Who the fuck is TomWingo?

Vielleicht ist es Dir schon aufgefallen, vielleicht aber auch nicht. Auf Twitter ist mein Nick TomWingo (www.twitter.com/TomWingo). Der Name Tom Wingo taucht auch noch öfters auf in meinen vielen digitalen Spuren, die ich als Internetuser so alles hinterlasse.
Aber „Who the fuck is TomWingo“?
Und was hat Tom Wingo mit meinem Leben zu tun?

Versetzen wir uns hinein in einen Film, in eines der, wie ich finde, besten Movies, das je gedreht wurde:
Im amerikanischen Original heißt dieser Blockbuster „The Prince of Tides“, im Deutschen ist der Titel des Films „Herr der Gezeiten“. Weiterlesen

Null – Null – Zwei

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Schon etwas länger her ist der 50 K Lauf „Georgsmarienhütter Null“, aber ich will jetzt, bald zwei Monate später, doch eine kleine Hommage an diesen Lauf veröffentlichen, den ich allerdings noch im alten Jahr geschrieben habe:

Georgsmarienhütte? Ein Städtchen, das aus Läufersicht eher ungeeignet für große Läufe scheint, vor allem wegen des langen Namens. Denn entweder hast Du ein Kreuz wie ein Schrank, Du machst die Buchstaben auf dem Vereins-Shirt sehr klein oder – und das ist die Lösung, die die meisten Georgsmarienhütter Läufer bevorzugen – Du kürzst Georgsmarienhütte mich Gm’hütte ab.
Ob das aber alle Leser richtig interpretieren können bezweifle ich stark.

Aber Georgsmarienhütte hat auch zumindest zwei ganz hervorragende Sachen. So habe ich zum ersten Mal von Georgsmarienhütte gehört, als Winfried Bornemann in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrtausends, damals, als Briefe noch etwas zählten und noch nicht durch eMails oder SMS ersetzt wurden, mit seinen legendären „Briefmacken“ für viel Verwirrung und noch mehr Lacher gesorgt hat.

Sofern Dir Winfried Bornemann’s „Briefmacken“ bekannt sind, kannst Du den nachfolgenden Teil überspringen, falls nicht, so empfehle ich Dir, Dich mal mit diesen „Briefmacken“ auseinander zu setzen.
Winfried Bornemann schrieb diese Briefe teilweise unter seinem eigenen Namen, meist aber unter einem Pseudonym. Die in aller Form und mit der gebotenen Höflichkeit verfassten Briefe wurden hin und wieder beantwortet. Hatte man den passenden Anlass und die verlockende Gelegenheit gefunden, konnten die Antworten auf diese Briefe doch schon sehr entlarvend sein. Winfried Bornemann nervte damals Behörden, Firmen, Prominente und Amtsträger.
Die oft todernsten Antworten sind zum Lachen. Zumindest für uns Leser.

Ein Beispiel sei hier zitiert:

Anschreiben: Samenspende

Finanzamt Osnabrück
Beratungsstelle
Postfach
45 OSNABRÜCK

Betr.: SAMENSPENDE

Sehr geehrte Damen und Herren,

verzeihen Sie mir die peinliche Frage (ich möchte nicht persönlich erscheinen):
Muss ich mir im Falle einer Samenspende eine Spendenquittung geben lassen, um später Gemeinnützigkeit dieser Sache anerkannt zu bekommen?
Ich bin von einer Dame mittleren Alters um diese Spende gebeten worden und möchte diesem Ansinnen sehr gern nachkommen, wenn mir daraus keine steuerlichen Nachteile entstehen.

Hochachtungsvoll

Winfried Bornemann

Antwortschreiben: Samenspende

Finanzamt Osnabrück-Land
Az.: IX
Hannoversche Straße 12
4500 Osnabrück
Sprechstunden: Montag bis Freitag 9-12 Uhr

Herrn
Winfried Bornemann
Fillerschloß

4504 Georgsmarienhütte

Osnabrück, 30. April 1982

Betr.:Samenspende
Bezug: Ihre Schreiben vom 25.02. und 13.04.1982

Sehr geehrter Herr Bornemann!

