Merci, merci, für die Stunden …

Kölnpfad9 Kölnpfad6Wenn es nur der Eine war, der eine Moment der Zufriedenheit, jener, in dem ich der Gesamtsiegerin Tini (Kristina Tille) und dem Sieger des Bewerbs der Männer, Christoph Janthur, ihre in Holz gefassten KÖLNPFAD-Fliesen und ihre silbernen KÖLNPFAD-Gürtelschnallen überreichen durfte, dann wäre es all die Mühe wert gewesen, die ich in den letzten Monaten in dieses Event gesteckt habe.

Es war ein großartiges Event an einem denkwürdigen Wochenende, an dem Deutschland einen neues Hitzerekord bekam. Aber musste das ausgerechnet bei meiner Premiere passieren?
Vieles lief nach Plan, aber einiges auch nicht. Manches davon wusste ich vorher und hatte es mangels Zeit oder Etat nicht geschafft, vieles von dem, was verbesserungswürdig gewesen wäre, ahnte ich aber vorher nicht.
Nun soll man aus solchen Dingen für die Zukunft lernen und sie nicht thematisieren, ich belasse es deshalb dabei, zu sagen, dass es in 2016 Verbesserungen beim KÖLNPFAD geben muss und wird.
Später gehe ich darauf noch im Detail ein.Kölnpfad3 Kölnpfad1

Knapp 70 LäuferInnen, inclusive der beiden WahlschweizerInnen Ricarda Bethke und Jens Vieler, die erst am Abend der Pastaparty zu uns gestoßen sind, waren als Einzelstarter gemeldet, dazu sechs Staffeln und der Aussicht auf eine siebte.
Eine sensationelle Zahl, von der ich vorher nicht zu träumen gewagt hätte.
Aber dann kamen krankheitsbedingte Absagen und dann kamen die Wettervorhersagen. 39 Grad! Im Schatten! Und Schatten gibt es auf weiten Teilen des „Pfads“ nicht.

Am Ende starteten Mitte 40 „öm Kölle heröm-Läufer“, die ich später dann „Helden der Gluthitze“ genannt habe. Und aus den 6 Staffeln wurden fünf und das auch nur, weil zwei Läufer (Birger und Dennis) von der großen Runde auf eine Staffeletappe herunter gegradet haben. Einer davon lief dafür seine Etappe gleich zwei Mal. „Das Auto holen,“ wie er sagte.

„Ultraläufer sind anders,“ heißt es. Und das stimmt. Ultraläufer helfen sich gegenseitig, wo sie nur können. Und so wurden aus den offiziell vier Verpflegungspunkten … viele.
Und die wenigsten davon wurden von den KÖLNPFAD-Volunteers betreut.

Udo Kamps erfand eine Wasserstelle bei km 87,5, nachdem er als Startläufer eine Etappe weit gerannt ist. Das war der „Stand der Kinder“, Kinder, die zufällig vor Ort waren und fasziniert und begeistert den Läufern applaudierten. Es entstand dabei nicht nur ein legendäres Foto mit dem knienden Udo, es wurde auch mein Satz des Wochenendes als Frage gestellt: „Müssen die Läufer keinen Mittagsschlaf machen?“
Kölnpfad2Und Ralf Behrend zelebrierte einen, etwa 15 K vor dem Ziel, mitten im Wald, mitten in der Nacht. Und was für einen! Da gab es nicht nur eine lange mit flackernden Kerzen beleuchtete „Einlaufspur“, Ralf hatte zu Hause extra Handtücher ins Gefrierfach gepackt und diese dann, bretthart, den Läufern übergeben.
Welch ein Luxus. Und was für ein Segen bei nächtlichen immer noch 25 Grad!

Alle anderen Labestationen wurden von den Support-Crews der Läufer oder von einer Etappenläuferin betrieben, das offizielle Fotografenteam packte sich ein paar Kanister Wasser ein, alles half allen.
Und ohne diese zusätzlichen, teils mobil den Läufern folgende, Wasserstellen wäre wohl kein einziges Finish zu feiern gewesen.

Allen, die das möglich gemacht haben, danke ich von Herzen. Ihr habt damit auch mein Wochenende erhellt und den Glauben an Solidarität gelebt.Kölnpfad11 Kölnpfad8 Kölnpfad5
Aber auch die offiziellen Verpflegungsstellen gaben mehr als nur „Routine“.

Der VP1 wurde von Susanne Alexi und Florian Bechtel betreut. So weit, so gut. Anschließend aber übernahm Susanne noch die Fahrradbegleitung für Thorsten Stelter, der am Ende sensationell Dritter bei den Herren und Gesamtvierter werden sollte.
Florian übernahm noch für einige Stunden einen Extra-VP, ein echter Support-Profi eben. Nun freut sich Florian auf seinen eigenen Start beim KÖLNPFAD 2016. Und ich freue mich auf ihn.

Der zweite Verpflegungspunkt wurde vom TV Altendorf-Ersdorf belebt. Erst waren Jürgen Bäcker und seine Tochter dort, dann Anja und Andreas Klotz. Den Abschluss bildete dann Monika, eine ganz erfahrene Supporterin.
Und alle fünf, selbst bestenfalls Marathonis, waren „angefixt“ von der Freundlichkeit der Läuferinnen und Läufer, von der Ruhe, die ausgestrahlt wurde, von den Geschichten, die sie gehört und erlebt haben und natürlich von den außergewöhnlichen Leistungen unserer Helden auf dem Trail.
Spätestens jetzt muss es sich für Jürgen und den Rest des Vorstands des TV Altendorf-Ersdorf, gut und richtig angefühlt haben, die offizielle Trägerschaft des KÖLNPFAD-Ultralaufs übernommen zu haben.
Danke an dieser Stelle an die Vorsitzende, Hanna Esser, und an ihr Team!

