Lieber „Ring“, …

… ich weiß, dass Du sehr enttäuscht von mir sein musst. Enttäuscht, weil ich nicht alles geben konnte und wollte, was in mir steckt.
Dafür bitte ich um Entschuldigung, aber ich weiß eben auch, wo meine Schwächen und Begrenzungen liegen.

In der Bibel steht: „Du sollst Dir kein Bildnis machen!“ Aber machen wir uns das nicht andauernd?
Ich habe mir ein Bild gemacht von einer Strecke, in der ein kleines Highlight das andere ablöst. Anfangs passten mein Bild von vorab noch zu dem, was ich erleben durfte. Insbesondere die ersten 60 Meilen an der Themse waren wirklich interessant.
Beeindruckt hat mich vor allem, dass die Themse noch fast natürlich fließt, nicht im starren und von Menschenhand geformten Flussbett, dass es kein unnatürliches Ufer gibt und dass der „Thames Path“, auf dem wir liefen, selten breiter war als 40 Zentimeter.
Wunderschön aber waren auch die Häuser an der Themse. Mit jeder Meile näher an London heran wurden diese schöner und beeindruckender.
Als wir dann an Windsor Castle vorbei kamen, fühlte ich, wie die Geschichte Europas wahrhaftig wurde.

Die Themse und Schloss Windsor (Klicken zum Vergrößern)

Auch die lange Passage an der Regattastrecke vorbei erfüllte alle Klischees, die es über England gibt. Etliche Zweier, Vierer und Achter trainierten für einen Wettkampf, der wohl bald stattfinden würde, die weißen Zelte dafür wurden jedenfalls gerade überall entlang dieses Abschnittes aufgebaut.
Und so wenig sich die Monteure dieser Zelte vom Monsun haben beeindrucken lassen, die Ruderer blieben auch auf dem Wasser – und wir gewissermaßen darin.
Aber nach dem Start im Sonnenschein und den anschließenden zwei Stunden monsunartigen Regens war viel von meiner Euphorie verflogen. Ich bin doch, das muss ich gestehen, ein Lustmensch.
Auch dafür entschuldige ich mich.

Nach dem großen Regen - nasse Füße schon nach vier Stunden ...

Aber ein Lauf, bei dem viele meiner Lauffreunde präsent sind, ein Lauf, der viele spektakuläre Ausblicke auf wilde Berglandschaften bietet oder ein Lauf, bei dem die Stimmung von Anfang an so phantastisch ist wie vielleicht beim TransAlpineRun, das ist meine Welt.
Wenn ich mich aber zu den jüngsten Läufern zählen muss (es gab tatsächlich nur wenige Teilnehmer, die jünger waren als ich), dann fühle ich mich irgendwie nicht auf einer Woge der Begeisterung surfend und der Ansporn, den ich noch in Delmenhorst erfahren habe, fehlte mir vollkommen.

Die Streckenausschilderung des „Thames Path“ und später dann des „Canal Footpath“ sorgten dann schon in den ersten 24 Stunden für fünf Extrameilen und die gingen mir manchmal so aufs Gemüt, dass ich schon früh mit mir haderte. Wenn ich mit einer anderen Läuferin oder einem anderen Läufer gemeinsam herumgeirrt bin, dann war das nicht so problematisch für mich, wenn es aber dunkel ist, wenn Du müde bist und Du Dich dann irgendwo im Wohngebiet wiederfindest, wenn Du dann eine Lady ansprichst und nach der Lage der Themse fragst, eine Lady, die gerade mit ihrem Chauffeur ankommt und aus dem Wagen steigt und die Dich dann, offensichtlich stark alkoholsiert, fragt: „Are you mad?“
Das schmerzt dann sehr, vor allem, wenn Du um vier Uhr morgens extrem müde bist.
Bei einer anderen unfreiwilligen „Detour“ sah ich auf dem Plan, dass ich auf der falschen Seite der Themse war, ich sah aber auch, dass es in der Nähe eine Brücke geben musste. Eine 24 Stunden offene Tankstelle sollte hier meine Rettung sein.

War sie auch, weil ich dort auf meine Kreditkarte eine Flasche Coca-Cola und zwei Dosen Red Bull erwerben konnte. Die Auskuft aber war genauso schmerzhaft wie die zuvor: „There is no brigde around here!“
Lieber Tankwart, die Brücke war keine vierhundert Meter nach Deiner Tankstelle, bitte lerne doch Deine nähere Umgebung kennen. Zumindest wenn mit einzelnen Ultraläufern zu rechnen ist, ist eine möglichst gute Ortskenntnis für Tankstellenbetreiber oberste Bürgerpflicht – finde ich wenigstens. Lieber Tankwart, können wir uns auf diese Formulierung einigen?

Aber den Umstand, dass ich jetzt enttäuscht und gedemütigt auf meinem heimischen Sofa sitze, diesen Dingen zuzuschreiben, greift zu kurz. Ich kam mental nie wirklich bei diesem Lauf an. Meine große Vorfreude, das Bewusstsein, in Delmenhorst gut gelaufen zu sein und meine Naivität haben dazu geführt, dass ich den Vorbericht zu diesem Lauf schon im EUROSTAR Zug zwischen Brüssel und London geschrieben habe.
Ich werde ihn natürlich nie veröffentlichen, er liest sich in etwa so, wie die Konzertkritik über ein Klaviersonett eines jungen Künstlers, wenn Du weißt, dass der Schreibende taub ist.