Nach § 10 b EStG (Einkommensteuergesetz) sind bestimmte Ausgaben zur Förderung mildtätiger oder als besonders förderungswürdig anerkannter gemeinnütziger Zwecke als Sonderausgaben (Spenden) abzugsfähig.
Leider lassen Ihre recht kurzen Angaben keine eindeutige Stellungnahme zu. Wie Sie bereits andeuten, stellt in diesem Fall die Abwägung zwischen der gebotenen Zurückhaltung vor Ihrer Privatsphäre und den Erfordernissen einer erschöpfenden Aufklärung des Sachverhalts ganz besonders hohe Anforderungen.
Nach § 10 b Abs. 1 Satz 3 EStG gelten als Ausgaben auch die Zuwendungen von Wirtschaftsgütern (sog. Sachspenden). Wenn diese jedoch als unentgeltliche Arbeitsleistung angesehen werden müssten, so könnte eine Ausgabe nicht angenommen werden.
Falls Sie jedoch auf Ihnen bereits zustehendes Arbeitsentgelt verzichten, bildet der Verzicht auf die Auszahlung eine Verfügung über Ihr Vermögen und damit eine Ausgabe (Spende). Ich stelle anheim, Ihre Darlegungen insoweit zu präzisieren, insbesondere den Umfang Ihrer Leistungen anzugeben und auch Ihre persönliche Einschätzung mitzuteilen, ob Sie in Ihrer Spendenaktion eine Arbeit erblicken.
Eine Sachspende setzt außerdem voraus, dass das Wirtschaftsgut vor seiner Zuwendung zu Ihrem Vermögen gehört hat. Daran fehlt es nach Auffassung von Kommentatoren bei Bestandteilen des menschlichen Körpers, die beim Spenden entfernt werden und nach der Trennung unmittelbar in das Eigentum der entnehmenden Stelle gehen. Auf die Beurteilung Ihres Vermögens durch die Empfängerin der Spende kommt es dabei nicht an.
Obwohl nach Ihren Ausführungen mildtätige Beweggründe nicht von vornherein entfallen, zielt Ihre Frage wohl mehr auf die gemeinnützigen Aspekte der Spenden. Ich möchte nicht ausschließen, dass angesichts des stagnierenden Wachstums zumindest der einheimischen Bevölkerung Ihren Plänen gewisse gemeinnützige Momente nicht abzusprechen sind.
Nur kommt es in diesem Fall ausschließlich auf die Gemeinnützigkeit des Empfängers der Spende an, der eine gemeinnützige Personenvereinigung oder Körperschaft sein muss. Dabei ist zu bedenken, dass eine Personenvereinigung im steuerlichen Sinne nicht die Ihnen vorschwebende Tätigkeit, sondern eine Gesellschaft ist, bei der die Gesellschafter Unternehmer (Mitunternehmer) sind.
Nur vorsorglich weise ich darauf hin, dass bei Ihrem Vorhaben eine Personenvereinigung selbst dann nicht gegeben ist, wenn noch weitere Mitunternehmer beteiligt sein sollten. Gegebenenfalls müssten von Ihnen zur Unternehmereigenschaft der Spendenempfängerin nähere Angaben gemacht werden.
Auch eine Körperschaft mag sich der steuerliche Laie etwas anders vorstellen, als es nach den einschlägigen Vorschriften geboten ist. Da es sich überwiegend um Kapitalgesellschaften handelt, spielen sie hier keine Rolle.
Ich hoffe, Ihnen die steuerliche Problematik Ihres Vorhabens ein wenig näher gebracht zu haben. Falls Sie den Eindruck gewonnen haben, dass die Subsumption einer so ganz und gar elementaren Lebensäußerung unter die Steuergesetze allzu beschwerlich erscheint, bitte ich, die Komplikationen nicht Ihrem Finanzamt anzulasten, sondern Erleichterung beim Gesetzgeber zu suchen. Im übrigen können Sie sich stets vertrauensvoll und wirklich ohne Scheu an das Finanzamt wenden, da alle Ihre Verhältnisse durch das Steuergeheimnis geschützt werden.
In diesem Sinn möchte ich Sie freundlichst bitten, Ihre Einkünfte aus schriftstellerischer Tätigkeit, die Sie bisher erzielt haben und mit denen Sie in Zukunft rechnen können, dem Finanzamt mitzuteilen, damit aus Gründen der Steuergerechtigkeit Ihre Einkommensteuer in richtiger Höhe festgesetzt werden kann. Ihrer Antwort sehe ich bis zum 20.05.1982 entgegen.

Hochachtungsvoll

Im Auftrag
(Heiser)

Meine Lieblingsbriefe aber sind vor allem das Schreiben unter dem Pseudonym eine älteren Rentnerin an die RWE AG, die vier Wochen vor der Hauptversammlung der RWE AG eine Verlegung des Termins von Montag auf den darauf folgenden Dienstag erbittet, weil sie mit ihren beiden Aktien am Montag wegen ihres Stricknachmittags sonst nicht an der Hauptversammlung teilnehmen könnte.
Wie verhält sich ein Unternehmen in so einem Fall politisch korrekt?

Sensationell war auch sein Schreiben kurz nach dem Mauerfall unter dem Pseudonym eines Adligen, der den Bürgermeister einer thüringischen Kleinstadt als Vertreter der Dorfgemeinschaft mit den Worten „Liebe Untertanen“ anschrieb und das gesamte Dorf als sein Hab und Gut einforderte.
Die Kleinstadt-Bürger fanden das alles andere als lustig und wehrten sich vehement gegen diesen Scherz, den sie nicht als solchen erkennen wollten.

Zusammengefasst sind diese Schreiben und die dazu gehörigen Antworten in mehreren Büchern, die man auch heute noch erwerben kann. Dort liest Du auch, wie mancher Prominente vor Gier sabbernd sich auf das angekündigte Erbe der „Carola von Gästern“, immerhin ein Wasserschloss, gefreut hat. Mit jedem Schreiben wurde alles dann skurriler, vom Schlossgespenst angefangen bis hin zu „nassen Füßen“ des Schlosses.
Einmal zugestimmt und „angebissen“ sollten diese Einschränkungen dann die Entscheidung der Prominenten nicht wieder ändern.

Und Georgsmarienhütte hat noch ein Highlight, etwas ganz, ganz Uriges, ein kleines Juwel unter den persönlichen Landschaftsläufen und das nicht nur, weil die 50 K lange Laufstrecke wirklich attraktiv ist. Viele Trails, aber auch Straßenabschnitte, Anstiege und welliges Gelände gibt es da, aber auch das ist nicht das Besondere.

