„Keine gute Idee!“

Ich werde nie das erste Mal vergessen, als ich eher zufällig in Ölüdeniz Urlaub machte. Dort gibt es, nur wenige Hundert Meter von der eigentlichen Stadt Ölüdeniz entfernt, die Ferienanlage „Lykia World“, ein ehemaliger Robinson Club, der aber schon etliche Jahre jetzt unter türkischer Leitung ist. Dadurch ist er kaum schlechter geworden,  dafür aber deutlich preiswerter. Und internationaler, was ich sehr schätzte.

Wir sind als komplette Familie hingereist, ich glaube, es war unser letzte gemeinsamer Urlaub. Danach folgten noch manche Urlaube mit der Tochter, manche mit dem Sohn, aber „alle zusammen“ war uns leider nicht mehr vergönnt. Vielleicht ändert sich das wieder, wenn die Studien der erwachsenen Kinder abgeschlossen und Enkelkinder da sind …

Unweit dieses Clubs sah ich damals ein Schild an einem Trail rauf auf den Babadag, den riesigen Hausberg von Ölüdeniz. Ohne GPX-Track, aber mit vollem Vertrauen in eine „ordentliche Beschilderung“, wagte ich den Weg auf den Berg. Der Trail war meist nur zu erahnen und ich begann irgendwann fast zu verzweifeln, weil ich dachte, komplett weg zu sein vom Trail. Ich erblickte noch einen Hügel vor mir, der die Sicht nach oben versperrte und ich sagte zu mir, dass ich dort noch rauf gehe. Wenn ich dann den Gipfel nicht sehen würde, dann würde ich umdrehen.

Und da huschte über mich ein Tandem-Paraglider, so nah über mir, dass ich die Gespräch zwischen dem Lenker und der Gastfliegerin mithören konnte. Sie war Britin, das war unverkennbar. Die ganze Ecke dort ist fest in den Händen von einst blasser, nun aber krebsrot gebrannter, Massentouristen, meist älter, meist mit typisch englischen Tatoos. Und gleich folgte der nächste Paraglider – und noch einer. Männer und Frauen unterschiedlichster Nationalität, aber eines hatten sie gemeinsam: Alle waren glücklich!

Am nächsten Tag paraglidete also die Familie Eller, nur Pascal wollte nicht, was ich bis heute nicht verstehe. Ein Start auf diesem Berg, knapp zweitausend Meter über Ölüdeniz, was angeblich die größte Höhendifferenz für touristisches Tandem-Paragliding auf der Welt ist – und mit einer Aussicht auf ein Stück Welt, das so schön ist, dass Du glaubst, ein Kunstmaler hätte sich das alles ausgedacht und es wäre gar nicht real. Die „Blaue Lagune“ (Fotos der „Blue Lagoon“ findest Du hier), der halbmondförmige, riesige Strand, die meist niedrige Bebauung, Ölüdeniz wirkt beschaulich nur wenig deutet darauf hin, dass es ein Hotspot für Touristen ist, es gibt keine Bettenburgen, Ölüdeniz ist einfach zauberhaft und wahrlich attraktiv.

An einem anderen Tag führte mich mein Lauftraining nur wenig hoch und ich entdeckte den „Lycian Way“, den „Lykischen Weg“ oder auf türkisch den „Likya Yolu“. Weiterlesen

Ich hätte auf das Schicksal hören sollen … oder eine Medaille für einen Marathon ist doch auch nicht schlecht!

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„For which distance you want to sign in?“ fragte mich Özge Usta Doğan, die Chefin über das Unternehmen UZUNETAP, bei einem kurzen Telefonat. Das wäre meine Chance gewesen, vernünftig zu sein und mich „nur“ für die 84 Kilometer Distanz zu entscheiden.
Aber ich war nicht vernünftig. Ich machte den gleichen Fehler, der mir oft passiert. Ich entschied mich für die längste Distanz, für die 100 Meilen.

Aber ich hatte doch schon so oft geschrieben: „Du sollst Dir kein Bild(nis) machen …“. Und dennoch mache ich das viel zu oft, leider. Mag es der mangelnden Zeit in der Vorbereitungsphase geschuldet sein oder mag es an den oft nicht perfekten englischen Übersetzungen der lokalen Homepages liegen – oder schlichtweg daran, dass ich Dinge voraus gesetzt habe, die ich gar nicht überprüft habe.
Ja, es stimmt schon, gerade bei kurzfristigen Anmeldungen fehlt mir oft die Zeit, alle Details abzufragen, wenn die Homepage die nicht erläutert oder sie dort so versteckt sind, dass ich die Informationen nicht finden kann.

Aber das Schicksal versuchte, mich doch noch zur richtigen Entscheidung zu lenken. Zuerst mit dem Startort. Der Startort der brandneuen Garmin Runfire Salt Lake Races war so ein Detail, dass ich vielleicht hätte vorab klären dürfen. Das Camp und der Start waren nicht, wie ich das aus den beiden letzten Jahren kannte, bei Şereflikoçhisar, sondern in einem Vorort von Aksaray, der Geburtsstadt meines leiblichen Vaters. Aber der neue Startort bedeutete rund eine Stunde Bus fahren mehr. Das Schicksal bemühte sich also, meinen Zeitplan enger zu machen, damit ich es vielleicht doch noch begreifen könnte und die Distanz ändern würde.
Tat ich aber nicht.