Die Regattabahn-Abschnitte auf der Themse

Wenn man so einen Lauf macht und ihn bestehen will, dann muss alles passen. Mental und körperlich. Und mein Geist war nicht aufs Beißen eingestellt. In den ersten 24 Stunden habe ich gerade mal 86,7 Meilen zurücklegen können. Keine Schande, wenn es ein Bergparcours gewesen wäre, aber für einen völlig flachen Weg einfach enttäuschend.

Lieber „Ring“, ich hasse es, mir ständig Gedanken um die Cut-Off Zeiten machen zu müssen und ich werde stets nervös, wenn meine zuvor ausgedachte Strategie nicht greift. Mein Ziel war es, am ersten Tag 3 Kontrollpunkte zu erreichen und dann zu schlafen. Ich hoffte auf ein Ankommen um 1 Uhr in der Nacht, aber ich befürchtete auch, dass ich erst um 3 Uhr ankommen würde. Tatsächlich da war ich aber erst um 7 Uhr am Morgen, zweieinhalb Stunden vor dem Cut-Off. Und ich war so müde, dass ich auf den letzten Meilen vor dem Kontroll- und Versorgungspunkt wie ein Betrunkener gewankt bin und Sorge hatte, in den Kanal zu fallen.
Ich brauchte dringend Schlaf, aber bei nur zweieinhalb Stunden Zeit? Und dann musst Du den Versorgungspunkt ja verlassen haben, also hätte ich maximal zwei Stunden schlafen können.
Ich habe mich dann auf eine Stunde Schlaf eingelassen, eine Stunde, in der ich überhaupt kein Auge zumachen konnte. Ich lag statt in einem geschlossenen Zelt in einem nach allen Seiten offenen 3×3 Meter Zelt, es war abschüssig und der Wind fiel mir ständig ins Gesicht. An meiner Müdigkeit änderte sich also nur wenige Stunden lang etwas, danach begannen die Augen erneut zuzufallen.


Was mir aber wirklich den Rest gegeben hat, war dann der Kanal. Schon die Abzweigung von der Themse zum Kanal war mit einer langen Suchaktion verbunden, die mich am Ende in ein extrem nobles Hotel geführt hat, um dort nach dem richtigen Weg zu fragen. Ich bekam auch die richtige Antwort, aber ich habe mich in diesem Moment wie ein Hausierer gefühlt.
Und dann also kam der Kanal und ich lief durch die Suchaktion wieder auf zwei Läufer auf, die ich schon weit hinter mir wähnte.
Und der Kanal war schmutzig und er roch unangenehm.

Hausboote sind fast wie Perlen hintereinander aufgereiht und angeleint, weil die Besitzer oft dauerhaft darin leben, um sich die teuren Mieten in London zu ersparen. Nicht angeleint aber waren deren Hunde und die Hunde der vielen Spaziergänger und wer mich kennt, der weiß, wie panisch ich auf nicht angeleinte Hunde reagiere, vor allem, wenn es dann Rassen sind, die richtig gefährlich aussehen.
Die Hausboote sind oft in einem erbärmlichen Zustand, viele riechen nach Öl, Diesel oder Benzin und nach einigen Meilen wird alles langweilig.
Der Kanal sieht aus wie vor zehn Meilen und er wird in zehn Meilen noch genau gleich aussehen.
Nur die Frage, ob er sich mal nach rechts oder nach links biegt, beschäftigt Dich noch.


Häuser am Kanal sind selten und werden zunehmend weniger, dennoch kannst Du nicht in eine Art Trance fallen, weil Du immer wieder die Seite des Kanals wechseln musst. Du willst ja auf dem offiziellen Weg bleiben. Da aber, lieber „Ring“, hast Du mir gar keinen Gefallen damit getan, die Brücken durchzunummerieren.
Wenn Du weißt, dass Du auf der Brücke 183 auf die andere Flussseite wechseln sollst und gerade die Brücke 191 passiert hast und anfängst, zu rechnen, dann machst Du Dich selbst eher unglücklich.
Ich muss ja einräumen, beim Laufen häufig, fast ständig zu rechnen. Ich rechne meist aus, wann meine ungefähre Ankuftszeit ist, wenn ich bestimmte Geschwindigkeiten voraussetze, ich rechne aber auch aus, wie viel Zeit mich ein Verlangsamen oder ein Beschleunigen kosten würde oder gewinnen ließe. Und bei vielen Marathons fehlt mir dann zehn Kilometer vor dem Ziel die Motivation, noch einmal zuzulegen, weil ich mir ausrechne, dass es jetzt ja nur noch um vielleicht 10 Minuten im Endergebnis gehen würde. Und wenn ich dann sehe, dass ich mit dem Ergebnis auch ohne ein Beschleunigen zufrieden wäre, dann siegt meist bei mir die Einsicht, dass ich lieber glücklich als ausgepowert im Ziel ankomme.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich sogar in fremden Toiletten die Anzahl der Fliesen auf dem Boden zähle, erst der Länge nach, dann in der Breite. Dann rechne ich aus, wie viele Fliesen hier Verwendung gefunden haben. Und wenn ich das dann habe, dann gibt es ja auch noch die Wände, alles nur, damit ich etwas zum Rechnen habe.