Besonders ist, dass es zwei offizielle Starts gibt, dass Du aber auch auf eigene Gefahr hin schon vorher starten kannst.
Besonders ist, dass es keinerlei Zeitnahme gibt. Es gibt nur die Vorgabe, spätestens um 16 Uhr wieder im Ziel zu sein. Es gibt auch keine Startnummern, keinen Streß und keine Kontrollen an den Verpflegungspunkten. Wie auch, wenn die Teilnehmer ohne Startnummern unterwegs sind.
Besonders ist auch, dass die, die einen der letzten 49 Läufe mitgemacht haben, offiziell danach „Nuller“ heißen.
Georg, der Organisator dieses skurrilen Laufs, nennt sich dabei die „Obernull“.
Und alle Läufer – und auch das ist etwas ganz Besonderes – haben dort „besondere Aufstiegsmöglichkeiten“.
Nach fünf Teilnahmen wird man Berg- und Talführer und auf dem Laibchen, das man dann erhält, steht: „Georg sagt, ich kenne die Strecke!“
Und nach zehn Teilnahmen darf der Läufer „jubilieren“, weil er zum „Magister bergum et talum“ befürdert wurde. Auf dem Laibchen, dass er nun bekommt, steht dann: „Georg sagt, ich verlauf‘ mich nicht!“

Bei diesem Lauf gibt es unglaublich viele Läufer in einem der beiden Laibchen, ein sicheres Zeichen, dass die meisten dort Wiederholungstäter sind.

Gehört habe ich schon oft von diesem Lauf, aber dieses Jahr wollte ich das Mitlaufen endlich wahr machen. Wenn ich schon altersbezogen „nulle“, dann sollte ich auch die zweite Null abholen und dort in Georgsmarienhütte „nullen“. Zwei Mal „nullen“ in einem Jahr ist doch auch etwas Besonderes, oder?

Beim Lauf selbst lief ich erst mit Thomas Hagel und Lars Schläger, beides Läufer, die mir sehr nahe sind, die ich aber beide schon länger nicht mehr gesehen habe. Danach lief ich lange mit Raimund Slabon, Stefan Beckmann und Peter Kaminski.
Bei km 27 aber musste ich die drei dann aber ziehen lassen, weil ich einen Hungerast bekam und fünf Kilometerchen lang gar nichts mehr ging. Aber was kommt, das geht auch schnell wieder und so erreichte ich nach 5:35 Stunden doch das Ziel, kumuliert mit 6:39 Minuten pro Kilometer, besser als erwartet und durchaus akzeptabel für einen so hügeligen und trailigen Lauf. Aber wer fragt danach?

Auf der Urkunde steht keine Zeit, es gibt weder eine Platzierung noch eine Einlaufliste. Das einzige, was es gibt, ist das gute Gefühl, an einem Lauf teilgenommen zu haben, der etwas ganz Besonderes ist.

Und wenn im nächsten Jahr die „Georgsmarienhütter Null“ auch selbst „nullt“ und zum 50. Mal stattfindet, dann sollte der 50-jährige TomWingo wohl wieder dabei sein, vielleicht nur, um zu testen, ob der Lauf wirklich echt ist.
Und dieser Aspekt führt wiederum zu dem Georgsmarienhütter Schriftsteller Winfried Bornemann, desses „Briefmacken“ so harmlos begannen, indem er ein Pfennigstück an die Deutsche Münzanstalt in Karlsruhe schickte mit der Bitte, nachzuprüfen, ob der denn echt sei. Der Ernst und die Akribie der Antwort Deutschen Münzanstalt verblüfften Bornemann damals:
Ja, so war die Antwort, der sei echt, Jahrgang 1978, mit einem Gewicht von 19,9992 Gramm, 16,55 Millimetern Durchmesser und 1,37 Millimeter dick.

Es zeigt sich: das Lustige und Skurrile ist in Georgsmarienhütte zu Hause, der „Bierernst“ aber ist im restlichen Deutschland verteilt.

Danke also an Winfried Bornemann und Danke an Georg, die „Obernull“, ich komme wieder!

Das Schweigen der Lämmer …

„Du machst dich rar auf deinem Blog. Nun lese ich da regelmäßig und kaum mach ich das, schreibst du nix!“

Letzte Woche riss mich Michael Neumann aus einer tiefen Agonie, als er feststellte, dass ich nicht mehr schreiben würde. Das stimmte leider, aber es drängte über Wochen nichts mehr von innen nach außen, nichts, das meine Finger auf der Tastatur hätte bewegen können. Ich überlegte ein paar Tage, wann das alles begonnen hat und warum das so gewesen war.
Es war der Schock des Aussteigens beim PTL, das mehr Gründe hatte als nur das Wetter und die teilweise unvollkommene Materialliste. Es gab da die Spannungen innerhalb des Teams, das sich schnell vom Dreier- zum Zweierteam reduziert hatte. Und es gab mein „Kopfkino“, das seit bald 49 Jahren in bestimmten Situationen ständig den gleichen Film zeigt. Kein NLP, kein Seminar, keine Literatur, nichts konnte bisher diesen Film absetzen.
Und der Film handelt von Respekt und Zurückweisung, von Achtung und Beachtung und er bringt mich immer wieder in ein tiefes Gefühlstal, wenn er auf dem Spielplan steht.

Klicken zum Ansehen und bitte: SOUND ON, es ist eine wunderbare Musik!