Der dritte Verpflegungspunkt wurde von echten Profis gemanagt. Michael Irrgang und seine Frau hatten die Mammutaufgabe, einen Stand ab 16 Uhr bis weit nach Mitternacht zu betreuen. Zudem war Michael, selbst Lauftrainer, Ultralauf-König und Fixpunkt unseres gemeinsamen Hobbies, auch mein Berater, als es draußen immer heißer wurde und sich in meinem Kopf immer mehr Sorgen türmten.
Aus diesen Gesprächen heraus entstand auch die Einsicht, dort am VP3 auch einen 100 K – Bewerb enden zu lassen. Jens und Ricarda hatten von Anfang an „nur“ vor, diese 100 K zu laufen, Rob, Jörg, Patricia, Dietmar, Nile und Betty nahmen das Angebot, dort zu finishen, gerne an.
Die Rückfahrt zu viert im Sprinter mit nur drei Plätzen war gewöhnungsbedürftig, aber wer fragt in der tiefen Nacht nach 3.00 Uhr danach …?

Den vierten und letzten Verpflegungspunkt hatten die Citytrail Cologne Runners um Thomas Wimmer übernommen. Eine besonders schwierige Sache, da die Öffnungszeit der Ladestation immens lang, die Anzahl der zu betreuenden Läufer aber nur noch gering war.
Mit etwas Schlaf gut durch die Nacht kommen war die Devise, „klasse gemacht“ war meine Wertung.Kölnpfad7

Aber da waren doch noch mehr Leute? Natürlich.

Christoph Mintgen, zum Beispiel, der außer eine Etappe zu laufen, auch immer präsent war.
Tobi Schreiber, der den Sprinter gefahren und die VPs auf- und abgebaut hat. Dass obendrein noch viel geschleppt werden musste, sei nur nebenbei erwähnt.
Und dabei wiegt ein 8 Liter Kanister Wasser in der Hitze mindestens drei Mal so viel.
Oli Witzke, der „Läufer Bespaßer“, half am VP1 aus und machte sich dann als mobile Zapfstelle mit Wasser, Apfelschorle und Salztabletten auf Läuferverfolgung.
Kölnpfad4Dorothea Gierra war die Professionellste von uns. Sie begrüßte die Ankommenden, machte den Check-In, verteilte, fand immer alles für mich, was ich in meiner Hektik suchte. Und ich suchte oft. Meist das, was eben erst wiedergefunden wurde. Dorothea, ich bewundere Dein fotografisches Gedächtnis!
Und nebenbei, neben ihrer 48h-Schicht, lernte ich viel von ihr und von ihrem Leben.
Vor allem Gabi, meine „besseren Zweidrittel“, knüpfte an die Gespräche an, die wir mit ihr vor Monaten auf Gran Canaria begonnen hatten.

Und da wäre ich auch schon bei der Letzten, meiner Besten.
Über Monate musste sie meine Launen ertragen, wenn es hier oder da wieder eine Absage gab. Unsere ehelichen Gespräche drehten sich irgendwann nur noch um den KÖLNPFAD. Und sie plante mit, sie shoppte mit, sie räumte mit, sie putzte mit und all das mit ihrer unvergleichlich positiven, freundlichen Art. Sie war im Start/Zielgebiet, an VP2, sie holte Läufer ab und sie flog mit Frank Woossmann Richtung Kölner Hauptbahnhof, während ich schlief. Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, ich würde das glatt noch einmal tun …

Ohne all die genannten und ungenannten lieben Menschen wäre es nicht möglich gewesen, ein Event zu erleben, dass förmlich nach einer Wiederholung schreit. Wieder im Juli. Wieder in Köln-Dünnwald. Wieder auf dem KÖLNPFAD.
Hoffentlich dann aber mit einer etwas abgedunkelten Sonne, vielleicht sogar bei bestem Läuferwetter?

Früh Sport wird wieder dabei sein, „frappant“ auch, hoffentlich auch Sponser mit seiner fein austarierten Ultraläufer-Nahrung.
Ein Tracking-System wird wahrscheinlich dabei sein, mindestens jedoch ein elektronisches Zeiterfassungssystem, damit die Zwischenergebnisse online einsehbar sind.
Nie, wirklich nie, hätte ich gedacht, dass sich so viele Menschen für solch ein Rennen interessieren!

Außerdem wird ein Getränkewagen mit kalten Getränken die Strecke halbieren, vielleicht gibt es sogar einen Luxus-Verpflegungsstand, vielleicht von „frappant“, vielleicht von einem anderen Restaurant.

Pläne und Ideen gibt es also genug, lassen wir diese Träume fliegen, hauchen wir ihnen Leben ein!

Vorher werden wir öfters zu „Little KÖLNPFAD“ Testläufen einladen und die Markierungen überprüfen und erneuern, damit auch an dieser Stelle alles passt..

Dann ist ein Dach über dem Event, ein Schirm, der das Event beschützt.
Und für diesen Schirm suche ich in den nächsten Monaten noch einen Herren.