Mit Deinen Brücken, lieber „Ring“, aber hatte ich meine Probleme. Weil eben nach der Brücke 191 zwar die Brücke 190 kommt, danach aber kommt erst die Brücke 189 B und dann die Brücke 189 A und das wiederholt sich öfters. Wahrscheinlich wurden die Brücken sehr früh durchnummeriert und in den letzten Jahrzehnten wurden dann die Brücken, die dazu kamen, einfach mit einem „B“ benannt.
Für mich war das ein fast frustrierendes Erlebnis, obwohl ich nicht weiß, warum.
Die Entfernung zum nächsten Kontrollpunkt verändert sich ja nicht, aber in meinem Kopf läuft dann ständig ein Kopfkinofilm ab, der mich demoralisiert und wenn ich nicht wirklich gut drauf bin, dann reicht das, um diesen Film in Gedanken umzuwandeln, die ich mir weder vor dem Lauf noch nach dem Lauf zutrauen würde.
Hier fehlt mir zweifellos das nötige Maß an Härte und Stabilität, die ich bei anderen Ultraläufern so bewundere, Ultraläufer, die zwar noch 150 Meilen vor sich haben, aber die Füße voller Blasen haben, die schon alles abgeklebt haben, was abzukleben geht, die nur noch humpeln und dennoch stärker sind im Geiste wie ich.

Und deshalb, lieber „Ring“, eben deshalb, weil mir diese Härte fehlt, überlege ich, welche Konsequenzen ich aus diesem Lauf ziehen sollte. Wenn die Schuhe, die Du Dir anziehst, offensichtlich zu groß sind, dann solltest Du Dir auch darüber Gedanken machen, in Zukunft kleinere Schuhe auszuwählen.
Wenn Du keine großen Brötchen backen kannst, dann backe halt kleinere Brötchen.
Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken.

Andererseits denke ich oft auch an meinen Lauffreund Steffen Kohler, den „Runningfreak“. Bei seinem ersten 24-Stundenlauf beim IceAge in Bad Berleburg hat er unter wirklich schwierigen Verhältnissen einen Endwert erzielt, der phantastisch war. Es gibt in Bad Berleburg einen so langen und steilen Anstieg, dass er fast von Anfang an gegangen werden muss, die Läuferversorgung ist dort eher unkonventionell und das Rundenzählen wird per Zettel und Bleistift vorgenommen.
Und dennoch hat es in Delmenhorst für ihn nicht gepasst. Und dass, obwohl ich sicher war, dass er dort die 200er-Marke überschreiten könnte.

Lieber „Ring“, wir Läufer sind eben jeden Tag anders. Die Motivation, die Konstitution, der Grad der Regeneration und viele andere Faktoren gehören dazu, an einem bestimmten Tag, bei einem bestimmten Event eine besondere Leistung abrufen zu können.

Wir sind alle keine Maschinen, nur Menschen. Und deshalb habe ich bei Dir nicht funktioniert.
Bitte entschuldige.

Vom Abbrechen, vom Aufgeben und von mehr …

Wir alle kennen diese Ansicht: „Gib nie einen Ultra auf, Ultraläufer tun so etwas nicht!“

Und wir kennen die Begründungen dafür:
In Deinem Kopf nistet sich das Aufgeben so fest ein, dass das immer wieder präsent ist und Du bist ein Weichei.

Wie siehst Du das? Wie ist Deine Meinung dazu?

Ich bin da eigentlich relativ entspannt und mache mir keine großen Gedanken, wenn es eben einfach mal nicht passt.
Und so habe ich in der Vergangenheit einige Läufe nicht oder schon vorzeitig beendet. Beispielsweise beim Röntgenlauf. Hier habe ich bei zwei Teilnahmen zwei Mal nach dem Marathon Schluss gemacht. Ich fand die Versuchung, dort am Marathonpunkt aufzuhören, beide Male viel zu verlockend.
Oder beim Swiss Alpine. Drei Mal bin ich dort zum K78 gestartet, zwei Mal habe ich „gekniffen“ und zum C42 abgekürzt. Freilich hatte ich beide Male gute Gründe dafür, beim ersten Mal war ich einfach noch zu krank gewesen und beim zweiten Mal waren wir als Familie auf dem Weg in den Urlaub nach Kroatien und ich hatte das Gefühl, für die Familie das Richtige zu tun, um früher weg zu kommen. Erst im vergangenen Jahr habe ich dann die ganze Strecke des K78 zurück gelegt.

Wegen extremen Regens wurde letztes Jahr das Rennen Verbier / St. Bernard für zwei Stunden oben auf dem großen St. Bernhard unterbrochen und danach war ich mit Schüttelfrost gebeutelt und entschied, das Rennen dort oben zu verlassen.
Beim unglaublichen Lauf durch den Canyon du Verdon habe ich mich in dem malerischen Städtchen Moustiers Sainte Marie zu zwei Glas Wein einladen lassen und auf das Weiterlaufen verzichtet.

