Mit Dankbarkeit aus dem Jahr 2015 heraus …

12239693_1071309352879135_2918030219672429241_n2015 ist nun fast vorbei. Fast, das heißt, dass es für mich noch den „Kleinen KoBoLT“ geben wird. Und wieder den „Eisweinlauf“, natürlich. Und vielleicht noch den „Glühwein-Marathon“, je nachdem, wie ich mich an diesem Wochenende fühlen werde.
Danach bleibt dann wirklich nichts mehr, nada, njete, nothing, ketiadaan,hiçlik, فراغ .
2015 war in vielerlei Hinsicht „mein Jahr“. Die läuferische Hinsicht will ich hier einmal beleuchten.

„Nichts geschieht zufällig“, heißt es im Resonanzgesetz, „nihil fiet casu“ auf Latein, alles hat einen Sinn im eigenen Leben. Und so danke ich diesem Sinn des Lebens dafür, 2015 bisher so viele Länder besucht zu haben:
Frankeich, Gran Canaria, Italien, Madeira, Mallorca, die Niederlande, Menorca, England, Korsika, Spanien (Festland), Kappadokien (Türkei), Schweiz, Lykischer Weg (Türkei), Österreich und Luxemburg.
So viel Auswahl wird es wohl für mich nie wieder geben! Weiterlesen

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …

… Du weißt nie genau, was Du bekommst, heißt es ja.

Aber es geht auch anders, nämlich dann, wenn Du Dich beispielsweise für die Pralinen „Rocher“ entscheidest. Da ist dann jede Praline gleich. Gleich gut und gleich lecker …
Und so wie im Leben, so wie bei der Pralinenpackung ist es auch bei den Läufen, Du weißt auch da oft nicht genau, was Du bekommst.

Und dennoch gibt es auch bei den Läufen solch eine „Rocher“ Praline. Und diese Praline heißt Eisweinlauf. 65 Kilometer mit rund 1.800 Höhenmeter vom Bahnhof in Offenburg auf den erleuchteten Weihnachtsmarkt in der Baden-Badener Innenstadt, als Gruppenlauf durchgeführt, mit viel Zeit für alle möglichen Gespräche und das mit Anfangs 100 und zum Ende hin 200 Mitläufern.

R(ud)olf Mahlburg, der Chef des Events

Dabei ist die beste Werbung für diesen Lauf, dass ich seit 2006, mit einer einzigen Ausnahme im Jahr 2011, wo ich unbedingt an der letzten Austragung der berühmten „Georgsmarienhütter Null“ teilnehmen musste, wollte, jedes Jahr aufs Neue dem Ruf von Brigitte und R(ud)olf Mahlburg folge, folgen muss. Es war heuer also das achte Mal, dass ich diese schöne Strecke über die Höhen des Schwarzwaldes gelaufen bin. Kein anderer Lauf hat mich öfters als vier Mal gesehen … Weiterlesen

Mein Mann kann …

MMM_1Der Mainzer Maaraue Marathon, der MMM von Brigitte Mollnar und Sascha Kaufmann, der Marathon, der ein kleines Stück zu lang ist für einen Marathon, aber doch vielleicht auch ein Stück zu kurz, um sich vollwertig Ultramarathon zu nennen, sollte ja mein Abschluss des Laufjahres 2013 werden.
Ich hatte wegen der vielen Arbeit im Weihnachtsgeschäft seit dem UTMB Ende August nur sehr wenig trainiert, selbst in einem Sabbat-Jahr kann ich mich der Arbeit in der Hochsaison wirklich nicht entziehen. Und Wettkämpfe gelaufen bin ich eigentlich auch kaum.