Dabei ist so viel Schönes passiert dort und auch danach. Beim PTL hatten wir zwei wunderschöne Sonnentage in einer Landschaft, die teilweise so skurril ist, dass ich mir wünschte, dort leben zu dürfen, in großer Höhe in einer der hübschen Almen kurz unterhalb der jeweiligen Berggipfel. Und wir hatten aufregende Nächte dort.
„Ballermann 6“ Kandidaten werden den Begriff „aufregende Nacht“ anders definieren wie Bergläufer, für mich war vor allem die Nacht ein echter Genuss, als wir kurz unter einem Gipfel die drei PTL-Freunde Michael Eßer, Eric Türlings und Andreas Spieckermann trafen und einige Zeit mit den Dreien dann auch den Berg herunter gelaufen sind.
Und später dann, beim späten Frühstück auf einer Jause, mittlerweile in gleißender Sonne und großer Hitze, kamen die Drei genau in dem Moment an, wo wir unsere Pause beenden wollten. Es ist so schön, vertraute Gesichter zu treffen, ein paar Worte wechseln zu können und zu wissen, dass wir alle beim PTL die gleichen Sorgen und Nöte hatten.
Aber ganz am Ende war da nur noch Wut und Trotz und das Gefühl, für Carsten wenig wichtig zu sein und so wurde ich bockig und geißelte mich selbst, in der Hoffnung, so doch wieder die Beachtung zu bekommen, die ich zuvor stets hatte. Und nichts hat in den letzten fast 49 Jahren dazu beigetragen, dass TomWingo endlich lernt, dass diese Reaktion besser durch eine andere Reaktion ersetzt werden sollte.
Der Film in meinem „Kopfkino“ heißt schon immer: „Das Schweigen der Lämmer, Teil XX …“

Mancher hat mich gefragt, warum mein Nickname Tom Wingo ist.
Tom Wingo, wer ist das eigentlich?

Vielleicht hast Du Dich das auch schon gefragt, möglicherweise aber kennst Du sogar den Film „Herr der Gezeiten“ (Originaltitel: „The Prince of Tides“). Die männliche Hauptfigur darin ist Tom Wingo, ein kantiger Football-Trainer und Lehrer, der in weiten Bereichen aufgewachsen ist wie ich mir meinen „angeheirateten“ Geschwistern. Auch bei mir gibt es eine Schwester Savannah, die sich hinter einer falschen Identität versteckt und mit einer schwierigen Psyche ausgestattet ist, einen Bruder, der, die Familieninsel rettend, für mich für Jahre tot war. Es gab den despotischen Vater, das verdrängte Familienerlebnis und das Abtauchen von uns Dreien mit dem Kreis aus Blut und Fleisch, das uns für eine gewisse Zeit vergessen ließ, wo wir waren und was wir waren.

Im zweiten Teil des Film sagt Tom Wingo, überzeugend gespielt vom großartigen Nick Nolte: „Ich kann ein verschlossener Scheißkerl sein!“ Ich auch, meine Frau Gabi kennt das zur Genüge. Ich kann so schweigen, dass es den Menschen um mich körperlich weh tut.
Wie Tom Wingo im Film löse ich meine Probleme auch häufig durch Schweigen auf und jeder, der mich näher kennt, weiß, dass ich mich, wenn ich sehr mitteilsam bin, besonders wohl fühle.
Vielleicht neigen wir Männer generell nicht dazu, einen „besten Freund“ oder eine „beste Freundin“ zu haben, wo wir unsere Problem abladen und diskutieren können. Mit unserem „besten Freund“ gehen wir zum Sport oder in die Kneipe, reden aber tun wir nicht miteinander, zumindest nicht über uns und unsere Probleme.

Am Ende steht Tom Wingo zwischen der Psychaterin Dr. Susan Lowenstein, gespielt von Barbra Streisand, die ich so sehr bewundere wie nur wenige im Show-Business, und seiner Ehefrau Sallie, mit der er drei Kinder hat. Er entscheidet sich – natürlich – für seine Ehefrau und Susan Lowenstein sagt zu ihm: „An Dir schätze ich am meisten, dass Du der Typ Mann bist, der immer zu seiner Familie zurück kehren würde.“
Später dann ergänzt sie: „Gib‘ zu: Du liebst sie mehr als mich!“

Tom Wingo antwortet darauf mit dem Satz, der mich tief bewegt hat: „Nein, nur länger.“
Und dann fährt er von New York zurück in seine Südstaaten-Heimat nach South Carolina und der Film schließt mit Tom Wingos einfühlsam gehauchten Worten:

„Aber es ist das Mysterium des Lebens, das mir jetzt Kraft gibt. Und ich sehe nach Norden. Und wieder wünschte ich, jeder Mann hätte zwei Leben zu seiner Verfügung, und jede Frau.
Am Ende eines jeden Tages fahre ich durch die Stadt Charleston – und wenn ich die Brücke überquere, die mich nach Hause bringen wird, fühle ich, wie sich die Worte in mir bilden. Ich kann sie nicht aufhalten, noch kann ich erklären, warum ich sie spreche.
Aber wenn ich die Mitte der Brücke erreiche, kommen diese Worte als ein Flüstern zu mir. Ich spreche sie als Gebet. Als Bedauern. Als Lobpreisung. Ich sage Lowenstein, Lowenstein.“

Ein 5.000 Meter Lauf mit reichlich Anlauf…

Ich neige dazu, Geschichten von hinten nach vorne zu erzählen, also mit dem Finish zu beginnen. Das stimmt. Und nicht immer ist das richtig, aber bei meinem Wochenendlauf ist das ein „MUSS“.