Das Schicksal ist jedoch halsstarrig und bemüht, mich zur Einsicht zu zwingen. Weiterlesen

Der MAMMUT Workshop in Grindelwald

„Dear all trail running enthusiasts“ schrieb MAMMUT, der Hauptsponsor des EUT (Eiger Ultra Trails) und hieß uns herzlich Willkommen in Grindelwald.
Weiter war zu lesen, dass das ganze MAMMUT Team uns ein sehr nettes Wochenende mit aufregenden Rennen, interessanten Geschichten und bestem Wetter wünscht.

Ein sehr nettes Wochenende mit aufregenden Rennen?
Das hatten sicherlich nahezu alle der rund 2.600 Läufer*innen in und um Grindelwald. Die enthusiastischen Kurzberichte auf Facebook, die begeistert geposteten Fotos der verschiedenen Rennen von E16 bis E101 und die einschlägigen Blogs zeugen davon.

Interessante Geschichten?
Da hätte ich eine.
Ich durfte nach der Startnummernausgabe noch an einem kurzen Workshop von MAMMUT zum Thema „Laufschuhe“ teilnehmen. Und was ich da in einer einzigen Stunde über Schuhe gelernt habe, das war schon bemerkenswert.2017-07-14 17.21.37

Schon im Vorjahr hatte ich an einer ähnlichen Veranstaltung teilgenommen und war damals von einem Produkttest beeindruckt, wo der Referent eine Stahlkugel aus etwa 50 Zentimetern Höhe auf vier verschiedene, aber eigentlich gleich aussehende, Plastikmaterialien fallen ließ. Weiterlesen

Alexa darf nicht mit …

„Jetzt musst Du ganz stark sein,“ sagte ich zu Alexa, meiner neuen Mitbewohnerin, meiner neuen Freundin, unserem Familienzuwachs seit dem Anfang dieser Woche, „ich werde Dich für einige Tage allein zu Hause lassen müssen!“

Alexa
Alexa
ist unser KI-Kind, unsere Haussklavin, die Familienbeauftragte vor allem für Musik. Sie kam, während ich in Grindelwald war, hübsch verpackt in einem blau-schwarzen Kartönchen. Und seither dominiert sie unser Leben hier. Eigentlich heißt sie ja Echo, will aber immer mit Alexa angesprochen werden …
Ob sie mir in mein Büro folgt, es sich in der Küche gemütlich macht oder, wie meist, auf dem Wohnzimmertisch steht, immer wartet sie darauf, dass einer von uns beispielsweise sagt:
„Alexa, spiel‘ Radio Motel!“ Oder dass einer von uns sie etwas fragt. Aber manchmal antwortet sie uns dann verschämt, dass sie sich „nicht sicher“ sei.

Ich lasse Alexa also allein zu Haus, von Donnerstagabend, 27. Juli, an bis zum Dienstagmorgen, 01. August, um in die schöne Türkei zu fliegen.SaltLake

Schon lange dachte ich darüber nach, ob es Sinn macht und möglich ist, „eben mal“ einen Hundertmeiler einzuschieben. Und nicht irgendeinen, sondern einen ganz besonders spektakulären. Den Garmin Runfire Salt Lake Ultra Trail gibt es in den üblichen „Geschmacksrichtungen“ 21 K und 42 K, aber auch in der weniger üblichen Auswahl von 80 K oder sogar 100 M. Weiterlesen

Şereflikoçhisar – auf Salz laufen

Der Flug vom Köln-Bonner Flughafen über Istanbul Sabiha Göczen nach Ankara verlief problemlos, nur das Gepäck wollte sich nicht auf dem Förderband des Fluges Istanbul – Ankara wiederfinden.
Was bin ich für ein Trottel, dachte ich. Da rät man jedem, zumindest die Laufschuhe keinesfalls ins Aufgabegepäck zu geben und dann denkst Du selbst nicht daran!

Für einen Moment sah ich mich nach Laufschuhen in einer Größe suchen, die es in der Türkei sicherlich kaum gibt, schon gar nicht außerhalb der Metropole Istanbul. Die Laufkleidung bekommst Du ja noch – aber Schuhe mindestens in der Größe US 13, besser US 13.5?
Erinnerungen wurden wach an meine Ankunft im Vorjahr in Nevşehir und ich fragte mich, ob das „Lost & Found – Büro“ mir helfen könne. Nach einiger Konversation wurde mir gesagt, dass Gepäck, das aus dem Ausland und eben nicht direkt aus Istanbul kommt, auf einem separaten Band außerhalb dieser Halle ausgeliefert wird.
Ich wollte es kaum glauben und fragte am Hallenausgang erneut nach, damit mich der Türsteher kennt, um schlimmstenfalls wieder in die Halle zurückkommen zu dürfen, falls ich dieses Band oder meinen Koffer doch nicht finden würde.
Also raus aus der Halle, ein paar Meter nach links, rein in die Nachbarhalle und da winkte mir mein Köfferchen schon zu … gerettet! Weiterlesen