Da war der Lauf auf dem Hermannsweg mit Andreas Haverkamp, den ich vom Start in Rheine bis nach Bielefeld begleitet hatte, da war der Trail Uewersauer in Luxemburg, den ich verhältnismäßig gut abschließen konnte und da war der halbe KoBoLT, den ich am VP2 am späten Abend für mich abgebrochen hatte, um meinen nachfolgenden Geschäftstermin in Berlin nicht zu gefährden.
Und da waren noch der Glühwein-Marathon, der aber kaum zählt, weil die gut sechs Stunden, die wir dafür, als Gruppe laufend, benötigt haben, doch deutlich über meiner normalen Marathonzeit lagen und der Eisweinlauf, auch ein eher ruhiger Gruppenlauf, der mir auch nicht alles abgefordert hat, so schön und harmonisch er auch war.

Viele Gründe also, meine Ziele und Erwartungen niedrig zu hängen.

Drei Mal war ich schon dabei beim MMM, zuerst 2011, wo ich 4:33 Stunden für diese 45 nicht immer flachen Kilometer brauchte. Beim zweiten Start sah es deutlich düsterer und dunkler aus. Aber nur auf dem Parcours, weil es eine Nachtausgabe dieses Laufs war. Ich brauchte 4:29 Stunden und ich war einigermaßen stolz auf mich. Es war Ende 2011 und auch da hatte ich monatelang eher lausig trainieren können.
2012 dann, wieder kurz vor Weihnachten, wieder der Laufjahres-Abschluss, wieder mit einer Trainingsvorbereitung nahe Null, weil ich wochenlang fast permanent arbeitend in der Schweiz unterwegs war, brauchte ich nur noch 4:25 Stunden.

Aber so schlecht vorbereitet wie ich es 2013 war, konnte es nur in einem Wandertag enden, dachte ich. Die 6er Zeit schaffe ich sowieso nicht, dann ist es ja auch egal, wie lange ich brauche, solange ich mich im vorgegebenen Zeitfenster bewege, dachte ich.
Meiner Familie hatte ich vorausgesagt, dass ich „zwischen 5:00 und 5:30 Stunden“ unterwegs sein werde. Danach sollte es gleich weiter gehen zum Wohnsitz meiner Eltern, wo wir, wie fast in jedem Jahr seit Anbeginn der Zeitrechnung, Weihnachten feiern wollten. Meine Familie ist dabei mit einem zweiten Auto angereist, weil … na ja, das wäre jetzt zu aufwändig zu erklären, auf jeden Fall hatten wir eine Rundreise mit Arbeit, Freizeit und Neujahrsfeier geplant, die nur so hätte klappen können.

Auf diesen MMM freute ich mich ganz besonders. Frau und Herr VeranstalterIn, Biggi und Sascha, sind mir in den letzten Jahren richtig ans Herz gewachsen, nicht nur wegen der Läufe auf den MMM’s und ihrer Teilnahme beim RheinBurgenWeg-Lauf, sondern auch, weil beide auch auf Facebook eine richtig gute Figur machen. Manchmal, denke ich, macht es doch Sinn, über ein wenig Bildung und Herzlichkeit zu verfügen.MMM

Ich hatte auch sehr lange vor dem MMM schon meinen Facebook-Titelbild auf diesen MMM hin geändert und entgegen meiner sonstigen Angewohnheit hatte ich sogar die vorläufige Teilnehmerliste studiert. Spät zwar, aber immerhin.
Und ich war sehr erstaunt. War der MMM doch bislang eine Veranstaltung ausgewählter verstrahlter Laufdeppen wie mich gewesen, alles Leute, denen am Sonntag vor Weihnachten nichts besseres einfällt, als sich vor dem Christbaumschmücken zu drücken. In 2013 war aber alles anders. Die Teilnehmerliste war ellenlang, so lang, dass die ursprünglich avisierte Teilnehmerzahl deutlich nach oben korrigiert werden musste.
Es wurde eine Warteliste eingerichtet, aber die Unglücklichen, die darauf landeten, wurden noch vorweihnachtlich beglückt und sind doch alle noch auf die richtige Liste nach oben gerutscht. Mehr als 70 Teilnehmer waren es wohl, rund drei Mal so viele wie bei den letzten Läufen.
An der Strecke, die optisch nun wirklich wenig zu bieten hat, kann das nicht liegen. Fünf Runden mit jeweils 9 Kilometern ohne echte Highlights, mit zwei Rampen bergauf, einer Rampe bergab, unter anderem der großen Mainzer Theodor-Heuss-Brücke zur Innenstadt, nichts Besonders jedenfalls.
Vielleicht aber liegt der Erfolg aber daran, dass Frau und Herr VeranstalterIn auch anderen ans Herz gewachsen sind?
Vielleicht liegt der Erfolg auch daran, dass zwar kein Startgeld erhoben wird, dennoch kann jeder Läufer durch das Füttern der großen Spendensau etwas Gutes für Anita Kinle’s Laufclub 21 tun kann.