Wenn Du um 8.20 Uhr nach einer kühlen und nebligen langen Nacht im Ziel einläufst und Dir ein großes Bettlaken entgegen gehalten wird, auf dem steht: „TOM WINGO, YOU NEVER WALK ALONE!“ und Du in diesem Moment vor Glück zu zerspringen drohst, dankbar, aber auch ein wenig verschämt wegen dieses Empfangs bist, wenn Du Dich umsiehst und viele Menschen entdeckst, die alle es wert sind, Freunde genannt zu werden, dann weißt Du, dass es diese Situation zweifellos verdient hat, als erstes genannt zu werden.

Oft habe ich mich schon gefragt, ob es die einzig denkbare Art ist, Hunderte von Kilometern durch die Gegend zu fahren oder sogar zu fliegen, um dann 42 Kilometer und 195 Meter weit zu laufen. Und ich habe manchmal spöttisch festgestellt, dass die Rolltreppe, die zum Fitness-Studio im ersten Stock führt, eigentlich nicht notwendig wäre.
In einem Buch eines amerikanischen Autors über die Merkwürdigkeiten des amerikanischen Lebens habe ich von einer Frau gelesen, die die nur rund 400 Meter von zu Hause bis ins Fitness-Studio mit dem Auto zurücklegt, um dann dort im Studio aufs Laufband zu steigen und zu laufen. Als der Autor sie fragte, warum sie das Auto nehmen würde, da antwortete die agile Lady souverän: “Weil sonst der Kilometer, den ich laufen würde, umsonst wäre. Ich kann den ja dann nicht in mein Trainigs-Tagebuch eintragen!“ Stimmt doch, irgendwie.
Andererseits gibt es auch beeindruckende Beispiele wie der unbekannte Läufer beim „Mt. Everest Treppenmarathon“ in Radebeul, der mit dem Fahrrad zum Wettkampf gekommen ist, um dann, nach 24 Stunden Treppen auf- und ab gehen, damit auch wieder nach Hause zu radeln.
Oder „Trailschnittchen“ Julia Böttger. Sie wollte am UTMB in Chamonix teilnehmen und beschloss, die rund 814 Kilometer vom oberbayrischen Hinterriss ins französische Chamonix über die Alpen zu laufen und dabei rund 42.400 Höhenmeter zu bewältigen.


Es waren diese Beispiele, die mir durch den Kopf gegangen sind, als ich überlegt habe, was ich in Ratingen-Breitscheid denn laufe. Durch ein paar DNFs wäre Breitscheid mein „Marathon und länger“ (MuL) Nummer 99 gewesen, der Münster-Marathon meine Nummer 100, aber das motivierte mich nicht ausreichend. Der 24-h Lauf in Breitscheid ist eine Benefiz-Veranstaltung und da sieht man vieles eher locker. Nichts für Bestwerte, nichts für Bestzeiten. Aber eben etwas von Freunden für Freunde.

Mir kam dann ganz plötzlich die Idee, dort hin zu laufen. Bis Köln kenne ich die Strecke gut, in Köln denke ich an den KÖLNPFAD, wo ich mich an den Kölner Ford-Werken in der Nacht verlaufen habe, zwischen Köln und Ratingen aber gibt es nur die Autobahn für mich. Das sollte sich ändern, dachte ich und druckte mir den Reiseweg von map24.de aus. Die gewählte Option war „Fußgänger“ und ich kam auf erst auf rund 93 Kilometer (Ratingen) und dann auf rund 99 Kilometer (Breitscheid, Mintarder Weg). Perfekt, dachte ich.

Mit den Nachtläufen hatte ich ja so meine Probleme in der letzten Zeit. Beim Elbelauf von Dresden nach Hamburg war ich in der ersten Nacht indisponiert und in den nächsten Nächten „schwächelte“ Hauke König ein wenig, einmal wegen des Verlaufens im Stoppelfeld und einmal, weil es einfach nicht gepasst hatte.
Beim PTL war die erste Nacht ja nach dem Spätstart um 22 Uhr relativ kurz, das ist ja noch verhältnismäßig einfach, und in den beiden nächsten Nächten hatte ich ja 3 Stunden bzw. 2 ¼ Stunden geschlafen. Ich wollte aber mal wieder die Nacht durchlaufen.

Als ich die Idee bei FACEBOOK gepostet habe, ärgerte ich mich schon schnell darüber, weil es nicht unbemerkt blieb. Und wenn es bemerkt wird, dann entsteht ein gewisser Druck und das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil es mich zwingt, ein wenig das Weichei-Dasein zu verlassen und aus der Wohlfühlzone zu fliehen, schlecht, weil ich dann unter Zugzwang bin. Also laufen, schön parallel mit den Breitscheidern, Start war also am Freitag um 18.00 Uhr, pünktlich.

