder logierten.
Thomas Ehmke, Niels Grimpe-Luhmann, Didi Beiderbeck und viele mehr, um nur einige zu nennen. Dort bekam ich dann wenigstens etwas für den Magen, zwei Croissants und ein wenig Pfefferminztee.
Dann sah ich mir noch den Start des langen Trails an, begann, meine Sachen zu packen und begab mich in Ruhe zur Busstation, die uns zum Start des Semi Trails brachte. Beim langen Trail hätte ich sicher nicht starten können, so zeitlich eng wie alles war.

Im Ziel des Semi Trail Ticino.

Oder am vergangenen Wochenende. Da hatte ich vor, am Samstag mit dem Zug nach Lindau zu fahren, dort in einem nahegelegenen Dörfchen ein Auto zu übernehmen, nach Sonthofen zu fahren, um dann am Sonntag am Allgäu Panorama Ultra teilzunehmen. Birger Jüchter war da und dabei zu sein, wie seine „Birgit“ eine kleine Schwester bekam, das hätte schon etwas gehabt.
Aber da war doch noch der Mountain Man am Samstag. A bisserl höher, a bisserl schöner. Und dort lief Norman Bücher. Das wäre doch auch etwas, dachte ich und als ich die Chance hatte, schon am Freitagmittag mit einer Mitfahrgelegenheit (www.mitfahrgelegenheit.de) nach Ulm zu fahren, dort einen Zug nach Lindau zu nehmen, dann ein Taxi nach Hergensweiler, dort etwas Carboloading zu machen, um dann in die Schweiz zu düsen, immer Richtung Luzern bis nach Engelberg, da ergriff ich die Chance und wählte diese Variante.
Eine kurze Mail an den Veranstalter, der zurück schrieb, dass ich mich Samstag in der Frühe um 5 Uhr in der Talstation in Engelberg noch nachmelden dürfte, immerhin.

Mit Tankstopps, Verfahrern bei Luzern und sonstigen Hindernissen kam ich dann um 1.30 Uhr in Engelberg an. Zu spät für ein Hotel, also nur ein Nickerchen im Auto. Den Wecker hatte ich dann auf 4.45 Uhr gestellt, um mich dann umzuziehen und um dann pünktlich bei der Einschreibung zu sein. Diese Hektik, dieser ständige Zeitdruck und der Umstand, so wohl nicht meine innere Mitte gefunden zu haben, vielleicht waren es diese Punkte, die zu meinem Sturz kurz hinter der 20K Markierung führten.
Die rechte Seite aufgerissen, das ging ja noch. Aber ich hatte mir die Rippen so stark geprellt, dass ich nicht mehr tief atmen konnte. Und es wurde nicht mehr besser. Ich probierte es noch zwei Verpflegungspunkte lang, dann gab ich auf und stieg aus. Schade, ich wäre schon gerne auch ein „Mountain Man“ geworden …

Vielleicht würdest Du mir raten, etwas zu entspannen, um gut vorbereitet in die Events zu gehen? Ich würde Dir zustimmen, sicherlich. Aber wer mich näher kennt, der weiß, dass hektische Betriebsamkeit zu mir gehört wie die Schmeißfliege zur Kuh. Leider, daran darf ich noch arbeiten und wachsen …

Aber bei manchen Geschichten ist eben der Anfang der schönste Teil. So auch am vergangenen Wochenende. Ich suchte ja nach einer Mitfahrgelegenheit nach Ulm und fand etliche Angebote, von denen drei Stück zeitlich einigermaßen in meinen Plan passten. Die beiden ersten wären mir am Liebsten gewesen, weil sie schon am frühen Freitag morgen in Köln bzw. Erftstadt losgefahren wären. Aber der Eine meldete sich nicht, der Andere sagte mir ab.
Blieb also noch der Dritte. Abfart in Kerpen gegen 13.00 Uhr, spät, aber eben nicht zu spät, um noch nach Trübsee zu gelangen.
Daniel F. war schon am Telefon freundlich, herrlich unkompliziert und unser Deal war schnell besiegelt. Zwei weitere Mitfahrer nach Pforzheim und Stuttgart hatten wir auch noch an Bord.

Das Schönste dabei war: Daniel und die Mitfahrerin waren beides Läufer. Keine Ultras, aber immerhin. Etwas, was verbindet. Also redeten wir vom Kölner Women’s Run , ich zeigte die schönen rosa Fotos von Betti Mecking aus dem wunderbaren Facebook-Land und wir quatschten von anderen schönen Dingen bis hin zum Halbmarathon. Daniel hat sich den Halbmarathon in München für 2012 zum Ziel gesetzt.
Und ich erzählte auch ein wenig von den etwas längeren Läufen.

Daniel arbeitet bei der Bundeswehr und bildet dort Rekruten aus, auch in sportlicher Hinsicht. Und er hat selbst einen Coach, der die Rekruten-Ausbilder ausbildet und auf dem Stand der Wissenschaft hält. Und von diesem Coach erzählte er mir. Weil der auch läuft. Und auch die schmutzigen, langen und schmerzhaften Dinger wagt.
„Das muss auch ein interessanter Typ sein,“ dachte ich. Er hatte den Rekruten-Ausbildern erzählt und Fotos gezeigt vom TransAlpineRun, vom Marathon des Sables, er erzählte von Qualifikationspunkten und vielem mehr. Alles hat Daniel nicht richtig auf die Reihe bekommen, aber mir war schon klar, welches der Teamlauf war, wofür man die Qualifikationspunkte braucht und welcher Wüstenlauf das nur sein konnte.