Was kann es auch Schöneres geben als beispielsweise das, was Biggi beim Nacht-MMM gezeigt hat: Biggi stand alle fünf langen und dunklen Runden lang am Verpflegungspunkt und sie sah aus wie ein Engel. Ein weißes Engelskleid, Goldfäden in den Haaren, einen goldenen Heiligenschein auf dem Kopf – einfach wunderbar.
Und Sascha zeigt sich oft als Rüstung tragender Römer, mit langem rotem Samtumhang, auch ein echter Hingucker.
Empfangen wirst Du immer wie ein alter Freund. Aber sind wir das nicht alle in der großen Ultraläufer-Familie?MMM_2

Mein RheinBurgenWeg-Partner Achim Knacksterdt, mit dem ich ein außerordentlich langes läuferisches Kerbholz teile, war auch unter den Teilnehmern. Das erste Mal, obwohl er als Mainzer wohl die kürzeste Anreise hatte. Aber in diesen Teil von Mainz verirrt sich wohl der gemeine Mainzer nur selten. Thomas Hagel, Melanie und Steffen Kohler, Esther Miess, die an diesem Tage sogar mal wieder ihren 29. Geburtstag feiern durfte, Mel Zett, der Dauerläufer Klaus Neumann, der Steckenrekordinhaber von 2011 Andy Dyrtz, Markus Liesch, den zu sehen mich besonders gefreut hat, Jens Hilpert, auch so ein RheinBurgenWeg-Lauf – Veteran, mit dem ich auch schon ein mittelgroßes gemeinsames läuferisches Kerbholz teile und, um die Liste nicht endlos werden zu lassen, auch die schnelle Gabi Kenkenberg, meine erklärte Wunschpartnerin für den kommenden PTL im Augsburg.
Die Liste wäre es wert, nahezu endlos weitergeführt zu werden, alle, die ich jetzt nicht erwähnt habe, mögen mir das nachsehen. Die Teilnehmerliste findest Du aber am Ende des Beitrags.

Achim und mein gemeinsames läuferisches Kerbholz zeigt sehr viele gemeinsame Läufe, aber neben einem gemeinsamen Zieleinlauf bei der ersten Austragung des KoBoLT nur zwei Läufe oder Etappen, wo ich vor ihm im Ziel war. Da war die Mittwochs-Etappe vom Swiss Jura Trail von Genf nach Basel 2009. Achims Pech, zu stürzen und sich eine Rippe zu brechen, machte ihm beim Weiterlaufen doch etwas Probleme. Schlecht für ihn, gut für mich …
Apropos Sturz: als Achim dann am darauf folgenden Montag bei seinem Arzt vorbei schaute, damit der sich die Rippe ansehen konnte, da fragte ihn dieser Arzt vorwurfsvoll, warum er denn nicht schon früher bei ihm aufgeschlagen hätte, der Sturz sei doch schon 5 Tage her.
„Weil ich noch 200 Kilometer laufen musste,“ so Achims Antwort. Noch heute biege ich mich vor Lachen, wenn ich daran denke.
Und da war noch der TransGranCanaria 2012, da überholte ich Achim ziemlich am Ende, als er sich ein Mal ein wenig verlaufen hatte. Ansonsten hatte Achim immer die Aufgabe, im Ziel schon das Lager zu richten, die Getränke kühl zu stellen und auf mich zu warten, oft sehr, sehr lange …