Beim PTL im letzten Jahr hat wenig gestimmt. Meine Ausrüstung war unzureichend, ich hatte nicht einmal an die Sonnencreme gedacht, das Team war nicht harmonisch und zuletzt gab es einen Wetterumschwung, der die UTMB-Läufer sogar fast den ganzen Lauf gekostet hat. Gründe genug für mich, dort auszusteigen, aber diese Wunde hat noch sehr lange in mir geblutet und soll erst mit dem Tor des Géants (TdG) geheilt werden.

Und dieses Jahr? Beim Rennsteiglauf bin ich mental gar nicht in den Lauf gekommen. Am Anfang habe ich mich unglaublich gut gefühlt, ich bin dann viel zu schnell angegangen und hatte spätestens auf dem Großen Inselsberg die Lust am Lauf verloren. Ich lief dann noch bis zum Grenzadler (Kilometer 55) gelaufen, um gewertet zu werden und auch eine Medaille zu bekommen, dann war Schluss für mich.

Beim vom großartigen Eric Türlings veranstalteten K-UT bin ich nach einer Runde ausgestiegen. Auch hier hatte ich gute Gründe dafür. Ich hatte meiner Frau versprochen, sie nicht allzu spät in Fellbach abzuholen und zudem traf ich nach der ersten Runde zufällig die Trainingspartnerin von Jutta, einer Lauffreundin von Achim Knacksterdt, und wir unterhielten uns prächtig.
Danach allerdings wollte ich nicht mehr weiterlaufen.

Diese beiden letzten DNFs oder vorzeitigen Abschlüsse hatten mir aber doch ein paar Sorgenfalten ins Gesicht gestrieben, vor allem im Hinblick auf den 24-h Burginsellauf in Delmenhorst und auf das 250 Meilen lange Thames Ring Race nächste Woche.

Delmenhorst aber hat bewiesen, was ich immer geglaubt habe: jedes Rennen ist anders, ständig beginnst Du neu und wieder bei null. Und heute abbrechen, morgen aufgeben und übermorgen verkürzen bedeutet nicht, dass Du nicht nächste Woche wieder an Deine normalen Leistungen anknüpfen oder sogar über Dich hinaus wachsen kannst.

Ich jedenfalls bin mir sicher, dass ich in England nicht an Eisenach oder an Reichweiler denken werde, sondern nur an Delmenhorst.

Ein super Dank an super Leute …

Einen Lauf wie den SH-Supertrail beschreiben geht für mich nicht anders als das mit Danksagungen zu tun.

Der erste Dank gebührt dabei natürlich dem Veranstalter Bernhard Sesterheim und seinem ORGA-Team. Einen solchen Lauf über zwei Tage auf die Beine zu stellen nötigt mir Respekt ab, vor allem, wenn es sich um den ersten Lauf solch einer Art handelt.
Die Hütten, in denen wir von Donnerstag auf Freitag und von Freitag auf Samstag genächtigt hatten, waren super und geradezu prädestiniert für ein solches Event. Die dazu gehörigen Sanitäranlagen waren ebenso ideal und sie waren, trotz eines technischen Problems, vollkommen ausreichend.


Ganz besonders fasziniert aber hat mich das angeschlossene Restaurant. Bei einem Leistungszentrum der Leichtathletik vermutest Du oft nur ein dunkles und einfaches Restaurant mit wenigen deftigen und fettigen Speisen, einem Patron, dessen Schürze aussieht wie das Babylätzchen meiner Kinder, als die noch klein waren, aber weit gefehlt:
die beiden Frühstücke, die uns geboten wurden, waren auf wirklich hohem Niveau und auch das Nachfüllen von Rührei, Quark oder Joghurt war präzise und schnell.

Das Abendessen jedoch machte mir etwas Bauchgrummeln. Es gab zwar ein Buffet, gut für die Viel-Esser unter uns, es gab aber nur eine sehr gut sortierte Salatbar, Spätzle, Gulasch und als Dessert ganz viel Schokoladenpudding. Alles davon wurde auf einer großen Tafel auf einer Staffelei angekündigt.
Als ich erwähnt hatte, Vegetarier zu sein, war ich erstaunt, nicht das übliche „Mann, da ist wieder so einer, der uns unnötige Mühe macht“ zu erfahren (hören tust Du das ja nie, aber die Gesichter mancher Restaurant-Angestellter sprechen Bände … ), sondern erst kurz mit dem Koch über Tofu-Gulasch reden zu können.
Bekommen habe ich dann vier halbe gefüllte Paprika, gefüllt rein vegetarisch und optisch und geschmacklich so lecker, dass Wilma, die mir gegenüber saß, plötzlich meinte, ebenfalls eine Vegetarierin zu sein. Für dieses spezielle Abendessen gebührt diesen Küchenangestellten mein zweiter Dank.

Mein dritter Dank gebührt den superleichten und superflachen INOV-8 Roclite 285 Trailschuhen, auf die mich viele Mitstreiter angesprochen haben. Üblicherweise wählst Du ja eher die stärkeren Modelle von INOV-8 für diese Strecken, aber mit diesen roten Schuhen, die quasi aus einer Ahnung von Nichts bestehen, die in der Größe UK8 nur 285 Gramm wiegen, fühlte ich den Waldboden direkt unter mir. Es war herrlich.
Was schreibt INOV-8 dazu auf der englischen Homepage?