Mein GARMIN-Ührchen aber wollte 14 Minuten lang nicht mit mir spielen und weigerte sich, die Satelliten zu finden. Ich lief also vielleicht zweieinhalb Kilometer, bis GARMIN-Ührchen sich erbarmte und für mich da war.
Ich hatte mich seit langem wieder einmal für ein ERIMA Outfit entschieden, auch, weil ich in der kurzen X-BIONIC-Hose bei der TorTOUR de Ruhr und beim PTL das hübsche Spiel „TOM und der böse Wolf“ gespielt hatte. Das führte bei der TTdR230 dazu, dass zwei ältere Herren, mutmaßlich Menschen mit einem erhöhten Maß an Schamgefühl, mich verbal attackierten, weil ich die Hose dann so weit nach unten gezogen hatte, dass zwar die Schmerzen weg waren, dafür war aber der obere Teil meines Hinterns zu sehen. Um es kurz zu machen: die beiden Herren fanden das sehr anstößig.
Also ERIMA und einen kleinen Camelback mit 2 Litern Wasser, ein paar Riegel, wenige Salztabletten und etwas Magnesium. Und natürlich meine geliebte Petzl-Stirnlampe mit drei Ersatzbatterien, Größe AA, man weiß ja nie, wie lange die alten noch halten.
Aber leider ist meine Petzl seit dem PTL verschwunden. Trotz intensiver Suche ist sie nicht mehr aufzufinden und ich frage mich, ob ich sie im letzten Nachtlager habe liegen lassen. Ich erinnere mich nicht mehr, ich weiß nur noch, dass ich sie dort abgenommen und zu meinen Sachen gelegt hatte. Von da an war alles hell, nur in meinem Oberstübchen bleibt es diesbezüglich eher dunkel.
Also habe ich schnell umdisponiert und eine andere Stirnlampe eingepackt. Die Nacht wird ja lang und dunkel.

Meine Motivation war schon kurz hinter Wesseling am Boden und ich fragte mich, was mich wohl getrieben hat, eine so doofe Idee zu verfolgen. Menschen bewegen sich seit Jahrtausenden vernünftigerweise in Autos, warum tue ich das nicht? Dabei war die Strecke wirklich schön, immer den Rhein entlang, hübsche Häuser auf der linken Seite, ein ziemlich voller Rhein auf der rechten Seite. Für die, die mitdenken, sei gesagt: Ja, ich lief auf der „richtigen“ Rheinseite!
Bei Köln-Sürth und Köln-Rodenkirchen wurde es noch schlimmer, die Nacht brach herein, die Ersatz-Stirnlampe funzelte vor sich hin und die Muskeln schmerzten. Und ich fragte mich, wie ich jemals in meinem Leben wieder einen Marathon bestreiten könne, wenn ich jetzt hier, bei diesem niedrigen Lauftempo, schon Muskelprobleme hätte. Zudem schmerzte das linke Knie, leider laboriere ich schon ein paar Monate mit diesem Problem.
In Köln wurde ich dann von einem schnellen Läufer überholt, der aber ein paar Minuten später japsend und hechelnd am Wegesrand stand. Ich sprach mit ihm und nahm ihn mit. Es war ein nettes Gespräch mit einem, der auf seinen 2. Marathon hin trainiert und der – natürlich – den Köln-Marathon vor Augen hat.
Und wir liefen gemeinsam durch Köln-Mitte an den Kranhäusern vorbei, wir passierten das ehemalige Stollwerck Schokoladenmuseum, das jetzt aber das Lindt Schokoladenmuseum ist.
Nach dem Verlust der Köln-Arena geht mit dem Stollwerck Museum wieder ein Stück Heimat weg. Eine Schande ist das …


Und wir sahen die Absperrungen für den KÖLN 226 Triathlon am nächsten Tag und Dutzende von Motorhomes, in denen die Triathleten nächtigten. Ganz bestimmt wäre es schön gewesen, einfach zu bleiben und am nächsten Tag dort zuzuschauen.
Mich aber hat dieser gemeinsame Laufabschnitt wieder richtig motiviert. Wenn Du das Gefühl hast, etwas weitergeben zu können, jungen Läufern eine Ahnung geben zu können, was es heißt, etwas anderes zu laufen als flache Straßen, wie es schmeckt, gesunde Bergluft zu atmen, wie viel Spaß es macht, Kühe wegzuscheuchen und auf hohen Gipfeln zu schwitzen, dann fühlst Du Dich schnell wieder besser.


Als ich wieder alleine war, beschloss ich, an der Mülheimer Brücke auf die „schäl Sick“ zu wechseln, um den Wegen bei den Ford-Werken zu entgehen. Es war ein Fehler, obwohl ich bis kurz vor Leverkusen dort fantastische neue Luxuswohnungen gesehen habe und edle gediegene Alt-Villen.
Ich sah immer seltener das Fahrradweg-Zeichen und landete in einem Teil, das eigentlich für „nicht Befugte“ verboten war. Irgendetwas von Wasserbehörde stand da, aber ich hatte einfach keine Lust, zurück zu gehen und den richtigen Weg zu suchen. Am Ende traf ich dann doch noch auf den normalen Weg, aber ich hatte viel Zeit verloren.

Kurz bevor ich auf dem Damm wieder den richtigen Radweg betreten konnte, wurde es gefährlich. Da stand ein Schild, das darauf hinwies, dass es keinen Winterdienst gäbe und dass das Begehen des Dammes auf eigene Verantwortung stattfinden würde. Auf eigene Verantwortung? Das hatte ich ja noch nie gemacht. Immer ist doch irgendjemand für mich verantwortlich. Aber das war es nicht, was mich störte. Mir fiel auf, dass gerade eben meine Ersatz-Stirnlampe ausgegangen war.
Aber ich hatte Glück, es war eine Bank genau zur rechten Zeit da, ich hatte die Ersatzbatterien –  was willst Du mehr, TOM?