Warum Achim den MMM so schnell anging und warum ich ihm eine Runde lang folgte weiß ich nicht genau. Es war einfach schön, auch wenn es gefährlich war. Ich habe leider die fatale Eigenschaft, ein einmal eingestelltes Tempo nicht mehr ändern zu können, nicht nach unten, nicht nach oben. Aber wenn es dann nicht mehr geht, dann müssen kleinere Gehpausen, die dann immer öfter notwendig werden, diesen Makel kompensieren.
Am Ende der ersten Runde zog sich Achim um und ich lief einen kleinen Vorsprung heraus, der auch eine ganze Runde und noch etwas länger hielt. In der dritten Runde, am höchsten Punkt auf der Theodor-Heuss-Brücke, also fast exakt nach der Hälfte der Gesamtdistanz, war Achim wieder bei mir und er begleitete mich ein paar Meter und zog dann vorbei.
Ich sagte ihm, dass er, wenn er das Tempo halten würde, noch die Chance hätte, knapp unter 4:00 Stunden abzuschließen. Am Ende der Brücke musste er sich die Schuhe neu binden, ein Boxenstop zuviel, dachte ich. Ich zog wieder an ihm vorbei und ab dann hatte er ein wenig Probleme, das Tempo zu halten. Ich aber war wie aufgedreht. Und das ging dann bis zum Ende der Südbrücke in der vierten Runde.

Ich bekam zwar keinen Besuch vom „Mann mit dem Hammer“, aber es wurde nun wirklich schwer. Und ich verlor einen Platz bis zum Rundenende und weitere drei Plätze in der fünften Runde. Aber ich konnte, trotz regelmäßiger kurzer Gehpausen, zumindest noch Kilometerzeiten von 6:20 bis 6:30 Minuten realisieren. Und dann, am Ende der fünften Runde, holte ich einen der drei Jungs wieder ein, die mich am Anfang der Runde überholt hatten. Und wir liefen vielleicht zwei Kilometer lang nebeneinander her, um dann Hand in Hand gemeinsam zu finishen. Ein „Rat Race“ wäre auch wirklich unangemessen gewesen.

Die 4h-Marke schaffte ich nicht, das zu erwarten wäre auch vermessen gewesen, aber mit 4:08 Stunden war ich viel, viel besser als erwartet, deutlich besser als bei den ersten drei Starts und ein paar Minuten vor Achim.
Und das wird auf dem gemeinsamen läuferischen Kerbholz mit einem roten Ausrufezeichen besonders hervor gehoben …

Beim KoBoLT noch hatte ich Achim am VP2 alleine weiterlaufen lassen, beim MMM aber passte bei mir alles.
Und die Moral von der Geschicht: je weniger ich trainiere, desto schneller laufe ich.
Das macht doch Mut und Zuversicht, danach will ich mein zukünftiges Training ausrichten. Couch statt Laufschuhe, dann klappt es auch mit dem PTL!

Anschließend fuhr ich nach Gengenbach bei Offenburg, zu meinen Eltern. Meine Familie informierte ich schon vorweg von dem unerwartet guten Ergebnis.
Und meine Gabi? Siedachte wohl an die unsägliche Serie im  Privatfernsehen sagte nur: „Mein Mann kann …“
Wenn das keine Motivation ist!
MMM_3