„Ideal/Recommended Activity: Trail Running Adventure Racing Cross Country Climbing Approach Mountain.“
Stimmt, dem ist nichts hinzuzufügen.

Mein vierter Dank geht in Richtung X-BIONIC. Dieser Dank ist aber mit einer kleinen Träne in Augenwinkel verbunden. Seit dem „Marathon des Sables“ laufe ich, mit einer einzigen Ausnahme, stets bei Strecken „Marathon und länger“ mit den X-BIONIC Kompressionsstrümpfen.
Wenn ich vorher oft „Elefantenfüße“ nach einem Lauf bekommen hatte, dann ist das seit dem „Marathon des Sables“ vergessen. Nur bei dem einen Mal, wo ich mal wieder mit normalen Socken gelaufen bin, habe ich meine Waden wieder gespürt. Wir alle kennen die Diskussion, ob man Kompressionsstrümpfe verwenden soll oder nicht. Und jeder hat eine eigene Meinung dazu, manche sogar, ohne jemals solche Strümpfe getragen zu haben.
Für mich sind die X-BIONIC Kompressionsstrümpfe ein Segen und die kleine Träne im Augenwinkel habe ich nur, weil ich mich am Ende der nächsten Woche von ihnen verabschieden muss. Beide Fersen sind mittlerweile durch, aber nach rund 2.500 Wettkampfkilometern in diesen Strümpfen finde ich, dass das in Ordnung ist. In Delmenhorst beim 24-Stundenlauf am kommenden Wochenende dürfen sie den Fluss meiner Lymphe ein letztes Mal kontrollieren, danach werde ich sie standesgemäß beerdigen.
Beim “TRA 250 Miles Thames Ring Race“ werde ich dann mit ganz neuen X-BIONIC Kompressionsstrümpfen vor Ort sein.

Ein Strauß an Danksagungen wäre aber nicht vollständig, wenn es bei einer geraden Anzahl an „Blumen“ bliebe. Und so gebührt mein fünfter und letzter Dank denjenigen, die diesen Lauf erst zum Event gemacht haben. An die, für die und wegen denen ich mich immer wieder vor allem auf die kleineren und familiären Läufe freue und darin aufgehe und bei denen ich inständig hoffe, dass solche Tage nie zu Ende gehen wollen. Es sind die Lauffreunde, die mich vor, während und nach dem Lauf glücklich machen.

Ob sie wesentlich besser sind als ich oder einen Tick langsamer, von jedem lerne ich, dass diese Welt eine andere, eine bessere Welt wäre, wenn alle Menschen Ultraläufer sein würden.
Gerade beim SH-Supertrail waren es viel zu viele dieser engen und engsten Lauffreunde, als dass ich sie hier aufzählen könnte. Es würde den Rahmen einfach sprengen. Aber einige seien doch stellvertretend für die anderen genannt – und die nicht genannten mögen mir dennoch weiter gewogen bleiben.

Ich will zuallererst Wilma Vissers erwähnen. Ich habe sie seit dem SwissJuraMarathon (SJM), wo sie drittbeste Läuferin wurde, nicht mehr gesehen. Sehnen- und andere körperliche Probleme haben ihrer grandiosen Läuferkarriere eine kleine Delle verpasst und so war sie für mich diejenige im Starterfeld, auf die ich mich am meisten gefreut habe.

Wilma Vissers auf dem Podest beim SJM 2009, in der Mitte die Gesamtsiegerin Cécile Berg und ganz links die Zweitplatzierte, die großartige Anna Hughes

Als nächstes verdient Bernie Conradt eine Erwähnung. Als junger Vater hat er seine läuferischen Ambitionen ein wenig nach unten korrigiert und ich habe ihn seit seinem elefantösen Auftritt beim “TOUGH GUY 2011“ nicht mehr gesehen. Ohne ihn aber wäre die Veranstaltung bei weitem langweiliger geworden, weil er durch seine Kontakte nahezu alle „Coolrunners Germany“ aktiviert hat: Grace, Didi, Norman, Heidelinde, Kurt, Tanja, Walter, Alex und viele mehr.
Von vielen wusste ich zuvor nicht, dass ich sie dort treffen würde, umso größer war die Freude.

Bernie ist auch derjenige gewesen, der mich überhaupt in die läuferischen Regionen katapultiert hat, in denen ich in den letzten Monaten laufen durfte. Sein Satz nach dem “TransAlpineRun 2008“ „Jetzt hast Du drei UTMB-Punkte, jetzt musst Du auch zum UTMB“ hat mir Grenzen nach oben geöffnet, dafür danke ich Bernie noch heute. Aber ungelogen: bis zu diesem Satz wusste ich nicht einmal, was der UTMB überhaupt ist.