Ich suche ja immer nach Gemeinsamkeiten bei den Menschen um mich herum. Und da bietet es sich doch an, auch zu erwähnen, dass man selbst einen Lauffreund hat, der sogar der Teampartner beim TransAlpineRun war, der zwar kein Soldat, aber eben Zivilangestellter bei der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck ist. Und während ich das erzählte, schlug Daniels Herz höer und er sagte mir, dass der, genau der, sein Coach sei. Der, von dessen Läufen er die letzte Viertelstunde erzählt hatte.
Heiko Bahnmüller, „der Sportlehrer“.
Ich war sprachlos.

Wie klein ist denn diese Welt?

Und dann erzählte ich ihm von Heiko, von unseren gemeinsamen Läufen, vom TAR, dem MdS und auch davon, dass ich ihn Ende August zu seiner größten Herausforderung begleiten darf, wenn es für ihn zum ersten UTMB geht.

Ob die abschreckenden Fotos von Füßen beim MdS meine waren oder die von Dr. Tilmann Markert weiß ich nicht, ich weiß nur, dass das eine Geschichte war, die wirklich nur das Leben schreiben kann. Ich fühlte Dankbarkeit und ein Glücksgefühl, das mich jetzt die Tage abzählen lässt, bis ich mich in den Flieger nach München / Genf setzen darf.

THE NORTH FACE ULTRA TRAIL DU MONT BLANC, ich darf Dich zwar nicht laufen, aber ich freue mich auf Dich, wie verrückt … !

Die TracKING App …

Erst Anfang Mai geboren ist die TracKING App von THE NORTH FACE schon ein Hit, nicht nur, weil man dort relativ leicht etwas gewinnen kann.
Vergleichen von Daten, Verknüpfen mit interessanten Details von Wikipedia und vieles mehr.

Nach dem Motto „Wer läuft, der fliegt …“ hat auch schon einer von unserer Familie etwas Großartiges gewonnen.

Wer und wo und was liest Du hier auf meiner Seite THE NORTH FACE UTMB.

So sehen Sieger aus …

Nach dem Frust von Chamonix hatte ich ja im letzten Blog-Beitrag versucht zu zeigen, wie schwer es mir gefallen ist, dort aufgegeben zu haben.
Viele fanden die Fotos, die vom akkreditierten Fotografen des TdG gemacht wurden, bewegend, offen und berührend.
Andere fanden es „unpassend“, so viele Emotionen öffentlich zu zeigen.

Wie dem auch sei, wie Du Dich selbst diesem Thema näherst, für mich steht fest, dass ich auch weiterhin die Emotionen zeigen will, auch wenn es besser positive Bilder sein sollten. Das tue ich vor allem, weil ich der Ansicht bin, dass ein Blog mehr sein soll als nur eine Online-Zeitung. Ein Blog soll zusammen bringen, ein Blog soll erklären …

Aber Emotionen sollten in so positiven Bildern wie denen vom Zieleinlauf von Thomas Ehmke daherkommen, Fotos, die ich in einem Web-Album zusammengefasst habe. Das Schönste daran ist, dass sich das größer gezeigte Foto ständig verändert, Du musst also nicht klicken, einfach ansehen, wie Thomas in Chamonix einläuft.

TDG – selten hat etwas so weh getan …

Manchmal muss man sich auch so etwas stellen. Manchmal ist es gut, wenn es richtig weh tut. Wenn Du an der Ziellinie stehst, Deine Freunde erwartest, die Kamera in der Hand und Dir bleibt nichts übrig als das Fotografieren.

Du selbst wärst auch so gerne über diesen roten Teppich gelaufen, Du selbst hättest gerne nicht die vielen Tränen vergossen, die seit Deinem Rennabbruch geflossen sind. Tränen, die immer wieder spontan kamen, wenn Du erzählt hast, warum Du abgebrochen hast, warum Du in der konkreten Situation am Berg der Meinung warst, abbrechen zu müssen.
Noch immer kannst Du Dir nicht wirklich erklären, was da in Deinem Kopf vorgegangen ist, warum Du alles, was Du weißt, in dieser Minute der Entscheidung vergessen hast, aber all das zählt nicht mehr.
Dann machst Du die Fotos, Aufnahmen, die von Glück erzählen, von Erfolg, von Liebe und vom Leben.

Und wieder weinst Du, Tränenbäche strömen aus Dir heraus, Tränen der Enttäuschung und Du umamst Deine Freunde auf dem roten Zielteppich und Deine Tränen vermischen sich mit deren Tränen des Glücks und der Erleichterung.

Noch immer weiß ich nicht wirklich, was in mir, bei mir und mit mir passiert ist, dort, am Berg hinter Niel. Aber Stück für Stück nähere ich mich der Antwort, aber davon erzähle ich in einer anderen Geschichte …

(Klicken zum Vergrößern ... )

… und die Fotos vom Zieleinlauf von Uwe Herrmann und Thomas Ehmke gibt es auch erst nächste Woche.