Der Eiswein, die stade Zeit, der Weihnachtsmarkt und der Glühwein

Jedes Jahr, wenn der Eiswein gelesen wird, dann ist es schon kalt. Der Spätherbst hat eingesetzt, mit Nachtfrost und mit kurzen Tagen. Es ist die ruhige, oder wie sie die Bayern nennen, „stade Zeit“, die Zeit der Besinnung und der Vorbereitung auf die bevorstehenden Weihnachtstage.
Es ist die Zeit der abendlichen Weihnachtsmärkte, der heißen gebrannten Mandeln, der klebrigen Zuckerwatte und des massenweise Konsums von Glühwein. Familien und Freunde gehen gemeinsam aus und Einzelne nutzen die Gelegenheit, die letzten Geschenke für den Heiligen Abend zu erstehen.
All das passiert auch auf dem ganz besonders schönen und edlen Weihnachtsmarkt in Baden-Baden. Nur eine weitere Besonderheit gibt es dann auch noch dort:

Am dritten Advent laufen dort Dutzende von redseligen, müden und erschöpften Läufern ein, von denen die meisten schon 65 Kilometer und 1.800 Höhenmeter in den Beinen haben. In Offenburg gestartet, als Gruppe über Stunden durch den kalten Regen des Samstags gelaufen, geredet und gescherzt, ist der abschließende Einlauf auf den Baden-Badener Weihnachtsmarkt für viele der Abschluss eines mehr oder weniger aufregenden und anstrengenden Laufjahres und das Umschalten auf den „Weihnachtsmodus“, in dem alles ruhiger vonstatten geht, familiärer und harmonischer.

Traditionell um 8 Uhr in der Frühe startet die Truppe des von Brigitte und R(ud)olf Mahlburg organisierten und geführten Gruppenlaufs vom Offenburger Hauptbahnhof aus. Viele der Läufer haben zuvor in der Tullahalle in Brühl übernachtet, dort, wo dann einen Tag später auch die Abschluss-Veranstaltung mit einem gemeinsamen Abendessen und natürlich auch badischem Eiswein stattfindet. Dort hat man sich nach einem Jahr wieder gesehen, erneut begrüßt, die jeweilige Laufagenda gegenseitig abgefragt und über das kommende Laufjahr philosophiert. Man hat gemeinsam gelacht und ist gemeinsam früh schlafen gegangen, um früh wieder fit zu sein für die Morgentoilette, das zeitige Frühstück und die Fahrt nach Offenburg durch das Ende der Nacht.

Ein Vertreter der Stadt Offenburg hält eine kleine Rede und wünscht den Läufern Glück und Erfolg, die Drop-Bag Taschen werden eingesammelt, die dann an jedem Verpflegungspunkt aufwändig wieder ausgebreitet werden, damit jeder Läufer nahezu jederzeit an seine persönlichen Gegenstände heran kommt. Ein Gruppenfoto, ein paar nette Worte von Rolf Mahlburg über den Sinn und Zweck des Laufs, über die karitative Wirkung des Laufs und über die beiden Hilfsorganisationen, die in diesem Jahr den Erlös des Laufs erhalten. Die Aktion ABC (Aktion Benni & Co.) ist traditionell immer dabei – und das ist gut so.

Für mich sind Gruppenläufe immer die einmalige Gelegenheit, alte Kontakte zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen. Gerade der Eisweinlauf ist dabei fast schon ein Familientreffen, wie ich es 2009 einmal hier an dieser Stelle beschrieben habe (Link zum damaligen Artikel hier …).
Auch 2013 versprach die Teilnehmerliste interessante Gespräche und liebevolle Umarmungen. Besonders gefreut habe ich mich dabei auf die erste Teilnahme des großartigen Ultraläufers Rainer Wachsmann aus Münster, mit dem ich über die wenigen Monate gemeinsamer Arbeit im Jahr 1996, über die gemeinsamen Freunde außerhalb der Läuferwelt und natürlich auch über unser langjähriges gutes Verhältnis reden konnte.
Ihn hatte ich zuletzt auf der legendären Treppe in Radebeul gesehen, das war aber nicht bei meinem erfolgreichen Finish in 2013, sondern deutlich früher. Manche Läufer sieht man eben eher selten im echten Leben, dafür umso häufiger auf den Teilnehmerlisten diverser Ultramarathon-Veranstaltungen auf diesem kleinen Planeten.

