Main-Spitze: der MMM

Der „MMM“, der Mainzer Maaraue Marathon ist, so der Bericht der Zeitung „Main-Spitze“ vom 9. Februar …

… länger als das antike Vorbild

Start zum Maaraue-Marathon: Organisator Sascha Kaufmann mit roter Mütze läuft voraus. 	Foto: uli

GUSTAVSBURG: MAARAUE-MARATHON – Lauf-Enthusiasten endecken die Mainspitze als Geheimtipp

(uli). 25 Lauf-Enthusiasten aus verschiedenen Regionen Deutschlands trafen sich jetzt auf dem Parkplatz an der Ochsenwiese, um zum 5. Maaraue-Marathon zu starten. Eingeladen hatte Sascha Kaufmann aus Mainz-Mombach, der diesen Lauf privat organisiert.

Fast jeder Hobbyläufer in der Mainspitze kennt den „Drei-Brücken-Weg“ über die Flüsse Rhein und Main hinweg.
Knapp über neun Kilometer sind das von Gustavsburg über die Kostheimer Mainbrücke, dann auf der Maaraue bis zur Theodor-Heuss-Brücke in Mainz, am Rheinufer entlang und dann wieder über die Eisenbahnbrücke zurück nach Gustavsburg.

Gleich fünfmal hintereinander, also rund 45 Kilometer, hatten sich die Langstreckenläufer für diesen Tag vorgenommen. Für manche im Starterfeld fast schon ein Klacks.

„Bei 100 Kilometern fängt es doch erst an, richtig Spaß zu machen“, hieß es aus der um 10 Uhr lostrabenden Schar. Tatsächlich hatte sich eine handverlesene Truppe versammelt, der ein einfacher Marathon nicht Qual genug ist. „Starten darf nur, wer von mir eine persönliche Einladung erhält“, betonte Organisator Sascha Kaufmann.
Und die erhalte nur, wer in den Listen der Deutschen Ultra-Marathon-Vereinigung auftaucht.

Dafür gilt es einen Lauf zu absolvieren, der länger ist als der von Pheidippides in der antiken Überlieferung von Marathon nach Athen. Der hatte diese Anstrengung bekanntermaßen allerdings nicht überlebt.

Darüber kann Klaus Neumann aus Stuttgart nur milde lächeln. Der Ultra-Marathon-Mann hat erst kürzlich beim Trans-Europa-Lauf teilgenommen. Das sind 4 888 Kilometer in 64 Tagen.
Thomas Eller aus Bonn nahm am Rheinsteig-Ultra-Marathon teil – 141 Kilometer am Stück (Anmerkung von mir: gemeint war der „Kleine KOBOLT).
Die einzige Klage, die er dabei hatte, waren die niedrigen Temperaturen. Also eine verschworene Gemeinschaft von passionierten Dauerläufern, die sich da in Bewegung setzte.

Es komme gar nicht auf die Zeit an, sondern auf das gemeinsame Erlebnis. Manche Starter sammeln Ultra-Langstrecken-Läufe auf der ganzen Welt. Je origineller die Streckenführung, desto besser. Der Maaraue-Marathon scheint sich in der Szene so langsam als Geheimtipp zu entwickeln. Kein Wunder, sind doch so kuriose Starttermine wie 24. Dezember zu ergattern. Immerhin vier Starter waren es, die in der Heiligen Nacht ihre Runden über die Brücken drehten.

Persönlich fand ich den Lauf sehr, sehr nett. Die Mitläufer waren, sofern sie mir noch nicht bekannt waren, durchweg aufgeschlossen und freundlich. Sascha Kaufmann und Brigitte Mollnar kennengelernt zu haben war schon alleine die Anreise wert.
Ich jedenfalls werde diesen „MMM“ immer wieder in meine Agenda einbauen, wenn es zeitlich passt.

Auch wenn man sich die Startgebühren ansieht und abwägt, was man dafür bekommt, dann ist das schon sensationell. Für tatsächlich Null EUR Startgeld bekommt man sogar noch ein kleines Starterpaket, in dem sich neben einem Sektchen, den ich meiner Gabi vermacht habe, weil ich ja zurzeit keinerlei Alkohol trinke, noch ein Riegel als Nahrungsunterstützung.
Einfach sensationell, finde ich.

Brigitte und Sascha sehe ich schon bald wieder – beim RheinBurgenWeg-Lauf. Da kann ich mich dann auch revanchieren. Nette Leute sind da auf jeden Fall auch dabei, bleibt nur noch das Starterpaket …

Danke an den Veranstalter Sascha Kaufmann für diesen Lauf.

Wer das Ziel nicht kennt, kann den Weg nicht finden!

Irgendwann Anfang Oktober hat „Runningfreak“ Steffen mich gefragt, ob ich am 27./28. November beim ICE AGE 24-Stunden-Lauf in Bad Berleburg dabei wäre. Es war noch lange hin bis zum Event, also ließ ich meine Antwort offen.
Bad Berleburg? Wo ist das denn?