Den dritten, den ich erwähnen will, ist Raimund Slabon. Nicht nur, weil er ein extrem schneller Trailläufer ist, sondern, weil er einer von meinen zwei Rettern bei der „TorTOUR de Ruhr“ war – und beide Retter waren bisher eher unbekannt und unbedankt geblieben. Raimund war die Fahrrad-Begleitung von Susanne Alexi auf der TorTOUR und derjenige, der zurück gefahren ist, um mich, als ich mich derbe verlaufen hatte, wieder auf den rechten Weg zurück zu bringen.
Bei solch einer körperlichen Anspannung bleibt der gebührende Dank oft aus – dieses Wochenende war eine gute Gelegenheit, das nun nach knapp einem Jahr nachzuholen.


Unbedankt und unbekannt bleibt dann nur noch der andere Retter bei der TorTOUR. Es war kurz vor der Ruhr-Metropole Essen nach dem Versorgungspunkt, den John P. Hunold gemanagt hat. Er hielt dort unter einer Brücke die Stellung, vor seinem Wohnmobil und unter seinem Tropenhut.
Ich war so froh, mit ihm ein paar Worte wechseln und ein paar Minuten dort ausspannen zu können, dass ich erst etwa nach zwei Kilometern hinter dem Verpflegungspunkt gewahr wurde, dass ich meine beiden Trinkflaschen bei ihm vergessen hatte!
Und als ich hin- und hergerissen war zwischen den Überlegungen, ob ich zurück laufen sollte oder auf Tankstellen hoffen sollte, damals, an diesem extrem heißen Pfingsttag, an dem der Baldeneysee und die Ruhrauen übervoll waren mit Grillern und Frisbee-Spielern und als ich mich nicht entscheiden konnte, welche Alternative ich wählen sollte, da klopfte mir dieser andere unbekannte Retter auf die Schulter.

Er kam mit einem Fahrrad angeradelt und übergab mir die gefüllten Wasserflaschen, die ich so sehnlichst vermisst hatte. Ich glaube, den Dank dafür blieb ich bis heute schuldig. Umso schöner, dass ich aus einem der beiden unbekannten und unbedankten Retter einen bekannten Retter machen konnte, dem ich danken durfte.

Die letzte Erwähnung hier erhält Norman Bücher. Seit ich ihn über die „Coolrunners Germany“ und über die Gruppe „UTMB & CCC“ im „wer-kennt-wen“ (WKW) kennengelernt habe, respektiere ich ihn von Woche zu Woche mehr.
Ob es seine läuferischen Leistungen sind, seine berufliche Karriere als Motivationsredner oder seine Erlebnisberichte, wenn er erzählt: am meisten schätze ich an ihm, dass er ein braver und bescheidener Ultraläufer geblieben ist, der als junger Vater auch beim Brasilianischen Jungle-Marathon weiß, wo man aufgeben muss.
Und besonders freuen tue ich natürlich darauf, mit ihm beim „Tor des Géants“ (TdG) teilnehmen darf. Als ich am Ende des SH-Supertrails mit ihm auf den Zieleinlauf angestoßen habe, sagte ich zu ihm:
„Wenn wir das im September auch zusammen tun dürfen, dann wäre ein Traum wahr geworden!“
Norman antwortete: „Ja, aber dann feiern wir etwas aufwändiger!“


Vielen Dank an alle für dieses wunderschöne Wochenende!

20 Stunden sind nicht genug …

Kennst Du diese Situation: Du läufst bei einem Deiner „langen Kanten“ und schon nach kurzer Zeit gibt der Akku Deines Handys den Geist auf, wenn Du einen MP3 Player auf den Ohren hast, dann versagt auch dessen Akku zuverlässig gerade dann, wenn Dein Lieblingslied angespielt ist und zu allem Überfluss schaltet sich auch Deine GARMIN Pulsuhr, die schon länger auf „niedriger Akku“ stand, aus.
Ich hasse diese Tage und hatte an solchen Tagen meist Pech „im Dreierpack“. Kennst Du das?

Ich erinnere mich gut, als ich mich für die GARMIN Forerunner 305 entschieden hatte. Je nach den Einstellungen, die Du wählst und wenn Du sparsam mit der Beleuchtung umgehst, dann kannst Du bis zu 11 Stunden und 40 Minuten Spaß mit dem Akku haben. Eine unendlich lange Zeit! Mehr braucht nun wirklich keiner, dachte ich.
Gut, vielleicht ein paar Verrückte!

Schon zwei Jahre später wurde ich zu den paar Verrückten gerufen und ich bekam zum Geburtstag 2009 etwas ganz Tolles: die GARMIN Forerunner 310 XT (siehe meinen BLOG-Eintrag „Ich bin neu verliebt – das ist meine Neue…“)
Rund 20 Stunden Akkuleistung, vielleicht auch ein wenig mehr. Damit kannst Du fast einen 24-h Lauf bestreiten. Fast, aber eben nur fast.
Und bei den zeitlich längeren Läufen bist Du dennoch aufgeschmissen.

Also habe ich manchmal beide Uhren dabei gehabt und bin erst mit der 310 losgelaufen und habe dann auf die 305 umgestellt und in dieser Zeit hat meine Gabi die 310 neu geladen, zumindest hat sie das versucht. Bei der TorTOUR de Ruhr hat das aber nicht geklappt, weil sie nicht wusste, dass sie auch den Laptop hätte anschalten müssen.