Einen Schirmherren …
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„Ich komme zum Schluss!“

RBWKurt Tucholsky hat in dem unter seinem Pseudonym Peter Panter veröffentlichten Text „Ratschläge für einen schlechten Redner …“ darauf hingewiesen, dass wir Brillenmenschen stets gut daran tun, zu geschichteln. Und es stimmt.

Wer kann denn den RheinBurgenWeg-Lauf begreifen, wenn er nicht die Historie des Laufs kennt?
Wenn er nicht weiß, dass er auf der gegenüberliegenden Rheinseite entstanden ist, als Achim Knacksterdt in einer kalten und schneebedeckten Nacht von dem parallel zum Rheinsteig verlaufenden RheinBurgenWeg erzählte …
Wenn er nicht weiß, dass bei der Erkundung weite Strecken unter Wasser lagen und wie schwer es war, damals überhaupt an den Rhein heran zu kommen?
RBWAber ich wollte ja zum Schluss kommen …

Einen Lauf zu beschreiben, den man selbst mitorganisiert, bei dem man die Teilnehmer mit auswählen darf, das ist schon eine ganz spezielle Aufgabe. Aber ich will mich daran versuchen. Jetzt und hier.
RBWDer RheinBurgenWeg-Lauf ist einfach ein langer Lauf in beginnenden Frühling, bei dem sorgsam ausgewählte Ultraläufer (Amerikaner würden sagen „hand-picked“) gemeinsam aus dem Winterschlaf erwachen wollen und die ein gutes Training für die großen Läufe, die vor all diesen Menschen stehen, brauchen.
Nicht alle sind Facebook-Jünger, wohl aber die meisten.
Nicht alle sind gut mit mir bekannt, aber auch hier wohl die meisten.
Aber alle sind wir Teil der großen Ultraläufer-Familie, wir alle wohnen im gleichen Haus.
Da dieses Haus aber drei Geschosse hat, haben wir beim RBW-Lauf drei Gruppen eingerichtet. Jenseits von „höher, schneller, weiter“ wollen wir das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, mit den einzelnen Läufern reden, woran ich in meiner Gruppe allerdings grandios gescheitert bin, zu schnell zerteilte sie sich und zog sich deutlich in die Länge, wir wollen, dass die Läufer untereinander reden, sich vernetzen, gemeinsam Pause machen und herrliche Blicke über den deutschesten aller Flüsse, den deutschen Rhein, der in der Schweiz entspringt und in den Niederlanden endet, genießen.
RBWIn den drei Geschosse des gemeinsamen Läufer-Hauses wohnen unten die Schnellen, die wir in einer Gruppe zusammengefasst haben, die diese 110 Kilometer mit ordentlich Höhenmetern in 14 Stunden bewältigen sollen. Wir, die wir weiter oben wohnen, beneiden die Schnellen oft ein wenig, weil sie nur die Schiebetüre aufschieben müssen und sofort auf den Trails vor dem Garten sind. Aber ich weiß auch, dass uns die Erdgeschoss-Bewohner auch manchmal um unsere schönen Balkone und Dachterrassen beneiden und um den Ausblick von da oben. Tom Siener führte diese Gruppe an, obgleich die meisten den Weg schon aus den Vorjahren kannten.
In der Mitte wohnen die, die zügig unterwegs sind. Deren Aufgabe war es, die Strecke in 17 Stunden hinter sich zu bringen. Achim war der Gruppenkopf dieser Truppe und die Fotos, die ich von dieser Gruppe gesehen habe, zeigten entspannte Menschen, die keinesfalls gestresst oder überfordert wirkten.
Und ganz oben, in den Wohnungen mit den Dachterrassen, wohnen eben die meisten Läufer. Läufer, die es gemütlich angehen lassen wollen oder müssen. Kurz vor dem Start sind manche noch von der Mitte nach oben gezogen, sodass wir allein in dieser Gruppe 27 Läufer waren, die da am Koblenzer Hauptbahnhof Richtung Bingen gestartet sind.
Und viele davon gehörten schon zum „Inventar“ des Laufs.
RBWIch wollte zum Schluss kommen, daher ziehe ich schon jetzt ein Fazit.

Der RheinBurgenWeg-Lauf ist ein kleines Gebilde aus einzelnen Elementen. Drei Gruppen, maximal 50 Läufer, allesamt wunderbare Menschen mit großartigen Events auf ihren jeweiligen „Lauf-Kerbhölzern“, drei Verpflegungspunkte, wobei der mittlere auf dem Schloss Rheinfels mir jedesmal aufs Neue kleine Freudentränen aus den Augen drückt, Läuferinnen und Läufer, die wenigstens ein Mal im Jahr ohne Wettkampfgedanken sehr lange, ultralang, unterwegs sein wollen.
Freundliche Gesichter, interessante Geschichten, viele „hugs“ und manche „kisses“, die Chance, einen Verpflegungspunkt mal ausgiebig anzusehen, eine Halle am Ende zum Duschen und für einen kleinen Power-Schlaf und dann ein gemeinsames Frühstück mit Blick eben auf diesen Rhein, an dem wir gerade erst so lange entlang gelaufen sind.

Für mich persönlich ist der RBW-L aber auch die Chance, manche Menschen wieder zu sehen und zu sprechen, denen man, weil sie weiter weg leben, seltener begegnet. Und es ist auch eine Chance, diese langjährige Freundschaft mit meinem Laufkumpel Achim stets neu zu vertiefen.
Für mich ist es ein Wochenende voller Freude und daher gibt es hier mein Bekenntnis:
Diesen Lauf wird es geben, so lange ich laufe. Oder lebe?
Aber ist das nicht irgendwie auch das Gleiche?