Leider hatte ich erst die Ersatzbatterien eingepackt und wollte dann die Petzl-Stirnlampe dazu packen. Als ich die nicht finden konnte und umdisponierte, dachte ich aber nicht mehr an die Ersatzbatterien. Und die Batterien der Ersatz-Stirnlampe waren kleiner, Größe AAA. Du kannst machen, was Du willst, Du bekommst die großen AA Batterien da einfach nicht rein.
Ich habe dann den Strahler ausgeschaltet und eine kleine LED eingeschaltet, weil die nur wenig Strom braucht. Dafür war noch ein wenig Reserve da, aber die Nacht wurde fortan deutlich dunkler und ich durfte mir den Satz ins Stammbuch schreiben, dass Ersatzbatterien alleine nicht glücklich machen, es sollten schon die richtigen sein!

Und so ging es weiter, bis ich den Rhein auf der linken Seite hatte und den langen Zaun der BAYER-Werke auf der rechten Seite, ganz lang weiter.
Dann aber endete der immer schlechter werdende Weg im Rhein, einfach so.

Ich hätte nie gedacht, dass das BAYER-Gelände doch so groß ist! Wenn Du fast das ganze Gelände zurück laufen musst, dann das Gelände in der Breite abläufst und dann irgendwann das Gelände auf der anderen Seite erneut abtrabst, dann weißt Du, dass dort sehr viele Menschen arbeiten müssen.
Meine Probleme waren dann aber noch nicht vorbei. Die Beschilderung war miserabel, oft hattest Du an einer Kreuzung zwei Fahrradweg-Zeichen, eines nach rechts, eines geradeaus. Dann denkst Du Dir, dass Du durchaus siehst, dass das Fahrradwege sind, aber wohin führen die?
Und wenn dann mal eine Beschilderung nach Ortschaften vorhanden war, dann steht da nicht „Langenfeld“ oder „Hilden“, sondern „Leverkusen-Hitdorf“, „Leverkusen-Opladen“ und andere Teilorte Leverkusens, von denen ich noch nie etwas gehört hatte.
Wie genau war denn noch einmal die Aufreihung der Teilorte Leverkusens gewesen?

Ich lief wohl kreuz und quer in dieser Zeit und deshalb beschloss ich, dem Rhein „Lebewohl“ zu sagen und dem ausgedruckten Plan zu folgen, den ich dabei hatte. Aber ich war ganz woanders und musste erst einmal einen Punkt finden, der auf der Liste verzeichnet war. Zwei „Red Bull“ Dosen halfen mir durch die erste Hälfte der Nacht, zudem leerte ich eine große Flasche Apfelschorle. Der Kioskbesitzer, ein Perser, war nett und füllte sogar meinen Camelback mit frischem Wasser. Später dann half mir ein ganzer Liter „Take Off“, auch so ein Energy-Drink, durch die zweite Nachthälfte.

Wenn Du um 2.00 Uhr, 3.00 Uhr oder 4.00 Uhr auf der Straße jemanden etwas fragst, dann realisierst Du, dass zu dieser Zeit jeder betrunken ist. Bei unseren Nachtläufen fällt das kaum auf, weil die Menschen um Dich herum auch Läufer sind, die Wege markiert sind und die Zaungäste nur klatschen. Reden tust Du mit denen ja nie. Aber hier war das vollkommen anders. Ich musste wissen, wie ich nach Langenfeld komme, nach Hilden, nach Ratingen und nach Breitscheid.
Wenn die Gefragten noch lallen konnten, dann war ich einigermaßen zufrieden, die Antworten aber waren meist sehr dürftig. Und während ein Russe mich in Russisch zutextete und seine Freundin halb verständlich versuchte, das alles zu übersetzen, was ihr aber nicht gelang, war eine Gruppe von vielleicht 8 oder 10 jungen Leuten in Langenfeld, die auf einer Empore saßen, schon kreativer. Der erste hielt mir eine Whiskey-Flasche vor die Nase und fragte mich, ob ich etwas Whiskey haben wolle, der zweite empfahl mir „Berentzen musst Du trinken!“ und ich weiß nicht, welche Angebote ich noch bekommen hätte, wenn ich das alles nicht unterbrochen hätte.
Manche bezeichneten mich als Alien, wahrscheinlich wegen der Stirnlampe, andere als Schneemann und einer fragte mich verwundert, ob ich den Lauf „als Sport“ machen würde. Ich denke, er war in Sorge, ich könnte antworten, dass ich mir das Busticket durch die Nacht nicht leisten könne.

Dem Gefragten in Ratingen war meine Frage, wie ich von Ratingen denn nach Ratingen-Breitscheid kommen würde, einfach noch zu früh am Morgen und die Frau, die ich danach ansprach, sagte, dass „da vorne links“ der Busbahnhof sei und dort solle ich den Bus nehmen.
Dort, es war dann der Ostbahnhof, habe ich einen Taxifahrer nach dem Weg gefragt, den er mir zuerst gar nicht und dann falsch erklärte. Zudem bemerkte er: „Das ist aber weit! Mindestens 10 Kilometer!“ Aber ich wollte nun wirklich nicht Taxi fahren und obwohl er mir zwei Kreuzungen weit folgte, verirrte ich mich nicht in sein Taxi. Irgendwann gab er entnervt auf und ließ mich weiter ziehen, zum Glück gab es dann irgendwann einen detaillieren Stadtplan von Ratingen, an den ich mich halten konnte.