Der Tag kam, an dem ich entscheiden musste, ob ich nun in Bad Berleburg laufen würde oder nicht. Ein letzter Test, ein paar weitere Kilometer vor dem „Kleinen KOBOLT“ wären schon gut, dachte ich. Und dieser Lauf wäre auch gut mit meinem Tennistermin am Sonntag um 10 Uhr zu kombinieren, dachte ich.
Ich hatte mein sonntägliches Tennisdate schon in der Vorwoche absagen müssen, was bei einem Doppel immer zu Problemen führt. Zwar hatten meine Mitspieler kurzfristig doch noch einen Ersatz für mich gefunden, aber mit zu vielen solcher Aktionen verlierst Du schnell Deine Freunde und spielst alleine Tennis. Auf Dauer ist das auch keine gute Lösung.

Der legendäre Lauf Olne-Spa-Olne, der am 28. November stattfand, schied also aus. Der „Marathon der alten Männer“ in Bad Arolsen wurde ja kurzfristig abgesagt und auf das Pfingstwochenende verschoben, nur, weil die Stadt Bad Arolsen nicht begreift, wie wichtig so ein gut organisierter Marathon für eine Kleinstadt wie Bad Arolsen sein kann, was Bekanntheit und Sympathiewerte angeht.
Ich bemerkte, wie vergleichsweise nah Bad Berleburg von uns ist, also entschloss ich mich fast einen ganzen Tag vor dem Event doch für diesen Lauf.

Ich war planmäßig kurz vor 9 Uhr am Start, rechtzeitig, um Steffen und Melanie sowie Bernd Nuss zu begrüßen, mich einzuschreiben und meine Startnummer auszuwählen. Es waren Nummern in den 400 ern, die Nummer 444 aber war schon vergeben. Ich entschied mich für die 456 und dachte mir, dass 20 Runden für mich perfekt wären.

Jede Runde hatte 4,416 Kilometer Länge, zu viel für einen guten Lauf. Zudem war das Höhenprofil anspruchsvoll, ein kurzes Stück nach der zweiten Versorgung musste sogar gegangen werden. Das Teilnehmerfeld von kaum mehr als einem Dutzend Ultraläufern und einigen Rundenläufern versprach, viel Zeit für Gespräche während des Laufs zu lassen.

20 Runden, also rund 88,5 Kilometer … ist das ein Ziel?


Du kennst das vielleicht: Du hast keine Möglichkeit, die volle Zeitdistanz abzulaufen, sondern kaum für die Hälfte. Du weißt, dass Du mit dem, was Du in dieser Zeit laufen kannst, sowieso weit hinten platziert sein wirst. Und dann sinkt bei mir stets die Erwartung, die ich an mich selbst habe.
In Bad Berleburg war es nicht anders. Aus 20 Runden wurden am Ende 10 Runden plus einer Talk-Runde mit Bernd Nuss als Abschluss. Aber es ist schon erstaunlich zu bemerken, wie Du Dich sukzessive, Stück für Stück, zurücknimmst.
Wenn Du also kein herausforderndes Ziel hast, dann kannst Du den Weg nicht finden und irrst irgendwo im Niemandsland herum.

Ich lief in Bad Berleburg einige Runden mit dem DUV-Mitglied Norbert Ebbert und mit Steffen Kohler, länger und zügiger, als mir eigentlich lieb war, weil die Rennaufteilung dadurch gelitten hat. Andererseits dachte ich mir, dass ich sowieso nicht vor hatte, allzu lange zu laufen, dann musst Du nicht so pedantisch auf Deine Geschwindigkeit am Anfang achten.
Gerade am Anfang, in den ersten drei Stunden eines langen Laufs, „nordest“ Du Dich ja auf die Tagesgeschwindigkeit ein.
Jeder Läufer kennt das, glaube ich. Du startest langsam bei einem Marathon und willst irgendwann schneller werden, aber es gelingt Dir kaum. Oder Du startest zu schnell und willst dann das Tempo reduzieren, aber auch das gelingt Dir nicht. Du fällst immer wieder in den Trott, in dem Du begonnen hast.

Vielleicht war das damals der Schlüssel zu meinen 177,520 Kilometern bei der DLV-Challenge in Delmenhorst 2009. Wir liefen auf einer 1 Kilometer langen einigermaßen flachen Strecke und ich entschied mich, mit meiner Freundin Sabine Strotkamp zu laufen. Wir wollten eine 7er Zeit laufen und wurden jedes Mal geschimpft, wenn wir am Trainerzelt vorbei liefen: „Ihr seid zu schnell!“
Und wir waren es. Wir hatten eine Runde unter 6:50 Minuten absolviert. Und ich weiß noch genau, wie ich nach zwei Stunden, als wir mittlerweile zweieinhalb Runden hinter dem Vorletzten platziert waren, zu Sabine sagte, dass ich nicht vor hätte, hier Letzter zu werden.
Und Sabine antwortete trocken mit einer Frage: „Wie weit willst Du laufen?“

Ich antwortete ihr, dass die Männer der Altersklasse M40 und M45 nur gewertet werden, wenn sie mindestens 150 Kilometer laufen. 150 Kilometer! Das war damals die mit Abstand weiteste nonstop-Strecke, die ich gelaufen war. Und Sabine sah mich mitleidig an und antwortete: „Für 150 Kilometer sind wir zu schnell!“

Und es stimmt. Mit einer 7er Zeit kommst Du auf gut 200 Kilometer, genau auf 205,7 Kilometer – ein phantastischer Wert für Hobbyläufer, wie wir es alle sind. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich war und glücklich war, mich von da an ihrem „Diktat“ unterwerfen zu dürfen. Ich hielt es damals bis km 104 an ihrer Seite aus, dann musste ich etwas langsamer machen. Sabine aber spulte Runde um Runde ab, immer in der gleichen Geschwindigkeit. Und sie endete wie ein Uhrwerk bei 200 Kilometern und 400 Metern.