Danke an alle, die dabei waren, bis 2015!

„Füße tragen Leben“ 2014

„Wenn wir jeder von uns bei uns selbst anfangen, uns zu bessern, und wenn wir uns zuerst selbst bessern, jeder von uns, dann kommen wir mit Gottes Hilfe zum inneren und äußeren Frieden.“ (Konrad Adenauer)

Stell‘ Dir eine Welt vor, in der es normal wäre, dass die, die reden können, denen zur Seite stehen, die stumm sind, stell‘ Dir eine Welt vor, in der es normal wäre, dass die, die sehen können, denen zur Seite stehen, die blind sind.
Und stell‘ Dir eine Welt vor, in der es normal wäre, dass die, die laufen können, denen zur Seite stehen, die schwächer sind.

Spendenlauf für den Bunten Kreis

„Frühchen“ sind schwach und deren Familien brauchen jede Menge Hilfe, finanzielle und ideelle, moralische und tatkräftige. Das beginnt schon vor der Entbindung und kurz nach der Entbindung, wenn die Verwandten und Bekannten es kaum wagen, den Eltern zur Elternschaft zu gratulieren, weil sich niemand sicher ist, ob das teilweise so unglaublich winzige Baby auch am nächsten Tag noch am Leben ist, wenn die Verwandten und Bekannten sich nicht trauen, mit einem Strauß Blumen in das Krankenhaus zu fahren, gepackt mit Babywäsche für die ersten Monate.
„Frühchen“und ihre Familien bleiben da oft allein, genauso alleine wie in den Monaten danach, wenn es darum geht, die Defizite, die das „Frühchen“ hatte, aufzuholen.

Und genau in diese Einsamkeit greift der BUNTE KREIS ein. Der BUNTE KREIS kümmert sich mit finanzieller Hilfe, mit Beratung und mit medizinischer Unterstützung vor allem um diese Familien. Und diese Familien sind und bleiben dem BUNTEN KREIS dann meist dauerhaft dankbar und verbunden.
Und der BUNTE KREIS, einst in Augsburg gegründet, wo auch heute noch der Hauptsitz der Organisation ist, erreicht in den letzten Jahren immer mehr Städte, immer mehr betroffene Familien.

Der BUNTE KREIS BONN/BAD NEUENAHR, für den ich ja schon im Vorjahr Gelder erlaufen habe (250 Miles Thames Ring Race 2013) macht da keine Ausnahme, auch er vergrößert sich. Und das gleich doppelt, in den Norden und in den Süden.

So betreuen Inka Orth und ihr unermüdlich arbeitendes Team nun auch über die Asklepios Klinik St. Augustin auch die Städte Sankt Augustin und ganz neu seit diesem Jahr über die Uniklinik Köln auch die Stadt Köln im Norden und im Süden über das Gemeinschaftsklinikum Koblenz – Mayen, Kemperhof Koblenz auch die Stadt Koblenz.

Und da fielen Max Biniek vom BUNTEN KREIS und mir zwei passende Worte dazu ein: „Grenzen erlaufen“. Und ein Projekt: „Grenzen erlaufen“.

Wir alle, die wir Ultraläufer sind, kennen das. „Grenzen erlaufen“ bedeutet für uns, unsere eigenen Grenzen zu finden, zu testen und nach Möglichkeit ein wenig zu verändern.
Beim nächsten Projekt „Grenzen erlaufen“ bedeutet das für mich, dass ich die Grenzen des Gebiets des BUNTEN KREISES KÖLN/BONN/KOBLENZ erlaufen möchte. Und Du merkst schon, dass das mehr sein kann, als „nur“ den Weg am schönen Rhein entlang zu nehmen.
Da ist der Rheinsteig rechtsrheinisch, da ist der RheinBurgenWeg linksrheinisch und da sind Teile des Kölnpfads im Norden. Nicht alles werde ich nutzen können, aber wir werden in den nächsten Wochen eine anspruchsvolle Route festlegen, die zumindest diese Fixpunkte verbindet:

1. Start wird an der „Großen Blumenwiese“ in den Bonner Rheinauen sein.
2. Es wird einen kurzen Halt in der Asklepios Klinik St. Augustin, Arnold-Janssen-Straße 29, Sankt Augustin, geben.
3. Ich werde die Uniklinik Köln, Kerpener Straße 62, Köln, anlaufen, um mich dort zu verpflegen.
4. Im Süden werde ich das Gemeinschaftsklinikum Koblenz – Mayen, Kemperhof Koblenz besuchen.
5. Das Ende der Reise wird in Bonn sein, mitten auf dem Marktplatz.

Um dem Ganzen aber einen größeren Rahmen zu geben, findet der Lauf in Zusammenhang mit einem 4-Stunden-Rundenlauf für Schüler Bonner Schulen in den Bonner Rheinauen statt. Ich werde dort erst einmal drei Stunden lang gemütlich mit den großen und kleinen Schülern Runden laufen, um dann ab 12 Uhr auf meine große Runde zu gehen. Die Schüler können dann noch eine weitere Stunde lang Runden laufen, ich werde dann Richtung St. Augustin unterwegs sein.