2013 hat erstmals Rolf Mahlburg auf seinen Start und die Führung der Truppe verzichtet, um sich mal „backstage“ auch um die Verplegungspunkte und die allgemeine Logistik zu kümmern. Brigitte Mahlburg hat stattdessen die Frontfrau gegeben und sie hat diese Aufgabe mit Bravour erledigt. Es war nicht nur so, dass wir Rolf nicht vermissten, sie brachte einen Zug in die recht homogene Läuferschar, der zu einem pünktlichen Erscheinen der weit über 100 Menschen auf dem wohlig warmen Baden-Badener Weihnachtsmarkt geführt hat.
Und wenn diese über 100 Menschen, meist mit Kopflicht bewaffnet und mit einer Sicherheitsweste bekleidet, als Gruppe dort einlaufen und ihren Weg durch die meist wohlhabenden Baden-Badener Weihnachtsmarktbesucher bahnen, wenn dann der Bürgermeister der Stadt diese Läufer in einer kleinen Rede lobt und die Weihnachtsmarktbesucher sich ob der übermenschlichen Leistung dieser Läufer, die gesamte Strecke von Offenburg bis nach Baden-Baden zu Fuß bewältigt zu haben, gewissermaßen bekreuzigen, klatschen und später immer wieder nach den Details des Laufs fragen, dann ist das schon ein Top-Termin, das so auch als Top-Termin im Führer zum Baden-Badener Weihnachtsmarkt explizit eingedruckt ist.Top-TerminFür die Läufer gibt es dort entweder heißen „alkoholfreien Glühwein“ oder eben die alkoholhaltige Version davon, einen leckeren Weckmann und viel Zuspruch. Zudem weiß jeder der Läufer, an diesem Tag nicht nur etwas für sich und seine Muskeln getan zu haben, sondern auch angesichts von zwei symbolischen Schecks von insgesamt 10.000 EUR für die beiden ausgewählten Hilfsorganisationen, etwas für kranke Muskeln, für kranke Menschen getan zu haben, für Menschen, deren größtes Glück es wäre, gesund und lange solche Läufe machen zu können.
Für mich gab es noch etwas Anderes: der großartige Klaus Duwe stand dort, mit seiner Kamera bewaffnet. Und er gönnte mir ein eigenes Foto, bestimmt werde ich es irgendwann auch zu sehen bekommen …

Auch einige der anderen Läufer ließen mein kleines Herz tanzen. Da war beispielsweise wieder Andreas Siebert dabei, erstmals auch der „Italiener“ Luigi Albergo, da war mein Laufpartner aus der marokkanischen Wüste, Tilmann Markert, dabei und so viele Andere, die ich nicht alle erwähnen kann. Obwohl auch die es Wert wären, genannt zu werden. Alles aber geht halt nicht.

Der Eisweinlauf selbst ist mit seinen 5 hervorragend ausgestatteten Verpflegungsstellen in Durbach Schloß Staufenberg, Tiergarten Fatima Kapelle, Sasbachwalden, Burg Windeck, Neuweier Kirche schon etwas ganz Besonderes. Da gibt es alles zu essen und zu trinken, was das Läuferherz begehrt. Ob Schokolade oder Gewürzgurke, ob vegetarische Bouillon oder Fleischbällchen, ob Käse oder Schaumküsse, es ist einfach alles da. Und ob Du mit oder ohne Alkohol trinkst, Du kommst bei Glühwein, Bier, Wasser, Cola und Tee auf jeden Fall auf Deine Kosten.
Und immer wieder wird der lange Stand neu vom Team auf- und wieder abgebaut, die Drop-Bags werden für den Zugriff der Läufer verteilt und all das erledigt ein kleines Team emsiger Helfer, denen eigentlich der Dank der Läufer und der Weihnachtsmarkt-Besucher gehören müsste.