Gerade war ich auf der Mülheimer Straße aus Ratingen heraus gelaufen, rief mich Susanne Alexi an, um nachzufragen, wo ich denn bliebe. Ich hatte ja gesagt, dass ich um 8 Uhr beim gemeinsamen Frühstück vor Ort sein wolle. Sie gab mich dann weiter an Stefan, der mir den weiteren Weg erklärte. Also erst nach Breitscheid herein bis zum Kreisverkehr mit den beiden Tankstellen und dann noch einen Kilometer bis zu einer skurrilen modernen Kirche, die als rote Pyramide ausgebildet war. Dort hat Stefan mich abgeholt und ist als Radbegleitung mit mir den letzten Kilometer durch das Wohngebiet geradelt.

Dort, auf dem Sportplatz von Breitscheid, gab es dann den „TOM WINGO, YOU NEVER WALK ALONE!“ Empfang, Frühstück, nette Gespräche und ein Nickerchen für mich. Lust auf einen Marathon, Lust auf meine „Nummer 99“, hatte ich aber nicht mehr.

Als die Sonne dann wärmte, lief ich mit Susanne Alexi und Joachim Siller eine 5.000 Meter „Ehrenrunde“, eine Runde, für die ich wirklich reichlich Anlauf genommen hatte.

Und da waren noch die Gespräche mit Sigi Bullig, der mich nicht nur mit einem Altbier verwöhnte, sondern mir auch einen Schlafsack um die Schultern legte, weil er sah, wie sehr ich fror und die mit Bernd Nuss, mit dem ich über seinen Geburtstagslauf „Rund um den Seilersee“ geredet habe, über den heftigen Regen in der damaligen Nacht, über Jeffrey Norris, den ich dort zum ersten Mal gesehen habe und über Gott und die Welt, eben über all das, was uns Läufer vereint.

Und wieder wurde mir klar, dass wir Ultra-Läufer nie alleine sind und nie alleine laufen: „TOM WINGO, YOU NEVER WALK ALONE!“

Danke, lieber Bernd Krayer, liebe Susanne Alexi, liebe Breitscheider Freunde, für diese Nacht, für diesen Tag.

Der frubiase SPORT blog vom 2. August 2010

Ein Beitrag von Hauke König

Sind 560 km am Stück möglich?

Ich sage es ganz klar: Ich weiß es nicht, aber ich will es herausbekommen.

Deshalb laufe ich von Dresden nach Hamburg. Immer entlang der Elbe. 560 km nonstop, aber glücklicherweise nicht alleine. Dieses Experiment gehe ich zusammen mit den Ultraläufern Susanne Alexi aus Köln und Thomas Eller (Tom) aus der Grafschaft bei Bad Neuenahr an.
Unser Team komplettieren wird zudem auch Thomas Batteiger, der das Wohnmobil, das uns begleitet, fahren wird. Außerdem wird er uns bekochen, bemuttern, verhätscheln, filmen und fotografieren und alles dafür tun, damit wir uns auf die eine Sache konzentrieren können: Laufen, solange es geht.

Grundsätzlich sieht der Plan so aus: Tom, Susanne und ich laufen und Thomas fährt mit dem Wohnmobil parallel zum Elberadweg auf der Straße. Alle etwa 10-20 km treffen wir uns und können uns verpflegen. Sollte jemand schlafen müssen, was bei einer Gesamtlaufzeit von vier Tagen und drei Nächten sicher vorkommen kann, wird die Schlafpause im Wohnmobil eingelegt, wobei das Wohnmobil mit dem pausierenden Läufer zum nächsten Treffpunkt weiterfahren wird. Dort kann der Pausierende dann wieder zu den anderen dazu stoßen. Diese Regelung ist wichtig, weil die Versorgung der drei Läufer nur funktionieren kann, wenn wir beieinander bleiben. Über die Schlafpausen jedes Läufers wird akribisch Buch geführt werden.

Uns geht es aber auch darum, unsere eigenen Grenzen zu finden und deshalb wird es auf jeden Fall den Versuch geben, möglichst die komplette Strecke durchzulaufen. Ob das gelingt oder nicht ist im Grunde genommen sekundär. Die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, ist ein Ausloten der körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit jedes einzelnen von uns.

Wie weit können wir laufen? Das ist die Frage. Der Elberadweg von Dresden nach Hamburg wird uns die Antwort auf diese Frage geben.

Einen guten Zweck verbinden wir mit dieser Herausforderung ebenfalls. So sammeln wir für jeden gelaufenen Kilometer Spendengelder, die wir an den Verein „DUNKELZIFFER e.V.“ (www.dunkelziffer.de) weiterleiten werden. Dieser Verein hilft seit seiner Gründung im Jahre 1993 sexuell missbrauchten Mädchen und Jungen und ihren Vertrauenspersonen mit bundesweiter Erstberatung, Prävention an Schulen und Opferanwälten sowie Kindern im Großraum Hamburg mit Therapien.

Hilf auch Du mit: Es dürfen uns gerne viele Menschen ein Stück auf unserem langen Weg begleiten, die auf diese Art ebenfalls einen Euro pro Kilometer an den Verein „DUNKELZIFFER e.V.“ spenden wollen.
Start ist am Freitag, den 06. August um 06:00 am Theaterplatz in Dresden. Wir freuen uns auf euch!

Lauft mit, spendet mit, seid ein Teil unserer Mission!