Stattfinden wird das Projekt am letzten Donnerstag vor dem Ferienbeginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen, also am 03. Juli 2014 und das Ende meines Laufes ist für Samstag, 05. Juli 2014 gegen 16 Uhr geplant. Mir bleiben neben den drei Stunden „Runden drehen“ weitere 52 Stunden Zeit für eine Runde, die wir so erstellen werden, dass sie etwa 230 bis 250 Kilometer lang sein wird.
Ein Hauch vom JUNUT also, wenngleich die Stopps in St. Augustin, in Köln und in Koblenz Zeit kosten werden.

Ziel des Projektes ist es natürlich, möglichst viele Spendengelder zu erlaufen.
Die Eltern, Großeltern und Verwandten der Schüler dürfen dabei für deren Runden spenden, zugleich wird es auf dem Spenden- bzw. Rundenformular ein Feld geben, mit dem man auch für meine Kilometer und für mein Finish spenden kann.

Dabei werden wir meine Kilometer dieses Mal nicht fest vergeben, sondern jeder, der auf meine Kilometer spendet – und da ist jeder glatte EURO-Betrag willkommen – wird auf dem Laufshirt vertreten sein, sofern die Zusage zur Spende rechtzeitig vor dem Druck eintrifft.
Noch ist ja ausreichend Zeit, um viele Namen darauf zu verewigen, aber es ist ja oft so im Leben, dass die Zeit schneller vergeht, als es einem lieb ist.

Vielleicht begleitet mich sogar der Eine oder Andere auf der einen oder anderen Etappe des Laufs. Gemeinsam „Grenzen erlaufen“ macht halt schon mehr Spaß, finde ich.
Und so will ich, während ich die „Grenzen erlaufen“ werde, meinen Beitrag dazu tun, denen zur Seite zu stehen, die schwächer sind, denen zur Seite zu stehen, die unser aller Hilfe benötigen, denen zur Seite zu stehen, denen man trotzdem einen guten Start ins Leben ermöglichen kann.

Wenn Du das Projekt unterstützen willst, dann teile diesen Artikel. Oder „like“ und teile die Facebook-Seite „Füße tragen Leben“. Oder beides. Oder mehr …

Das ist das Anschreiben an die Bonner Schulen (jeweils klicken zum Vergrößern!):
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Täglich 63 Mal „Danke“ …

Alle Jahre wieder, wenn die Silvester-Raketen abgeschossen sind, die Sektflaschen bis auf den letzten Tropfen geleert wurden und der anschließende Kater entweder auskuriert oder durch das Laufen verschwunden ist, dann gibt es von WordPress.com ein paar Zahlen zum vergangenen Jahr.
Die emsigen Statistik-Elfen fertigten wieder einen Jahresbericht dieses kleinen Blogs für das Jahr 2013 an.

Hier ist ein Auszug:

Die Konzerthalle im Sydney Opernhaus fasst 2.700 Personen. Dieses Blog wurde in 2013 etwa 23.000 mal besucht. Wenn es ein Konzert im Sydney Opernhaus wäre, würde es etwa 9 ausverkaufte Aufführungen benötigen um so viele Besucher zu haben, wie dieses Blog.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

Ich bin sehr dankbar, dass Du, dass Ihr regelmäßig hier an dieser Stelle wart. Eure Anregungen, Eure Kritik und natürlich vor allem Eure Beteiligung machten es mir leichter, diese Seiten zu schreiben.
Oft hatte ich dabei eine Schreibblockade, vor allem im Sommer, als ich mit dem Darmvirus aus Nepal überhaupt nicht fertig zu werden befürchtete. Und natürlich auch im für mich beruflich so anstrengenden Weihnachtsgeschäft, in dem auch der eine oder andere Beitrag ausfallen musste.

Jetzt, im neuen Jahr, im „Year of the PTL“, werde ich wieder eifriger sein …

Danke für das Lesen, danke für das Teilen, danke für das Empfehlen

Der Mann, der bei uns Hans Esser war …

Am 1. Oktober 2012 feierte Günter Wallraff seinen 70. Geburtstag.
Aus diesem Anlass wurde sein Buch „Der Aufmacher – Der Mann, der bei BILD Hans Esser war“ neu aufgelegt und das endlich in einer unzensierten Version.
BILDDieses Buch schrieb bei der Ersterscheinung 1977 Presse- und Verlagsgeschichte und schlug wie eine Bombe ein. Es war Günter Wallraffs legendärer Bericht aus dem Innern der Bild-Zeitung, Wallraff beschreibt in diesem Buch, was er als Bild-Reporter „Hans Esser“ erlebte.
Und der Springer-Konzern schlug zurück, setzte Spitzel und Detektive auf ihn an, verleumdete Wallraff als »Lügner«, »Psychopathen« und »Untergrundkommunisten« – und klagte in mehr als einem Dutzend Verfahren gegen den »Aufmacher«. Obwohl der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht Wallraff am Ende in entscheidenden Punkten Recht gaben, blieben viele Passagen in dem Buch verboten.
Dass sich Wallraff damals auch mit Geldern von „ganz unten“ finanzieren ließ, also von der „Staatssicherheit“ der ehemaligen DDR, schmälert nicht seinen Erfolg. Das Buch war und bleibt ein Glanzstück des investigativen Journalismus und wir alle wünschten uns mehr davon.