Die Strecke des Eisweinlaufs führt rauf und runter über die Höhen des Schwarzwaldes und in die Täler des Rheingrabens. Dabei werden Orte durchquert wie Oberkirch oder Sasbachwalden. Und immer, wenn es auch nur annähernd gefährlich werden könnte, steht ein Auto des Veranstalters quer, damit die Läufer gepudert und gepampert sicher und weich ihren Weg nehmen können.
In Baden-Baden dann wird die große Läuferschar dann von einer Polizei-Eskorte durch die nächtliche Stadt bis zum Kurgarten geführt, vorbei an mondänen Villen und prachtvollen Klinken, vorbei an einem großen Gebäude des SWR und hinunter in eben jenen Kurgarten. Und kurz davor stoßen sogar noch einige Walker dazu, die die Strecke im Gänze oder in Teilen mit Stöcken begangen haben. Dann ist die Gruppe riesig, die Aufregung spürbar und der Hunger der Läufer groß.

Der Eisweinlauf ist für mich der Lauf, den ich am häufigsten bislang von allen Läufen wiederholt habe und der, den ich wahrscheinlich immer wieder wiederholen werde, bis zum Ende meiner Läufertage. Und so trägt mich das Bild vom nächtlichen Abstieg in Baden-Baden und vom glitzernden Weihnachtsmarkt wieder ein ganzes Jahr lang und ich freue mich jedes Jahr aufs Neue vor, bis die „stade Zeit“ wieder anbricht, der Nachtfrost kommt, der Eiswein gelesen und der Eisweinlauf gelaufen wird.

Mein 2010 – ein persönlicher Jahresrückblick …

Steffen Kohler und viele andere sind schneller als ich, Yogi Schranz und viele andere haben gewaltigere Dinge hinter sich als ich, Gerhard Börner und viele andere haben mehr Bergerfahrung als ich, Norman Bücher und viele andere haben spektakulärere Events hinter sich als ich, Jack B. Liver und viele andere haben längere Strecken nonstop gelaufen als ich und Joe Kelbel und viele andere haben mehr „Marathons und länger“ gelaufen wie ich.

Ich weiß, dass ganz viele unserer gemeinsamen und meiner lieben Lauffreunde höher kamen, weiter und schneller liefen, erfolgreicher waren, spektakulärere Event bestritten haben und insgesamt in 2010 besser waren als ich – und doch finde ich, das das Jahr 2010 mein Laufjahr war.


In den Jahren 2008, 2009 und 2010 wuchs ich vom „Marathoni“ zu einem, der Strecken läuft, die ich mir selbst vor einigen Jahren noch nicht zugetraut hätte.
Begonnen hat alles mit der Vorbereitung des TransAlpineRuns 2008, wo ich zwangsweise längere Strecken testen musste. Und durch den TransAlpineRun 2008 erhielt ich 3 UTMB Punkte, von denen ich bis dahin nicht einmal wusste, dass es sie gab und was sie bedeuten.
Erst Bernie Conradt’s  Hinweis, dass ich nun auch den UTMB probieren sollte, führte 2009 zu den langen Strecken um die 100 Meilen, aber erst 2010 kamen Herausforderungen, die ich jetzt, am Ende dieses Jahres, kaum noch zusammen bekomme.

War Jens Vieler’s TorTOUR de Ruhr mit ihren 230 Kilometern wirklich erst dieses Jahr im Mai? Und die sieben Wüstentage des Marathon des Sables – waren die auch in diesem Jahr? Ich war in Nizza beim Canyon du Verdon, in Chamonix beim PTL und in Verbier beim Verbier St. Bernard, ich war auf dem Kilimanjaro-Gipfel und dem Kilimanjaro-Krater, in Rom und Davos, gleich drei Mal in Dresden und in Brugg/CH – ein wirklich unglaubliches Jahr.