„12 Stunden zügig laufen ist einfach,“ sagte sie immer zu mir. „Aber dann kommen weitere 12 Stunden!“ Und wenn Du da dann nicht mehr laufen kannst, sondern Dich von Kilometermarkierung zu Kilometermarkierung schleppst, dann verlierst Du viel mehr als Du in den ersten Stunden gewinnen konntest.
Ich habe mich für Anfang Juni 2011 wieder für Delmenhorst angemeldet, für den Burginsellauf, da es die DLV-Challenge nicht mehr gibt. Die Strecke wird etwas länger sein, eine Meile lang statt nur einen Kilometer lang, aber sie bleibt flach und das Wetter bleibt einigermaßen warm. Dazu kommt, dass eine ganze Facebook-, Blogger- und Twitterer-Gemeinde dort am Start sein wird – das wird vielleicht sogar der Saisonhöhepunkt 2011 – zumindest, was den Spaßfaktor betrifft.

Und die Betreuung, die ich dort genießen kann, wird erheblich besser sein als in Bad Berleburg, weil meine Gabi ihr Zelt permanent direkt neben der Strecke aufbauen kann und die technische Ausstattung beim Lauf wird so sein, dass Du Deine Rundenzeiten schnell, einfach und gut vergleichen kannst. Damit Du nicht zu schnell läufst und damit Du sofort merkst, wenn Deine Rundenzeiten schlechter werden.

Und die Versorgung wird wieder den Standard vom letzten Jahr haben, mit frischem warmen Milchreis und allem, was sich ein vegetarisch gefärbtes Läuferherz erträumt. In Bad Berleburg war eine leichte Eisschicht auf dem Trinkwasser im Becher. Ich bin sicher, das mir das noch deutlicher in Erinnerung geblieben wäre, wenn ich tatsächlich die Nacht durchgelaufen wäre.
Dennoch dachte ich in Bad Berleburg immer auch an den 6-h Lauf in Troisdorf. Die MUTler haben ja auch mit kalten Temperaturen zu kämpfen, aber sie wärmen den Läufern liebevoll nicht nur das Wasser an, sogar die Cola wird in warmem Wasser temperiert. Das ist so angenehm, wenn Du trinkst und Du musst Dich um nichts kümmern, musst nicht das Wasser mit warmem Tee aufheizen und Dir Gedanken machen, die Dich vom Laufen abhalten.

Die Strecke in Bad Berleburg war ebenfalls eher unterdurchschnittlich. Vor allem die lange Gerade an der Bundesstraße verlangt Dir mental alles ab. Es riecht unangenehm dort, wahrscheinlich, weil sich die Gerüche der Autos und LKWs dort stauen. Im Vorjahr muss es ebenso gewesen sein, sagte Norbert. Das ist schade, aber da die Nase bekanntlich ja ein phasisch-tonisches Organ ist, gewöhnt sie sich an alles und Du merkst selbst in einem Ziegenstall den Geruch nach einer Weile nicht mehr. Ein Glück für viele Menschen in den Schlafzimmern dieser Welt!


Was ich bewundert habe in Bad Berleburg war, dass drei Straßen- und Parkplatzeinmündungen, die überquert werden mussten, permanent mit Helfern besichert waren. Es war ja bitterkalt und so hatten die Helfer wahrscheinlich einen wesentlich schwierigeren Job als die Läufer. Und da es keine elektronische Erfassung der Rundenzeiten gab, musste ein Helfer 24 Stunden lang Läufer für Läufer Runde für Runde einzeln abhaken.
Es war wohl eine kluge Entscheidung des Organisationsteams, dort auch eine Klingel hinzustellen, damit die Läufer den Helfer bei Bedarf wecken konnten. Tauschen mit ihm hätte ich aber nicht wollen, vor allem nicht in der Nacht.

Nach etwa drei Stunden entschied ich mich, nur einen Marathon zu laufen und eben die Runde noch zu Ende, also nach 10 Runden Schluss zu machen. Ich wollte mir noch auf dem Weg nach Hause die Fußball-Bundesliga im Radio anhören, am Abend für die Familie da sein und ausgeruht bleiben, um am nächsten Vormittag noch ein gutes Tennis spielen zu können.

Eigentlich kann ich ja kein Tennis spielen, „Aufschlag“ ist ein Fremdwort für mich, aber ich schaffe es zum Glück leidlich, meine spielerischen Schwächen durch Laufbereitschaft und Kondition auszugleichen. Wenn ich aber nicht laufen kann, dann wird es sehr leicht, gegen mich im Tennis zu gewinnen.

Ich hatte gerade meine Startnummer abgegeben und war auf den ersten Metern zur Sporthalle, als Bernd Nuss mich sah und sagte, dass er gerne noch mit mir gesprochen hätte. Bernd Nuss, der „Erfinder“ und Organisator des 24-h Seilersee-Laufs in Iserlohn, erfolgreicher Unternehmer und unermüdlicher Ultraläufer, will mit mir reden?
Ich trabte also mit ihm wieder zurück zum Start/Ziel Zelt, ließ mir meine eben erst abgegebene Startnummer wieder aushändigen und lief noch eine interessante Runde noch mit Bernd.
Es war die schönste Runde von allen, entspannend für die Muskeln, belebend für den Geist und motivierend für die Seele.