„Der Mann, der bei uns Michael Esser war“ hätte auch meine Geschichte heißen können, eine Geschichte, die sich um Stolz und Erfolg, um Scheitern und Aufstehen dreht, eine Geschichte von guten Freunden und von drei Menschen, von denen einer noch ein wenig verrückter ist als der andere. Aber nun mal alles der Reihe nach …

Es begann mitten in der Nacht beim Einladungslauf von Martin Urlaub auf einem Teil des Westfalenwegs von Schwerte nach Hattingen. Ich konnte arbeitstechnisch bedingt erst ab der Tankstelle zur Gruppe stoßen, die den ersten Verpflegungspunkt bildete. Und dort hörte ich, dass das Team der „schleichenden EMUs“ beim PTL 2013 zerbrochen ist. Michael Esser hatte sich vor Wochen schon aus dem Team verabschiedet. Und alle wussten es, nur ich nicht.
Ich hatte noch einen Tag zuvor mit Uwe Hermann in einer anderen Sache telefoniert und keinen Ton davon erfahren, wahrscheinlich, weil er dachte, dass ich diese Situation sicher kennen würde.
2011 hatte ich mit Uwe Hermann, dem „U“ der „EMUs“ und Eric Tuerlings, dem „E“ der „EMUs“ ein Erkundungswochenende im Aostatal verbracht und wir hatten uns, welch ein Wunder, weder gegenseitig die Gabeln ins Fleisch gestochen noch sind wir uns danach aus dem Weg gegangen. Nein, es war ein fantastisches Wochenende, an das wir uns alle noch heute gerne erinnern. Zwar hatte es 2011 beim TdG dann für Eric und mich nicht zum Finish gereicht, Uwe aber erledigte das mit Bravour und Eric korrigierte dieses Scheitern in 2012 mit seinem Finish an gleicher Stelle. Nur ich blieb ein Gescheiterter.
Aber wenn Michael Esser, der das „M“ zu den „EMUs“ beisteuern sollte, nicht laufen kann, vielleicht kann ich dann der Michael Esser des PTL-Team der „schleichenden EMUs“ sein, dachte ich. Und dann diesen Wahnsinnslauf mit diesen tollen Jungs finishen, das wäre doch was!
Offiziell ummelden ging zwar nicht mehr, die Fristen dafür waren knapp verpasst. Aber es gibt ja immer noch ein Leben außerhalb von offiziellen Regeln und Regularien.

Uwe und ich gingen also zum Boss des gesamten UTMB-Events, zu Jean-Claude, mit dem ich vor Jahren schon einmal beim Frühstück saß und ein paar Worte wechseln konnte. Wenig genug, dass er mich nicht mehr kannte, aber dennoch ausreichend, dass in seinem Hinterkopf eine Ahnung von Bekanntheit entstand. Er sagte sofort zu und wir änderten den Namen Michael Esser in Thomas Eller und änderten auch die Telefonnummern, die bei der Organisation für jeden Läufer hinterlegt waren.
Ob es an der Zustimmung von Jean-Claude lag, an der immens ähnlichen Namesgebung von Michael und mir oder ob es einfach ein Versehen war, dass ich mit der Einschreibung beim PTL nicht aus der Starterliste des UTMB gestrichen wurde, weiß ich nicht, es war jedenfalls so, dass ich auch weiterhin noch als UTMB-Starter geführt wurde.
Auf dem „Dossart“, der Startnummer, stand aber Michael Esser. Da war ein Neudruck in so kurzer Zeit nicht möglich, also war ich im Team der „schleichenden EMUs“ der Michael Esser und so ging es mit den beiden nach „ganz oben“.PTL

Der PTL, der „kleine Spaziergang des Léon“, startete am Montagabend um 22 Uhr. 91 Teams nahmen daran teil, die meisten als Dreierteams, manche aber auch nur als Zweierteams. Eine eher kleine Veranstaltung also, aber der Start war tatsächlich atemberaubend. Nicht nur, dass alle, wirklich alle Mitbewohner des „Deutschen Hauses“ in Chamonix da waren, um dem einzigen deutschen Team die Daumen zu drücken, wobei der nominelle Niederländer Eric wegen seiner langen Wohntradition in Deutschland der Einfachheit halber von uns eingebürgert wurde, was ja auch gewissermaßen zu Recht geschah, immerhin wollen meisten der wenigen Einwohner von Reichweiler, dass Eric deren Bürgermeister sein sollte. Eric hat mit seiner Arbeit dort und auch mit dem K-UT, dem Keufelskopf-Lauf, diesem Städtchen so viel Sympathie gebracht, dass Reichweiler nun zumindest in Trailrunnerkreisen eine Art Mekka des Traillaufens geworden ist, ein unübersehbarer Punkt auf der Trail-Landkarte, der vor Eric einfach nicht präsent war. Und wenn im kommenden Jahr beim K-UT auch noch die offizielle DUV-Meisterschaft im Traillaufen ausgetragen wird, dann erhebt sich Reichweiler noch höher über die unzähligen anderen Kleinstädte, deren Trails unbelaufen, unbeweint und unbezwungen im Dunkeln vor sich hin trauern.