Aber all das muss nicht sein! Wie der gute alte Afro-Amerikaner in der alten „Onkel Ben’s Reis“ Werbung sagt: „Klumpiger, klebriger Reis – das muss nicht sein“, so sage ich heute: „Akkuprobleme? Die müssen nicht sein!“
Weil ich etwas entdeckt habe!

Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Der Runningfreak Steffen Kohler hat eigentlich diese Entdeckung gemacht und er hat sie mir in Bad Berleburg gezeigt. Er hatte das Teil auch erst wenige Tage und selbst noch nicht ausprobiert, aber die superschwachen Akkus der iPhones haben ihn dazu gebracht, dieses Teil zu suchen.

Er zeigte es mir mit dem Vorbehalt, selbst nicht zu wissen, wie es konkret funktioniert. Aber schon am darauf folgenden Montag habe ich es für relativ „kleines Geld“ bei AMAZON bestellt.

Aber schon am Dienstag kam die Enttäuschung: in einer Mail stand, dass es wohl noch einige Tage dauern würde, bis ich dieses schöne Stück geliefert bekommen würde. Am Mittwoch jedoch keimte wieder etwas Hoffnung auf, als mir gemailt wurde, dass die Lieferung wohl doch schneller als erwartet stattfinden könnte.
Sollte die Lieferung vielleicht doch noch vor dem „Kleinen KOBOLT“ am darauf folgenden Samstag erfolgen? Ich war freudig gespannt.

Am Donnerstag kam es jedoch nicht und auch bis Freitag Mittag war kein Päckchen für mich da. Ich hatte am Nachmittag einen Außentermin und bat die Kolleginnen im Innendienst, im Falle mir dieses Paket unbedingt gleich auf meinen Schreibtischstuhl zu legen, damit ich es auf keinen Fall übersehe.
Ich kam dann gegen 18.30 Uhr nach Hause und schaute sofort nach – und ich schaute auf einen leeren Schreibtischstuhl.

Wer mich kennt, der weiß, dass mich solch kleine Dinge durchaus sehr aus dem psychischen Gleichgewicht bringen können und vielleicht wäre ich beim „Kleinen KOBOLT“ sogar gescheitert, wenn es nicht kurz nach 19 Uhr bei uns privat geklingelt hätte.
Es war der Postbote, ein ganz besonders lieber und emsiger Mann, der mir sagte, dass er schon um 17.30 Uhr da gewesen sei, aber da niemand aufgemacht hätte, ist er einfach am Ende seiner Tour noch einmal bei uns vorbei gefahren.
So etwas erlebst Du eben nur auf dem Dorf!
Er war ein Held und ich hatte meinen Akku für den „Kleinen KOBOLT“.

Seither habe ich ihn ein paar Mal benutzt und will ihn auf keinen Fall mehr hergeben. 4400 mAh bringt er, voll aufgeladen. Und Du kannst alles anschließen und nachladen, was Du per USB laden kannst: Dein Handy, Deinen MP3 Player und das, was mir am wichtigsten ist: Deine GARMIN-Pulsuhr!

Nur einen Haken gibt es doch: während sich der 305 problemlos am Handgelenk aufladen lässt, wird der 310 mit einer Art „Zange am Kabel“ geladen. Wenn Du einen 310 besitzt, dann weißt Du, was ich meine. Das wiederum bedingt, dass Du die Uhr nicht am Handgelenk aufladen kannst.
Ich habe das Problem so gelöst, dass ich den Akku in die eine Jackentasche und die Uhr in die andere Jackentasche gepackt habe, verbunden mit dem langen Ladekabel.
Und die Ladung geht tatsächlich einigermaßen schnell, die Uhr bleibt an, auch wenn Du während der Ladezeit nichts erkennen kannst. Aber die 310 vibriert dennoch nach jedem Kilometer und zeigt die letzte Kilometerzeit an – auch während des Ladens. Und die Uhr zeichnet auch weiterhin alles auf, sodass Du in der Nachbetrachtung den ganzen Lauf per Google Earth ansehen kannst.

Mein Stoßgebet Richtung Himmel: Oh, wenn ich dieses Teil schon früher gehabt hätte … !

Aber jetzt bin ich für die langen Kanten des kommenden Jahres gerüstet, für den „TRA 250 Miles THAMES RING“, den „24-h Burginsellauf Delmenhorst“ und für den gigantischen „TOR DES GÉANTS“, für den ich mich ab dem 15. Januar anmelden kann …

Mein 2010 – ein persönlicher Jahresrückblick …

Steffen Kohler und viele andere sind schneller als ich, Yogi Schranz und viele andere haben gewaltigere Dinge hinter sich als ich, Gerhard Börner und viele andere haben mehr Bergerfahrung als ich, Norman Bücher und viele andere haben spektakulärere Events hinter sich als ich, Jack B. Liver und viele andere haben längere Strecken nonstop gelaufen als ich und Joe Kelbel und viele andere haben mehr „Marathons und länger“ gelaufen wie ich.

Ich weiß, dass ganz viele unserer gemeinsamen und meiner lieben Lauffreunde höher kamen, weiter und schneller liefen, erfolgreicher waren, spektakulärere Event bestritten haben und insgesamt in 2010 besser waren als ich – und doch finde ich, das das Jahr 2010 mein Laufjahr war.