Bernd fragte mich, ob ich ihn beim 24-h Lauf am Seilersee im April unterstützen könne. Es wäre mir eine große Ehre, Bernd! Aber noch habe ich nicht die Rückflugdaten von unserer Hochzeitsreise, also weiß ich nicht, ob ich im Lande sein werde. Sobald aber klar ist, dass die Terminierung passt, freue ich mich, lieber Bernd, Dir assistieren zu dürfen.

„Du gehst auf eine Hochzeitsreise?“ fragst Du Dich vielleicht. „Bist Du nicht schon lange verheiratet?“ Aber klar doch. Und dennoch geht es Anfang April nach Tansania auf die Hochzeitsreise.

Aber das ist ein anderes Thema …

Walpurgisnacht auf dem Blocksberg

Es sollte dunkel sein in der Nacht auf den Bergen. Nicht aber in dieser Nacht. Maifeuer brennen auf den Gipfeln, um der heiligen Walburga zu gedenken. Die Pestilenz soll sie weghalten von den Menschen, die Tollwut und den Husten.
Die Menschen tanzen in dieser Nacht in den Mai hinein, in der Nacht, die genau in der Mitte liegt zwischen der Frühlings-Tagundnachtgleiche und der Sonnenwende und die Hexen fliegen eifrig auf ihren Besen und reinigen dabei die Luft.
Der Brocken im Harz ist mit dem Hexenplatz und der benachbarten Rosstrappe das Zentrum dieses alten heidnischen Walpurgisnacht-Brauchtums.


Die beste Zeit also, um auf den Brocken zu laufen.
Steil ist sie, die durch Betonplatten panzerbefahrbar gemachte Strecke, die ohne Windungen direkt hinauf führt von der Eckertalsperre auf den mystischen Berg, den Brocken. Und sie ist ein Teil von gleich drei Lauf-Events, die dieses Teilstück im Nationalpark Harz nutzen, vor allem, weil der Läufer hier merkt, wie schwer ein Aufstieg sein kann.
Die Brocken-Challenge, der Brocken-Marathon und eben auch der Brocken-Ultra führen die Läufer jene rund 1.000 Höhenmeter nach oben, um dort Heinrich Heines „Die Harzreise“ zu genießen, im Schweiße des Angesichts, abgekämpft und müde. Dass Petra Rösler, Natascha Bischoff und ich am Sonntag diese Harzreise übertrieben wörtlich genommen haben, sei vorweg erwähnt.

Und die meisten, die einen der drei Events schon mal gelaufen sind, berichten von einem mystischen Brocken, der im Nebel oder in Wolken liegt und kein Einsehen hat, dass die Läufer auch mal bis ins Tal sehen wollen.
Das galt auch für unseren zweiten Tag, den Sonntag, der so nebelige Sichtverhältnisse bot, dass auch die gelbe Jacke unserer Vor-Läuferin uns nicht auf dem rechten Weg – oder genauer gesagt auf dem mittleren Weg – führen konnte.
Am ersten Tag aber, am Samstag, da war die Luft klar und rein. Die Sonne scheinte, der Blick war frei bis in die Täler. Hier hatten die Hexen mit ihrer Luftreinigung wirklich gute Arbeit geleistet.
Und der Brocken war voll mit Menschen, die die Frühlingssonne für einen kleinen Spaziergang nutzten. Freilich waren der überwiegende Teil der Brockenbesucher mit der Bimmelbahn oder einem Pferdefuhrwerk nach oben gekommen und so entgingen sie den Strapazen des Aufstiegs, vor allem, wenn Du von ganz unten, von Eckertal kommst.
Nur die 26 Läufer der Schar von Dieter Grabow gingen zu Fuß und das, nachdem wir bis Eckertal schon rund 50 Kilometer über flaches Land gelaufen waren, teilweise an der Oker entlang, durch Wälder, durch Dörfer oder einfach auf befestigten Wegen überland.

Ich wollte eigentlich langsam sein und mich endlich auch tempomäßig auf die TorTOUR de Ruhr einstellen, also wartete ich erst auf den vielgeprüften Hans Würl, lief zuerst mit ihm und so ließ ich Lars Schläger ziehen. Aber dann lief ich mit Frank Endriss voraus, nachdem er mir erzählt hatte, dass auch er Mitte Juni durch den Canyon du Verdon laufen will. Wir haben uns beim Reden von Hans Würl und Günter Meinhold abgesetzt, ohne das wirklich zu merken. Und dann war Frank plötzlich auch weg und ich lief für rund 30 Kilometer ganz alleine.
Nach Eckertal dann, als es steil wurde, lief ich plötzlich doch noch unerwarteterweise auf Lars auf und wir haben beide unseren schnellen Bergschritt gewählt, um möglichst schnell auf dem Brocken zu sein.