Die ganze Stadt Chamonix war auf den Beinen, um die 91 Teams auf ihre lange Reise zu schicken, 91 Teams, von denen allerdings die meisten nicht ankommen würden, das war von Anfang an klar. 49 Teams schafften die ungefähr 288 Kilometer lange hochalpine Strecke, die „schleichenden EMUs“ aber waren nicht darunter. Schade, wirklich schade. Dieser Traum zerplatzte sehr früh wie eine Seifenblase, die gerade eben noch in großer Stärke regenbogenfarbig schimmerte und dann nach einem kleinen „Plopp“ in sich zusammen fällt.
Dass dieser Bewerb so viel Beachtung bei der dortigen Bevölkerung findet, hätte ich nicht gedacht und mir kamen schon die Tränen, als wir kilometerweit durch ein Spalier von Menschen gelaufen sind, die uns alle „courage“ gewünscht haben, die applaudierten, winkten und jubelten. Kinder hielten ihre Hände zum Abklatschen hin und manche der Zuschauer standen erst in der Fußgängerzone und sind dann schnell noch den Berg nach oben gelaufen, um uns erneut zu sehen, als wir nach einer Biegung dort ankamen.PTL

Dass unser Team und unsere Situation von Anfang an unter keinem guten Stern stand sei aber auch erwähnt. Kaum waren wir aus Chamonix heraus und verschwanden im Wald, wollte ich die Stirnlampe anschalten, aber nichts tat sich. Später tauschte ich dann die Batterien aus, weil ich dachte, dass sich diese entladen hätten, wieder tat sich nichts. Die zweite Stirnlampe hatte ich im Auto gelassen und dafür lieber eine LED Stablampe mitgenommen, ideal zum Leuchten und Suchen, aber in Verbindung mit Treckingstöcken war das keine gute Alternative.
Am Ende lösten wir das Problem mit einer Mischung aus der Verwendung der Stablampe, teilweise bin ich in Erics Lichtkegel gelaufen und irgendwann habe ich Erics Ersatz-Stirnlampe bekommen. Dafür ist man ja ein Team, aber meine Sorgen wuchsen.
Sie wuchsen auch, weil Eric einige fatale Sätze sagte. Ob er das nur zu unserer Motivation tat oder wirklich daran glaubte, weiß ich nicht, ich jedenfalls empfand manches als unpassend und unüberlegt. Der Satz, der mich am meisten irritierte, war dabei dieser: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, hier nicht zu finishen!“
Ich konnte das schon. Und als Eric dann vorschlug, wir sollten nicht auf die Schlusszeit Sonntag 14 Uhr zielen, sondern auf ein Finish am Samstagabend, da wurde mir richtig unwohl. Uwe würde ich so etwas zutrauen, bei Eric war ich mir da gar nicht sicher. Zwar ist er hartnäckig, konsequent und zäh, aber er ist, wie ich, eher langsam. Und bei mir fielen mir die vielen Tausend Höhenmeter ein, die ich in der Vorbereitung auf den UTMB 2013 nicht gemacht hatte.

Bedingt durch den Darmvirus aus Nepal war ja in Andorra statt nach 170 Kilometern schon nach 20 Kilometern Schluss, beim Pitztal Gletscher Event habe ich mich von der 95 Kilometer Distanz schon vor dem Event auf die Marathonstrecke zurückstufen lassen und beim Eiger Ultra Trail war schon nach 16 Kilometern Schluss, weil der Virus wieder zugeschlagen hatte. Und dann sollten wir beim PTL schnell sein?

Für die erste Nacht auf den Dienstag war Regen vorhergesagt, zu unserer großen Freude blieb es aber trocken. Und am Dienstag wurde es sogar warm, fast heiß. Erst als wir gegen 14 Uhr vom Berg herunter zum tiefsten Punkt des gesamten Parcours herunter gekommen waren, zu dem Punkt, an dem Eric im Vorfeld eines von insgesamt fünf Verstecken eingerichtet hatte, Verstecke, in denen sich eine 1,5 Liter Flasche Coca-Cola, TUC Kekse, M&M Snacks und Mars Riegel unf für Eric eine Flasche Bier finden ließen, begann es dann doch zu regnen und wir zogen die verschwitzten Sachen aus und die Regensachen an. Und nach einer kleinen Pause ging es weiter, von da an nur noch rauf.

War der Weg bis dahin sehr gewöhnungsbedürftig, da waren Klettersteige, die Dich langsam gemacht haben, auch, weil sich ständig Schlangen davor bildeten. Immerhin waren einige der Läufer eben keine Bergsteiger und hatten schlichtweg Angst. „Gelbe Nummernschilder“ eben, gewissermaßen, ohne den Niederländern zu nahe treten zu wollen. Und da waren auch Leitern, Spalten, über die gesprungen werden sollten und Steinpassagen, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Das Resulat für uns war, dass wir sage und schreibe 13 Stunden und 45 Minuten für unseren ersten von etwa sieben Marathons brauchten. Der Besenwagen beim Berlin-Marathon wäre da schon zwei Mal vorbei gefahren gewesen.