In den Jahren 2008, 2009 und 2010 wuchs ich vom „Marathoni“ zu einem, der Strecken läuft, die ich mir selbst vor einigen Jahren noch nicht zugetraut hätte.
Begonnen hat alles mit der Vorbereitung des TransAlpineRuns 2008, wo ich zwangsweise längere Strecken testen musste. Und durch den TransAlpineRun 2008 erhielt ich 3 UTMB Punkte, von denen ich bis dahin nicht einmal wusste, dass es sie gab und was sie bedeuten.
Erst Bernie Conradt’s  Hinweis, dass ich nun auch den UTMB probieren sollte, führte 2009 zu den langen Strecken um die 100 Meilen, aber erst 2010 kamen Herausforderungen, die ich jetzt, am Ende dieses Jahres, kaum noch zusammen bekomme.

War Jens Vieler’s TorTOUR de Ruhr mit ihren 230 Kilometern wirklich erst dieses Jahr im Mai? Und die sieben Wüstentage des Marathon des Sables – waren die auch in diesem Jahr? Ich war in Nizza beim Canyon du Verdon, in Chamonix beim PTL und in Verbier beim Verbier St. Bernard, ich war auf dem Kilimanjaro-Gipfel und dem Kilimanjaro-Krater, in Rom und Davos, gleich drei Mal in Dresden und in Brugg/CH – ein wirklich unglaubliches Jahr.

Eine besondere Freude war dabei, dass ich Menschen kennen gelernt habe, die ich vorher nur im weltweiten Netz erleben konnte. In Brugg war das Guido Huwiler, in Troisdorf waren es mit MissMonster und Melanie und Steffen Kohler gleich drei „virtuelle“ Menschen, die zu „realen“ Menschen wurden. Den Abschluss machte dann Anne aus Offenburg, die beim Eisweinlauf ein reales Gesicht für mich bekam.

Ich lief mit Hauke König und Susanne Alexi auf dem Elberadweg, mit Martin Raulf auf dem Ruhrradweg, mit Jeffrey Norris und Joey Kelly in Löningen, ich lief mit Steffen Kohler in Bad Berleburg und mit Achim Knacksterdt auf dem Rheinsteig.

Aber nicht alles in 2010 war läuferisch zufrieden stellend. 2010 ist für mich leider auch das Jahr von vier DNF’s. Beim Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon, beim Canyon du Verdon, beim Verbier St. Bernard und beim PTL erreichte ich das Ziel, mein Ziel, nicht. Waren es beim Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon noch die entzündeten Fersen, beim Canyon du Verdon die Sorge um meine Frau Gabi, so war es beim Verbier St. Bernard oben am Großen St. Bernard der unglaubliche Regen, aber spätestens beim PTL aber musste ich begreifen, dass nicht jedes Ziel, dass ich erreichen will, für mich auch wirklich erreichbar ist. Die Fähigkeit jedes Körpers ist begrenzt, meine Grenzen habe ich dieses Jahr in Chamonix kennen gelernt.
Ob hier mehr Training für bessere Resultate sorgt?
Das wünsche ich mir für 2011.
Bessere Resultate wünsche ich mir aber auch für die Politik. Hier war 2010 wieder ein Jahr, in dem die politische Führung deutlich gemacht hat, dass sie einerseits mit den Realitäten überfordert ist, andererseits von den führenden wirtschaftlichen Eliten an der Nase herum und vor uns als Publikum vorgeführt wurde.
Kritik daran wird allerdings nicht erst seit Zensursula Stück für Stück erschwert. George Orwell hätte seine Freude daran, sein Bestseller „1984“ hatte offensichtlich nur den falschen Titel, „2024“ wäre wohl richtig gewesen. Verlassen können wir uns aber darauf, dass „Big Brother“ Stück für Stück Realität wird.

Und während sich die Welt streitet, ob die Thesen von Thilo „Wunderlich“ mit dem scharfen Sarrazinen-Schwert richtig sind, ob es ein Skandal ist, dass ein junger Unteroffizier 250.000 vertrauliche, geheime und streng geheime Dokumente irgendwo auf der Welt einfach auf einen USB Stick laden kann oder ob es der Skandal ist, dass jemand diese geheimen Informationen öffentlich macht, laufen wir alle weiter und hoffen, am Ende des Weges auf eine Welt zu treffen, die besser ist als die, in der wir losgelaufen sind.

Eine Welt, in der die Menschen gebildeter sind, nachhaltiger wirtschaften, gesünder leben und sich nicht so schrecklich abhängig machen von dem, was der „income shortener“ (Joseph Mc´Clendon III. bei Tony Robbins „UPW“ über den Fernsehapparat) ihnen täglich als Wahrheit vorlügt.

Aber weil das alles wohl noch sehr lange dauert, laufe ich wohl auch noch viele Jahre nach dem Jahr 2011. In diesem kommenden Jahr jedoch teste mich bei richtig „langen Kanten“ wie dem „TRA Thames Ring Race“, schwierigen und langen Bergläufen oder einfach bei eiskalten Spaßläufen wie dem „Tough Guy“ in Wolverhampton.

Und irgendwann wird dann die Welt besser sein.