Ich bin mit Lars schon so oft gelaufen, zuerst den Trans Alpine Run 2008, zwei Mal den Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon, den Unter-Tage-Marathon in Sondershausen, den UTMB, den Lars und ich dann gleichzeitig abgeschlossen hatten, nachdem wir uns auf dem letzten Berg trafen, aber noch nie konnte ich so viel mit ihm reden wie auf dem Weg hinauf auf  den Berg, der als Grenzberg für Westler zwar immer präsent, aber eben gesperrt und unerreichbar war. Dieses Reden war richtig schön und ohne die gegenseitige Motivation wäre ich wohl nur etwas langsamer nach oben gekommen.
Und dann, als es rund 10 Kilometer lang auf der Asphalt-Straße runter bis nach Schierke ging, da sammelten wir auch noch Björn Gnoyke ein, dessen Wadenkrämpfe nun, mit uns laufend, weggezaubert waren. Ob hier auch noch die Hexen im Spiel waren?
Wir legten uns jedenfalls mächtig ins Zeug und wäre ich nicht am Ende die Spaßbremse gewesen, dann hätten wir das Tempo von teilweise deutlich unter 5 Minuten pro Kilometer auch noch auf den beiden letzten Kilometern eingehalten. Aber so reduzierte ich das Tempo ein wenig, weil längst klar war, dass wir unter der Marke von 8:30 Stunden enden würden.
Genau dann fingen auch die Spiele der Fußball-Bundesliga an und Lars wollte doch wenigstens am Radio dabei sein, wenn „seine“ Schalker um die letzte Chance kämpften, doch noch Deutscher Fußballmeister zu werden. Das aber konnte ohne die Hilfe der Hexen nicht funktionieren – und die waren ja alle auf dem Brocken, dem „Blocksberg“, versammelt. Kein Schalker Sieg also, lieber Lars, aber dafür haben Lars, Björn und ich gemeinsam einen 10. Platz der Tageswertung erreicht und das in, wie ich finde, guten 8:25:58 Stunden. Für 75 Kilometer und rund 1.000 Höhenmeter ist das respektabel, als Vorbereitung für die TTdR230 eigentlich zu schnell. Und zu kurz.

26 Starter versammelten sich also in Braunschweig, nachdem Dieter Grabow zum Brocken-Ultra gerufen hatte, um zwei Mal 75 Kilometer weit zu laufen, zwei Mal den Brocken zu besteigen  und zwei Mal vom Organisationsteam gut versorgt und behütet zu werden. Für so einen kleinen Lauf war die Versorgung vorbildlich, nur eines hätte ich mir noch gewünscht, das bei den meisten Ultra-Läufen vergessen wird: Salztabletten oder eben einfach eine offene Schale mit Jodsalz.
Ansonsten aber war alles da. Von Malzbier über alkoholfreies Bier, ein Isogetränk, Wasser, Säfte, Cola und was ich besonders schätzen gelernt habe war die große Menge an Christinen Sportdrinks, die nach Limone schmeckten und ungeheuer erfrischend waren.
Zu Essen gab es hochwertige Riegel, Erdnüsse, Schokolade, Käsewürfel, Salami, Salzbrezeln und auch etwas, was ich normalerweise nie essen würde: Kinder Milchschnitten. Labberiges Zeug, aber es hat geschmeckt, den Zuckerhaushalt korrigiert und es hat wirklich geholfen.

Man hat zwei Dinge bei dieser Veranstaltung gesehen:
Erstens: Dieter Grabow ist ein Läufer, er weiß, was wir brauchen. Das aber habe ich schon beim Blick auf Dieter Grabow’s DUV-Statistik gesehen. Dieter, Runner 25309 bei der DUV, hat dabei sehr ähnliche Zeiten gelaufen wie ich. Zwar war ich in Biel 2008 um rund eine Minute schneller als Dieter in seinem besten Jahr 2004, dafür hat Dieter mir beim Rennsteiglauf 2002 gegenüber meinem besten Lauf dort in 2008 rund 4 Minuten abgenommen.
Zweitens: Dieter Grabow ist ein echter Gastgeber, er war omnipräsent. Natürlich hat er den Start eingeläutet, er war aber auch da, als die Strecke in Wolfenbüttel ein wenig schwierig zu finden war. Sie war zwar hervorragend ausgeschildert, dennoch hatte Dieter stets ein Auge darauf, dass wir uns nicht verlaufen. Und er ließ es sich nicht nehmen, auch beim Zieleinlauf bei seinen Läufern zu sein.
Bemerkenswert fand ich auch, dass er insgesamt fünf Fahrradbegleiter aufgeboten hat, einen für den führenden Läufer Dirk Vinzelberg, einen für den letzten Läufer und drei für das Mittelfeld. Die waren für mich besonders hilfreich, weil Du von denen durchaus auch mal eine Flasche Cola oder ein Fläschen Wasser bekommen konntest, wenn Du das wolltest. Zwei Mal habe ich das am Samstag in Anspruch genommen, beide Male, als ich mit Lars unterwegs war, zuerst ein Wasser bei der Eckertalsperre und dann ein Wasser und eine Flasche Cola oben auf dem Brocken, als ich schon schneeweiß auf den Händen und im Gesicht war.
Die Salzmenge, die es mir am Samstag aus dem Körper getrieben hat, ließ meine schwarze Skinfit Jacke ein ganz neues Muster haben und ich sah aus, als wäre ich durch den Schnee gelaufen. Aber ich weiß nicht, warum mich das immer so viel stärker betrifft wie viele andere. Eine Läuferin war über meinen Zustand so verwundert, dass sie sich fragte, ob sie denn normal wäre, weil man weder an ihr noch an ihren Laufklamotten irgendwelche weißen Ränder sah.