Eine besondere Freude war dabei, dass ich Menschen kennen gelernt habe, die ich vorher nur im weltweiten Netz erleben konnte. In Brugg war das Guido Huwiler, in Troisdorf waren es mit MissMonster und Melanie und Steffen Kohler gleich drei „virtuelle“ Menschen, die zu „realen“ Menschen wurden. Den Abschluss machte dann Anne aus Offenburg, die beim Eisweinlauf ein reales Gesicht für mich bekam.

Ich lief mit Hauke König und Susanne Alexi auf dem Elberadweg, mit Martin Raulf auf dem Ruhrradweg, mit Jeffrey Norris und Joey Kelly in Löningen, ich lief mit Steffen Kohler in Bad Berleburg und mit Achim Knacksterdt auf dem Rheinsteig.

Aber nicht alles in 2010 war läuferisch zufrieden stellend. 2010 ist für mich leider auch das Jahr von vier DNF’s. Beim Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon, beim Canyon du Verdon, beim Verbier St. Bernard und beim PTL erreichte ich das Ziel, mein Ziel, nicht. Waren es beim Sächsischen Mt. Everest Treppenmarathon noch die entzündeten Fersen, beim Canyon du Verdon die Sorge um meine Frau Gabi, so war es beim Verbier St. Bernard oben am Großen St. Bernard der unglaubliche Regen, aber spätestens beim PTL aber musste ich begreifen, dass nicht jedes Ziel, dass ich erreichen will, für mich auch wirklich erreichbar ist. Die Fähigkeit jedes Körpers ist begrenzt, meine Grenzen habe ich dieses Jahr in Chamonix kennen gelernt.
Ob hier mehr Training für bessere Resultate sorgt?
Das wünsche ich mir für 2011.
Bessere Resultate wünsche ich mir aber auch für die Politik. Hier war 2010 wieder ein Jahr, in dem die politische Führung deutlich gemacht hat, dass sie einerseits mit den Realitäten überfordert ist, andererseits von den führenden wirtschaftlichen Eliten an der Nase herum und vor uns als Publikum vorgeführt wurde.
Kritik daran wird allerdings nicht erst seit Zensursula Stück für Stück erschwert. George Orwell hätte seine Freude daran, sein Bestseller „1984“ hatte offensichtlich nur den falschen Titel, „2024“ wäre wohl richtig gewesen. Verlassen können wir uns aber darauf, dass „Big Brother“ Stück für Stück Realität wird.

Und während sich die Welt streitet, ob die Thesen von Thilo „Wunderlich“ mit dem scharfen Sarrazinen-Schwert richtig sind, ob es ein Skandal ist, dass ein junger Unteroffizier 250.000 vertrauliche, geheime und streng geheime Dokumente irgendwo auf der Welt einfach auf einen USB Stick laden kann oder ob es der Skandal ist, dass jemand diese geheimen Informationen öffentlich macht, laufen wir alle weiter und hoffen, am Ende des Weges auf eine Welt zu treffen, die besser ist als die, in der wir losgelaufen sind.

Eine Welt, in der die Menschen gebildeter sind, nachhaltiger wirtschaften, gesünder leben und sich nicht so schrecklich abhängig machen von dem, was der „income shortener“ (Joseph Mc´Clendon III. bei Tony Robbins „UPW“ über den Fernsehapparat) ihnen täglich als Wahrheit vorlügt.

Aber weil das alles wohl noch sehr lange dauert, laufe ich wohl auch noch viele Jahre nach dem Jahr 2011. In diesem kommenden Jahr jedoch teste mich bei richtig „langen Kanten“ wie dem „TRA Thames Ring Race“, schwierigen und langen Bergläufen oder einfach bei eiskalten Spaßläufen wie dem „Tough Guy“ in Wolverhampton.

Und irgendwann wird dann die Welt besser sein.