Es ging also nur noch rauf und das im ständigen und stärker werdenden Regen. Und Eric schwächelte sichtlich. Als ich ihm eine für mich wichtige und lieb gewordene Nachricht erzählen wollte, wollte er die gar nicht hören und verwies darauf, dass es ihm wirklich nicht gut gehen würde. Ähnliches hat er dann auch Uwe erzählt. Uns beiden hatte er aber nicht verraten, wo seine Probleme lagen, das erfuhren wir erst ganz am Ende, nach knapp 60 Kilometern, also unwesentliche 228 Kilometer vor der Ziellinie.
Erst ging es eine Schotterstraße herauf, dann einen steilen Waldtrail. Dann folgte ein Trail durch niederes Gebüsch, der teils waagrecht verlief, teilweise anstieg. Und irgendwann waren wir dann an einer etwa 150 Meter hohen und etliche Kilometer langen Steinwand, die man nur über einen Klettersteig bezwingen konnte.
Ich ging mit Uwe zügig herauf, wir beide sind schon seit Kindesbeinen an auf solchen Klettersteigen gewandert. Dafür muss ich heute wohl noch meine Eltern um Verzeihung bitten, weil ich die damaligen Bergtouren eher in die Schublade „Things, I hate to do“ gepackt hatte. Heute sind sie das Fundament für einige Bergläufe und das habe ich auf diesen 60 Kilometern des PTL wieder gemerkt.
Oben warteten wir auf Eric und stellten uns an einer Hütte unter, deren Dachüberstand so klein war, dass Du nur dann nicht nass wurdest, wenn Du stramm an der Hüttenwand standest. Beim späteren Umziehen, beim Anziehen der warmen Schicht, wurdest Du permanent nass, was aus der „trockenen, warmen Schicht“ eine klamme, kühle Schicht machte. Immerhin besser als die nasse, kalte Schicht, die wir uns im Dauerregen erlaufen haben und die uns enorm frieren ließ.
Stehen bleiben und warten ist halt doch nicht immer leicht.

Als Eric kam, zog er sich auch um und erzählte uns davon, dass er sich „einen Wolf gelaufen“ hatte – und das direkt zwischen den Pobacken. Hirschtalg hätte das verhindern können, dachte ich, aber es war nun mal geschehen. Und er cremte sich ein und hoffte, als John Wayne o-beinig den kleinen Rest der Reise bewältigen zu können. Die Diskussion, ob wir aussteigen sollten oder nicht, hatte aber schon begonnen. Eric hatte die Frage zuerst gestellt, ich hatte sie nur gedacht. Als Gast des Teams wollte und konnte ich sie nicht formulieren, aber da oben frierend hatte meine Motivation schon deutlich abgenommen.
Am Ende hatten wir uns jedoch darauf geeinigt, doch weiter zu laufen, aber es war viel Zeit vergangen, sehr viel Zeit. Und nach weiteren vielleicht 200 Metern musste Eric einräumen, dass es für ihn definitiv nicht weiter gehen konnte. Er bot Uwe und mir an, als Zweierteam weiter zu laufen, das wollte ich aber nicht. Uwe ist ein sehr guter Läufer und ich hätte mich ständig unter Druck gefühlt. Im Dreierteam mit Eric wusste ich, dass mal er, mal ich die Bremse waren, das verteilt den Druck und gibt Dir Motivation, wenn Du auf den anderen warten musst.
Außerdem glaubte ich nicht an Erics Aussage, dass da eine Straße nach unten existieren würde. Und ich hatte Recht. Wir suchten und fanden – nichts. Am Ende stiegen wir im Dunklen über den Klettersteig ab. Eric wurde von uns dann kurzerhand ausgebürgert, bekam sein gelbes Nummernschild zurück und verhielt sich dann auch so. Aus dem starken Bär war ein verunsicherter Läufer geworden, der sichtlich Angst vor jedem Schritt hatte. Uwe und ich waren froh, ihn dann irgendwann nach unten geschleust zu haben.

Wenn ich mir vorstelle, wir wären weitergelaufen, dann hätten wir den Tracker mitbekommen und Eric wäre unbemerkt vielleicht gestürzt und keiner hätte es gemerkt. Ich bin so froh, dass wir die Entscheidung so getroffen haben, wie wir sie getroffen haben, obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass Uwe mit der Situation stark hadern muss. Eric kann sich ja noch beim TdG den Frust von der Seele laufen und der Fehler der Organisation, mich beim UTMB nicht zu streichen, gab mir die Chance einer Revanche. Für Uwe, unseren besten Läufer allerdings, gab und gibt es keinen „Entfruster“.

Nach dem Klettersteig folgte der Trail durch das Gebüsch und den steilen Trail durch den Wald wollten wir durch einen langen Spaziergang auf der Straße umgehen. Das wiederum bedeutete 12 Kilometer kaum abfallende Straße und wir waren gegen 2.30 Uhr wieder im Dörfchen, das zwar einen Bahnhof, aber keinen Traffic mehr hatte. Kein Taxi, kein Bus, die Kirche abgeschlossen, die Parkbänke aber waren frei. Und sie wurden bei 12 Grad Temperatur unser Domizil.
Wir froren also kräftig, bis gegen 5.40 Uhr das Café eines einfachen Hotels öffnete und wir endlich wieder etwas Wärme erfuhren, eine heiße Schokolade trinken konnten und so warteten wir bis 7.40 Uhr auf den ersten Zug nach St. Gervais und dort dann auf den Zug nach Chamonix.

Mit leeren Händen, geknickt und gescheitert kamen wir dann dort an. Der Tracker, der ständig unsere Position verriet zeigte denen, die zwischen 14 Uhr am Dienstag und 2 Uhr am Mittwoch nicht auf unsere Position geschaut haben, an, dass wir uns scheinbar 12 Stunden lang nicht bewegt hätten. Am Ende waren also 75 Kilometer auf meiner Uhr verzeichnet und Eric, Uwe und ich waren müde und traurig.
Jetzt waren wir „ganz unten“.
Die restlichen vier Verstecke, die Eric an der Strecke eingerichtet hatte, sind wohl heute noch da. Wenn Du also mal die Strecke des PTL abläufst, dann schaue doch hinter jeden Stein – es könnte sich lohnen …