Kurzum: der Brocken-Ultra ist eine tolle zweitägige Veranstaltung, die mit viel Engagement und Liebe veranstaltet wird.
Wir Läufer können froh sein, dass es so engagierte Läufer-Kollegen wie Dieter gibt und wir sollten das durch rege Präsenz honorieren!
Wenn wir dafür den einen oder anderen Stadtmarathon auslassen, dann haben wir uns und den Veranstaltern etwas Gutes getan.
Uns, weil das Laufen durch die Natur, auf Berge, eben außerhalb der Städte, schön und gesund ist und den Veranstaltern, weil es gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, was ein bedeutet, eine Strecke von 75 Kilometern zu betreuen, auszuschildern und die Versorgungspunkte dafür zu platzieren und offen zu halten. Das verdient Respekt und Dank, finde ich.

Dass für mich der Sonntag, der Rückweg, nur weniger glücklich war, lag nicht an der Veranstaltung, sondern an der Kombination aus meinem engen Terminplan und meiner geringen mentalen Stärke. Ich hatte eine Einladung zu einem Abendessen in Bonn um 20 Uhr und wusste also, dass ich spätestens um 16 Uhr in Braunschweig losfahren hätte sollen, „geduscht, geduzt und ausgebuht“, um mit Max Goldt zu sprechen.

Nachdem Natascha, Petra und ich uns im Nebel des Brocken aber auf Heinrich Heines Spuren zu weit Richtung Ilsenburg gewagt hatten und uns so, als wir das korrigierten, hinter dem letzten Läufer fanden, war dieser ehrgeizige Zeitplan nicht zu schaffen und in solchen Situationen knickt stets meine Psyche ein und ich sinke herab von meiner „Läuferwolke Nummer 7“ in die Gefilde der Normal-Menschen, die sowieso nicht verstehen, warum ich so viele Dinge gleichzeitig versuche. Und wenn ich dann „normal bin“ und über mich nachdenke, dann sehe ich das genauso – und steige aus.
Im Falle des Brocken-Ultra bedeutete das, das ich insgesamt 30 Kilometer innerhalb der Strecke ausgelassen habe, um dann wieder 20 Kilometer vor dem Ziel erneut einzusteigen und den Rest des Weges in Ruhe nach Hause zu tippeln.
Immerhin habe ich am Sonntag immerhin insgesamt etwas mehr als 48 Kilometer hinter mich gebracht, ich bin pünktlich, entspannt und glücklich in Bonn beim Abendessen gewesen, ich habe „Kilometer gefressen“ für die TorTOUR de Ruhr – alles war gut.

Am meisten gefreut hat es mich allerdings, dass Carsten A. Mattejiet am Samstag Abend mit seiner Familie auch in der Jugendherberge von Schierke war. Auch wenn wir in einem Punkt meiner Vorbereitung für den Marathon des Sables unterschiedlicher Auffassung waren, so sind wir doch beide einigermaßen ordentliche Vertreter der großen Familie der Ultra-Läufer, jener Gemeinde, in der eigentlich nur nette Menschen zu finden sind.
Carsten und ich sind auch bei FACEBOOK als Freunde verbunden und es tat richtig gut, am Samstag Carsten tief in die Augen zu sehen, seine Hand zu drücken und zu wissen, dass wir auch im „real life“ Freunde sind.
Und für diese Erfahrung brauchten wir weder Hexen noch die Walpurgisnacht, aber so etwas am „Blocksberg“ zu erleben ist doppelt schön.

Dezember: gleich ein doppeltes Familientreffen in Offenburg!

Gengenbach im Kinzigtal ist ein wunderschönes kleines Städtchen im Badischen. Gengenbach ist nicht deshalb schön, weil Wolfgang Schäuble dort wohnt und auch nicht, weil dort alljährlich ein ganz besonders großer Adventskalender zu bewundern ist, bis vergangenes Jahr gemacht mit Bildern des weltbekannten Künstlers Tomi Ungerer und ab 2009 bis 2011 gestaltet durch den Künstler  Jan Peter Tripp, der den Adventskalender mit bekannten und beliebten Motiven seines Vaters dekoriert, sondern, weil meine Eltern auch dort wohnen.

Der Gengenbacher Adventskalender - immer einen Besuch wert!

Der Adventskalender ist aber wirklich eine Reise wert und wenn Du den Künstler Jan Peter Tripp nicht kennst, dann kennst Du zumindest seinen Vater, Franz Josef Tripp.
Franz Josef Tripp
hat die Bücher von Michael Ende und Otfried Preußler illustriert und das gibt es Charactere, mit denen wir alle aufgewachsen sind:

Jim Knopf
Lukas, der Lokomotivführer
Räuber Hotzenplotz

Das kleine Gespenst

In den Jahren zuvor wurde der Gengenbacher Adventskalender schon von Künstlern wie Otmar Alt, Quint Buchholz, Marc Chagall und Tomi Ungerer gestaltet, ich finde, das ist eine erstaunliche Serie prominenter Künstler, die diesen Adventskalender immer wieder zum Ziel vieler Reisenden machen. Schau selbst mal hin, wenn Du in der Gegend bist!

Also, meine Eltern wohnen dort und weil Gengenbach eher weit ist, bin ich nicht allzu oft im schönen Baden. Aber wenn, dann bin ich auch stets aufs Neue begeistert – und das nicht nur wegen der schönen Laufstrecken dort! Und wenn ich also Mitte Dezember wieder dort sein werde, dann gibt es ein kleines Familientreffen.

Aber dieses Familientreffen wird noch übertroffen von einem Familientreffen der besonderen Güte, einem Familientreffen der Läufer!
Gerne bin ich ja dem Ruf meines lieben Freundes und Lauf-Organisators R(ud)olf Mahlburg gefolgt und laufe zum insgesamt 4. Mal den „Eisweinlauf“ von Offenburg nach Baden-Baden. Ich mache das stets gerne, teilweise aus Dankbarkeit gegenüber Brigitte und Rolf Mahlburg, aber auch, weil ich dort Jahr für Jahr immer wieder neue und interessante Menschen kennenlernen durfte. Und mit manchen davon habe ich dann auch andere große Läufe bestritten und mit einem dieser Läufer werde ich nächstes Jahr in der marokkanischen Wüste starten.

Der „Eisweinlauf“ ist ein Gruppenlauf und so hast Du ausgiebig Zeit, die meisten Läufer dort kennen zu lernen. Und heute habe ich mal auf die Teilnehmerliste gesehen und ich konnte mir ein paar Tränen der Freude nicht verkneifen.
Die Liste ist voll mit Lauffreunden der ganz besonderen Art, Menschen, die mir mehr bedeuten und die gerade in den letzten 1 1/2 Jahren für mich besonders wichtig waren.
Da sind zum Beispiel die „Geschwister Fürcherlich“, Steffi Effelberg und Andrea Falkus, vielleicht die liebsten und interessantesten Schwestern unter den Ultraläufern. Ich habe beide schon Anfang 2008 kennen gelernt und bin in Biel und anderen Orten Ultras mit ihnen gelaufen, aber richtig toll wurde es, als wir zusammen den TransAlpineRun 2008 bestritten haben. Lange Läufe ohne die beiden sind langweilige Läufe!
Und da ist auch mein badischer Freund Peter Wiedemann, den ich meistens bei den badischen Gruppenläufen treffe, der aber unbestritten ein ganz Großer bei den Ultraläufern ist. Er startet für die LG DUV, also der Gruppierung, für die ich bald auch starten will, wenn da nicht auch noch die Entscheidung für die DUV zu treffen wäre – und mit der tue ich mich sehr schwer. Peters Laufliste der Ultramarathons beim DUV ist riesig. Ich bewundere und beneide ihn.
Ich freue mich auch auf Heidi Stöhr aus Freiburg, auch mit ihr habe ich neben dem GONDO EVENT 2008 einige Gruppenläufe gemeinsam bestritten. Ich mag ihre Fröhlichkeit und bewundere, wie sie nach einem glatten Knochenbruch (war es der Wadenknochen?) mit Stahlschrauben im Bein den GONDO EVENT 2008 geschafft hat. Eine unglaubliche Willensleistung. Dieses Jahr war sie beim TransAlpine Run 2009, ein Lauf, den ich nur aus der Ferne beobachten konnte.

Die Liste wäre nicht komplett, wenn ich nicht noch zwei LäuferInnen erwähnen würde, die mich dieses Jahr besonders bewegt haben. Heinrich Dahmen ist einer davon. Der Mitorganisator des Erft Spendenlaufs und seit jeher ein eifriger Spendensammler zu Gunsten kranker Kinder hat mir die Idee vermittelt, bei dem „Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon“ dabei zu sein. Heinrich ist 2008 kontrolliert nach 50 Runden dort ausgestiegen, 2009 aber hat er mit großen körperlichen Problemen zu kämpfen gehabt und hat mühevoll 51 Runden bewältigt. Dafür hat er die volle Zeit gebraucht, ich wünsche ihm, dass es beim nächsten Versuch dann auch wirklich klappt. Heinrich ist als Kerpener fast ein „Nachbar“, so viele Ultraläufer gibt es ja nicht in der Kölner Bucht und er ist immer da, wenn man ihn braucht.
Die andere ist Wilma Vissers. Ich habe schon einmal einen Blogbeitrag über sie geschrieben: „Wilma, der Liebling aller Läufer und Betreuer…“ Wir sind zusammen die 7 Tage und die 350 Kilometer des SwissJuraMarathon (SJM) von Genf nach Basel gelaufen und die in der deutschsprachigen Schweiz lebende Holländerin (oder heißt das „Niederländerin“?) hat uns allen so viel gute Laune gemacht, dass ich es kaum abwarten kann, bis wir uns wieder sehen.

Alles in allem wird das Wochenende um den 12. Dezember herum ein tolles Wochenende. Die Eltern besuchen, einen wunderschönen langen Lauf machen, Freunde treffen und das beim letzten langen Lauf des Jahres – so darf ein tolles Laufjahr 2009 für mich zu Ende gehen.

Schon jetzt sehe ich uns wieder im Dunklen in Baden-Baden, durch den Wald kommend, die Straße bergab laufen. Vor uns im Tal leuchtet die Innenstadt und der hell erleuchtete riesige Weihnachtsmarkt. Wir laufen dort immer an der Seite ein, der Weg ist für uns abgesperrt und wir laufen auf eine Bühne zu, wo wir vom Bürgermeister empfangen werden. Traditionell gibt es da einen Spenden-Scheck von Brigitte und R(ud)olf Mahlburg für die „Aktion Benny & Co.“, für an der Duchenne-Krankheit leidende Kinder. Für uns Läufer gibt es immer einen Weckmann und Glühwein.
Um den abgesperrten Teil herum stehen erwartungsvoll einige Dutzend Menschen und der Bürgermeister begrüßt uns immer warmherzig und weist darauf hin, dass diese Gruppe von Offenburg aus nach Baden-Baden gelaufen ist. Für die meisten Zuschauer eine ungeheuere und kaum vorstellbare Distanz: 65 Kilometer, 1.800 Höhenmeter! Der Applaus der Zuschauer wärmt dann genauso wie der Glühwein.

Später dann, in Bühl, wo die meisten Läufer auch die Nacht davor und die Nacht danach verbringen, trennen sich dann die Wege der Läufer wieder und ich werde mit ein paar Tränen in den Augen wieder nach Gengenbach zu meinen Eltern fahren, auch, um in der Gengenbacher Altstadt den Adventskalender zu bewundern und dort noch mit meiner Familie und meinen Eltern ein Restaurant zu besuchen.

So schön kann die Adventszeit sein!

Mt. Everest Treppenmarathon 2010 – UPDATE II

So schnell geht es: jetzt sind es schon 46 Einzelstartern, hurry up, es sind nur noch 14 Meldungen möglich !

Und wieder ist ein Name dazu gekommen, über den ich mich ganz besonders freue: Rainer Wachsmann aus Münster / Westfalen!

Nicht nur, dass Rainer, der Mitglied im „100er Marathon Club“ ist, ein großartiger Läufer ist, schon die lange DUV-Statistik über den Runner 2681 zu lesen ist eine Wonne! Dort erfährt man dann auch, dass Rainer, der wechselweise für den „LSF Münster“ oder auch für seinen Hauptverein, den „Marathon Steinfurt e.V.“ läuft, im Vorjahr Finisher bei Jens Vieler’s „TorTOUR de Ruhr“ war, eine Leistung, die ich in 2010 erst einmal nachmachen muss. Dass er zudem ein Finisher des DL, also vom Deutschlandlauf 2005 von Kap Arkona nach Lörrach ist, erhöht den Respekt, den ich ihm entgegen bringe. Auch das muss ich erst noch nachmachen!
Die 1204 Kilometer damals schaffte er in 167:58:20 Stunden, eine echte Klasseleistung.

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Der Hauptgrund, warum ich mich so freue, ist aber, dass sich Rainers und meine Wege schon 1993 gekreuzt haben, als wir beide noch keine Läufer waren. Rainer wurde es schon kurz danach, ich folgte erst über 10 Jahre später.

Ich habe Rainer kennen gelernt, als ich mit meinem Freund Stephan das Pizza Home Deliverysystem „Joey’s“ im nordrheinischen Gebiet von NRW entwickeln wollte. Rainer war damals wie jetzt ein erfolgreicher Joey’s-Franchisenehmer in Münster, damals schon mit zwei prosperierenden Outlets. Rainer war auch ein enger Freund meines besten Freundes Michael, der mich damals in dieses Business gebracht hat und über ihn habe ich Rainer näher kennen gelernt.
Als ich mich dann aus dieser Branche zurückgezogen habe, ist es still geworden um uns beide und fast hätte ich Rainer auch vergessen.

Vergessen? Eher nicht, eher in den Hinterkopf verbannt, aus dem täglichen Denken in die Schublade „Freunde, mit denen man eher selten spricht“ verschoben.

Bis ich bei einem langen Lauf in der Ergebnisliste den Namen Rainer Wachsmann las. Konnte er das sein, gab es solche Zufälle, solche Parallelitäten? Immerhin reden wir nicht von zwei Hobbyläufern, die es millionenfach in Deutschland gibt. Hobbyläufer, die auch mal einen 10km Wettkampf bestreiten. Wir reden von zwei wirklich ähnlich Verrückten, immerhin ist Rainers Bilanz mit 230km nonstop sogar noch besser als meine, die momentan bei 177,520 Kilometern nonstop und 350 Kilometern als Etappenlauf endet. Lag das Läufer-Gen damals auf den Pizzen?

Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich die Frage nach den Parallelitäten überprüfen musste und so hatten wir ein langes Gespräch über das Laufen im Allgemeinen, über die TorTOUR de Ruhr im Speziellen und über Gott und die Welt, eben über all das, worüber ausgewiesene Verrückte sich eben austauschen. Und schon kurz danach stand der 24-h Lauf „Rund um den Seilersee“ an. Ich wollte nur kurz laufen, maximal 6 Stunden lang bis Mitternacht, und Rainer wollte erst später starten, frühestens um Mitternacht, und so hofften wir, uns vielleicht um Mitternacht herum kurz zu sehen. Aber ich verließ damals den Lauf wegen eines extremen Regens früher als geplant und er startete aus dem gleichen Grund später. Nichts war es also mit dem Smalltalk!

Aber jetzt können wir unsere Gespräche in Radebeul fortsetzen, oh, wie ist das schön!

Rainer Wachsmann beim 24-h Lauf "Rund um den Seilersee" in Iserlohn

Rainer Wachsmann beim 24-h Lauf "Rund um den Seilersee" in Iserlohn

Ich freue mich auf Dich, Laufbruder Rainer!